Geldanlage-Report Armin Brack

CANSLIM-Aktien mit neuen Ausbrüchen

27.04.15 12:11 Uhr

CANSLIM-Aktien mit neuen Ausbrüchen | finanzen.net

Während der Druck auf den DAX bei zunehmenden Intraday-Schwankungen zunimmt (wichtige Unterstützungsmarken sind 11.675 und 11.620 Punkte) markierte der NASDAQ Composite am Donnerstag ein neues 52-Wochen-Hoch und schloss so hoch wie nie zuvor in seiner Geschichte.

Werte in diesem Artikel
Aktien

78,05 EUR -1,55 EUR -1,95%

47,04 EUR -2,60 EUR -5,24%

Bis zum Intraday-High bei 5.132 Punkten vom 10. März 2000 fehlen aber noch ein paar Pünktchen.

Ich stelle Ihnen heute die stärksten Trend-Aktien vor, die in den vergangenen beiden Tagen auf neue 52-Wochen-Hochs ausgebrochen sind. Im 1. Teil werden die deutschen Werte seziert, im 2. Teil die US-Breakouts.

Wichtig dabei: Es geht hier nicht um reine Charttechnik sondern um die Kombination aus Charttechnik und Fundamentaldaten. Sie kennen meine Einstellung: Nur wenn beide Grundpfeiler der Aktienanalyse grünes Licht geben, ist der Kauf von Ausbrüchen erfolgsversprechend. Die CANSLIM-Strategie wird hier ausführlich erläutert.

Im Wesentlichen geht es darum, die Aktien zu kaufen, die Umsätze und Gewinne am schnellsten und nachhaltigsten steigern, revolutionäre neue Produkte oder Ideen am Start haben, marktführend in ihrer Branche sind, eine gute Volumendynamik aufweisen und aus Konsolidierungen auf neue 52-Wochen-Hochs ausbrechen.

Legen wir los...

Neue Ausbrüche auf 52-Wochen-Hochs bei diesen deutschen Werten

Interessant ist, dass in letzter Zeit wieder vermehrt Aktien aus dem Rohstoff-Sektor Lebenszeichen von sich geben. Ich denke hier an Titel wie Südzucker, K&S oder Salzgitter.

Letztere sind ja mit 25 Prozent an Aurubis (ehemals Norddeutsche Affinerie) beteiligt, einem der weltweit größten Kupferproduzenten und Kupferrecycler. Aurubis ist in Deutschland quasi die Führungsaktie unter den Rohstoffwerten. Bereits seit Ende 2014 geht es steil bergauf und nun hat das MDAX-Mitglied auch sein Allzeit-Hoch vom Februar 2013 geknackt.

Das Interesse institutioneller Investoren nimmt zu. So hat die norwegische Zentralbank (Norges Bank) den Anteil an Aurubis am 10. April auf über drei Prozent ausgebaut.

Die Analysten sind sich noch uneins. Während HSBC das Kursziel vergangenen Freitag geringfügig auf 60,70 Euro gesenkt hat, weil man dort sinkende Kupferpreise erwartet, sieht das Warburg Research komplett anders: Hier hat Analyst Eggert Kuls das Kursziel von 60,50 auf 67,50 Euro deutlich angehoben:

Er rechnet nun im zweiten Quartal mit einem höheren Vorsteuerergebnis und im Gesamtjahr 2014/2015 gar mit einer Ergebnisverdopplung. Als positive Einflussfaktoren sieht er gestiegene Verhüttungsgebühren im Recycling-Geschäft und anziehende Gewinne im Metall-Geschäft. Hinzu kämen positive Währungseffekte und niedrigere Zinsbelastungen.

Weit hinterher hinken unterdessen Morgan Stanley mit einem Kursziel von nur 48 Euro. Analyst Alain Gabriel fürchtet die Überkapazitäten im Sektor.

Der heutige Ausbruch der Aktie ist wohl auf die deutliche Erhöhung des Kursziels von 55 auf 63 Euro zurückzuführen. Die Bewertung der Aktie sei attraktiv. Die Quartalszahlen, die am 11. Mai veröffentlicht werden, dürften stark ausfallen, hieß es aus Frankfurt.

