MARKT-AUSBLICK/DAX auf Bodensuche nach dem "Liberation Day"

04.04.25 13:28 Uhr

Von Manuel Priego Thimmel

DOW JONES--Der Schock sitzt tief. Am von US-Präsident zum "Liberation Day" erkorenen 3. April hat Donald Trump die Welt mit Zöllen überzogen. Diese sind schlimmer als erwartet ausgefallen. So werden auf Einfuhren aus fast allen Ländern pauschale Zölle von 10 Prozent erhoben, hinzu kommen noch länderspezifische reziproke Zölle. Der Volatilitätsindizes machte einen Satz nach oben, die Börsen brachen weltweit ein und der in der Vergangenheit als sicherer Hafen geltende Dollar wurde abverkauft.

Wer­bung

Bis zuletzt hatten Anleger gehofft, dass Trump bluffen werde, denn immerhin werden die US-Konsumenten die Hauptlast der stagflationären Zollpolitik ihres Präsidenten zu tragen haben. Die Deutsche Bank erwartet für das laufende Jahr nur noch ein US-Wachstum von unter 1 Prozent nach bislang 2,2 Prozent. Zugleich rechnen die Analysten mit einem Anstieg der Kerninflation auf 4 Prozent. Dennoch preisen die Märkte nun 4 Zinssenkungen in den USA 2025 ein.

EU bleibt offen für Verhandlungen

Die Auswirkungen auf Europa sollten geringer ausfallen. Hier geht die Deutsche Bank von einem um 0,4 bis 0,7 Prozentpunkten niedrigerem Wachstum aus. Allerdings dürfte der Preisdruck in der Eurozone tendenziell nachlassen, was die Arbeit der EZB erleichtern würde und es dieser ermöglichen sollte, die Zinsen ebenfalls viermal im laufenden Jahr zu senken. Auch der seit Jahresbeginn stark aufwertende Euro spricht für eine eher lockere Geldpolitik durch die Währungshüter.

Wer­bung

Allerdings ist unklar, ob es bei den aktuellen Zöllen bleiben wird. Das hängt unter anderem davon ab, wie die Handelspartner der EU reagieren werden. Die EU hat eine entschiedene, aber besonnene Reaktion angekündigt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die US-Zölle in einer ersten Reaktion bedauert und die negativen Folgen für die Weltwirtschaft herausgestellt. "Sie scheint die Tür für Verhandlungen aber offenhalten zu wollen", so die Commerzbank.

US-Preisdaten wohl ohne Aussagekraft

Der Ausgang der Verhandlungen wird auch davon abhängen, wie stark die US-Wirtschaft selbst von einem zugespitzten Handelskonflikt in Mitleidenschaft gezogen wird. "Die unmittelbare Reaktion der Finanzmärkte zeigt, dass man hier einen größeren Schaden befürchtet. "Die rabiate und erratische Wirtschaftspolitik zerstört Planungsgrundlagen und führt dazu, dass sich Unternehmen und Verbraucher zurückhalten", so die Commerzbank weiter.

Wer­bung

Den in der kommenden Woche anstehenden US-Preisdaten kommt in dem aktuellen Umfeld kaum eine Bedeutung zu, und das obgleich sie tendenziell positive Nachrichten bereithalten sollten. Denn der Inflationsdruck sollte im März wegen niedrigerer Benzinpreise nachgelassen haben. Die Freude darüber dürfte aber nicht lange währen, denn die Unternehmen werden die wegen der neuen Zölle höheren Kosten an die Konsumenten weiterreichen. Letztlich zahlen diese die Zeche.

VIX steigt auf höchsten Stand seit Sommer 2024

Die neuen Zölle haben das Zeug, die Unternehmensgewinne zu belasten. Laut Commerzbank rechnen Unternehmensanalysten bislang mit einem DAX-Gewinnwachstum von 8 Prozent für 2025 und 13 Prozent für 2026. "Doch die unerwartet aggressiven Zollpläne der Trump-Administration könnten diese Erwartungen ins Wanken bringen." Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Zölle auch wieder gesenkt werden, was die Unternehmensgewinne stützen sollte.

Wie es weitergeht an den Börsen, ist aktuell kaum vorhersehbar. So sieht etwa die Bank of America für europäische Aktien weiteres Abschlagsrisiko von 10 Prozent. Andererseits bleibt die DZ Bank bei ihrem Jahresendziel von 26.000 Punkten für den DAX. Für Anleger keine leichten Zeiten. In der Vergangenheit waren Volatilitätspitzen häufig günstige Kaufgelegenheiten - der VIX ist am Vortag auf 30 gestiegen, der höchste Stand seit den Verwerfungen im Sommer 2024.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/flf

(END) Dow Jones Newswires

April 04, 2025 07:28 ET (11:28 GMT)