Vivendi vor der Zerschlagung: Eleganter Schnitt
Ein Großaktionär filetiert den französischen Mischkonzern Vivendi. Aktionären winken satte Profite - und die hohe Dividende nicht zu vergessen.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Wenn es ums Geld geht, kennt Vincent Bolloré keine Freunde. Sein ehemaliger Klassenkamerad Martin Bouygues hat diese Erfahrung bereits gemacht: Nachdem Bolloré einen Anteil am Mischkonzern Bouygues erworben hatte, machte der Milliardär dem Firmenchef öffentlich die Hölle heiß. Die Mobilfunksparte müsse verkauft werden, trommelte Bolloré. Die Zerschlagungsstory kam bei Börsianern bestens an. Später stieg Bolloré aus, Bouygues hatte den Mobilfunk letztlich doch behalten. Der gefürchtete Raider hatte seinen Einsatz dennoch auf 230 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
15 Jahre später sind die Parallelen zu Vivendi verblüffend: Der französische Mobilfunker SFR, zu 100 Prozent im Besitz des Konglomerats, liefert noch fast die Hälfte des Umsatzes. Doch die Ergebnisse sind mau. Abermals drängt Bolloré auf einen Abschied vom Telefongeschäft.
Der Milliardär zieht durch
Dieses Mal sieht es so aus, als würde Bolloré seine Strategie ganz durchziehen. Mit gut fünf Prozent der Anteile ist der 61-Jährige nicht nur der größte Aktionär Vivendis. Mitte September wurde Bolloré zum Vizechef des Verwaltungsrats ernannt. Dass der Unternehmer im kommenden Jahr Chefaufseher Jean-René Fourtou ablöst, gilt als ausgemacht.
Vor wenigen Tagen beschloss der Vivendi-Vorstand, eine Abspaltung der Mobilfunksparte, ein sogenanntes Spin-off, zu prüfen. Die Chancen stehen gut, dass das Vorhaben umgesetzt wird. Denn bei Vivendi ist — wie oft bei Mischkonzernen — das Ganze an der Börse weitaus weniger wert als die Summe der Teile. Die US-Bank Morgan Stanley schätzt den Wert der Beteiligungen auf knapp 33 Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung liegt hingegen bei 23 Milliarden Euro.
Durch ein Spin-off und einen anschließenden Börsengang von SFR dürfte sich dies ändern — so wie etwa beim deutschen Lichttechnikkonzern Osram. Dessen Aktie entwickelt sich seit der Abspaltung von Mutter Siemens prächtig.
Der Strippenzieher, der es laut US-Magazin „Forbes“ auf Platz 10 der reichsten Franzosen gebracht hat, ist drauf und dran, die versteckten Milliarden im Beteiligungsgeflecht zu heben. Der ausufernde Konzernaufbau geht noch zurück auf Ex-Chef Jean-Marie Messier, der im Boom kurz vor der Jahrtausendhausse Firmen zu horrenden Preisen gekauft und Vivendi damit beinahe in die Insolvenz getrieben hatte.
Verkauf der Spiele läuft
Bollorés Einfluss ist schon jetzt unübersehbar. Verhandlungen um einen Verkauf des 53-prozentigen Anteils am marokkanischen Telekomkonzern Maroc Telecom stehen bereits vor dem Abschluss, der Preis soll bei 4,3 Milliarden Euro liegen. Bis spätestens Ende des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen sein.
Nicht nur Telekoms stehen auf der Abschussliste. Auch die 61-prozentige Beteiligung am weltgrößten Spielesoftware-Programmierer Activision soll drastisch reduziert werden. Auf zwölf Prozent will Bolloré runter. Ein Abnehmer ist schon gefunden: Über sechs Milliarden Euro bietet eine Investorengruppe um Activision-Chef Bobby Kotick für das Paket, das die Mehrheit auch an Spielehits wie „World of Warcraft“ oder „Call of Duty“ bringt.
Ein US-Gericht stoppte allerdings unlängst den Deal. Ein einzelner Aktionär fordert eine Abstimmung der Anteilseigner über das Geschäft. Kommenden Donnerstag soll das Gericht über die Berufung von Vivendi entscheiden. Beobachter rechnen zwar mit einer Verzögerung, aber nicht mit einem Aus für das Geschäft.
Wachstum in Brasilien
Vivendi wird sich demzufolge auf das Mediengeschäft konzentrieren. Neben dem französischen Pay-TV-Sender Canal Plus will Bolloré zumindest vorläufig auch am weltgrößten Musikverlag Universal Music Group festhalten, der Weltstars wie Taylor Swift, Justin Bieber oder Rihanna unter Vertrag hat. Auch das wachsende Telekomgeschäft der Tochter GVT in Brasilien bleibt an Bord. Soeben erweiterte Vivendi das Geschäft um ein Joint Venture im Pay-TV-Bereich, das von Sportevents wie der Fußball-WM profitieren soll.
Schon spekulieren Anleger wegen der Verkäufe auf eine Sonderdividende. Ein bis zwei Milliarden Euro könnte Vivendi zusätzlich ausschütten, schätzt Morgan Stanley. Auch die Aussicht auf Gratisaktien von SFR locken Börsianer.
Der Vivendi-Kurs steigt, die Rechnung des stets elegant gekleideten Milliardärs dürfte auch dieses Mal aufgehen. Bislang hat Bolloré über 120 Millionen Euro verdient. Es dürften noch mehr werden.
Investor-Info
Vivendi
Milliardenwerte locken
Die Aufspaltung ist im Gange. Der Wert, der durch Verkäufe und die Abspaltung des französischen
Mobilfunkers SFR gehoben werden kann, liegt im Bereich von zehn Milliarden Euro. Dazu zählt auch die Ausgabe von Gratisaktien nach einem Spin-off von SFR im kommenden Sommer. Das verbleibende Kerngeschäft mit Bezahlsendern und dem Musikverlag UMG ist rentabel. Schon jetzt hohe Dividende.
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Analysen zu Vivendi S.A.
Datum | Rating | Analyst | |
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13.12.2023 | Vivendi Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
20.10.2023 | Vivendi Buy | Deutsche Bank AG | |
04.09.2023 | Vivendi Equal Weight | Barclays Capital | |
26.01.2023 | Vivendi Buy | UBS AG | |
21.10.2022 | Vivendi Outperform | Credit Suisse Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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13.12.2023 | Vivendi Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
20.10.2023 | Vivendi Buy | Deutsche Bank AG | |
26.01.2023 | Vivendi Buy | UBS AG | |
21.10.2022 | Vivendi Outperform | Credit Suisse Group | |
11.05.2022 | Vivendi Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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04.09.2023 | Vivendi Equal Weight | Barclays Capital | |
21.10.2021 | Vivendi Hold | Jefferies & Company Inc. | |
01.10.2021 | Vivendi Hold | Jefferies & Company Inc. | |
21.09.2021 | Vivendi Hold | Jefferies & Company Inc. | |
21.09.2021 | Vivendi Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.05.2018 | Vivendi verkaufen | Credit Suisse Group | |
16.02.2018 | Vivendi Sell | Citigroup Corp. | |
01.09.2017 | Vivendi Sell | Citigroup Corp. | |
07.06.2017 | Vivendi Reduce | Kepler Cheuvreux | |
12.05.2017 | Vivendi Underweight | Barclays Capital |
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