Erneuerbare Energien

Solarfirmen fürchten Regierungspläne

17.10.09 08:21 Uhr

Kürzen Union und FDP die Einspeisevergütung für Solarstrom, droht vielen Firmen die Insolvenz. Wissenschaftler streiten über die richtige Vorgehensweise.

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von Friederike Ott

Die Pläne von Union und FDP, die Einspeisevergütungen für Solarstrom zu kürzen, stoßen auf geteiltes Echo in der Wissenschaft. Forscher vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen raten zu massiven Kürzungen der Vergütung, die aktuell bereits jährlich um acht bis zehn Prozent sinkt.

„Das ist viel zu wenig“, sagt Manuel Frondel, Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am RWI und Mitverfasser einer bisher unveröffentlichten Studie zum Thema Einspeisevergütung für das Wirtschaftsministerium. „Wir plädieren dafür, die Einspeisevergütung im kommenden Jahr um 30 Prozent zu senken, entsprechend dem Preisrückgang bei den Modulen.“ Innerhalb der Solarbranche ist das RWI allerdings umstritten, da dem Institut eine starke Nähe zu den großen Versorgern wie RWE nachgesagt wird.

Die Preise für Solaranlagen sind seit April 2006 bis Ende Juni 2009 um etwa 35 Prozent gefallen. Doch sind die Preise seit Ausbruch der Finanzkrise sehr viel stärker gesunken als zuvor. Deshalb zweifelt Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Ener-gie und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, an einer gleichzeitigen massiven Kostendegression. „Bevor man weitere Senkungen beschließt, muss man den Markt sehr genau beobachten. Allein der Preisrückgang kann kein Argument sein. Die Nachfrage ist aufgrund der Krise stark eingebrochen. Deshalb kommt es natürlich zu Dumpingpreisen. Die abrupte Absenkung um 30 Prozent würde den deutschen Markt abwürgen.“ Wenn es der Markt hergebe, spreche jedoch nichts gegen Kürzungen.

Wie stark Kosten tatsächlich gesunken sind, ist schwer zu sagen. Bei den Unternehmen sind die Produktionskosten ein gut gehütetes Geheimnis. Während das RWI Kostenersparnisse von 30 Prozent in den vergangen Jahren vermutet, erklärt der Bundesverband Solarwirtschaft, die Kosten seien in den „vergangenen Jahren deutlich weniger als 30 Prozent gesunken“.

Setzt die neue Bundesregierung ihre Pläne um, ist das keine gute Nachricht für die Anbieter von Solaranlagen. Bereits jetzt haben besonders Modulhersteller wie die Berliner Solon AG mit dem Nachfrageeinbruch zu kämpfen. „Das Unternehmen hat unter anderem langfristige Verträge mit dem Energiekonzern Solarworld abgeschlossen und muss nun vermutlich die Komponenten teurer kaufen, als sie auf dem freien Markt erhältlich sind“, glaubt Theo Kitz, Analyst bei der Münchner Privatbank Merck Finck. Solarworld stehe entsprechend gut da. Der Konzern hat sogar die Kürzung der Einspeisevergütung vorgeschlagen. „Vermutlich, um die Zahl der Konkurrenten zu reduzieren“, so Kitz.

Hart treffen würden Kürzungen bei der Einspeisevergütung den Bitterfelder Solarzellenhersteller Q-Cells. „Die Firma hat sich verplant“, sagt Kitz. „Sie hat zu schnell neue Werke gebaut, die Kosten sind aus dem Ruder gelaufen.“ Der Analyst rechnet mit Insolvenzen und Übernahmen. „Die Marktbereinigung hat bereits begonnen. Viele kleine Unternehmen im Solarbereich haben vermutlich nicht die nötige Größe, um allein zu überleben.“

Immer stärker macht den deutschen Solarfirmen auch die chinesische Konkurrenz zu schaffen. Sie produziert günstiger und profitiert gleichzeitig von der deutschen Einspeisevergütung. Dass die Produktion in Billiglohnländer abwandert, ist nach Meinung von Pascal Göttmann, Analyst bei Merck Finck, ein unumkehrbarer Prozess. „Langfristig wird die Produktion von Solarzellen und Modulen ins Ausland verlagert – unabhängig davon, ob Subventionen gekürzt werden oder nicht.“

Nichtsdestotrotz wird es nach Einschätzung von RWI-Experte Frondel in den nächsten Monaten einen Run auf Fotovoltaik geben. Grund dafür seien die stark gesunkenen Preise bei den Solaranlagen bei gleichbleibend hoher Einspeisevergütung. „Das ist für Investoren im Moment sehr attraktiv. Da springen Renditen von neun bis 14 Prozent heraus. Der Kuchen wird jetzt unter den Investoren aufgeteilt und nicht mehr unter den Herstellern.“

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