GT Advanced Tech: Mit harter Schale wieder zum Erfolg
Apple setzt verstärkt auf Zulieferfirmen aus den USA. Für GT Advanced Tech, den Hersteller künstlicher Saphirkristalle, birgt ein neuer Großauftrag des Hightech-Konzerns die Chance, sich neu aufzustellen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Tom Gutierrez hat die Wende vor Augen. Seine Firma GT Advanced Technologies ist auf die Züchtung von Kristallen spezialisiert und baut überdies Maschinen für die Beschichtung von Oberflächen. Nun ist es Gutierrez gelungen, Apple als Großkunden zu gewinnen.
Der Technologieriese setzt künftig stärker auf US-Zulieferfirmen. Um exklusive Technologien in der Fertigung zu entwickeln und mit neuen Rohstoffen wie Saphirkristallen von GT bevorzugt beliefert zu werden, nimmt Apple-Chef Tim Cook viel Geld in die Hand. Die Ausgaben für Entwicklung und Produktion werden 2014 um gut 60 Prozent auf 10,5 Milliarden Dollar zulegen.
Konkurrenten wie Sony oder Hewlett-Packard investieren mit jeweils knapp vier Milliarden Dollar deutlich weniger. Nur Apples Erzrivale Samsung gibt mit 22 Milliarden Dollar noch mehr Geld aus.
GT stellt sich neu auf
Bei GT Advanced Technologies stellt Apples Investitionsoffensive auf dem Heimatmarkt das Geschäftsmodell komplett auf den Kopf. Für die künftige Belieferung des Konzerns aus dem kalifornischen Cupertino zieht GT in Mesa im US-Bundesstaat Arizona eine eigene Fabrik mit 700 Mitarbeitern hoch.
Apples langfristiges Engagement weist der US-Firma einen Weg aus der Klemme: Noch im vergangenen Jahr war das Saphirgeschäft mit 30 Prozent Umsatzanteil nur etwa halb so groß wie die Solarsparte, die Polysiliziumkristalle und entsprechende Anlagen an Hersteller von Solarmodulen liefert.
Wegen des starken Preisverfalls beim wichtigsten Rohstoff der Solarindustrie und einem schwachen Saphirgeschäft muss GT im laufenden Geschäftsjahr nach Schätzungen von Analysten die Halbierung des Umsatzes auf 300 Millionen Dollar verkraften und zudem mehr als 50 Millionen Dollar Nettoverlust in der Bilanz ausweisen.
Durch Apple werden sich die Gewichte erheblich zugunsten der Kristallsparte verschieben. Saphire sind nach Diamanten die zweithärtesten transparenten Materialien. Allgemein bekannt sind künstlich gezüchtete Saphirkristalle von der Beschichtung der Gläser hochwertiger Armbanduhren — das sogenannte Saphirglas.
Als der Deal Anfang November bekannt wurde, legte der Börsenwert des Unternehmens, das bis 2011 als GT Solar firmierte, um gut ein Fünftel zu. Denn durch den Abschluss soll der Umsatzrückgang 2014 wieder ausgebügelt sein. Und 2015 will GT beim Umsatz die Schwelle von einer Milliarde Dollar überschreiten.
Übrigens: Den Bau der neuen Fabrik zahlt Apple — immerhin rund 600 Millionen Dollar. Dafür erhalten die Kalifornier Sonderrechte für den Bezug der Saphirbeschichtung. Der Hightech-Riese aus Cupertino dürfte auch bestimmen, ob, wann und in welchem Umfang GT Konkurrenten wie Samsung oder LG beliefert.
Der Saphirmarkt wächst
Die Initialzündung für Saphirglas in Smartphones war die Kamera auf der Rückseite des iPhone 5. Im aktuellen Topmodell von Apple, dem 5 S, schützt die Beschichtung auch den Fingerabdrucksensor. Mit dem neuen Werk könnte sich GT auch neue Märkte erschließen. Etwa die Beschichtung der Scheiben von Kampfjets. Bis die Fabrik abbezahlt ist, bleibt GT jedoch fest an Apple gebunden, also für die nächsten fünf Jahre. Währenddessen zieht der Markt für künstliche Saphire weiter an. Dank Smartphones und Tablets soll sich der Markt für die Kristalle bis 2016 fast verdreifachen. Nach Schätzung der Schweizer Bank UBS hat GT bis zu fünf Milliarden Dollar Umsatzpotenzial. Und schon 2014 könnte das Unternehmen den Sprung in die Gewinnzone schaffen — die Wende hat begonnen.
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