Wie geht man nun als Privatanleger mit diesen divergierenden Meinungen um? Grundsätzlich geht es darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Kurstreiber bei einem Qualitätswert wie Aurubis vorhanden sind.

Letztlich ist aber entscheidend, was der Kurs macht. Dieser zeigt relative Stärke und weil auch der Rohstoffsektor insgesamt positiv auffällt, halte ich die Aktie im Bereich des Ausbruchsniveaus (altes Hoch 58,27 Euro) für kaufenswert.

Ströer Media - Dauerbrenner mit neuem Kaufsignal

In meinem Trend-Trader-Musterdepot (www.trend-trader.de) liegen meine Leser bei Ströer bereits mit über 80 Prozent im Plus - und nun gibt es ein weiteres Kaufsignal von der Aktie:

Ströer bietet integrierte Premium-Kommunikationslösungen an. Im Klartext bedeutet das: Das Portfolio reicht von klassischen Plakatmedien über Werbung auf Wartehallen und Transportmitteln bis hin zu digitalen und interaktiven Medien.

Insgesamt vermarkten die Kölner inzwischen über 280.000 Außenwerbeflächen. Entscheidend zu der tollen Entwicklung beigetragen hat die Entscheidung des Managements das Geschäft auf das Digital-Segment zu erweitern.

Für 2014 präsentierte man vor exakt einem Monat, am 25.03.2015, Rekordergebnisse. Eine Umsatzsteigerung um 16 Prozent auf 721 Millionen Euro führte zu einer Steigerung des operativen Ergebnisses um 25 Prozent auf 148 Millionen Euro.

Dabei konnten sowohl fürs vierte Quartal als auch fürs Gesamtjahr die operativen Margen noch gesteigert werden (im traditionell starken Q4 um 2,2 auf 28 Prozent und fürs Gesamtjahr um 1,6 Prozent auf 20,2 Prozent).

Weil diese schon seit Februar bekannt waren, fieberten die Anleger aber viel mehr dem Ausblick für 2015 entgegen und der überraschte auch die Analysten positiv. Die Kursziele wurden gleich reihenweise angehoben.

Die neueste Einschätzung kommt von Alexandra Schlegel vom Bankhaus Lampe, die das Coverage von Ströer mit einem Kursziel von 41 Euro aufgenommen hat. Auch andere Analysten sehen im Vergleich zu anderen Unternehmen aus dem Sektor weiterhin eine Unterbewertung bei Ströer.

Allerdings dürfte das Wachstum bei Umsatz und Gewinn in 2015 etwas rückläufig sein, es sei denn Ströer kauft im Digitalbereich erneut zu. Nachdem die Schulden im vergangenen Geschäftsjahr deutlich zurückgefahren konnten (Nettoverschuldung im Verhältnis zum operativen EBITDA nur noch bei 1,9 nach 2,8 im Vorjahr) wären weitere Zukäufe durchaus machbar.

Der Pivotpunkt liegt bei 34,66 Euro. In diesem Bereich empfiehlt sich ein Einstieg, aber nur für spekulative Anleger. Das Werbesegment ist stark zyklisch und die oben angegebene Senkung der Verschuldung bezieht sich nur auf den dynamischen Verschuldungsgrad.

Einfach gesagt ist die Verschuldung nur relativ zum erzielten Gewinn im vergangenen Jahr so stark gefallen. Bricht aber wider Erwarten der operative Gewinn in 2015 ein (weil z.B. die Konjunktur schwächelt) würde auch der Verschuldungsgrad wieder steigen.

Ströer ist also eine typische Trend-/Momentum-Aktie, die Sie unbedingt per Stopp absichern müssen.

R.I.B. Software - Ausbruch nach langer Konsolidierung

R.I.B. Software-CEO Thomas Wolf hat große Pläne: Er will mit seiner RIB iTWO-Software, die 3D-Geometrie mit Zeit- und Kostenaspekten kombiniert und auf diese Weise den ganzen Bauprozess abbildet, den gesamten Bausoftware-Markt revolutionieren. Wolf, der in Singapur lebt, vergleicht sein Unternehmen gerne mit SAP, die damals den ERP (Enterprise Resource Planning)-Markt revolutioniert haben.

