Euro am Sonntag-Titel

Wie Europa den Euro retten wird

04.05.10 06:00 Uhr

Griechenland ist im Prinzip zahlungsunfähig, in Portugal und Spanien bahnt sich die nächste Krise an. Doch ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ist nicht die Lösung.

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von Christoph Platt, Stephan Bauer, ­Wolfgang Ehrensberger, Peter Gewalt, Andreas Hohenadl und Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Nicht weniger als 600 Milliarden Euro müsste die Staatengemeinschaft Europas aufbringen, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Diese gewaltige Zahl brachten am Mittwoch Ökonomen von Goldman Sachs, JP Morgan und der Royal Bank of Scotland ins Spiel. „Es ist vielleicht an der Zeit, über radikale Lösungen nachzudenken“, riet David Mackie, Chefökonom für Europa bei JP Morgan.

Die Krise, die bereits die Kreditaufnahme für Portugal und Spanien beeinträchtigt, veranlasste OECD-Generalsekretär Angel Gurria zu einem drastischen Vergleich. „Es ist wie Ebola“, sagte er. „Die Krise bedroht die Stabilität des Finanzsystems.“ Für die Weltgesundheitsorganisation ist Ebola eine der ansteckendsten Viruserkrankungen der Welt. Der Vorschlag „radikaler Lösun­gen“, der Vergleich mit Ebola und dazu die Krisensitzungen in Berlin nicht nur die Experten machen sich Sorgen um die Währungsunion, auch jeder Bürger fragt sich: Ist der Euro noch sicher? Was passiert mit meinem Ersparten? Fliegt die Währungsunion vielleicht auseinander? Oder sollte Griechenland einfach den Euroraum verlassen, und alles wird gut? Selbst die Idee, einen zweiten Euro für die Südländer einzuführen, wird bereits diskutiert.

Klar ist: „Die Risiken für die Euro­zone sind in den vergangenen Tagen weiter gestiegen“, sagt Jörg Zeuner, Chefökonom der Liechtensteiner VP-Bank. „Und wenn Griechenlands Rettung nicht glaubwürdig angegangen wird, werden sie weiter steigen.“ Der Euro, in den vergangenen Wochen bereits unter Druck, dürfte weiter an Wert verlieren. Zeuner erwartet, dass er sich bei 1,25 Dollar einpendeln wird. „Solange das Schuldenproblem nicht zufriedenstellend gelöst ist, wird der Euro stark unter Druck stehen“, sagt er. Auch langfristig rechnet er nicht mit einer Aufwertung der Währung. „Die relativ schwächeren Wachstumsaussichten in Europa im Vergleich zu den USA werden eine erneute lang anhaltende Stärkephase verhindern.“

Abwertungen der Anleihen

Der Traum vom Euro als stabile Ersatzleitwährung neben dem Dollar scheint fürs Erste ausgeträumt. „Zentralbanken und institutionelle Investoren haben zehn Jahre lang die ­Möglichkeit ausgeblendet, dass die Eurozone zusammenbrechen könnte“, sagt Emma Lawson, Währungsstrategin bei Morgan Stanley. „Jetzt müssen sie sie wieder einpreisen.“


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Wie kam es zu der dramatischen Entwicklung? Zunächst musste Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou am Freitag vor einer Woche EU und Internationalen Währungsfonds (IWF) um finanzielle Hilfe bitten. Am Dienstag sorgte dann die Ratingagentur Standard & Poor’s für weitere Probleme: Sie stufte Griechenlands Kreditwürdigkeit von BBB+ auf BB+ herab. Damit entzog sie dem Land die Einstufung als verlässlicher Schuldner (Investment-Grade) und gab ihm Ramschstatus (Junk). Ihren Ausblick setzte die Agentur zudem auf Negativ.

Die Abwertung hat drastische Folgen: Viele institutionelle Anleger dürfen prinzipiell nur Anleihen verlässlicher Schuldner kaufen. In Ouzo-Bonds mit Ramschstatus dürfen sie daher nicht mehr investieren. Griechenland ist damit vom Kapitalmarkt weitgehend abgeschnitten.

