SEC um vertrauliche Behandlung gebeten: Warren Buffett baut offenbar eine neue Aktienposition auf
Auch Berkshire Hathaway, die Investmentholding von Börsenlegende Warren Buffett, hat kürzlich im Rahmen des 13F-Formulars ihre Beteiligungen im dritten Quartal 2023 offengelegt. Dabei zeigten sich mehr Verkäufe als Käufe und ein rekordhoher Barmittel-Bestand. Doch im Geheimen arbeitet Buffett offenbar am Aufbau einer neuen Aktienposition, denn er bat die SEC, eine oder mehrere Beteiligungen nicht öffentlich zu nennen.
Werte in diesem Artikel
• Warren Buffett in 2023 bislang Nettoverkäufer von Aktien
• 13F-Formular: Buffett bat SEC um vertrauliche Behandlung von einer oder mehreren Aktien
• Kostenbasis der Finanzaktien von Berkshire Hathaway kürzlich gestiegen
Börsenlegende Warren Buffett hat in den letzten Jahren mehrfach betont, dass es momentan für seine Investmentholding Berkshire Hathaway schwer sei, gute Unternehmen zu finden, die angemessen bewertet und groß genug für eine Investition seien. Das spiegelt sich auch in den Daten zum dritten Quartal der Investmentgesellschaft wider. So hat Berkshire Hathaway laut "Business Insider" im dritten Quartal nur 1,7 Milliarden US-Dollar für Aktienkäufe ausgegeben, aber gleichzeitig Papiere im Wert von satten 7 Milliarden US-Dollar verkauft. Der Barmittelbestand des Unternehmens wuchs daher von 147,4 Milliarden US-Dollar im Vorquartal auf zuletzt nun 157,2 Milliarden US-Dollar an und erreichte somit laut "Yahoo Finance" einen neuen Rekord. Auch im gesamten Jahr 2023 ist Warren Buffett mit seiner Holding ein Nettoverkäufer von Aktien - hat also mehr Anteilsscheine verkauft als gekauft-, während es 2022 noch andersherum war.
Warren Buffett räumte das Berkshire-Depot zuletzt kräftig auf
Wie "Yahoo Finance" berichtet, rechtfertigte das sogenannte Orakel von Omaha diese Tatsache mit der "Beseitigung der Überreste" einiger Altbestände. Doch der berühmte Investor legte auch bei einigen prominenten Positionen Hand an. So warfen Buffett und Berkshire-Vize Charlie Munger im dritten Quartal unter anderem Aktien von Procter & Gamble, General Motors, UPS, Mondelez und Johnson & Johnson vollständig aus dem Portfolio der Investmentgesellschaft. Andere Beteiligungen, wie die am Ölkonzern Chevron oder am IT-Konzern HP, wurden kräftig reduziert. Aufgestockt wurde hingegen keine der bestehenden Positionen, allerdings zogen laut öffentlich zugänglichem 13F-Formular Aktien von SiriusXM, Atlanta Braves und Liberty Media neu ins Berkshire-Depot ein.
Analyst Greggory Warren vom Finanzunternehmen Morningstar wertete das Verhalten von Warren Buffett gegenüber "Yahoo Finance" als Zeichen der Geduld. "Disziplin hat Berkshire davor bewahrt, große Fehler zu machen. Ihr Bargeldbestand ist dort, wo er jetzt ist, weil sie im Laufe der Zeit nicht viele dumme Entscheidungen getroffen haben", so der Experte. "Die Botschaft lautet: Seien Sie vorsichtig. Ich glaube, er sieht für das nächste Jahr Probleme", sagte auch Lee Munson vom Vermögensverwalter Portfolio Wealth gegenüber dem Nachrichtenportal. Buffett sehe laut Munson momentan einfach "keine tollen Deals". Doch das scheint nicht ganz zuzutreffen. Denn Buffett hat anscheinend im abgelaufenen Quartal doch einen tollen Deal gefunden, will diesen aber noch nicht mit der Öffentlichkeit teilen.
