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Digital Health: Diese Konzerne sind dick im Geschäft

28.11.18 13:56 Uhr

Digital Health: Diese Konzerne sind dick im Geschäft | finanzen.net

Der wachsende Sparzwang im Gesundheitswesen beschert dem Bereich "Digital Health" enorme Wachstumsraten. Hier werden Milliarden Euro verdient.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Wenn Jens Spahn nicht gerade um Stimmen für die Wahl zum CDU-Vorsitzenden wirbt, zählt die Digitalisierung zu den Steckenpferden des ­Gesundheitsministers. "Die Telemedizin spart Ärzten und Patienten Zeit und Wege - vor allem auf dem Land und außerhalb der üblichen Praxisöffnungszeiten", lautet sein oft wiederholtes Mantra. Spahns jüngster Plan: Bis 2020 will er ein digitales Rezept einführen, das per Telefon oder Video konsultierte Ärzte den Patienten aufs Handy oder direkt in die Apotheke schicken können.



Erst im Mai hatte der Deutsche Ärztetag nach langem Zögern das Fernbehandlungsverbot gelockert, sodass nun auch eine Erstbehandlung per Tele-Doc möglich wird, ohne dass Patienten vorher schon einmal persönlich vorstellig werden mussten. Doch bis sich die Bildschirm-Visite hierzulande durchsetzt, müssen noch diverse andere Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Zurzeit ist es Apothekern verboten, verschreibungspflichtige Arzneimittel an Patienten abzugeben, die ihr Rezept ­offenkundig per Telemedizin erhalten haben. Werbung für Fernbehandlung ist ebenso untersagt wie das Ausstellen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Dazu kommt die magere Vergütung der digitalen Arztbesuche.

Enormes Einsparpotenzial

In anderen Ländern ist man da schon weiter. Der Bereich "Digital Health" gilt als weltweiter Wachstumsmarkt. Denn digitale Technologien eröffnen im Gesundheitswesen enormes Sparpotenzial. Fernüberwachung von Patienten, Software zur intelligenten Verwaltung von Gesundheitsdaten und Big-Data-Anwendungen zur Gesundheitsprävention oder zur Identifikation der besten Behandlungsoptionen könnten in den OECD-Ländern bis zu 228 Milliarden Euro einsparen, schätzen Experten der Berenberg Bank. Dem gesamten Segment trauen sie bis zum Jahr 2026 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 19 Prozent zu, einzelnen Bereichen wie dem Fern-Monitoring oder dem Gesundheitsmanagement sogar jährliche Wachstumsraten von 50 beziehungsweise 48 Prozent.



Diese beeindruckenden Zahlen spiegeln auch den enormen Bedarf an Lösungen wider, die helfen, die ausufernden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. In den Industrieländern liegen sie bei rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung, mit steigender Tendenz. Gleichzeitig sind mit der hohen Verbreitungsrate von Smartphones und Internetanschlüssen in den Industrieländern heute die Grundbedingungen für die Anwendung der neuen digitalen Technologien vorhanden.

Um die finanziellen Belastungen durch lange und wiederkehrende Krankenhausaufenthalte zu drücken, hat sich beispielsweise in den vergangenen Jahren ein Trend zur Behandlung bestimmter, oft chronischer Krankheitsbilder zu Hause etabliert. Ausgebildetes Personal kann regelmäßig nötige Spritzen oder Infusionen genauso gut in den eigenen vier Wänden verabreichen wie im Krankenhaus. Für die Patienten ist das häufig sogar angenehmer und besser mit dem Alltag zu vereinbaren, für die Kostenträger ist es billiger als der stationäre Aufenthalt.

Überwachung der Herzfunktion

Einen Schritt weiter geht nun das ­"Remote Monitoring" von Patienten: So kontrolliert etwa die US-Firma Biotelemetry mittels tragbarer Sensoren regelmäßig die Herzfunktionen von über einer Million Erkrankter pro Jahr. Zeigen sich dabei Auffälligkeiten, können Patienten zum Arzt einbestellt werden.