Auch Portugals Bonität stellt Standard & Poor’s zunehmend infrage: Das Land verlor zwei Stufen seines Ratings. Portugiesische Anleihen bewertet die Agentur nur noch mit A-. Auch hier: ein negativer Ausblick. Dem südeuropäischen Staat droht damit ein ähnliches Schicksal wie Griechenland. Selbst Spanien, eine deutlich größere Wirtschaftsmacht als Griechenland oder Portugal, blieb von den Abwertungen nicht verschont. Seine Kreditwürdigkeit beurteilt Standard & Poor’s seit Mittwoch mit AA statt mit AA+.

Immer mehr Pleitekandidaten

Die Märkte reagierten geschockt. Die Kurse griechischer Anleihen fielen dramatisch. Die Rendite für zweijährige Papiere stieg auf 15 Prozent, für zehnjährige auf zehn Prozent. Kurz laufende Portugal-Bonds rentierten mit fünf Prozent, Langläufer mit sechs. Auch die Aktienmärkte gerieten unter Druck. Der Euro fiel gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. Auch wenn der Fokus momentan auf Griechenland liegt, die nächsten Wackelkandidaten stehen bereits in der Schlange: Portugal, Irland und Spanien werden als potenzielle Pleitestaaten gehandelt. Immerhin sind sich die Experten einig, dass ein Kredit der EU und des IWF an Griechenland die Situation für die übrigen Länder etwas entspannen würde. „So ließe sich Zeit für eine genaue Analyse gewinnen“, sagt Zeuner.

45 Milliarden Euro braucht Griechenland in diesem Jahr, um sich über Wasser halten zu können. Schon am 19. Mai benötigt es fast neun Milliarden Euro, um auslaufende Anleihen zu bedienen. Weil nach Angaben von Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou der Staat überhaupt kein Geld mehr vom Kapitalmarkt bekommt, ist schnelle Hilfe erforderlich, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Der aktuelle Hilfsplan sieht vor, dass die EU den Griechen 30 Milliarden Euro leiht, der IWF 15 bis 25 Milliarden. Vom EU-Anteil soll Deutschland mehr als ein Viertel übernehmen und Griechenland zunächst 8,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Die Probleme dürften damit nicht beseitigt sein. Drakonische Sparmaß­nahmen könnten das Defizit zwar ein wenig mindern, doch zum einen ist ihre Wirkung begrenzt, zum anderen sind sie äußerst unpopulär und kaum durchsetzbar. Der Schweizer Vermögensverwalter Johannes Führ rechnet für Griechenland in den kommenden drei Jahren mit einem Kapitalbedarf von 50 Milliarden Euro – pro Jahr! Da Griechenland dieses Geld auch in den Folgejahren nicht vom Kapitalmarkt bekommen dürfte, wird die EU einspringen müssen. Viele Experten sehen darin aber nur ein Aufschieben des Unvermeidlichen: eines griechischen Staatsbankrotts.

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Wenn das Unvermeidbare sowieso irgendwann eintritt, warum dann nicht sofort? Eine ehrliche Pleite Griechenlands hat im ersten Moment zweifellos etwas Verlockendes. Es wäre ein Ende mit Schrecken – und Deutschland bliebe von Zahlungen verschont, so die anscheinend logische Schlussfolgerung. Doch weder gesamtwirtschaftlich noch für den deutschen Steuerzahler hätte ein Bankrott Griechenlands Vorteile. Denn das Land könnte in diesem Fall seine Schulden – rund 300 Milliarden Euro – nicht mehr zurückzahlen. Das würde auch deutsche Unternehmen und sogar den Staat betreffen. Deutsche Finanz­institute halten umfassend griechische Staatsanleihen: Von 33 Milliarden Euro ist die Rede. Im Fall eines Bankrotts könnten diese Papiere nicht oder nur unvollständig zurückgezahlt werden. Die Investoren müssten den Großteil des angelegten Gelds abschreiben.

Die krisengeschüttelte Hypo Real Estate ist besonders dick im Geschäft mit Ouzo-Bonds. Mit knapp zehn Milliarden Euro soll sie engagiert sein. Eigner der Bank, die die Finanzkrise 2008 nicht aus eigener Kraft durchstehen konnte, ist der deutsche Staat. „Würden die griechischen Anleihen ausfallen, stünde der deutsche Steuerzahler demnach unmittelbar in der Pflicht“, sagt Hanns Dendorfer, Leiter der Abteilung für Portfoliomanagement und Research der Fürst Fugger Privatbank. Zudem wäre das Ausbleiben einer Hilfe für die Märkte ein verheerendes Signal. In Schieflage geratene Länder wie Portugal, Irland oder Spanien bekämen die Furcht der Investoren zu spüren: Auch für ihre Staatsanleihen müssten sie zunehmend höhere Zinsen zahlen. Die nächste Staatspleite wäre also programmiert, wenn Griechenland nicht gerettet wird. Und das wäre fatal für die Währungsunion und den Euro.

