Euro am Sonntag-Einschätzung

Bankenkrise: Eine Schrumpf-Kur könnte helfen

06.08.16 08:00 Uhr

Bankenkrise: Eine Schrumpf-Kur könnte helfen | finanzen.net

Anleger fliehen aus Bankaktien. Die Stimmung scheint an manchen Stellen schlechter als die Lage. Helmut Hipper, Fonds­manager von Union Investment, im Interview.

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von Brigitte Hass und Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag

Die Stresstestergebnisse der europäischen Bankenaufsicht sowie eine gekappte Ergebnisprognose bei der Commerzbank haben Bankaktien in der vergangenen Woche europaweit auf neue Tiefstände geschickt. Allein zwischen Montag und Mittwoch büßten insbesondere die ohnehin gebeutelten Papiere von Deutschen Bank und Commerzbank jeweils rund zehn Prozent ein. Seit Jahres­beginn haben die beiden größten deutschen Geldhäuser etwa die Hälfte ihres Werts verloren.

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Die Kursverluste bleiben nicht ohne Folgen: Die Deutsche Bank fliegt am 8. August aus dem Börsenindex Stoxx Europe 50. Zumindest ist beim deutschen Branchenprimus der Verbleib im wichtigeren Euro Stoxx 50 vorerst nicht gefährdet, der nur Werte aus dem Euroraum enthält. Für die Commerzbank wird dagegen selbst im DAX das Eis langsam dünn. Nach Be­rechnungen von Indexexperten könnte ab einem Niveau von 4,50 Euro der Verbleib im Leit­index gefährdet sein. Die Indexmitgliedschaft gilt auch deshalb als wichtig, weil es gerade unter den Bankaktionären einen hohen Anteil passiver Investoren wie Indexfonds gibt, die Aktien bei einem Indexabstieg sofort verkaufen.

Allein die Ergebnisse des europaweiten Bankenstresstests erklären die Kursverluste nicht. Commerzbank und Deutsche Bank landeten zwar auf den hinteren Plätzen, zeigten im Krisenszenario aber dennoch ausreichende Kapitalquoten. Dass die Commerzbank am Dienstag ihr Milliarden-Gewinnziel für 2016 kappen würde, hatte man eigentlich erwartet. Für Enttäuschung sorgten vor allem fehlende Ertragsperspektiven beim zweitgrößten deutschen Geldhaus - und dass nun wieder munter über Kapitalerhöhungen bei den Großbanken spekuliert wird. Auch die Deutsche Bank kann derzeit kaum vermitteln, wie sie mit ihrem ertragsschwachen Geschäftsmodell auf einen grünen Zweig kommt.

Hoffnung auf Zielke

Einen Ausweg aus der Krise sieht Union-Investment-Fondsmanager Helmut Hipper in weiterem Kostenabbau. "Strategische Alternativen gibt es kaum", sagt Hipper im Interview (siehe Interview unten). Auch der ins Stocken geratene Konsolidierungsprozess unter den Geldhäusern wird so schnell nicht wieder in Gang kommen. "Die Banken haben schlichtweg Angst, dass die Regulatoren bei Fusionsplänen die Kapitalanforderungen erhöhen", glaubt etwa Deka-Fondsmanager Andreas Thomae.
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Für neue Impulse könnte der im Mai angetretene Commerzbank-Chef Martin Zielke sorgen, der im September ein Sparprogramm für das unter Niedrigzinsen und mauer Kreditnachfrage leidende Kerngeschäft mit Firmenkunden vorstellen will. Ein Viertel der Stellen in der Mittelstandsbank soll wegfallen, aber Zielke muss auch aufpassen, dass er die Bank nicht kaputt­spart. Deutsche-Bank-Chef John Cryan sorgt mit dem Abbau von Bilanzrisiken zwar für bessere Kapitalquoten, verzichtet damit aber auf Ergebnispotenzial.

Beobachter halten die jüngsten Marktreaktionen teilweise auch für überzogen und die Bewertungen mittlerweile auch für zu niedrig. JP Morgan etwa hofft bei der Commerzbank auf neues Kurspotenzial aus der Restrukturierung. Die Analysten von Kepler Cheuvreux, Bankhaus Lampe oder Equinet haben zwar ihre Kursziele gesenkt, halten aber zumeist an ihren Kauf­empfehlungen für die beiden größten deutschen Geldhäuser fest. Klar ist aber auch: Bankaktien bleiben hochvolatile, hochriskante Investments (siehe Euro am Sonntag Ausgabe 31, Seite 23).
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Interview mit Helmut Hipper: "Heil suchen im Kostenabbau"

€uro am Sonntag: Bankaktien mussten in den letzten Tagen teils hohe Einbußen einstecken. Was war die Ursache?
Helmut Hipper: Viele Investoren hatten sich vom Stresstest einen stärkeren posi­tiven Impuls erhofft. Als der ausblieb, rückte die Ertragsschwäche der Banken aufgrund der niedrigen Zinsen wieder in den Vordergrund. Die Anleger reagierten deshalb zurückhaltend.

Aber es sind ja nicht nur die niedrigen Zinsen, die den Banken zu schaffen machen.
Nein, durch die Regulierung waren die Banken gezwungen, Risiken in der Bilanz zu reduzieren, um das Eigenkapital zu ­erhöhen. Die Basis für Erträge ist so geschrumpft, gleichzeitig erodiert die Rendite. Und seit Längerem läuft es auch im Investmentbanking nicht rund.
Wie können die Geldhäuser gegensteuern?
Da die Banken weniger verdienen, werden sie ihr Heil wohl im Kostenabbau suchen. Strategische Alternativen gibt es kaum.

Sind zumindest die Kapitallücken gestopft?
Die Lage, das hat der Stresstest gezeigt, hat sich gebessert. Gleichwohl können durch neue Regulierungen die Kapitalanforderungen steigen. Aber woher sollen die Banken das Geld dafür bekommen? Ein weiterer Abbau von Risiken würde die Ertragssituation eher noch verschlechtern. Und eine Kapitalerhöhung würde den Gewinnanteil der bestehenden Aktionäre verwässern. Es bleibt zu hoffen, dass Politik und Aufsichtsbehörden bei den Kapitalanforderungen mit Augenmaß agieren und die Banken nicht überfordern.

Wird sich der Markt nun bereinigen?
Nicht unmittelbar und nicht im großen Stil. Vielen Banken fehlt für Übernahmen schlicht Geld. Zudem hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Fusionen oft mehr Probleme mit sich bringen als lösen.

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Bildquellen: Union Investment, Commerzbank AG

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29.04.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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