Das ermöglicht einerseits, Warnzeichen früh zu entdecken. Patienten können jedoch auch eher aus dem Krankenhaus entlassen werden, anstatt sie zur Beobachtung dazubehalten. Philips zählt zu den Konzernen, die neben Sensoren auch Software anbieten, die eine sichere und übersichtliche Verarbeitung solcher Daten gewährleistet.

Arzttermine per Videochat oder Telefon funktionieren in den USA längst reibungslos. Kunden von Teladoc können jederzeit innerhalb von zehn Minuten Ärzte verschiedener Fachrichtungen sprechen. Die Firma expandiert in mittlerweile 125 Länder. Seit 2014 stieg der Umsatz von Teladoc im Durchschnitt um 75 Prozent pro Jahr.

Die Mischung aus bekannten Medizintechnikkonzernen und Start-ups auf unterschiedlichsten Entwicklungsstufen macht den Sektor für Anleger besonders reizvoll. In den USA hat die Branche in den vergangenen sieben Jahren 24 Milliarden Euro Risikokapital eingeworben (siehe Investor-Info). Das verspricht für die kommenden Jahre viele Börsengänge und Übernahmen. Mit Credit Suisse, apo Asset Management und BB Adamant haben seit Mitte 2017 gleich drei Vermögensverwalter Fonds aufgelegt, die das Thema abdecken. Der Schwerpunkt der Anlagen liegt klar auf Unternehmen aus den USA. Gesundheitsminister Spahn glaubt, dass auch Deutschland zum Innovationstreiber bei digitaler Gesundheit werden kann. Dafür braucht es jedoch noch ein bisschen mehr als Modellprojekte und markige Worte.

Investor-Info

Investitionen in digital health
Milliarden für Innovationen

Risikokapitalfirmen haben seit 2011 insgesamt rund 27 Milliarden US-Dollar in Digital-­Health-Firmen in den USA investiert. Allein im ersten Halbjahr 2018 waren es 3,4 Milliarden Dollar in 193 Finanzierungsrunden. Zum ­Vergleich: Die Bundesregierung hat für das ­Modellprojekt "Zukunftsregion regionale Gesundheit" in Berlin bis 2022 rund 20 Millionen Euro vorgesehen.

Unternehmen
Giganten und Zwerge

Das Spannende am Digital-Health-Sektor ist die Mischung aus etablierten Konzernen und jüngeren Firmen. Medizintechnikriesen, von denen viele 2018 eine exzellente Performance erzielten, engagieren sich in dem Bereich und beleben den Markt durch Zukäufe. Newcomer wie Teladoc und Biotelemetry glänzen mit hohen Wachstumsraten. Favorit der Redaktion ist Teladoc. Die internationale Expansion sorgt für anhaltende Kursfantasie.

Name ISIN Marktkap. 1)
Biotelemetry US0906721065 1,8
Philips NL0000009538 31,4
Teladoc US87918A1051 3,4
1) in Mrd. Euro

Fonds
Experten entscheiden

Das apo-Portfolio war das erste am Markt, es wurde Juni 2017 aufgelegt. Die Credit Suisse folgte im Dezember, BB Adamant startete am 30. April 2018. Alle agieren mit Anlagefokus auf den USA. Investiert wird in einen Mix aus großen und kleineren Firmen. Wir bevorzugen aufgrund der erwiesenen Marktexpertise die Fonds von apo und BB Adamant, wobei der apo-Fonds niedrigere Gebühren hat.

Name ISIN Kursent. 1)
apo Dig. Health 2) DE000A2AQYW4 15,7 %
BB Adam. Dig. H. LU1811048138 26,2 %
CS Glob. Dig. H. LU1683285164 8,5 %
1) seit 30.4.18; 2) ausschüttend






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DatumRatingAnalyst
02.11.2018Teladoc BuyChardan Capital Markets
03.08.2018Teladoc BuyChardan Capital Markets
05.06.2018Teladoc BuyCanaccord Adams
15.03.2018Teladoc HoldDeutsche Bank AG
28.02.2018Teladoc BuyChardan Capital Markets
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08.12.2017Teladoc BuyDeutsche Bank AG
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18.09.2017Teladoc NeutralRobert W. Baird & Co. Incorporated
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