Deutschlands heimliche Stars: Die Top-Unternehmen
In keinem Land der Erde gibt es so viele Weltmarktführer wie hierzulande. Darunter etliche Top-Firmen aus DAX, MDAX, TecDAX und SDax, die ein Investment wert sind.
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von Klaus Schachinger und Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Wenn sich in Deutschland Spitzenunternehmer und Weltmarktführer treffen, versammeln sie sich nicht in Berlin oder Frankfurt. Sie treffen sich in Schwäbisch Hall. In der Provinzstadt, 60 Kilometer nordöstlich von Stuttgart, kamen vergangene Woche jene Firmen zusammen, die das wirtschaftliche Rückgrat Deutschlands bilden. Wo sonst? Schließlich sind unzählige deutsche Unternehmen, die sich in ihrem Marktsegment an die Weltspitze gearbeitet haben, in der Provinz beheimatet.
Eine Kulisse aus Fachwerk und Barock bildete den Rahmen für den 3. Deutschen Kongress der Weltmarktführer. Weltmarktführerschaft ist in Deutschland vor allem Sache des Mittelstands: eines Heeres kleinerer und mittelgroßer Unternehmen. 1.300 bis 1.500 Firmen, je nach Enge der Definition, sind Weltmarktführer. Auch rund um Schwäbisch Hall haben sie sich angesiedelt. Dort ist mit 40 Unternehmen quasi das Weltzentrum der Verpackungsmaschinenhersteller. Beispielsweise finden sich in dem Landstrich Klafs Saunabau, der führende Produzent von Wellnesseinrichtungen, oder das Schraubenimperium Würth. In keinem anderen Bundesland sind so viele Unternehmen ihrem jeweiligen Markt global führend wie in Baden-Württemberg. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Lokal verwurzelt, global daheim
Dass ein Unternehmen lokal verwurzelt ist, hindert es jedoch nicht daran, sich auf die Weltmärkte auszurichten. Für viele Mittelständler ist es das Erfolgsrezept: Mit den gut ausgebildeten Fachkräften vor Ort konzentrieren sie sich auf eng abgegrenzte Teilmärkte — das aber weltweit. Deutschlands Stärke als Exportnation ist zum großen Teil auch das Verdienst dieser Firmen.
Oft gelingt es ihnen sogar, durch Innovationen einen Markt zu schaffen, den es vorher gar nicht gab. Der Maschinen- und Anlagenbauer LPKF ist dafür ein gutes Beispiel. Der Mittelständler aus der 60.000-Einwohner-Stadt Garbsen bei Hannover liefert weltweit als Einziger sogenannte LDS-Maschinen. Damit lassen sich Antennen in den Gehäusen von Laptops, Tablet-PCs oder Smartphones anbringen. Dafür wird der Kunststoff an den Stellen für die Antennen mit Metallen angereichert. In der LDS-Maschine werden die Metalle per Laser freigelegt und zur Antenne verschmolzen. Das spart Platz im Inneren der Geräte und geht blitzschnell: Vier Sekunden brauchen die Maschinen für das Einbringen der Antennen in ein Gehäuse.
Die Maschinen der Niedersachsen sind bei Konzernen wie Apple, Lenovo oder Samsung und ihren Auftragsfertigern heiß begehrt. Maschinenlieferant LPKF ist im Geschäft mit Tablets und Smartphones Weltmarktführer — mindestens bis 2021. Dann läuft der Patentschutz der LDS-Technologie aus.
Analysten zufolge hat der Umsatz des Spezialisten 2012 möglicherweise um 20 Prozent auf 100 Millionen Euro zugelegt. Bis Ende September hatte LPKF bereits 36 Prozent mehr Umsatz eingefahren. Firmenchef Ingo Bretthauer wird am 26. März vermutlich glänzende Zahlen vorlegen.
Innovationskraft und Technologieführerschaft sind eine Stärke deutscher Weltmarktführer. Häufig kombinieren sie diese noch mit einer anderen Strategie: Sie schielen nicht auf die Volumenmärkte, die von den Großen beherrscht werden, sondern sie orientieren sich an speziellen Kundenbedürfnissen in einem eng definierten Marktsegment.
So hat sich beispielsweise die Firma Rational in Landsberg am Lech auf Produkte und Dienstleistungen für gewerbliche Großküchen spezialisiert. Die Klientel der Profiköche hat ganz klare Ansprüche: Sie will oder muss möglichst schnell eine große Zahl unterschiedlicher Gerichte in bester Qualität zubereiten. Daneben müssen die Geräte platzsparend und leicht zu reinigen sein. Auf all diese Aspekte konzentriert sich Rational. Dafür überlässt die Firma den ungleich größeren Markt der Kochgeräte für den Privatgebrauch anderen Unternehmen. Die Anleger jedenfalls goutieren diese Strategie: Seit März 2009 hat der Aktienkurs um 290 Prozent zugelegt.