An der Rettung führt kein Weg vorbei

Zudem käme dies einer Bankrotterklärung der Europäischen Zentralbank gleich und damit der der Europäischen Union. „Von einem ein­heitlichen Europa müssten wir uns dann verabschieden“, sagt Vermögensverwalter Führ. „Europa wäre in diesem Fall auf Jahre und Jahrzehnte geschwächt.“ Mit anderen Worten: Einen Staatsbankrott wird es nicht geben. Politisch bleibt wohl kein anderer Weg, als zu helfen – auch wenn damit das Tor zu einer eigentlich unzulässigen Transferunion weit auf­gestoßen wird. Auch ein freiwilliger Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion wäre in Wirklichkeit keine gute Lösung. Zwar würde die Wiedereinführung der Drachme und deren zwangsläufig erfolgende sofortige Abwertung die Wettbewerbsfähigkeit des Landes steigern. „Die Exportchancen würden sich dank einer schwachen Drachme er­höhen, was langfristig nicht schlecht wäre“, sagt Marktstratege Dendorfer. Auf der anderen Seite würde die Euro­schuld Griechenlands durch einen solchen Schritt wachsen. Das Land käme auch in diesem Szenario nicht um eine Insolvenz mit all ihren gravierenden Konsequenzen herum.

Nach einem Austritt Griechenlands und anderer südeuropäischer Länder aus dem Euroverbund – oder der Rückkehr Deutschlands zur D-Mark – würden sich weitere Fragen von immenser Tragweite stellen: Wie werden die neue Währungsrelatio­nen festgezurrt? Und was geschieht mit den einzelnen Vermögensklassen, mit Staats- und Unternehmensanleihen, mit Forderungen oder Aktienbeständen, die derzeit noch in Euro verbrieft sind? Werden diese in den Bilanzen der Unternehmen, Banken, öffentlichen Haushalte weiterhin in Euro oder beispielsweise in Drachmen verbucht?

Es täten sich, je nachdem, welche Abwertungsspielräume man für die Währungen der Südländer ansetzt, riesige Bewertungsdifferenzen auf. Die Wettbewerbslage zwischen den Unternehmen in den nun wieder getrennten Währungsräumen müsste neu bemessen werden – auch an den Aktienmärkten. Das Schlimmste aber: Eine tiefgreifende Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Bewertung von Aktiva an vielen Stellen des Finanzsystems, aber auch in den Bilanzen vieler Unternehmen würde Anleger in aller Welt abschrecken. Die Folge: Kapital würde abgezogen. Der nach der Lehman-Pleite nur mühsam aufgebaute Liquiditätsfluss im Bankensystem drohte wieder zu versiegen. Das Herz der Weltwirtschaft könnte erneut zum Stillstand kommen – mit dem großen Unterschied, dass im September 2008 die Staatshaushalte weltweit noch nicht bis an den Anschlag oder darüber hinaus verschuldet waren. All das werden die Staaten verhin­dern – wenn es sein muss mit dem Geld der Steuerzahler und durch ein Anwerfen der Notenpresse. Der Euro wird nicht geopfert werden. Gleichwohl: Was wir momentan erleben, ist eine Krise historischen Ausmaßes. Sie wird uns über Jahre, womöglich über Jahrzehnte beschäftigen.

Aktienmärkte unter Druck

Die Turbulenzen schockten auch Anleger an den Aktienmärkten. In Athen gaben die Kurse um sechs Prozent nach, der DAX fiel um fast drei Prozent, der Dow ging um zwei Prozent in die Knie. Überdies steigen sowohl an der Wall Street als auch im Frankfurter Handel die Angstbarometer, die Volatilitätsindizes, spürbar. Alle Anzeichen deuten also darauf hin, dass der 27. April ein einschneidendes Datum für Börsianer gewesen sein könnte. Die bange Frage vieler Anleger: Geht nunmehr die fast 13 Monate währende Rally im DAX zu Ende? Oder droht gar ein neues Kursdesaster wie nach der Lehman-Pleite?

