Dirk Müller: Die Risiken an den Aktienmärkten überwiegen
Mr. Dax kritisiert im Interview die fehlende Thematisierung der Finanzkrise im Wahlkampf. Die Politik der Notenbanken bezeichnet er als „Tanz auf dem Vulkan“. Seine Anlagestrategie: Rein in Realwerte.
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von Benjamin Summa
Herr Müller, Angela Merkel hat es geschafft, die Eurokrise weitestgehend aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Wie wird es bei diesem Thema nach der Bundestagswahl weitergehen?
Es ist ein Skandal erster Güte, dass dieses wichtige Thema kaum im Wahlkampf thematisiert worden ist. Der Euro ist keine Ideologie, sondern ein in eine tiefe existenzielle Krise geratenes wirtschaftliches Konstrukt – nicht mehr, nicht weniger. Über die Zukunft dieses Konstrukts sollte man offen reden dürfen. Ansonsten können Probleme und in der Folge Lösungsvorschläge auch nicht diskutiert werden. Momentan können wir beobachten, dass jeder, der sich kritisch mit dem Euro auseinandersetzt, von einigen Medien und weiten Teilen der Politik diffamiert wird – ein Unding! Wir haben bislang die Strukturprobleme des Euro nicht ansatzweise gelöst und kaum diskutiert. Mit großen Summen und wilden Klimmzügen haben wir die wirtschaftlichen Naturgesetze kurzfristig außer Kraft gesetzt. Das wird sich in absehbarer Zukunft in aller Heftigkeit rächen. Nach der Wahl wird das ganz schnell wieder Thema sein.
Die Partei „Alternative für Deutschland“ hat den Eurokritikern in Deutschland eine Stimme gegeben. Halten Sie einen nachhaltigen Erfolg der AfD für möglich oder wird sie lediglich als eine Protestpartei wahrgenommen und bald verschwinden?
Ich mache ganz bewusst keinen Wahlkampf für die AfD. Ich finde es aber gut, dass sich Bürger aus der Mitte der Gesellschaft Gedanken über die Zukunft der europäischen Gemeinschaftswährung machen und sich durch die Gründung einer Partei am politischen Willensbildungsprozess beteiligen – mit allen Mühen, die damit verbunden sind. Wenn jetzt einige Mitglieder etablierter Parteien „mit der rechten Keule“ Stimmung gegen die AfD machen wollen, dann kann ich mich nur über deren Demokratieverständnis wundern.
Ich kann mir vorstellen, dass die AfD bei der Bundestagswahl weit besser abschneidet, als die Prognosen es erwarten lassen. Mit ihrer fundierten Eurokritik hat die Partei jedenfalls aus meiner Sicht einen Nerv getroffen.
Statistiken zeigen, dass Wahljahre normalerweise keine guten Aktienjahre sind. In diesem Jahr sind der Dax und die Nebenwerte jedoch weiterhin auf Rekordkurs. Welche Chancen, welche Risiken sehen Sie nach der Bundestagswahl für Dax und Co?
Die Risiken an den Aktienmärkten überwiegen. In den Krisenländern der Europäischen Union wurde kein einziges Problem gelöst – viele Länder stecken tief in der Rezession und die Jugendarbeitslosigkeit hat Höchststände erreicht. Die Politik hat sich lediglich Zeit erkauft. Diese Zeit läuft nun ab. In Japan müssen fast 50 Prozent der Steuereinnahmen für die Zinslast des Staates aufgewendet werden. In den USA ist das Thema „Fiskalklippe“ nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Das Land steht in wenigen Wochen wieder vor dem Zahlungsausfall, weil die Schuldengrenze erreicht wird und keine Einigung zwischen den Demokraten und Republikanern in Sicht ist. Die chinesischen Wirtschaftsdaten sind mehr als zweifelhaft und die dortige Immobilien-und Kreditblase beängstigend.
Die Chancen gründen einzig und allein auf der Geldmengenausweitung der Notenbanken. Es bleibt abzuwarten, wie lange dieser Tanz auf dem Vulkan noch gut geht. Es kann noch Jahre gut gehen oder morgen hochkochen, das kann niemand mit Sicherheit sagen. Die jüngste Entscheidung der Fed hat gezeigt, dass die Notenbanken eingesehen haben, dass es keinen einfachen Weg gibt, die Geldmengen wieder auszuschleusen. Sie schaffen es noch nicht einmal, den Zustrom frischer Geldfluten zu drosseln, ohne die Märkte kollabieren zu lassen. Man scheint sich auf ein Vollgas-Voraus auf der Titanic geeinigt zu haben.
