Beteiligungen

US-Konzern Loews: Wieder wie Warren Buffett

12.06.13 12:00 Uhr

Der New Yorker Mischkonzern Loews agiert wie Warren Buffett. Doch jetzt murrt die Wall Street: Das Management soll aktiver werden. Erfolge und Misserfolge der Gründerfamilie.

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von Nele Husmann, Euro am Sonntag

Geduld, so sagt man ja, ist eine Tugend. Wenn das stimmt, macht James Tisch alles richtig. Doch an der Wall Street gibt es einige, die das bezweifeln. Drei Milliarden Dollar hat der von James Tisch und seinem New Yorker Familienclan geführte Mischkonzern Loews Corporation für Zukäufe auf der hohen Kante liegen. Seit sechs Jahren hat Loews keinen großen Kauf getätigt — selbst die historische Krise von 2008 blieb un­genutzt. „Meine Hosentaschen sind aus Asbest. Bargeld brennt mir da keine Löcher rein“, sagt James „Jimmy“ Tisch trotzig.

Der 60-Jährige führt das Unternehmen in dritter Generation gemeinsam mit Bruder Andrew und Cousin Jonathan, der unter anderem für die extrem gut laufenden Hotel­aktivitäten verantwortlich ist. Die drei bemühen sich, grundsätzlich einvernehmliche Entscheidungen zu treffen — jeder einzelne hat Vetorecht. Diese Strategie kommt nicht von ungefähr: James, Andrew und Jonathan wuchsen zusammen in einem Haushalt auf. Ihre Väter lebten mit ihren Ehefrauen und insgesamt sieben Kindern unter einem Dach — sogar mit nur einem einzigen gemeinsamen Bankkonto. So entstand ein verschworener Familienclan.

Jetzt aber wird die Wall Street ungeduldig — die Investoren wollen Taten sehen. Die Tischs haben in der Vergangenheit nämlich ein sensa­tionelles Händchen für gute Geschäfte bewiesen. Loews agierte als ein „Contrarian“, also als jemand, der dann kauft, wenn alle anderen verkaufen.

Besser als Buffett
Dabei handelte die Familie sogar geschickter als das Orakel von Omaha, Warren Buffett, der weltberühmte Schnäppchenjäger. Die Kursentwicklung von Loews zeigt es: Seit James Tisch 1998 das Erbe seines ­Vaters übernahm und seitdem als Familienoberhaupt die Geschicke des Konzerns leitet, hat die Aktie des Unternehmens jährlich rund acht Prozent zugelegt, und damit Warren Buffetts Berkshire Hathaway deutlich abgehängt. Dessen A-Aktien brachten nur einen Gewinn von vier Prozent im Jahr. Doch das Blatt hat sich gewendet, in den vergangenen zwölf Monaten erzielten Berkshire-Aktionäre deutlich mehr Rendite als Anteilseigner von Loews.

Teils lag das daran, dass der Konzern stark im Öl- und Gasgeschäft aufgestellt ist, eine Branche, die gerade nicht gut läuft. Zum anderen verloren Loews-Anleger die Geduld. Samuel Yake, ein Analyst vom Researchhaus BGB Securities, findet, dass die Familie viel aggressiver vorgehen müsste: „Loews bewegt sich wie eine Schildkröte mit zwei gebrochenen Beinen.“

Wie Berkshire Hathaway ist auch Loews ein Konglomerat aus Investmentideen. Beide Unternehmen sind um einen Versicherungskonzern aufgebaut, der regelmäßig Prämiengelder aus Versicherungspolicen abwirft, die es zu investieren gilt. Wie Buffett kauft auch die Familie Tisch Konzerne und Beteiligungen zum Schnäppchenpreis.

Aber anders als Buffett verkauft Loews seine Beteiligungen wieder. Je schneller der Konzern sein eingesetztes Kapital wieder herausziehen kann, desto lieber ist ihm das.

James Tisch
Und es gibt noch weitere Unterschiede: Während Buffett sein Vermögen nach seinem Tod der Bill & Melinda Gates Foundation versprochen hat, sind die Tischs, die gut 20 Prozent an Loews halten, als ­ Mäzene in New York weniger diskret unterwegs. Ihr Name ist in etlichen Institutionen verewigt: So gibt es das Tisch Hospital und die Tisch School of the Arts — beides Institute der New York University. Hinzu kommen die Tisch Galleries im Metropolitan ­Museum. Die Familie hält sogar die Hälfte an dem New Yorker Footballteam Giants.

