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Electronic Arts & Co: Wo Anleger mitspielen sollten

11.11.15 15:00 Uhr

Electronic Arts & Co: Wo Anleger mitspielen sollten | finanzen.net
Call of Duty: Black Ops III

Das Geschäft mit virtuellen Abenteuern boomt dank des technologischen Fortschritts. Doch auch milliardenschwere Übernahmen treiben die Aktien der Branche.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie: Mit der Waffe im Anschlag stürmt ein Trupp junger Frauen und Männer durch die schummrigen Gänge eines Militärkomplexes. Das Licht flackert, der Putz fällt von der Decke. Plötzlich ein Feuerball und ein Knall - der "Krieg der Sterne" beginnt. Auf dem Schlachtfeld stehen sich die Truppen des Imperiums und die Rebellen gegenüber. Am Himmel schweben die Sternenzerstörer des Imperators, am Boden übersäen Kampfmaschinen die Rebellen mit Laserfeuer. Mit "Star Wars: Battlefront" taucht der Spieler in eine beängstigend reale Computerwelt ein.



Der Videospieleanbieter Electronic Arts bringt das Computerspiel Mitte November in die Läden - einen Monat vor dem von Millionen Fans sehnsüchtig erwarteten Kinostart von Walt Disneys "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht".

Das Weltraummärchen hat nicht nur auf der Kinoleinwand das Zeug zum Blockbuster, sondern dürfte auch die Kasse von Electronic Arts füllen. Finanzchef Blake Jorgensen rechnet damit, dass das Computerspiel bis Ende März nächsten Jahres 13 Millionen Mal verkauft wird. Bisher gingen die Kalifornier von bis zu zehn Millionen Verkäufen in den ersten fünf Monaten aus. Je nach Plattform - PC, Microsoft Xbox One oder Sony PlayStation 4 - und Version kostet das Spiel ab 60 Dollar. Die Umsatzmilliarde dürfte also schnell überschritten werden.


Auch ohne den "Star Wars"-Hype laufen die Geschäfte. Im traditionell eher schwachen zweiten Geschäftsquartal übertraf Electronic Arts die Erwartungen der Analysten und hob den Ausblick an. Besonders bemerkenswert ist, dass inzwischen drei Viertel der US-Spielekäufer per Download bei Electronic Arts ordern und die Spiele direkt auf den Computer laden. Der Zwischenschritt über den Einzelhändler entfällt - damit steigen die Margen. Einer Schätzung der UBS zufolge erzielen die Spieleentwickler im Schnitt beim Direktvertrieb eine Brutto­marge zwischen 70 und 80 Prozent - mit Zwischenhändler liegt die Marge bei 50 bis 60 Prozent. Entsprechend gut dürfte Electronic Arts im Weihnachtsquartal verdienen. Analysten rechnen beim bereinigten Gewinn mit einem Plus um die Hälfte auf 600 Millionen Dollar.

Geballert wird immer

Konsolenspiele wie "Star Wars: Battlefront" sind in Umsatzdimensionen vorgestoßen, die sogar Kinofilme in den Schatten stellen. Der Spieleentwickler Take-Two etwa landete mit seiner Computerspielserie "Grand Theft Auto" einen Voll­treffer. Teil fünf des mittlerweile in die Jahre gekommenen Action-Adventures verkaufte sich bis zum Sommer mehr als 54 Millionen Mal - der Umsatz mit dem Blockbuster über die gesamte Lieferkette beläuft sich auf rund drei Milliarden Dollar.

Ein Grund dafür, dass Computerspiele Kinofilmen den Rang ablaufen, ist die zunehmende Verbreitung moderner Spielkonsolen. In den ersten neun Monaten verkaufte Sony fast 16 Millionen PlayStation-4- Geräte. Das waren zwei Millionen mehr als im selben Vorjahreszeitraum. Microsoft als Nummer 2 im Konsolenmarkt setzte neun Millionen Xbox One ab - ebenfalls ein Plus von rund zwei Millionen Geräten.