Die Wachstumsraten in den letzten Jahren können sich sehen lassen. Allerdings hat Wolf auch nach dem Börsengang in 2010 über eine große Kapitalerhöhung nochmals Geld bei den Aktionären eingesammelt.

Ausgehend vom Ausgabepreis von 9,25 Euro am 8. Februar 2010 ist die Performance der Aktie bis heute also eher unterdurchschnittlich - sowohl im Verhältnis zur Entwicklung des TecDAX als passender Benchmark und erst Recht im Vergleich zum innerdeutschen Konkurrenten Nemetschek.

Die Nemetschek-Aktie ist sensationell gut gelaufen in den letzten Jahren (siehe auch GR-Ausgabe vom 21. Februar 2015) und scheint zumindest bisher nicht unter RIB iTWO zu leiden.

Trotz allem: Werte wie RIB Software sind gemeint, wenn es bei der CANSLIM-Strategie darum geht, Aktien zu finden, die revolutionäre neue Produkte oder Ideen am Markt etablieren möchten. Die am 31. März veröffentlichten 2014er-Zahlen weisen immerhin einen Umsatzanstieg um 22,8 Prozent auf exakt 70 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis nach Steuern von 14,1 Millionen Euro aus. Das sind 60 Prozent mehr als im Vorjahr. 2015 soll es in diesem Stil weitergehen.

Mit einem 2015er- und 2016er-KGV von 30 bzw. 22 ist die Aktie absolut betrachtet zwar nicht günstig, aber zumindest auf 2016er-Basis preiswerter als Nemetschek und ich schätze bei RIB Software das Aufwärtspotenzial größer ein.

Vor allem aber hat die Aktie mit dem Überwinden der 14 Euro-Marke auf Schlusskursbasis ein ganz frisches charttechnisches Kaufsignal generiert. Der Ausbruch ist ein so genannter "First Stage Breakout" nach einer Konsolidierung seit Juni vergangenen Jahres.

Eine solche Konstellation ist aktuell am teils überhitzten deutschen Aktienmarkt eine absolute Seltenheit, zumal der Ausbruch auch im Rahmen eines eher konsolidierenden Gesamtmarkts gelungen ist. Lediglich das Handelsvolumen ist nicht ganz befriedigend, da nur durchschnittlich.

Allgeier - Der Befreiungsschlag

Immer noch im Minus befinden sich Aktionäre der ersten Stunde gar bei Allgeier, dem IT-Dienstleister aus München. Allerdings muss man zur Ehrenrettung des von Carl Georg Dürschmidt geführten Unternehmens sagen, dass das Timing beim Börsengang am 11. Juli 2000 alles andere als glücklich war.

Die IT-Bubble hatte da nämlich gerade ihren Höhepunkt überschritten gehabt. Und als die Aktie Anfang 2014 kurzfristig an der 20-Euro-Marke gekratzt hat und sich damit dem damaligen Ausgabepreis von 22,50 Euro wieder angenähert hatte, folgte der nächste deutliche Rücksetzer.

Und das aus gutem Grund: Verschiedene Übernahmen brachten zwar (gekauftes) Umsatzwachstum, aber keine Verbesserung der Rentabilität. Ausgerechnet der größte und wichtigste Bereich "Experts", der IT-Personaldienstleistungen anbietet, schwächelte. Obwohl Allgeier in Punkto Umsatz immerhin die Nummer fünf in Deutschland ist, kann man in Punkto Profitabilität nicht mal ansatzweise mit börsennotierten Konkurrenten wie Bechtle, Cancom oder Datagroup IT mithalten.

Doch aus einer solchen Konstellation ergeben sich umgekehrt auch immer (Aufhol)-Chancen, wenn unrentable Bereich abgestoßen werden und in Punkto Margen zur Konkurrenz aufgeschlossen werden kann.

