DAX-Berichtssaison: Was Anleger erwartet
Nach dem Minicrash der Aktienmärkte legen Deutschlands wichtigste Konzerne jetzt ihre Geschäftsberichte für das dritte Quartal vor. Welche Unternehmen überzeugen.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Locker bleiben. So ähnlich lässt sich die Botschaft des Autokonzerns Daimler an seine Aktionäre zusammenfassen. "Wir wachsen weiter profitabel und blicken auch über das Gesamtjahr hinaus optimistisch nach vorn", erklärte Konzernchef Dieter Zetsche in der vergangenen Woche. Die aktuellen Geschäftszahlen bestätigen das Selbstbewusstsein. Im dritten Quartal steigerten die Schwaben ihren operativen Gewinn um mehr als 20 Prozent. Noch nie hat der Konzern so viele Fahrzeuge verkauft. Von Juli bis September waren es 634.000.
Gedämpfter ist die Stimmung bei BASF. Der Chemiekonzern schlug sich im abgelaufenen Quartal zwar etwas besser als Analysten erwartet hatten, kassierte aber sein Ziel für das kommende Jahr. Konzernchef Kurt Bock verweist auf "eine geringere Dynamik in den Schwellenländern und eine verzögerte Erholung der europäischen Wirtschaft".
Viel Daimler, wenig BASF - das ist die Hoffnung der Börse für die jetzt angelaufene Berichtssaison des DAX. Bis Ende November werden die 30 deutschen Topkonzerne ihre Geschäftszahlen für die Monate Juli bis September präsentieren.
Nach BASF, Daimler und SAP, deren Zahlen bereits auf dem Tisch liegen, standen in der kommenden Woche die Daten von sechs weiteren DAX-Mitgliedern an: Deutsche Börse (Montag), Deutsche Bank (Mittwoch) sowie Bayer, Linde, Lufthansa und Volkswagen (Donnerstag). Die Berichtssaison beschließt am 27. November die Bilanz von Infineon. Das Geschäftsjahr des Chipherstellers endet wie auch bei Siemens und ThyssenKrupp mit dem September. Alle anderen DAX-Konzerne richten sich nach dem Kalenderjahr.
Die aktuelle Berichtssaison ist für Börsianer doppelt brisant. Oft häufen sich im Herbst die Gewinnwarnungen. Denn wenn die Geschäftszahlen für die ersten neun Monate des Jahres stehen, ist meist auch klar, wer seine Ziele nicht erreichen kann. Als erster DAX-Konzern hat SAP die weiße Fahne gehisst. Der Softwarehersteller senkte sein Ziel für das operative Ergebnis, weil durch die wachsende Popularität von Cloud-Produkten Gewinne erst mit zeitlicher Verzögerung realisiert werden können.
Trübe Stimmung
Neben dem Saisonmuster kommt in der diesjährigen Berichtssaison des DAX ein zweiter Unsicherheitsfaktor hinzu: die sich abkühlende Konjunktur in Europa. Frühindikatoren haben deutliche Warnsignale gesendet. Für Deutschland schauen Börsianer vor allem auf den Ifo-Index, der die Stimmung in den Unternehmen abfragt. Fünf Monate in Serie ist der Index zuletzt gefallen.
Tendenziell positive Trends hingegen dürften erst mit Verzögerung wirken: Die jüngste Abwertung des Euro zum US-Dollar setzte Mitte September ein, also ganz zum Ende des Quartals. "Der durchschnittliche Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar im dritten Quartal 2014 entsprach in etwa demjenigen des dritten Quartals 2013", rechnen die Investmentstrategen der Commerzbank vor. Da sich die Unternehmen meist gegen Währungsschwankungen am Terminmarkt absichern, dürfte der billigere Euro ohnehin erst mit einigen Monaten Verzögerung wirken. Ähnlich sieht es beim Ölpreis aus. Der vor allem für Industrie und Luftfahrt wichtige Rohstoff ist seit Juli um fast 20 Prozent billiger geworden.
Analysten haben ihre Erwartungen an die Unternehmen bereits im Vorfeld der Berichtssaison zurückgeschraubt. Bei 17 der 30 DAX-Konzerne ist die Konsensschätzung der Analysten, also der Durchschnitt aller Prognosen, für das laufende Geschäftsjahr niedriger als noch vor drei Monaten. Das zeigen die Daten des Finanzdiensts Bloomberg. Auch die Kurse sind gesunken - 25 Indexmitglieder haben seit Juli an Wert verloren. Die gedämpfte Erwartung hat aber auch eine positive Seite: Sie macht es den Unternehmen leichter, positiv zu überraschen. Das zeigt sich in den USA. Dort beginnt die Berichtssaison traditionell früher als in Deutschland. Bislang haben rund drei Viertel der Unternehmen die - im Vorfeld deutlich reduzierten - Erwartungen übertroffen.