Dass inzwischen fast jeder ein Smartphone oder Tablet besitzt, eröffnet den Spieleherstellern weitere Chancen. Menschen, die nicht stundenlang im stillen Kämmerlein daddeln, greifen in einer freien Minute schnell mal zum Smartphone, um etwa mit ein paar grimmigen Vögeln auf Schweine zu feuern wie beim Bestseller "Angry Birds".

Es sind aber vor allem kleine, unabhängige Spieleentwickler, die sich auf das neue Geschäftsmodell eingestellt haben. Handyspiele werden oft kostenlos angeboten. Verdient wird mit der Bereitschaft einiger Spieler, für Extras wie Spielhilfen oder zusätzliche Level zu zahlen. Große Firmen wie Electronic Arts, Take-Two oder Activision Blizzard tun sich bislang schwer in dem Segment. Aufwendig entwickelte Konsolenspiele laufen nicht auf mobilen Geräten. Es sind einfache Games, die sich zum Bestseller auf dem Smartphone entwickeln. Ob ein Spiel zum Erfolg wird, hat wenig mit technischen Raffinessen zu tun, sondern ist oft Glückssache.

Um in dem schnell wachsenden Segment den Anschluss nicht zu verlieren, übernimmt Activision für fast sechs Milliarden Dollar King Digital. Der Shootingstar der Branche steht hinter dem Puzzle-Videospiel "Candy Crush Saga", einem der erfolgreichsten Titel für Smartphones und Tablets. Experten rechnen damit, dass der weltweite Markt für mobile Spiele von 25 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr bis 2018 auf über 40 Milliarden Dollar wächst.

Kritiker bemängeln, dass Activision für fast sechs Milliarden Dollar lediglich ein "Ein-Hit-Wunder" zukauft. Der Hype um "Candy Crush" hat in den vergangenen Monaten stark abgenommen, und ein ähnlich erfolgreiches Spiel hat King Digital nicht zu bieten. Ob Activision das Potenzial der fast 500 Millionen aktiven Nutzer von King Digital nutzen kann, muss Konzernchef Robert Kotick noch beweisen. Zumindest die Anleger glauben an einen Erfolg - die Aktie markierte erst kürzlich ein Allzeithoch.

Investor-Info

Electronic Arts
Meister der Spiele

Electronic Arts ist als einer der führenden Anbieter im wachsenden Segment der Konsolenspiele gut für die Zukunft aufgestellt. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einem bereinigten Nettogewinnanstieg um ein Viertel auf eine Milliarde Dollar. Im kommenden Geschäftsjahr sollen knapp 1,2 Milliarden Dollar hängen bleiben. Mit einem KGV von 20 und angesichts der hohen Wachstumsraten sowie der starken Marktstellung hat die Aktie weiteres Kurspotenzial.

Activision Blizzard
Im Pause-Modus

Im laufenden Jahr dürfte Activision Blizzard unterm Strich rund eine Milliarde Dollar und damit so viel wie im Vorjahr verdienen. Beim Umsatz ist mit einem leichten Minus auf 4,7 Milliarden Dollar zu rechnen. Erst im nächsten Jahr rechnen Analysten wieder mit einem Gewinnplus von einem Fünftel. Der Preis für die Übernahme von King Digital erscheint mit fast sechs Milliarden Dollar sehr hoch. Dass sich die Investition auszahlt, ist noch nicht abzusehen. Anleger warten erst einmal ab.

Take-Two Interactive
Vor der Wende

Die Zahlen, die der Entwickler des Blockbusters "Grand Theft Auto" ("GTA") am Donnerstag präsentierte, überzeugten die Anleger. Zudem hob das Unternehmen seinen Ausblick an. Nach einem Gewinnrückgang in diesem Jahr stellen Analysten für 2016 wieder ein kräftiges Gewinnplus von 20 Prozent in Aussicht. Die Zahlen zeigen, wie abhängig die Branche von einzelnen Titeln ist. Einen deutlichen Schub dürfte "GTA 6" bringen - das Spiel kommt aber wohl erst 2018.

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Bildquellen: Activision Blizzard Deutschland GmbH

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