10.000 Öle — 1.000 Prozent Plus
Erfolgreich in der Nische bewegt sich auch Fuchs Petrolub. Wenn sich Mineralölkonzerne aus für sie unrentablen Bereichen zurückziehen, rückt der Mannheimer MDAX-Konzern dort nach. Der Hersteller von Spezialölen und -fetten für die Industrie ist mit 47 Auslandsgesellschaften zum Beispiel bei Kunden im Bergbau oder in der Automobilindustrie weltweit führend.
Das Familienunternehmen in dritter Generation hat erkannt, dass es mit einer Nischenstrategie im Wettbewerb mit großen Mineralölkonzernen nachhaltige Renditen verdienen kann. Die Produktpalette besteht mittlerweile aus mehr als 10.000 Spezialölen und –fetten. Seit Stefan Fuchs Anfang 2004 das Ruder übernahm, hat der Aktienkurs um mehr als 1.000 Prozent zugelegt. Der Index für mittelgroße Unternehmen MDAX schaffte in dieser Zeit „nur“ 180 Prozent.
„Familienunternehmen agieren sehr langfristig“, sagt Wolfgang Zinn, Fondsmanager des GS & P Family Business. „Da oft der größte Teil des Privatvermögens in der Firma steckt, ist der Unternehmer sehr am Wohl des Unternehmens und an einem erfolgreichen Börsenkurs interessiert.“
Ähnlich wie bei Fuchs Petrolub ist auch der Markt von Brenntag stark von mittelständischen Firmen geprägt. Doch gegenüber den Wettbewerbern kann der in Mülheim an der Ruhr ansässige Spezialchemikalienhändler seine Größenvorteile ausspielen. Das Unternehmen bietet ein breiteres Angebot an Produkten und Dienstleistungen, ist global präsent und hat als börsennotierter Marktführer guten Zugang zum Kapitalmarkt. Brenntag kann es sich bei Übernahmezielen leisten, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.
Generell gilt für Unternehmen, die Märkte als Spezialisten dominieren: Durch ihre schnelle Expansion in Wachstumsregionen schaffen sie es, ihren Umsatz jährlich in zweistelliger Höhe zu steigern. So hat etwa der IT-Dienstleister Bechtle aus Neckarsulm seinen Umsatz in zehn Jahren um knapp das 30-Fache erhöht. Für 2020 peilt Bechtle-Chef Thomas Olemotz die Fünf-Milliarden-Marke an — nach 2,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Joachim Kreuzburg, Chef des Göttinger Pharmazulieferers Sartorius, will bis dahin — ohne Berücksichtigung von Zukäufen — 1,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Im abgelaufenen Jahr wuchs der Umsatz um 15 Prozent, gleichzeitig erreichte die operative Marge mit 16 Prozent ein neues Rekordniveau. Und es soll noch mehr drin sein: 2020 werde die Marge bei 20 Prozent liegen, stellte Kreuzburg kürzlich in Aussicht.
Nischenstrategien, wie sie viele deutsche Unternehmen verfolgen, sind allerdings nicht ohne Risiko. Verpasst man einen technologischen Wandel oder reagiert zu spät auf geänderte Kundenbedürfnisse, kann es schnell an die Substanz gehen. Auch ein heftiger Nachfrageeinbruch wie in der Wirtschaftskrise 2008/09 kann einem eng aufgestellten Unternehmen Probleme bereiten.
Bei Druckmaschinen stecken gleich zwei deutsche Weltmarktführer in der Klemme. Manroland, Spezialist für Zeitungsdruckmaschinen, schlitterte bereits in die Insolvenz. Und auch bei Heidelberger Druck, dem Marktführer für Bogenoffsetmaschinen, die häufig im Prospektdruck verwendet werden, ist eine nachhaltige Wende zum Besseren noch nicht in Sicht.
Beim langjährigen Anlegerfavoriten Douglas, der Parfümerien und Buchläden (Thalia) betreibt, nehmen die Eigentümer das Unternehmen für einen größeren Umbau ganz von der Börse. „Anleger sollten immer auch die Perspektiven des jeweiligen Markts im Blick haben, um zum Beispiel den starken Einfluss des Internets früh zu erkennen“, rät daher Christoph Schlienkamp, Anlagestratege der auf Mittelständler spezialisierten Lampe-Bank.