Aktienmärkte unter Druck
Interessant: Die große Katastrophe spielt in den Szenarien der Aktienstrategen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Dem allzu großen Optimismus der vergangenen Wochen trauen die Experten angesichts der steigenden Risiken aber auch nicht. „Viele Aktieninvestoren haben sich zuletzt in einer heilen Welt gewähnt, mit steigenden Gewinnprognosen und positiven Konjunktur­daten. Die Risiken wurden dabei weitgehend ausgeblendet. Jetzt rücken diese wieder verstärkt ins Bewusstsein“, sagt Tammo Greetfeld, Aktienstratege bei der Unicredit. Im DAX rechnet er mit einem Kursrutsch bis auf 5600 Punkte, bei Zuspitzung der Krise auch darüber hi­naus. Seine Schlussfolgerung: Aktien haben ein ungünstiges Chance-Risiko-Verhältnis. „Kapitalerhalt hat unserer Meinung nach höchste Priorität“, sagt Greetfeld.

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Die expansive Geldpolitik der Notenbanken sowie der seit der Lehman-Krise erreichte Konsens in der Politik, Finanzkrisen müssten rasch und konzertiert eingedämmt werden, sprechen laut Andreas Hürkamp von der Commerzbank gegen die Lehman-These. „Der Katastrophenfall ist unwahrscheinlich“, so der Experte.Zu einer Korrektur dürfte es aber dennoch kommen. Dies signalisieren Sentimentindikatoren: „Das Verhältnis von Puts zu Calls war zuletzt deutlich gefallen. Ein Zeichen, dass zu viel Optimismus im Markt ist“, sagt Hürkamp. Fünf bis zehn Prozent könnte der DAX seiner Meinung nach verlieren. Noch allerdings besteht Hoffnung, dass sich die Krise eindämmen und bewältigen lässt. Selbst wenn dazu die von JP-Morgan-Ökonom Mackie genannte Summe von 600 Milliarden Euro nötig sein sollte: „Die Zahl ist gewaltig, doch Europa hat die finanzielle Kapazität, diese Hilfe zu leisten.“

DAX: Ernüchterung nach der Party

Auffällig war der große Optimismus, der zuletzt bei Börsianern herrschte. Die Berichtssaison wartete mit vielen positiven Überraschungen auf. Überdies verstärkten Konjunkturindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex die Bullenstimmung am Markt. Gro­ßer Optimismus aber ist gefährlich für die Kurse. Schlechte Nachrichten können in einem solchen Umfeld umfangreichere Korrekturen einleiten. Eine solche Korrektur prognostiziert etwa die Bank Unicredit: „Zunächst ist ein Rückgang des DAX bis etwa 5600 Punkte wahrscheinlich. Sollte sich die Krise zuspitzen, wird der Kursdruck womöglich noch stärker“, warnt Tammo Greetfeld, Aktienstratege beim Münchner Kreditinstitut. In letzterem Fall würde der DAX wieder um die 5000 Punkte notieren. Ganz so pessimistisch sehen die Experten der Commerzbank die Lage jedoch nicht. „Wir rechnen mit einer Korrektur von fünf bis zehn Prozent. Spätestens bei 5700 Punkten sollte sich der DAX wieder stabilisieren“, sagt Stratege Andreas Hürkamp. Das Jahresziel von 6900 Punkten für den Leitindex – es liegt am oberen Ende der Prognosen der Analystenhäuser – bleibt unverändert.

Neben den direkt betroffenen Banken und Versicherungen leiden vor allem zyklische Werte. Der Chiphersteller Infineon, Lkw-Produzent MAN und Autowerte wie Daimler und Volkswagen kamen arg unter die Räder. Dies hat jedoch keine fundamentalen Gründe. Die Verluste sind Experten zufolge Gewinnmitnahmen aufgrund der zuletzt hohen Kursgewinne in diesen Aktien. An den Gewinnaussichten der Firmen hat sich hingegen nichts geändert. Die Aussichten, künftig etwa in den Emerging Markets gute Geschäfte zu machen, sind mit der Griechenland-Krise nicht geschwunden. Ein katastrophaler Crash wie nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008 scheint also fern.