EZB-Direktor Jörg Asmussen hat kürzlich klargestellt, dass er trotz des extrem niedrigen Zinsniveaus derzeit keine Inflationsgefahren sieht. Folgen Sie dieser Lesart?
Dieser Einschätzung folge ich absolut nicht. Politiker neigen dazu, immer nur einzelne Aspekte zu betrachten. Es ist richtig, dass wir – jedenfalls nach der offiziellen Berechnung – keine starken Preissteigerungen an der Ladentheke sehen. Aber Jörg Asmussen verschweigt, dass die Inflation seit Jahren schon in einer unglaublichen Größenordnung da ist – sie findet statt im Bereich der Staatsanleihen. Die Preise dieser Papiere sind explodiert und die Zinsen sind entsprechend nach unten gegangen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann diese Billionen in andere Märkte abfließen. Dann sehen wir Preisexplosionen in irgendeinem anderen Markt – bei den Aktien oder bei den Rohstoffen und somit auch an der Ladentheke.
Ihr Credo ist momentan: Sachwert schlägt Geldwert. Wie sieht vor diesem Hintergrund Ihre persönliche Anlagestrategie aus?
Die meisten Anleger haben die Geldwerte in ihren Portfolios noch gefährlich überbewertet. Ich konzentriere mich schon seit Jahren auf Realwerte, ich rate dazu, zehn bis 20 Prozent in physisch anfassbare Edelmetalle zu investieren. Darüber hinaus konzentriere ich mich auf die Beteiligung an guten Unternehmen, die auch in Krisenzeiten Geld verdienen. Und wenn es hart auf hart kommt, sichere ich diese Aktien gegen Kursrückgänge ab.
Wo finden Anleger in den kommenden Monaten konkret Qualitätsaktien?
Ich würde die Finger derzeit von Bank- und Versicherungsaktien lassen. Ich konzentriere mich auf Weltmarktführer in wichtigen Branchen, dazu können folgende Werte gehören: BASF, SAP, Cisco, Konsumgüteraktien wie Coca-Cola und Nestlé. Aber auch Versorger wie E.ON, RWE und GDF Suez, die in den vergangenen Jahren stark unter die Räder kamen, sind mittlerweile wieder interessant – hier kann man ordentliche Dividendenrenditen verdienen.
Laut einer Umfrage der Fondsgesellschaft AXA IM schätzt beinahe die Hälfte der Deutschen ihr Wissen über Finanzthemen als schlecht ein. Die Mehrheit begibt sich deshalb in die Hände von Finanzberatern. Was müsste sich aus Ihrer Sicht in Sachen Qualität bei den Finanzberatungen tun?
Die Deutschen müssen sich künftig weit mehr um ihre Finanzen kümmern, als sie es in der Vergangenheit getan haben. Es geht immerhin um die eigene Altersvorsorge. Weiterhin brauchen wir eine Riege guter, unabhängiger Finanzberater. Steuerberater werden für ihre Tätigkeit ja auch nicht vom Finanzamt entlohnt. Ich plädiere für gut ausgebildete Honorarberater, die nicht von den Produktemittenten bezahlt werden, sondern von den Kunden. Bei den Bürgern muss ein Umdenken stattfinden, sie müssen lernen, dass ihnen diese Leistung auch etwas wert sein muss. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass der Berufsstand der Finanzberater einer strengen Regulierung unterliegt.
Kurzvita
Dirk Müller alias „Mister Dax“ ist einer der gefragtesten Börsenexperten im deutschen Fernsehen. Anfang 2009 erschien sein Beststeller „C(r)ashkurs“, in dem er über die Hintergründe der Börsen- und Finanzwelt aufklärt und Missstände unseres Wirtschaftssystems benennt. Sein zweites Buch „Cashkurs“ schaffte es kurz nach Erscheinen auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Dirk Müller veröffentlicht regelmäßig Marktanalysen auf seiner Website cashkurs.com.
Disclaimer: Der Autor, Benjamin Summa, ist Unternehmenssprecher der pro aurum OHG, München
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