Schnäppchen sind selten
Abgesehen von Ausnahmesituationen wie bei Restrukturierungen oder Einbrüchen der Konjunktur sind Aktien von Marktführern allerdings selten günstig bewertet. „Wegen der meist robusten Bilanzen mit niedriger Verschuldung, viel Eigenkapital und nachhaltigen Dividendenrenditen lohnt es sich jedoch, die Papiere in schwachen Börsenphasen zu kaufen und langfristig im Depot zu halten“, sagt Schlienkamp. Die Planungen und Investitionen der Firmenlenker, die mit profunder Marktkenntnis überdurchschnittlich lang an der Spitze der Unternehmen blieben, seien nicht auf Quartale, sondern auf Jahrzehnte ausgerichtet.
Damit schaffen einige Weltmarktführer aus dem Verborgenen, die „hidden champions“, sogar den Sprung in den DAX. Zum Beispiel SAP und Fresenius Medical Care (FMC). Die Umsätze des größten deutschen Softwarekonzerns SAP und jene des Dialyse-Weltmarktführers FMC lagen 1995 noch unter zwei Milliarden Euro. Heute sind es 16,2 bzw. 13,7 Milliarden Euro. Beide Konzerne sind auch in den USA stark. SAP hat als globale Nummer 1 den Markt für betriebliche Standardsoftware begründet. Im US-Markt behaupten sich die Walldorfer gegen finanzstarke Rivalen wie den Marktführer für Datenbanksoftware, Oracle. FMC brachte der Kauf von Renal Care einen Riesenschritt voran.
Künftig wird sich der Fokus der deutschen Marktführer von Europa und Amerika in den Osten verschieben: nach Osteuropa, Asien und insbesondere China. Dort werden die mittelständischen Weltmarktführer nach Einschätzung des Wirtschaftsprofessors und Unternehmensberaters Bernd Venohr bis zum Jahr 2015 die Hälfte ihres Geschäfts machen. Dass dabei neue Konkurrenz erwächst, dessen sind sich die Firmenlenker bewusst. Nicht umsonst lautete das Spezialthema beim Weltmarktführer-Kongress in Schwäbisch Hall: „Next China — vom Billigheimer zum Wettbewerber“.
Investor-Info
DAX
In der ersten Reihe
Mehr können sich Aktionäre des weltgrößten Chemiekonzerns BASF kaum wünschen: solides Gewinnwachstum, daher moderate Bewertung trotz Kursrally, hohe Dividendenrendite. Bei Henkel und SAP wird der Ehrgeiz bei Renditezielen unterschätzt. Die Aktien des Klinikbetreibers FMC sind vor allem in turbulenten Börsenzeiten gefragt.
MDAX
Die starke Mitte
Die Aktien der vier ausgewählten Weltmarktführer im Chemikalienvertrieb, bei Industrieölen und -fetten, bei Abfüllanlagen und bei Garautomaten sind selten günstig. Dafür erfüllen die Bilanzen der Firmen Kriterien für Dauerfavoriten. Sie glänzen mit hohen Eigenkapitalquoten und geringer Verschuldung. Dazu nachhaltige Renditen und Dividenden.
TecDaX und SDAX
Die Aufsteiger
Bauer, der Nummer 1 im Spezialtiefbau, wird ein Comeback zugetraut. Für 2012 soll das Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und operativem Gewinn unter 4 liegen, die Eigenkapitalquote über 25 Prozent. Laborzulieferer Sartorius schaffte 2012 Rekordrenditen und will bis 2020 weiter stark zulegen. Positive Überraschungen wahrscheinlich.
Fonds
Fokus auf Familienfirmen
Viele Marktführer, die sich auf Nischenstrategien fokussieren, sind in Familienhand und damit häufig erfolgreicher und wachstumsstärker als Großkonzerne. Darauf setzt der GS & P Family Business. Ausgewählt nach Value-Kriterien, versammelt Fondsmanager Wolfgang Zinn 40 familienkontrollierte
Unternehmen aus Kerneuropa im Portfolio. Schwerpunkt sind deutsche und Schweizer Firmen.
ISIN: LU0179106983
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11.11.2024 | BASF Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
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12.11.2024 | BASF Neutral | UBS AG | |
08.11.2024 | BASF Equal Weight | Barclays Capital | |
01.11.2024 | BASF Neutral | UBS AG | |
31.10.2024 | BASF Hold | Deutsche Bank AG |
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26.07.2024 | BASF Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
27.06.2024 | BASF Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
26.04.2024 | BASF Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
25.04.2024 | BASF Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
25.03.2024 | BASF Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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