Banken: HRE und Commerzbank im Feuer

Die Schuldenkrise könnte zu einem großen Problem für Banken werden. Statistiken zufolge haben deutsche Banken den Griechen 33 Milliarden Euro geliehen. Am stärksten engagiert ist (mal wieder) die Hypo Real Estate (HRE) mit acht bis zehn Milliarden Euro, die Commerzbank liegt bei drei Milliarden. Bei der Postbank sind es 1,3, bei Allianz und Munich Re 0,9 beziehungsweise 1,5 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank hält eigenen An­gaben zufolge hingegen kaum griechische Anleihen
Die Deutsche Bank hält eigenen An­gaben zufolge hingegen kaum griechische Anleihen. „In vielen ­Häusern wird jetzt hin und her gerechnet, welche Folgen die Herabstufung der Griechenland-Anleihen hat und welche Szenarien zu Abschreibungen führen werden“, sagt ein Banker, dessen Haus dort selbst engagiert ist. Allerdings: Die Herabstufung des Ratings allein führe noch nicht zwingend zu Abschreibungen, so Analyst Konrad Becker vom Bankhaus Merck Finck. Entscheidend sei, ob der Schuldner in der Lage sei zu zahlen. Davon gingen die deutschen Banken aktuell aus. Grund: Die Institute rechneten damit, dass die EU Griechenland helfen wird, seine Schulden zu bedienen. „Sollte die EU einem teilweisen Schuldenerlass für Griechenland jedoch zustimmen oder sollten einige der Häuser nicht zu den bevorzugten Gläubigergruppen gehören, dann kann ich mir schon vorstellen, dass die Banken dazu übergehen, ihre Engagements abzuschreiben. Betroffen wären hier vor allem HRE und Commerzbank“, so Becker weiter.

Doch es könnte noch schlimmer kommen, wenn sich die Krise auf Portugal, Irland oder Spanien ausweitet. Dort haben sich die Finanzierungskonditionen zuletzt ebenfalls drastisch verschlechtert. Mit einem Gesamtvolumen von 24 Milliarden Euro in Portugal, Irland, Spanien und Italien ist dort die Commerzbank am stärksten engagiert. Vor diesem Hintergrund sind Bankaktien derzeit eher kritisch zu sehen.

Anleihen: Flucht in Sicherheit

Die Angst vor einem Zahlungsausfall Griechenlands und einer Ausweitung der Krise auf andere Euro­länder hat zu einer Flucht der Anleger in Bundesanleihen und US-Treasuries geführt. Erstmals seit Ende 2008 fiel die Rendite von zehnjährigen deutschen Staatsanleihen in dieser Woche unter drei Prozent. Auch bei US-Staatsanleihen ist die Rendite seit Anfang April deutlich gesunken. Dieser Rückzug in „sichere Häfen“ wird mitgetragen von Fonds und institutionellen Investoren. Aufgrund der Herabstufung der Griechen-Bonds auf Junk-Niveau genügen die Papiere vielfach nicht mehr den Anlagekriterien professionell gemanagter Portfolios und müssen gegen solidere Bonds ausgetauscht werden. Die Risikoaufschläge deutscher Staatsanleihen könnten aber bald wieder steigen, nämlich wenn sich die Eurozone, wie von vielen Ökonomen befürchtet, in eine „Transfer-Union“ wandelt. Wenn die Bundesrepublik für die Schulden der Griechen und möglicherweise der Portugiesen, Iren und anderer Euroländer mit geradestehen muss, schießen auch die deutschen Finanzierungskosten in die Höhe. Damit würde zusehends auch der Status von Bundesanleihen wackeln, die bislang den „risikolosen“ Zinssatz anzeigen.

