AV Homes: Verdopplungs-Chance!
Prinzipiell ist das Thema in der US-Hausbaubranche die mittel- und langfristige Nivellierung der Margen, man könnte es auch als "return to the mean" bezeichnen.
Bedeutet: Die Gewinnspannen quasi aller börsennotierten Hausbauer nähern sich mit der Zeit immer wieder eng einander an.
Das hängt damit zusammen, ich habe es auch oben bereits geschrieben, dass Hausbau - zumindest in den USA - letztlich ein Rohstoffbusiness ist, was daran liegt, dass es sich bei den Anbietern letztlich um das handelt, was wir in Deutschland als Fertighausbauer bezeichnen würden (vergleiche z.B. Helma Eigenheimbau hierzulande).
Das heißt: Die Kostenstrukturen der Anbieter unterscheiden sich letztlich relativ wenig voneinander. Gewinne werden dann geschrieben, wenn die Volumina an gebauten Häusern hoch sind (Skaleneffekte). Weil viele Anbieter zudem große Landflächen besitzen hängt der innere Wert der Firmen auch von der Entwicklung der Grundstückspreise ab.
Entsprechend kam es angesichts der heftigen zyklischen Ausschläge in den letzten Jahren, allen voran der Immobilienkrise 2008/2009, die ja als Auslöser der weltweiten Finanzkrise gilt, auch zu enormen Schwankungen bei der Profitabilität der Firmen. Teilweise wurden riesige Verluste angehäuft, weil der Markt zeitweise komplett zusammengebrochen ist.
Das gilt insbesondere für AV Homes. Im Jahr 2011 verkaufte das Unternehmen im gesamten Jahr gerade einmal noch 174 Häuser. Mitte der 2000er-Jahre waren es noch rund 2.000 Stück pro Jahr gewesen. In der Folge wurden nicht nur operative Verluste geschrieben sondern auch der Wert der gehaltenen Grundstücke musste weit abgeschrieben werden. Hohe Verluste waren die Folge.
Neben dem Aufblühen des Marktes ist die Verbesserung der Lage auch untrennbar mit der Person von Roger Cregg verbunden, der im November 2012 seinen Posten bei AVHI antrat und das Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad führte. 2015 wurden wieder 1.750 Häuser verkauft, was einen Umsatzanstieg von satten 1.500 Prozent seit 2011 bedeutet. Alleine in 2015 ist die Zahl der Kommunen, in denen man aktiv war, von 24 auf 57 gestiegen.
In Punkto Profitabilität machte man ebenfalls enorme Fortschritte: Von einem Verlust von 29 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 ist man nun bei einer Prognose von plus 25 Millionen US-Dollar im Jahr 2016 gelandet. Die Kosten für Vertrieb und Verwaltung sind von 51 Prozent des Umsatzes in 2012 auf 16 Prozent in 2016 gefallen. Das unterstreicht das, was ich oben geschrieben habe. Volumensteigerungen beim Umsatz können schnell hohe Gewinne bringen.
Nun der entscheidende Punkt: Auf Basis der 2016er-Prognose liegt die Vorsteuermarge von AV Homes nur bei 3,7 Prozent und damit bei weniger als der Hälfte der langjährigen Durchschnittsmarge von US-Hausbauern bei rund 8 Prozent. Genauso wie sich die Marge von LGI Homes auf Grund der im ersten Teil beschriebenen Eigenheiten der Hausbaubranche von oben an diese Markt herantasten dürfte, sollte es AV Homes umgekehrt gelingen, sich von unten anzunähern.
Für jedes Prozent Margenverbesserung dürfte der Vorsteuergewinn aber um rund 7 Millionen US-Dollar steigen. Letztendlich könnte das dann bei Erreichung der Zielmarge zu einem Gewinn von 56 Millionen US-Dollar oder 2,50 US-Dollar je Aktie führen (das Unternehmen hat noch 5 Millionen US-Dollar an aktiven, latenten Steueransprüchen). Diese Zahlen könnten bereits bis 2018 erreicht werden.
Der Buchwert des Unternehmens dürfte bis dahin um weitere 15 Prozent zulegen. Bereits jetzt liegt er über dem Aktienkurs.
Darüber hinaus verfügt AV auch noch über einige Liegenschaften, die nicht zum Kerngeschäft gehören und die veräußert werden könnten. Gelänge ein Verkauf über Buchwert würde dieser zusätzlich ansteigen. Auch die Kapitalrendite sollte danach steigen.
Als Faustregel gilt in der Branche: Kaufe Hausbauer mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von eins und verkaufe sie, wenn das Kurs-Buchwert-Verhältnis über zwei liegt. Das lässt sich aus den Erfahrungen der Vergangenheit ableiten. Bei LGI Homes liegt das Verhältnis inzwischen bei knapp 2,6, bei AV bei 0,88. Dazu passt, dass es bei AV im letzten Jahr mehr Insiderkäufe als -verkäufe gab, während bei LGI die Großaktionäre im großen Stil verkauft haben.
Charttechnisch könnte die Aktie kurz vor dem Ausbruch auf ein neues 52-Wochen-Hoch stehen:
MEIN FAZIT:
AV Homes ist Trend- und Antizyklik-Spekulation in einem. "Trend" hinsichtlich des Chartverlaufs, "Antizyklik" hinsichtlich der Gewinnmargen. Oberhalb von 16,50 US-Dollar ergibt sich ein neues Kaufsignal.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.