Deutsche Bank & Co bleiben eine heiße Wette
Im Zuge der erneut aufgeflammten Euro-Krise sind viele Bank-Aktien unter Druck gekommen. Das könnte Einstiegschancen eröffnen. Wo ein Comeback möglich ist.
Werte in diesem Artikel
von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Steffen Seibert ist seit dem 11. August Sprecher der Bundesregierung. Diese Woche stellte der gelernte Journalist eine bemerkenswerte These in den Raum: „Die Bundesregierung weiß, dass deutsche Banken – allen zuvorderst, glaube ich, die Deutsche Bank – im Rahmen der irischen Schuldenproblematik erheblich belastet sind.“
Ob Wissen oder Glauben – die Aufregung war groß, weil der frühere Moderator des „Heute-Journal“ öffentliche Mutmaßungen über den Zustand von Geldhäusern anstellte und dabei auch noch mit Namen jonglierte. Die Deutsche Bank wies die Äußerungen umgehend als „falsch und rufschädigend“ zurück. Das Dementi zeigt, auf welchem Tiefpunkt die Beziehung zwischen Regierung und dem größten deutschen Geldhaus inzwischen angekommen ist.
Im Grunde hat Seibert ein Problem angesprochen, das in der Branche kein Geheimnis ist. Gerade die Deutsche Bank kann sich von der irischen Schuldenproblematik und der Eurokrise nicht einfach abkoppeln. Dabei spielt weniger die absolute Höhe ihres Irland-Engagements eine Rolle, das mit 400 Millionen Euro überschaubar ist. Kenner der Szene verweisen darauf, dass gerade der Branchenprimus auf einen funktionierenden Kapitalmarkt angewiesen ist. Dementsprechend empfindlich reagiert das Haus auf Verwerfungen an den Märkten. Die Aktie jedenfalls musste diese Woche erneut kräftig Federn lassen.
Damit war sie nicht allein. Bankpapiere sind in den vergangenen Tagen europaweit eingebrochen, nachdem das überschuldete Irland unter den europäischen Rettungsschirm flüchtete und das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen in der Eurozone erneut tief erschüttert wurde. Auf fast 140 Milliarden Euro wird allein das Engagement deutscher Kreditinstitute auf der grünen Insel geschätzt. Darin enthalten sind allerdings auch Summen, die in sogenannten außerbilanziellen Zweckgesellschaften stecken und eigentlich keinen direkten Bezug zur irischen Schuldenproblematik haben. Nach Angaben von Bundesbank-Vize Franz-Christoph Zeitler liegt das direkte Irland-Engagement deutscher Geldhäuser bei rund 25 Milliarden Euro. Das Thema Irland dürfte inzwischen auch schon in den Kursen der Bankaktien enthalten sein.
Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf die iberische Halbinsel. Insbesondere Portugal gilt als möglicher Kandidat für den Rettungsschirm. „Bei Portugal geht es nicht mehr darum, ob das Land EU-Mittel beantragt, sondern nur noch, wann“, sagt Merck-Finck-Analyst Konrad Becker. „Offen ist eigentlich nur noch, ob es Spanien allein schafft. Wenn nicht, könnten die Probleme deutlich größer werden als beispielsweise in Irland.“ Aufgrund der momentan schon sehr niedrigen Bewertung der Banktitel rechnet Becker in den kommenden Tagen jedoch mit einer leichten Erholungstendenz. „Man muss auch sagen, dass das momentan niedrige Kursniveau bei den Banken wegen der operativen Stärke der Institute nicht gerechtfertigt ist“, erläutert der Merck-Finck-Analyst.