Gold: Der Krisenprofiteur

Hochzeitssaison in Indien, Kriege und Terror, Inflationsängste, Pleiten – Gründe für steigende Goldpreise gibt es genug. Die hohe Verschuldung vieler Staaten, das Griechenland-Debakel und die Herabstufung der Bonität Portugals und Spaniens sind weitere. „Die Panik wegen hoher Staatsschulden weitet sich aus und treibt Investoren weg von Devisen in den sicheren Hafen Gold“, sagt Rohstoffanalyst Stephen Platt vom US-Broker Archer Financial Services. Tatsächlich ließ allein die Herabstufung Portugals den Goldpreis an einem einzigen Tag um 1,2 Prozent steigen. Gold notiert nun nahe dem Widerstand um 1200 Dollar je Unze. Für 2010 rechnen die Experten von Goldman Sachs mit einem Goldpreis von 1265 Dollar, fürs kommende Jahr von 1425 Dollar. Ein Grund: Die Goldproduktion sinkt kontinuierlich. Laut Branchenverband GFMS wurden 2009 global sechs Prozent weniger des Edelmetalls gefördert. Vor allem in Südafrika, ehemals die Nummer 1 unter den Goldförderländern, sind die leicht erreichbaren Vorräte erschöpft. Für Anleger geeignet sind ETCs /ETFsauf Gold (siehe Investor-Info) oder Goldmünzen. Letztere bieten nicht nur Chancen für Preissteigerungen, sondern bereiten auch noch Freude beim Betrachten.

Lesen Sie die Investor-Info's auf der nächsten Seite!

Investor Info:

Portugal, Irland, Spanien - Explodierende Risikoaufschläge
Die Rendite für dreijährige portugiesische Staatsanleihen stieg nach der Ratingherabstufung durch Standard & Poor’s über die Marke von fünf Prozent. Das bedeutet, dass Portugal höhere Zinsen an Anleger zahlen muss, als es Griechenland kostet, von den Euroländern und dem IWF gerettet zu werden. S&P senkte am Dienstag Por­tugals Kreditwürdigkeit um zwei Stufen auf A– und ­Griechenlands Bonitätsnote um drei Stufen auf BB+. Während sich die Risikoaufschläge auch bei Irland und Spanien nach oben bewegten, gingen die Renditen für dreijährige deutsche Staatsanleihen weiter zurück.

Haushaltsdefizite - Im Jahr 2009 stark gestiegen
Nach jüngsten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat musste das griechische Haushaltsdefizit für 2009 von 12,7 auf 13,6 Prozent korrigiert werden, was an den Märkten erneut für Ernüchterung sorgte. Über­trof­fen wird das griechische Defizit nur noch von dem Irlands. Insgesamt stieg das öffentliche Defizit für die Eurozone – gemessen am BIP – im vergangenen Jahr stark an. Wegen der vielen nationalen Maßnahmen zur Eindämmung der Finanzkrise wuchs es von 2,0 Prozent im Jahr 2008 auf 6,3 Prozent 2009. Die niedrigsten Defizite weisen Schweden (-0,5?%) und Luxemburg (-0,7?%) aus.

Europäische Banken - Wer hält Griechenlands Schulden?
Die Regierungen von Ländern der Eurozone müssen sich derzeit eine grundlegende Frage stellen: Was kommt sie teurer zu stehen? Die Griechen mit Notkrediten vor dem Bankrott zu bewahren oder das Land pleitegehen zu lassen und dafür die eigenen Banken zu retten? Besonders französische Geldinstitute sind mit knapp 76 Milliarden Dollar in Griechenland-Bonds engagiert. Aber auch bei deutschen Banken stünden im Fall des Falles rund 43 Milliarden Dollar im Feuer. Analysten der Citigroup haben berechnet, dass ein entschlossener Bail-out Griechenlands mit harten Auflagen die europäischen Nachbarn günstiger kommen würde als die Rettung ihrer Banken.

Investor-Info 2:

Templeton Global Bond Fund - Flexibles Anleihevehikel
Welche Staatsanleihen sollte man kaufen, welche nicht? Wer die Entscheidung nicht selbst treffen will, überlässt sie am besten einem Rentenfondsmanager. Michael Hasenstab, Lenker des Templeton Global Bond Fund, ist seit Jahren einer der erfolgreichsten. Er investiert weltweit überwiegend in Staatsanleihen. Bei den Papieren in seinem Fonds isoliert er mith­ilfe von Derivaten den Teil, der am aussichtsreichsten erscheint. Mal sind das zum Beispiel Währungsgewinne, mal hohe Zinskupons.

