Interview Exklusiv

Gottfried Heller: Der Euro ist mit den Südländern nicht existenzfähig

18.06.12 12:27 Uhr

Fiduka-Chef Gottfried Heller warnt vor Zugeständnissen an die Griechen und rät im Interview mit Euro am Sonntag angesichts wachsender Inflationsgefahren zu Investments in Sachwerte wie Aktien.

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Aktien

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Devisen

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Indizes

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19.884,8 PKT -85,1 PKT -0,43%

465,6 PKT -0,7 PKT -0,14%

183,4 PKT -0,3 PKT -0,14%

42.840,3 PKT 498,0 PKT 1,18%

501,2 PKT -1,1 PKT -0,21%

4.862,3 PKT -16,7 PKT -0,34%

1.436,9 PKT -4,1 PKT -0,29%

6.193,8 PKT -6,9 PKT -0,11%

10.385,7 PKT -37,1 PKT -0,36%

7.657,5 PKT 16,8 PKT 0,22%

16.792,5 PKT -32,7 PKT -0,19%

7.709,6 PKT -26,1 PKT -0,34%

2.915,8 PKT 28,3 PKT 0,98%

5.930,9 PKT 63,8 PKT 1,09%

1.884,2 PKT -4,4 PKT -0,24%

11.392,4 PKT -22,4 PKT -0,20%

15.199,3 PKT -30,9 PKT -0,20%

4.251,0 PKT -69,9 PKT -1,62%

von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag

Euro am Sonntag: Herr Heller, der Markt hat bislang mit einem Plus von einem Prozent eher verhalten auf das Wahlergebnis in Griechenland reagiert. Was bedeutet dieses Wahlergebnis für die Märkte?
Gottfried Heller: Ich habe in den Knochen gespürt, wie das ausgeht. Es war von Anfang an absehbar, dass die Griechen so abstimmen werden, dass ihre Geldquellen nicht versiegen, dass sie uns leider erhalten bleiben. Ich kenne ja diese Schnorrer-Typen: Wer seit Jahrhunderten auf Kosten anderer gelebt hat, der weiß schon, was er tun muss, damit das nicht aufhört. Seit ihrer Unabhängigkeit 1822 haben die Griechen sechs Staatspleiten hingelegt. Die mussten immer gerettet werden. Es war ein Vergehen der deutschen Politik, die in den Euro reinzulassen.

Könnte dieses Ergebnis nicht zumindest vorübergehend die Märkte beruhigen.
Nein. Denn der Wahlsieger Antonis Samaras ist ein unbequemer Verhandlungspartner. Er hat sich bis zum Schluss geweigert, die Sparbeschlüsse zu unterschreiben. Er wird so hart wie möglich verhandeln. Und da Angela Merkel die Panik umtreibt, der Euro könnte platzen, wird man den Griechen Zugeständnisse machen und die Laufzeit der Sparmaßnahmen strecken.

Welche Konsequenzen befürchten Sie?
Wenn man das übertreibt, werden auch die Iren und die Portugiesen kommen und ähnliche Forderungen stellen und Nachlässe fordern. Es ist eine heikle Geschichte. Im Grunde ist der Euro mit den Südländern nicht existenzfähig.

Welche Risiken sehen sie in Ländern wie Spanien oder Italien?
Die Spanier stecken in einem Teufelskreis, weil durch Kapitalflucht und schwächelnde Wirtschaft die Entwertung ihrer faulen Immobilien weitergeht und sich die Bilanzen der Banken sich weiter verschlechtern. Ich befürchte, dass auch Spanien komplett unter den Rettungsschirm muss. Und dann bleibt es nicht bei den 100 Milliarden Euro Hilfen, die bislang nur an die spanischen Banken gehen sollen. Dann wird es richtig teuer.