Die Ertragssituation der meisten Banken hat sich im dritten Quartal verbessert. Die Risikovorsorge ist wegen der guten Konjunktur zurückgegangen. Becker: „Die Häuser haben ihre Kosten weitgehend im Griff, die Prognosen für das Geschäftsjahr 2011 sind günstig, und die Banken sind besser auf die künftig schärferen Eigenkapitalregeln durch Basel III eingestellt als befürchtet. Die meisten werden ohne zusätzliche Kapitalmaßnahmen auskommen.“
Auch die Bundesbank attestiert den deutschen Häusern eine robustere Verfassung als noch im vergangenen Jahr. „Die Stabilität des deutschen Bankensystems hat sich verbessert, die Branche erhält derzeit Rückenwind durch die günstige konjunkturelle Entwicklung“, sagt Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Die noch vor einem Jahr befürchtete Kreditklemme sei nicht mehr zu erwarten. „Verwundbarkeiten und strukturelle Schwächen bestehen aber weiterhin“, warnt der Bundesbanker. So lauern in den deutschen Bankbilanzen nach wie vor Risikopositionen aus strukturierten Immobilienfinanzierungen von rund 100 Milliarden Euro – auch wenn der aktuelle Abschreibungsbedarf in diesem Jahr mit 23 Milliarden Euro schon deutlich niedriger liegt als 2009 mit 37 Milliarden Euro.
Es ist eine tückische Mischung, die derzeit eine eindeutige Bewertung von Bankaktien kaum möglich macht. Eine Situation, die aber durchaus auch Chancen eröffnen kann. „Risikofreudige Investoren mögen in dieser Konstellation die eine oder andere Einstiegsmöglichkeit bei Banktiteln erkennen“, sagt Merck-Finck-Experte Becker. „Man muss aber warnen: Die Kurse dieser Aktien sind derzeit insgesamt unglaublich fragil und angreifbar.“ Bei neuen Negativmeldungen zur europäischen Schuldenkrise könne das Kartenhaus sofort zusammenfallen.
Hinzu kommt die Absicht vonseiten der Politik, Anleihegläubiger, speziell Banken, bei künftigen Schieflagen zur Finanzierung heranzuziehen. So sollen unter anderem in den Verträgen neu begebener Anleihen Klauseln enthalten sein, die Gläubiger dazu verpflichten können, auf einen Teil ihrer Ansprüche zu verzichten. Einzelne Anleiheemittenten wie Großbritannien und Luxemburg verwenden bereits derartige Klauseln. Eine entsprechende Vereinheitlichung der Anleihebedingungen könnte 2011 erfolgen.
„Gerade für Banken sind derartige Pläne natürlich Gift“, urteilt Becker. Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann zieht den Kreis noch weiter: „Es wächst die Sorge, dass die neue Finanzmarktregulierung negativen Einfluss auf das Wachstum haben wird – und zu einer Quelle von Instabilität wird.“
Nach Einschätzung von Commerzbank-Chef Martin Blessing muss die Politik die Eurozone rasch „wetterfest“ machen. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir alle bereits aus der Krise heraus sind“, sagt der oberste Commerzbanker.
Blessings eigenes Haus ist es jedenfalls definitiv nicht. Die Bank hat gerade enttäuschende Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Vor allem das Privatkundengeschäft läuft schleppend. Das Institut kämpft nach wie vor mit der Integration der Dresdner Bank. Auch die Volatilität der Aktie hat zuletzt stark zugenommen. „Gemessen am Euro-Stoxx-50-Index, hat die Aktie allerdings schon eine relativ niedrige Bewertung, sodass in nächster Zeit eine leichte Erholung beim Aktienkurs möglich ist“, sagt Becker.
Deutlich besser aufgestellt erscheint da schon die Wiesbadener Aareal Bank, ein gewerblicher Immobilienfinanzierer, der es geschafft hat, ohne Verluste durch die Finanzkrise zu kommen. Vor einigen Jahren, als andere Banken die großen Fehler gemacht haben, mussten die Wiesbadener ihr Kreditportfolio bereinigen und hatten kein Geld für Eskapaden. Frei von Altlasten verfügt die Bank heute über günstige Perspektiven. Vorstandschef Wolf Schumacher führt das Haus vorsichtig und risikobewusst.