ZKB Gold ETF - Suche nach Sicherheit
Gold ist momentan bei Anlegern beliebt wie selten zuvor. Der Preis in Euro klettert von Hoch zu Hoch. Hintergrund der Hausse: Das Edelmetall behält seinen Wert, auch wenn Währungsunionen oder Finanzsysteme zusammenbrechen. Gleichwohl sollten Anleger nicht vergessen, dass der Preis stark schwanken kann. Am derzeitigen Erfolg des Metalls können Investoren mit dem ETF der Zürcher Kantonalbank teilhaben. Er folgt dem Goldpreis und hält pro Fondsanteil etwa eine Unze Gold.

DJ Stoxx 600 Banks Short ETF - Wette auf Banken unter Druck
Aus Verlusten Gewinne machen – das ist die Idee, die hinter einer Wette mit dem db x-trackers DJ Stoxx 600 Banks Short ETF steckt. Anleger, die kalkulieren, dass Banken angesichts der griechischen Schuldenkrise immer stärker unter Druck geraten, möglicherweise auf Verlusten sitzen bleiben und am Ende vielleicht selbst gerettet werden müssen, können damit von Kurseinbußen bei den europäischen Geldinstituten profitieren.

Griechische Staatsanleihen - Zum Zockerpapier entwickelt
Je länger die Europäische Union und der IWF mit Finanzhilfen warten, desto wahrscheinlicher wird es, dass Griechenland pleitegeht. Dann würden Anleiheeigner nur einen Teil des eingesetzten Kapitals zurückerhalten. Als Ausgleich für dieses Risiko bieten Ouzo-Bonds inzwischen extrem hohe Renditen.

Land - ISIN - Rating S&P - Rendite in %
Griechenl. (01/11) - GR0124015497 - BB+ - 17,2
Griechenl. (05/12) - GR0124018525 - BB+ - 13,5
Griechenl. (08/12) - GR0114020457 - BB+ - 15,0
Griechenl. (08/13) - GR0114021463 - BB+ - 13,7
Griechenl. (07/15) - GR0124026601 - BB+ - 11,6

Zertifikate für die Krise - Bonusgeld bei fallenden Kursen
Anleger, die der Entwicklung an den Aktienmärkten skeptisch gegenüberstehen, haben mit Reverse-Bonuszertifikaten eine interessante Investmentmöglichkeit: Sinkt beispielsweise der DAX, steigen die entsprechenden Reverse-Bonuszertifikate im Wert. Und selbst wenn der DAX in einem bestimmten Rahmen zulegt, können Anleger am Ende der Laufzeit eine positive Rendite erwarten. Ein Beispiel: Bei dem Reverse-Bonuszertifikat auf den DAX von Goldman Sachs erhalten Anleger am Ende der Laufzeit im Dezember 2010 eine sogenannte Bonuszahlung von 45 Euro je Zertifikat (ISIN: DE000GS19G47). Aktuell kostet es knapp 40 Euro, sodass eine Rendite von gut 13 Prozent zu erwarten ist – binnen acht Monaten! Hochgerechnet auf ein Jahr, sind das über 20 Prozent. Voraussetzung: Der DAX darf bis zum Laufzeitende kein einziges Mal über die sogenannte Barriere bei 7200 Punkten steigen. Tut er es doch, drohen Verluste. Zertifikate dieser Art gibt es zuhauf. Dabei gilt: Je weiter die obere Barriere, über die der DAX nicht steigen darf, vom aktuellen Indexstand entfernt ist (wodurch die Sicherheit für den Anleger steigt), desto geringer ist die Rendite.

Einen guten Überblick über Reverse-Bonuszertifikate bietet finanzen.net. Wer eher auf steigende Kurse setzen will mit entsprechendem Puffer nach unten, greift zu klassischen Bonuszertifikaten. Anleger sollten bei der Auswahl darauf achten, ob das Zertifikat einen Cap, also eine Gewinnobergrenze, hat oder nicht. Bei Produkten ohne Cap ist das Risiko, Verluste zu erleiden, höher. Zudem sollte jedem das Emittentenrisiko bewusst sein: Geht die Bank, von der das Produkt stammt, pleite, ist das angelegte Geld weg.

Ausgewählte Hebelprodukte auf Allianz

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Bildquellen: istockphoto

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14.11.2024Deutsche Bank BuyWarburg Research
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24.10.2024Deutsche Bank KaufenDZ BANK
24.10.2024Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
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12.08.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
29.04.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
25.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
23.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
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27.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
04.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
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