Geldanlage-Report Armin Brack

Droht neuer Finanz-Crash!?

30.11.09 08:34 Uhr

Droht neuer Finanz-Crash!? | finanzen.net

Lieber Geldanleger, die Angst kehrt an den Markt zurück, die Angst vor dem Dominoeffekt.

Neben China und Indien galten Dubai, Abu Dhabi, Katar und Co. als die Weißen Ritter, die dank ihres Wachstums und/oder ihrer Finanzkraft die Welt vor der Finanzkrise retten. ,,Nun droht einem der Retter selbst das Aus. Droht jetzt "Finanzkrise - Teil 2"?

Der Begriff "Dominoeffekt" wurde einst von den USA geprägt, um den Vietnam-Krieg zu rechtfertigen. Die These damals: Gibt der erste asiatische Staat dem Werben des Ostblocks nach und "konvertiert" zum Kommunismus, werden Nachbarstaaten ebenfalls umfallen. Es drohe dann ein Dominoeffekt, der das globale Kräfteverhältnis zwischen Kapitalismus und Kommunismus zugunsten des Kommunismus kippen könnte.

Pessimisten unken nun, dass der Liquiditätsengpass in Dubai, hervorgerufen durch die enorme Verschuldung von 80 Milliarden US-Dollar, auch erst der Anfang der Probleme in der Region sein könnte. Was, wenn Abu Dhabi und Katar als nächstes folgen, so die Gedanken der Anleger.

Und weiter: War da nicht was mit Katar? Genau, Katar ist schließlich Großaktionär von Daimler und auch bei Porsche ist das Land involviert. Börsianer sind dann immer schnell bei der Hand mit entsprechenden Reaktionen: Sofort rauschten beide Aktien am Donnerstag in der Spitze mit über fünf Prozent in die Tiefe.

Doch auch am Gesamtmarkt herrschte fast schon Panik. Weil gleichzeitig auch Meldungen über eine eventuelle Ratingabstufung bei der Deutschen Bank die Runde machten, herrschte Alarmstufe Rot. Die Aktien der größten deutschen Bank fielen um über sechs Prozent.

Auch über Nacht hatten sich die Märkte noch nicht beruhigt. Am Freitagmorgen fiel der NIKKEI in Japan um über drei Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Juli. Noch mehr Sorgen machte japanischen Investoren aber der Yen, der gegenüber dem US-Dollar auf ein neues Fünf-Jahres-Hoch gestiegen ist.

Gegenüber den meisten anderen Währungen konnte der Dollar allerdings zulegen. Die Rallye an den Rohstoffmärkten wurde jäh beendet, Öl fiel um über fünf Prozent, sogar der Goldpreis kam deutlich zurück. Die Flucht in den Dollar und Staatsanleihen und der Verkauf von Risikopapieren: Kurzfristig sah es am Markt tatsächlich danach aus, als würde die Finanzkrise tatsächlich mit Vehemenz zurückkommen.

*Erst handeln, dann überlegen

"Erst handeln, dann überlegen" war das Motto der Börsianer. Kaum verwunderlich, dass auch der US-Markt nach dem Thanksgiving-Feiertag im verkürzten Freitagshandel sehr schwach eröffnete. Doch sofort im Anschluss setzen Käufe ein, die sich dann ausweiteten. Nach zwei Handelsstunden notierten die großen US-Indizes gerade noch ein Prozent im Minus. Das ist vor dem Hintergrund, dass Dow Jones und Co. wegen des Feiertags die Verluste vom Vortag noch gar nicht nachvollzogen hatten, geradezu sensationell wenig.

Meiner Ansicht nach sind diese Kursbewegungen sentimenttechnisch zu erklären. Ich hatte ja an dieser Stelle bereits mehrmals über die extreme - und nachvollziehbare - Unsicherheit der Anleger bzw. der US-Börsenbriefschreiber berichtet. Bei der kleinsten negativen Nachricht wird die Flucht aus Aktien angetreten. Das führte dazu, dass Stimmungsindikatoren wie der des Hulbert Financial Digests angesichts der enormen Rallyebewegung seit dem Frühjahr ungewöhnlich tief standen.

Ein schlechtes Sentiment ist aber immer antizyklisch zu interpretieren. Gefährlich wird es erst dann, wenn die Märkte fallen, aber die Stimmung trotzdem gut bleibt, obwohl fast alle Anleger bereits investiert sind.

Momentan scheint aber genau das Gegenteil der Fall zu sein, weswegen wir das typische Phänomen des Marktes haben, der an einer Wand der Angst empor klettert (Wall of Worry). Nun hatte die Angst fast schon wieder panikartige Züge angenommen - und prompt dreht der Markt wieder.

*Fundamentale Gründe für den erneuten Trendwechsel

Doch auch aus fundamentaler Sicht herrscht kein Grund in Depression zu verfallen. Die oben angesprochene Domino-Theorie ist nämlich absoluter Quatsch. Abu Dhabi und Katar beispielsweise, haben wesentlich weniger stark investiert als Dubai und schwimmen nach wie vor in Petrodollars, die auf den staatlichen Banken liegen.

Bereits in der Vergangenheit war Abu Dhabi dem größenwahnsinnigen Dubai zur Hilfe gesprungen - und die Mittel reichen locker aus, um es diesmal erneut zu tun.

Auch die möglichen Verluste westlicher Banken durch Direktinvestments in Dubai sind überschaubar. Für deutsche Banken wird insgesamt in den Schätzungen ein Betrag von zehn Milliarden US-Dollar genannt. Das sind letztlich Peanuts. Die Deutsche Bank hat genauso wie die Commerzbank keine bis unerhebliche Investments in Dubai.

Auch dem Emirat Katar geht es bestens. Spekulationen über Notverkäufe der Anteile an Daimler oder Porsche sind daher völlig aus der Luft gegriffen. Auch Berichte über angebliche Probleme des im MDAX notierten Baukonzerns Hochtief wegen des Engagements seiner australischen Tochter Leighton in Dubai erwiesen sich als absolut überzogen.

Hochtief gab bekannt, die ausstehenden Forderungen von Leighton in Dubai lägen bei unter 20 Millionen australischen Dollars. Hochtief wiederum hält nur einen Anteil von 45 Prozent an Leighton. Auf Hochtief selbst sind die Auswirkungen verschwindend gering.

MEIN FAZIT:

- Die Märkte dürften bereits in Kürze wieder zur Normalität bzw. Realität übergehen.

- Die Realität heißt momentan Bullenmarkt. Dieser ist zwar teilweise liquiditätsgetrieben, aber ein Trendwechsel ist angesichts auch künftig extrem niedriger Leitzinsen nicht in Sicht.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.