Buffett will neues Investment noch geheim halten
Laut "Investing.com" hat Berkshire Hathaway bei der Einreichung des obligatorischen 13F-Formulars die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC darum gebeten, eine oder mehrere Beteiligungen nicht öffentlich zu machen. "Der Manager hat in diesem öffentlichen Formular 13F eine oder mehrere Beteiligungen weggelassen, für die bei der U.S. Securities and Exchange Commission eine vertrauliche Behandlung gemäß Abschnitt 13(f) des Exchange Act und Regel 24b-2 beantragt wurde", so die Behörde laut "Investing.com". Dieses Vorgehen ist für Warren Buffett nicht neu. Bereits 2020 hatte er mit der SEC Stillschweigen vereinbart, während er Beteiligungen an Chevron und Verizon aufbaute.
"Barron's" geht im aktuellen Fall davon aus, dass Buffett im dritten Quartal 2023 mit dem Aufbau der neuen Position begonnen habe, dieser aber noch nicht abgeschlossen sei. Die Geheimhaltung der neuen Beteiligung diene nun dazu, die Aktienkäufe im laufenden Quartal in Ruhe abschließen zu können, ohne dass der Kurs des Unternehmenspapiers durch Buffett-Fans, die seine Schritte nachahmen wollen, in die Höhe getrieben werde. Eine Auflösung, um welches Unternehmen es sich bei der momentan geheimen Buffett-Wette handelt, erwartet das Finanzportal entweder mit dem nächsten 13F-Formular für das vierte Quartal 2023 oder bereits vorher im Rahmen einer Pflichtmitteilung, falls Berkshire Hathaway bei der Beteiligung die Meldeschwelle von fünf Prozent überschreitet.
Hinweise auf neue Beteiligung von Berkshire Hathaway in der Finanzbranche
Auch wenn aktuell noch nicht bekannt ist, worum es sich bei Buffetts geheimem Trade handelt und ob es um ein oder mehrere Unternehmen geht, weisen Indizien aus dem Quartalsberichtsformular 10-Q dennoch in eine bestimmte Richtung. Denn wie "Barron's" berichtet, geht aus dem 10-Q-Formular hervor, dass bei Berkshire Hathaway im dritten Quartal die Kostenbasis der Finanzwerte um 1,2 Milliarden US-Dollar gestiegen ist. Bei anderen Aktiengruppen sank sie jedoch. Aus dem 13F-Formular lässt sich allerdings entnehmen, dass die Investmentholding keine der bestehenden Positionen aus der Finanzbranche aufgestockt hat. Die Veränderungen in der Kostenbasis müssen laut der Nachrichtenseite also durch eine neue Position aus diesem Sektor verursacht worden sein. Auch ein nicht namentlich genannter Analyst vom Finanzdienstleister Edward Jones vertrat gegenüber "Investing.com" die Meinung, dass Warren Buffett wahrscheinlich eine neue Finanzaktie in sein Portfolio geholt habe. Bei der Frage, um welches Unternehmen es sich dabei handeln könnte, fallen die Einschätzungen jedoch unterschiedlich aus - obwohl die Auswahl angesichts der vielen Finanztitel, die sich bereits im Berkshire-Depot befinden, gar nicht mehr so riesig ist.
Während "Barron's" davon ausgeht, dass Berkshire sich momentan an einem "Finanzunternehmen aus den Top 25 nach Marktwert" beteiligt, glaubt der Edward Jones-Analyst, dass durchaus auch etwas kleinere Unternehmen aus der Branche in Frage kommen könnten. Beide rechnen jedoch damit, dass die aufgebaute Position bis zu vier oder fünf Milliarden US-Dollar groß sein dürfte. Die wahrscheinlichsten Kandidaten - sollte es sich um nur eine einzelne Beteiligung handeln - sind laut "Barron's" die US-Investmentbank Morgan Stanley, der Fondsanbieter BlackRock oder die Versicherungsgesellschaft Chubb. Der Edward Jones-Analyst warf gegenüber "Investing.com" hingegen das US-Investmenthaus Goldman Sachs, den Finanzdienstleister Charles Schwab und den Versicherer AIG in den Ring. Letzterer sei bereits ein Rückversicherungspartner von Berkshire und ein Investment daher wahrscheinlicher als bei Chubb, so der Experte. Bis Warren Buffett das Geheimnis um seine neueste Investition lüftet, bleibt das aber alles nur Spekulation.
Redaktion finanzen.net
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