Was müsste geschehen?
Die Kanzlerin wird wohl auf dem EU-Gipfel in Brüssel Ende Juni zusammen mit den anderen Regierungschefs ein Wachstumsprogramm beschließen, das die Märkte beruhigt, die Konjunktur in den nächsten ein, zwei Jahren antreibt und damit auch die Ratingagenturen vorläufig von weiteren Herunterstufungen abhält. Angela Merkel ist von immer mehr Südländern umgeben, die den Stabilitätskurs ablehnen und uns immer stärker in den Inflationssumpf ziehen. Sie wollen ungerührt mehr Inflation, damit ihre Schulden entwertet werden, und die Deutschen sollen das bezahlen.
Mit ihrem fatalen Satz "Scheitert der Euro, scheitert Europa" hat die Kanzlerin den Südländern eine Art Bestandsgarantie gegeben. Sie hat uns dadurch erpressbar gemacht. Jeder deutsche Politiker müsste sagen: der Euro ist kein Unterfangen auf Gedeih und Verderb.

Also lieber den Euro zerbrechen lassen?
Ja.

Und stattdessen? Länder wie Spanien, Griechenland rauslassen, und stattdessen zum Beispiel eine nordeuropäische Kernzone?
Ja. Man hätte von Anfang an so handeln müssen. Man hätte strukturell und leistungsfähig homogene Länder auswählen müssen. Das wären Holland, Finnland, Österreich, Deutschland. Hätte man das gemacht, wären auch Schweden und Dänemark dazugekommen. Aber die haben gesagt, wenn die leichtlebigen Südländer dazukommen, dann wollen wir nicht dabeisein. Stattdessen hat der damalige Kanzler Helmut Kohl gesagt: "Kommet alle her, die ihr mühselig und beladen seid" - und alle Südländer kamen.

Wie sollte sich ein Anleger im aktuellen Umfeld positionieren?
Auf jeden Fall würde ich empfehlen, die Aktienquote zu erhöhen. Ich fürchte, dass die EZB die Zinsen mit Rücksicht auf die schwachen Südländer länger niedrig bei ein bis zwei Prozent halten wird als sie dürfte. Wenn die Wirtschaft anzieht, wird die Inflation in Deutschland in Richtung drei bis vier Prozent gehen. Die Sparvermögen der Deutschen werden damit entwertet mit einem negativen Realzins von ein bis zwei Prozent. Die deutschen Sparvermögen schrumpfen, die Deutschen zahlen damit indirekt für die Schieflagen und die Schulden der Südländer. Die Deutschen haben immer noch 70 Prozent ihres Vermögens in Geld. Sie sollten möglichst schnell umschichten in Sachwerte, in Aktien und Immobilien.

Welche Aktien halten Sie für kaufenswert?
Ich würde in Aktien investieren, die eine internationale Währung darstellen. Zum Beispiel Nestle, McDonalds, Coca Cola, Procter & Gamble, Unilever. Das sind Unternehmen, die weltweit in Wachstumsmärkten vertreten sind. Man sollte ein international diversifiziertes Portfolio anlegen, das eben auch Dollar, Norwegische Krone, Schweizer Franken, chinesische Yuan enthält. Aktien sind im Moment die billigste Anlageklasse.

Können Sie auch deutsche Aktien empfehlen?
Deutsche Aktien jederzeit. BASF, Bayer, vielleicht auch Daimler, die sind auch international tätig, Linde. Speziell deutsche Aktien, die einen großen Teil ihrer Erträge international erwirtschaften, die nicht auf Deutschland allein angewiesen sind. Also nicht unbedingt Einzelhandel, und von Banken sollte man grundsätzlich die Finger lassen.

Was ist mit Anleihen?
Die zählen auch zu den Geldwerten, deshalb sollte man auch aus dieser Anlageklasse so schnell wie möglich raus, besonders aus langlaufenden Bundesanleihen. Deren niedrige Rendite von zuletzt 1,5 Prozent war nur eine kurzfristige Währungsspekulation wegen der Wahlen in Griechenland. Unternehmensanleihen, die auch relativ niedrige Renditen abwerfen, sind nicht mehr besonders attraktiv.

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