Dass er dennoch Staatshilfen in Anspruch genommen hat, ist für ihn kein Widerspruch: „Der Staat muss auch den Starken helfen“, sagt er mit Blick auf die Wettbewerbsverzerrungen, die durch Staatshilfen bei anderen Banken ausgelöst wurden. Und: „Wir glauben, dass der Staat ganz gut an uns verdient.“ Nachteil bei Aareal: Die Aktie hat in den vergangenen Wochen schon 20 Prozent an Wert zugelegt und ist vergleichsweise hoch bewertet.
Bei Banktiteln lohnt derzeit auch ein Blick über die Grenzen. Gerade spanische Werte wurden in den vergangenen Tagen am stärksten ausgebombt, sodass hier noch am ehesten mit Erholungstendenzen gerechnet werden kann. „An vorderster Stelle steht die spanische Großbank BBVA, die ihre Kapitalerhöhung inzwischen verdaut hat“, sagt Merck-Finck-Experte Becker. Dagegen habe Spaniens Vorzeigebank Santander gerade Probleme im Brasilien-Geschäft. In Frankreich gilt insbesondere BNP Paribas als Qualitätstitel. Die Bank habe eine stabile Ertragslage und einen guten Ertragsmix. „Der Kurs hat zuletzt stark gelitten, weshalb ein Einstieg durchaus zu überlegen ist“, so Becker.
Investor-Info
BNP Paribas
Solide Franzosen
Die Ertragslage der Bank ist stabil. Das Haus verfügt über einen guten Ertragsmix. Die Abhängigkeit vom Investmentbanking ist dabei nicht so stark ausgeprägt wie bei der Deutschen Bank. Das Institut ist gut kapitalisiert und wird die Basel-III-Anforderungen problemlos erfüllen. Der Kurs ist zuletzt stark unter Druck geraten. Dies bietet jenen Einstiegsmöglichkeiten, die in diesem Umfeld in Bankaktien investieren wollen.
Deutsche Bank
Gut aufgestellt
Die größte deutsche Bank hat im Herbst erfolgreich eine Kapitalerhöhung durchgezogen. Das Institut ist fundamental gut aufgestellt. Durch die Übernahme der Postbank wird nicht nur die Privatkundensparte deutlich ausgebaut. Dadurch verbessern sich auch die Refinanzierungsmöglichkeiten. Gleichzeitig reduziert sich die Abhängigkeit vom Investmentbanking, der Sparte mit dem bislang größten Ergebnisbeitrag.
Aareal Bank
Schon sehr hoch bewertet
Vor wenigen Jahren schrammte das Institut nur knapp an der Insolvenz vorbei. Das wiederum verhinderte finanzielle Eskapaden, die anderen Häusern in der Finanzkrise jetzt zu schaffen machen. Die Aareal Bank ist das einzige namhafte Institut in Deutschland, das auch während der Finanzkrise in keinem Quartal in die roten Zahlen gekommen ist. Die Aktie liegt im Aufwärtstrend, ist aber schon vergleichsweise hoch bewertet.
Commerzbank
Ergebnis belastet
Die Bank ist immer noch dabei, die Übernahme der Dresdner Bank zu verdauen. Auch im operativen Geschäft läuft es noch nicht rund; vor allem die Zahlen zum dritten Quartal haben enttäuscht. Die staatlichen Hilfen schränken die Bewegungsfähigkeit ein; gleichzeitig belasten sie das Ergebnis auf Jahre. Der Kurs hat stark gelitten. Ganz Mutige können auf technische Erholung setzen.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Deutsche Bank AG
Analysen zu Deutsche Bank AG
Datum | Rating | Analyst | |
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14.11.2024 | Deutsche Bank Buy | Warburg Research | |
13.11.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG | |
24.10.2024 | Deutsche Bank Kaufen | DZ BANK | |
24.10.2024 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.10.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.11.2024 | Deutsche Bank Buy | Warburg Research | |
13.11.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG | |
24.10.2024 | Deutsche Bank Kaufen | DZ BANK | |
24.10.2024 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.10.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.08.2024 | Deutsche Bank Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
29.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
29.04.2024 | Deutsche Bank Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
25.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
23.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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27.07.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
04.07.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
28.04.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
03.02.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
06.01.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group |
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