Beginn der Erfolgsstory
Die Erfolgsgeschichte der Familie begann 1946, als James’ und Andrews Vater Laurence Tisch seine ­ Eltern überredete, ein heruntergekommenes Prachthotel an der Küste von New Jersey zu kaufen. Gemeinsam mit seinem Bruder Robert brachte er es wieder in Schwung. „Larry“ war der Vordenker der Tischs — im Zweiten Weltkrieg hatte er als Codeknacker für die Vorläuferinstitution der CIA gearbeitet. Robert kümmerte sich um das Wohl der Gäste. Kaum lief das Hotel gut, investierte Larry die Gewinne in weitere günstig zu habende Hotels in Atlantic City, Florida und den Bergen hinter New York City.

1959 stieg Larry bei Loews Thea­tres ein, einer Kinokette mit Radiostationen. Er kaufte 28 Prozent des Konzerns für 10,5 Millionen Dollar. Nur ein Jahr später holte er elf Millionen wieder herein, indem er die Radiostationen abstieß — das Erfolgs­rezept war geboren. Es folgten Investitionen in den Zigarettenhersteller Lorillard, den Fernsehsender CBS oder den Versicherer CNA.

James, der heutige Primus inter Pares, stieg nach einem Wirtschaftsstudium ins väterliche Geschäft ein, und zwar ins Investmentteam. Hier lernte er das Geschäft von der Pike auf. Sein erster Deal 1982 war ein voller Erfolg: er kaufte sieben Super­tanker für sechs Millionen Dollar das Stück — weniger, als ihr Metall am Schrottmarkt wert war. 2004 verkaufte er das letzte dieser Schiffe für das Zehnfache des Kaufpreises. Dieses Geschäft hatte seinen Appetit auf das Rohstoffgeschäft geweckt. Heute gehören Loews Anteile an drei börsennotierten Öl- und Gasgesellschaften im texanischen Houston.

Probleme mit Rohstofffirmen
Doch ausgerechnet die Engagements im Rohstoffbereich bereiten nun die größten Probleme: Mit Boardwalk Pipeline Partners ist ­Loews zu 61 Prozent an Leitungen für Erdgas beteiligt, dazu hält der Konzern eine Beteiligung am Erdgasförderer HighMount Exploration. Seit dem Einstieg ins Erdgasgeschäft ist jedoch das Fördern von Öl durch Fracking beliebt geworden, also das Herausquetschen von Öl aus tief liegenden Gesteinsschichten. Erdgas kommt dabei als Überschussprodukt in rauen Mengen hoch. Folge: Der Erdgaspreis ist von 14 auf gut vier Dollar gefallen. Das senkt die Profitabilität dieser Geschäftsfelder drastisch.

James Tisch erwartet jedoch, dass der Erdgaspreis wieder anzieht, sobald US-Energieversorger ihre Kraftwerke nach und nach auf den billigeren Brennstoff umgestellt haben. Das freilich kann dauern. Zählt man den Barbestand je Aktie hinzu, ist das Unternehmen deutlich weniger wert als seine Einzelteile — Loews ist zu rund einem Viertel unterbewertet. Das macht die ­Loews-Aktie selbst zu einem klassischen Fall für Tisch. Entsprechend aktiv ist man mit Aktienrückkäufen ­dabei. Das ist vielleicht auch der Grund, warum Loews lieber in eigene Aktien investiert als in neue Firmen.

Wie sagte James Tisch neulich: „Auf meiner einen Schulter sitzt ein Engel, auf meiner anderen ein Teufel. Der Engel flüstert mir ein, dass ich unsere Aktie besser bewerben müsste. Und der Teufel mischt sich ein und sagt: Bloß nicht — du machst dir nur selbst die Preise kaputt.“

Investor-Info

Loews Corporation
Suche nach der alten Stärke

Auf Sicht von zehn Jahren hat sich die Loews-Aktie klar besser entwickelt als Berkshire. Zurzeit aber hat Loews Probleme. Vor allem die Rohstoffsparte läuft schlecht. Mit Investments in kleinere, extrem gute Hedgefonds will der Konzern rasch zu alter Ertragsstärke zurückfinden. Noch sind Börsianer misstrauisch, die Aktie ist unter Druck. Die Langfristperspektiven sind gut. Korrektur abwarten. Da das Papier in Deutschland wenig gehandelt wird, Kauforder un­bedingt mit einem Limit ausstatten.

Berkshire Hathaway
Print wirkt

Die Aktie des Altmeisters hat einen Lauf. Seit Januar hat sie — nach längerer Seitwärtsphase — um 25 Prozent zugelegt. Buffetts neueste Lieblingsbranche: Zeitungen. Seit 2011 hat er zig Tages- und Wochentitel gekauft. Analysten erwarten in den kommenden Jahren stark steigende Gewinne. Kursrückschläge zum Einstieg nutzen.

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Bildquellen: Loews Corp.

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