Der Krise trotzen
Trotz aller Probleme für die deutsche Wirtschaft: 2014 wird für die meisten DAX-Konzerne ein erfolgreiches Jahr. Analysten erwarten, dass 24 der 30 DAX-Konzerne in diesem Jahr netto mehr Geld verdienen als 2013. Das meiste Geld wird erneut Volkswagen einfahren. Analysten erwarten, dass der Autokonzern netto mehr als zehn Milliarden Euro verdienen wird. Mit Daimler und BMW dürften zwei weitere Automobilhersteller unter den Topverdienern im DAX sein.
Die größten Sprünge werden den Banken zugetraut. Das allerdings ist nicht ein Zeichen der Stärke, sondern Spiegelbild der Turbulenzen im Finanzsektor. RWE, ThyssenKrupp und Lanxess dürften nach schwachem Vorjahr 2014 in die Gewinnzone zurückkehren - vorausgesetzt, es gibt nicht doch noch unangenehme Überraschungen.
Die hohen Gewinne der Konzerne spiegeln sich auch in wichtigen Bewertungskennziffern des DAX wider. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index liegt nach der jüngsten Kurskorrektur im Rahmen des langfristigen Durchschnitts (siehe Investor-Info unten). Ähnlich sieht es bei der Dividendenrendite des Index aus, die auf Basis der für das kommende Geschäftsjahr erwarteten Ausschüttungen bei rund 3,5 Prozent liegt.
Auf überraschende Quartalszahlen zu spekulieren, ist naturgemäß schwierig und riskant. Chancen dürften sich dort bieten, wo Aktienkurs und Gewinnschätzung weit auseinandergedriftet sind. Das ist besonders bei Aktien aus zyklischen Branchen der Fall. Die bereits veröffentlichten Geschäftszahlen für Daimler sprechen für gute Ergebnisse auch beim Rivalen BMW. Die Aktie der Münchner hat sich zuletzt zwar leicht erholt, liegt aber über die vergangenen drei Monate um mehr als zehn Prozent im Minus. Gleichzeitig sind die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr praktisch unverändert geblieben. Anleger stellen sich also auf eine Geschäftsabschwächung bei BMW ein, vor allem im wichtigen chinesischen Markt.
Stark unter Druck geraten ist an der Börse zuletzt auch Infineon. Belastet hatte die Warnung des US-Konkurrenten Microchip Technology vor einem breiten Abschwung der gesamten Chipbranche. Inzwischen aber haben Geschäftszahlen von Broadcom und Texas Instruments die Ängste etwas beruhigt. Auffallend: Während die Infineon-Aktie über die vergangenen drei Monate fast 20 Prozent an Wert verloren hat, sind die Gewinnschätzungen der Analysten für das Unternehmen konstant geblieben. Sollte Infineon mit seinen Geschäftszahlen positiv überraschen, wäre das Aufholpotenzial also besonders groß.
Investor-Info
DAX-Bewertung
Moderater Preis
Fonds
Rendite mit Deutschland
Kostengünstig in deutsche Aktien investieren Anleger über Indexfonds. Der iShares Core DAX (ISIN: DE 000 593 393 1) bildet die 30 Titel des Deutschen Aktienindex ab. Teurer, dafür aber flexibel sind aktiv gemanagte Fonds. Zu den besten zählt der Aktien Strategie Deutschland der DWS. Größte Positionen von Depotmanager Henning Gebhardt waren zuletzt Allianz, Deutsche Telekom und BASF.
BMW
Rückschlag trotz Rekorden
Mit weltweit knapp 200.000 verkauften Fahrzeugen stellte der Automobilhersteller im September erneut einen Rekord auf. Dennoch hat die BMW-Aktie gelitten. Börsianer rechnen offenbar mit einer deutlichen Abschwächung. Die guten Geschäftsergebnisse von Daimler für das dritte Quartal sind aber ein positiver Indikator für die BMW-Zahlen. DAX-Favorit.
Infineon
Zu viel Pessimismus
Die Aktie des Chipherstellers gehört im DAX zu den schlechtesten der letzten drei Monate. Der Ausblick des Konzerns auf das seit Oktober laufende neue Geschäftsjahr dürfte verhalten ausfallen. Trends wie die Computerisierung von Autos werden die Nachfrage nach Produkten der Münchner aber langfristig treiben. Kursrückschläge sind Einstiegschancen.
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Bildquellen: Sebastian Kaulitzki / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag
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