Daimler: Das ist die neue Route von Daimler-Chef Källenius
Einen "Sack voll Arbeit" habe man vor sich, sagte Ola Källenius im Frühjahr. Jetzt hat der Daimler-Chef die Ergebnisse vorgestellt: eine Route zu niedrigeren Kosten und Erfolg in der E-Mobilität.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Im TV-Studio kennt sich Ola Källenius inzwischen bestens aus. Schon seine erste Hauptversammlung als Daimler-Vorstandchef absolvierte der Schwede vor virtueller Kulisse. Auch die neue Konzernstrategie stellte er internationalen Investoren Corona-adäquat vor, perfekt produzierte Videos mit heroischer Musik inklusive. Schön, dass es nicht bei den Hochglanzkulissen blieb. "Wir haben einen Sack voll Arbeit vor uns", hatte Källenius im Frühjahr bei der Bilanzvorlage für 2019 und nach einem 60-prozentigen Absturz des operativen Gewinns gesagt. Letztlich lieferten Källenius, Finanzvorstand Harald Wilhelm sowie Entwicklungschef Markus Schäfer das Ergebnis dieser Arbeit: die Route, auf der das deutsche Premiumflaggschiff zu "strukturell höherer Profitabilität" steuern soll.
Der Lenker von Daimler, des Erfinders des Automobils, zielt dabei auf die Kernkompetenzen der Marke: Premium und, künftig noch viel mehr, Luxus. "Wir wollen die begehrenswertesten Autos der Welt bauen", sagt Källenius, der mit der weltweit stark wachsenden Zahl Vermögender mitwachsen will. Bis 2030 soll das Luxussegment des automobilen Weltmarkts im Schnitt laut IHS um 4,7 Prozent pro Jahr an Umsatz zulegen, der Massenmarkt hingegen nur um 1,2 Prozent. Die liquide Klientel will Källenius mit Stern sowie mehreren Submarken ködern: der Sportwagentochter AMG, den Geländewagen der G-Klasse und der Superluxusmarke Maybach. Das Ziel: Ein besserer Produktmix für höhere Margen. Die Route von Vorgänger Zetsche, der etwa mit der neuen A-Klasse das Volumensegment ansteuerte, wird damit verlassen.
Alle Marken elektrisch
Der Schwede ließ zudem keinen Zweifel daran, dass jetzt auch bei Daimler das E-mobile Zeitalter unumkehrbar beginnt - der Börsenerfolg des Pioniers Tesla sorgt hier für gehörigen Druck. Elektroautos sollen sich quer durch das Portfolio bis AMG oder Maybach ziehen, Daimlers reines Elektrolabel EQ soll vor allem Hightech-affine Kunden gewinnen. Bis 2025 wollen die Schwaben mindestens zehn reine Stromer auf die Straße schicken - noch rollen mit EQC und EQV bloß zwei, die 2021 mit der E-Limousine EQS Verstärkung erhalten.
Die Strategie beim elektrischen Antriebsstrang zollt dabei den niedrigeren Stückzahlen eines Premiumanbieters Tribut. Im Gegensatz zu Marktführer Tesla produzieren die Schwaben ihre Zellen nicht selbst, sondern entwickeln sie mit den chinesischen Spezialisten Farasis und CATL. Källenius’ Ziel ist es, die Batteriekosten bis 2025 unter 100 Euro pro Kilowattstunde an Kapazität zu drücken. Tesla peilt hier bis 2023 rund 50 Dollar pro Kilowattstunde an.
Paukenschlag bei den Kosten
Bis 2024 soll Daimlers automobiles Betriebssystem MB.OS laufen, das alle Systeme von Batteriesteuerung und Antrieb, den Assistenten für autonomes Fahren bis hin zum Infotainment steuert. Dank Hochleistungsrechnern von Partner Nvidia soll es intelligent und lernfähig sein.
Erstaunlich, dass die Schwaben angesichts dieser Aufgaben Fixkosten sowie Investitionen und Entwicklungsausgaben bis 2025 um 20 Prozent senken wollen. Noch ist nicht klar, wie viele Jobs letztlich abgebaut werden. Je nach Quelle ist von 20.000 bis 30.000 die Rede. Über diesen Abbau hinaus muss die Komplexität sowohl bei Modellvarianten wie auch in der Produktion sinken. Daimler reduziert dazu etwa die Varianten seiner Verbrennungsmotoren bis 2030 um 70 Prozent. Die Effizienz in der Fertigung soll deutlich steigen, um mit letztlich niedrigeren Kapazitäten klarzukommen. Auch bei den variablen Kosten soll so bis 2025 jedes Jahr netto ein Prozent eingespart werden.
Ab jetzt gibt es zudem eine Bandbreite von Zielmargen für verschiedene Marktszenarien. "Unser Break-Even muss deutlich sinken, sodass wir auch in regnerischen Jahren operative Margen von sechs bis acht Prozent einfahren können", sagt Finanzvorstand Harald Wilhelm. Källenius sieht beim Absatz eine Untergrenze von etwa zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Steigt das Barometer auf sonnig, was laut Wilhelm Volumina jenseits der 2,5 Millionen bedeutet, soll die Profitabilität über der Zehnprozentmarke liegen. Im Schnitt werden acht bis zehn Prozent Marge angepeilt.
Vorschuss: Die letzten Quartalszahlen waren deutlich besser,
der Trend sollte anhalten. Wette
auf einen Erfolg der Strategie.
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