Immerhin bringt die Firma bei für 2015 erwarteten 458 Millionen Euro Umsatz nur eine Marktkapitalisierung von 167 Millionen Euro auf die Börsenwaage. Das heißt, die Aktie wird nur mit etwas mehr als einem Drittel der Umsätze bewertet. Bei Cancom liegt das 2015er-Verhältnis im Vergleich dazu bei 0,62, bei Bechtle beträgt es 0,5.

Genau das versucht Allgeier nun: Die IT-Dienstleistungstochter Didax und diverse Auslandsaktivitäten (Allgeier Benelux) wurden abgestoßen.

Fortan will man sich ganz auf Standard-Software, individuelle Software-Lösungen sowie Personal-Dienstleistungen konzentrieren. Mit einem neuen Schuldscheindarlehen wurde Ende 2014 die Zinslast reduziert. Mit dem Einstieg bei Talentry stärkt man den margenstarken Softwarebereich.

Den Befreiungsschlag für die Aktie brachte aber der starke Ausblick auf 2015, der vergangenen Dienstag veröffentlicht worden ist, und hier vor allem die folgende Passage:

"Vor dem Hintergrund dieser überschlägigen Werteinschätzungen sieht der Vorstand eine deutliche Diskrepanz zwischen der aktuellen Marktkapitalisierung von ca. 150 Mio. Euro und dem inneren Wert der Geschäftssegmente. Die Gesellschaft erörtert deshalb zusammen mit ausgewählten Investmentbanken Optionen, die Zusammensetzung des Beteiligungsportfolios klarer und für den Kapitalmarkt attraktiver zu gestalten. In diesem Zusammenhang prüft die Gesellschaft neben der laufenden Akquisitionstätigkeit auch den Verkauf oder die Verselbständigung von Teilen des Portfolios am Kapitalmarkt."

Die Bewertungsreserve, die sich bisher im Allgeier-"Konglomerat" versteckt hat, könnte so schneller gehoben werden. Entsprechend erwachte die Aktie aus der Lethargie und hat inzwischen gar ihr 52-Wochen-Hoch hinter sich gelassen.

Besonders auffällig ist dabei das zuletzt regelrecht explodierende Handelsvolumen. Das aktuelle Kursniveau im Bereich von 18,50 Euro scheint attraktiv für einen Einstieg.

bet-at-home.com - Sportwettenanbieter für starke Defensive

Die Aktie des Online-Sportwetten/Gaming-Anbieters zeigt häufig dann relative Stärke, wenn es am Gesamtmarkt nicht ganz so gut läuft. Die Erträge bei den Düsseldorfern sind relativ konjunkturunabhängig. Besonders gut läuft es traditionell in Jahren mit großen Sportereignissen, speziell der Fußball-WM oder -EM.

Insofern ist es nicht überraschend, dass hier für 2015 ein leichter Umsatz- und Ergebnisrückgang angekündigt wird. Die Netto-Spielumsätze sollen bei 90 Millionen nach 95 Millionen Euro im Vorjahr liegen, der operative Gewinn bei knapp 20 Millionen nach 25,8 Millionen Euro im Vorjahr.

Ungeachtet dessen haben die beiden Vorstände Michael Quatember und Franz Ömer das Unternehmen in den letzten Jahren weiter nach vorne gebracht und zu einem echten Widersacher von bwin aufgebaut. Seit 2011 wird zudem regelmäßig Dividende ausgeschüttet. Zwar fehlt im Moment etwas die Wachstumsfantasie. Dafür ist die Aktie aber mit einem 2015er-KGV von 13 bzw. 12 für 2016 weiter attraktiv bewertet.

Da passt der charttechnische Ausbruch vom Donnerstag, der ein neues Kaufsignal bringt, exzellent ins Bild. Der optimale Einstiegspunkt wäre im Bereich des alten Hochs bei 65,50 Euro.

MEIN FAZIT:

Trotz des jüngsten Schwächeanfalls im DAX sind gleich mehrere deutsche Aktien aus Konsolidierungen dynamisch auf neue 52-Wochen-Hochs ausgebrochen und haben damit charttechnische Kaufsignale geliefert. Namentlich sind dies Aurubis, Ströer, RIB Software, Allgeier und bet-at-home.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquellen: ramcreations / Shutterstock.com

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