Teslas Autopilot fällt hinter Konkurrenz zurück: Chinesische Studie untersucht Fahrassistenz-Systeme
Fahrassistenz-Systeme sollen den Fahrer eigentlich bei einigen Aufgaben unterstützen. Besonders Teslas Autopilot stand in der Vergangenheit jedoch immer wieder aufgrund von Unfällen im Mittelpunkt, bei denen die Software aktiviert gewesen sein soll. Eine chinesische Studie untersuchte nun, wie zuverlässig die Assistenz-Funktionen sind.
Werte in diesem Artikel
• Teslas Autopilot häufig in der Kritik
• CATRC-Studie vergleicht 6 Modelle
• Tesla nicht vorne mit dabei
Fahrassistenz-Systeme auf dem Vormarsch
Die digitale Revolution macht auch vor dem Automarkt nicht Halt. Nicht nur, dass immer mehr Hersteller von Elektrofahrzeugen auf den Markt schwemmen, auch autonome Fahrsysteme sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Zwar ist vollständig autonomes Fahren noch nicht für Endverbraucher verfügbar, aber bereits seit längerem Gegenstand der Forschung. Abgeschwächte Formen können aber bereits heute bei vielen Fahrzeugmodellen genutzt werden, wie der "ADAC" berichtet. Beim assistierten Fahren kann das Fahrsystem etwa bei einzelnen Aufgaben unterstützen, der Fahrer behält jedoch dauerhaft die Kontrolle über das Auto. Die nächste Stufe, das teilautomatisierte Fahren, findet ebenfalls bereits Anwendung, etwa bei Teslas Autopilot. Auch hier behält der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug, dieses kann jedoch unter bestimmten Bedingungen die Spur halten, bremsen oder beschleunigen. Und auch wenn gerade Teslas Technologie - schon alleine aufgrund des Produktnamens - ein vollautomatisiertes Fahrsystem vermuten lässt, ist autonomes Fahren im eigentlichen Sinne erst ab Stufe fünf erreicht: Damit sind Personen, die das Fahrzeug nutzen, nicht mehr als Fahrer, sondern als Passagier definiert. Das Fahrzeug wird vollständig durch das System gesteuert.
Kritische Berichte über Teslas Autopilot
Und auch wenn Tesla von dieser Stufe noch weit entfernt ist, scheint dies noch nicht bei allen Kunden des E-Autobauers angekommen zu sein. So häufen sich Medienberichte über Unfälle, bei denen das Fahrsystem des Konzern möglicherweise aktiviert war, die Fahrer jedoch nicht in das Fahrverhalten eingriffen. Aber auch darüber hinaus berichten Nutzer der Fahrzeuge immer wieder davon, dass Teslas Autopilot Gefahren nicht immer erkennt. Im Online-Forum Reddit berichtete ein Tesla-Fahrer etwa kürzlich, dass das System auf zugeschneiten Straßen nicht nur versage, sondern auch lebensgefährlich sei. Nicht nur hielt der Model 3 von dem Nutzer, der online unter dem Pseudonym "flyfree256" auftritt, erst unmittelbar an Stoppschildern, weswegen das Auto noch einige Meter weiter rutschte, auch habe sich die Lenkung unzuverlässig verhalten, weil auf der Straße keine Fahrbahnbegrenzung erkennbar gewesen sei.
Tesla, Xpeng & Co: So schneiden die Systeme im Vergleich ab
Neben Tesla bieten nun auch andere Hersteller von Elektrofahrzeugen assistierte Systeme an, die den Fahrer unterstützen sollen. Doch wie unterscheiden sich die unterschiedlichen Technologien der E-Konzerne? Dieser Frage hat sich kürzlich das "China Automotive Technology Research Center" (CATRC) angenommen, eine chinesische Forschungseinrichtung, die sich mit Technologien rund um das Autofahren befasst. Wie die chinesische Zeitung "South China Morning Post" berichtet, wurden im Rahmen einer Studie des CATRC insgesamt sechs Elektrofahrzeuge untersucht, die in China erhältlich sind und assistiertes Fahren versprechen. Neben den Modellen chinesischer Hersteller wie dem NIO EC6, dem BYD Han EV, dem Xpeng P7 und dem Hozon Nezha U Pro, waren auch Teslas Model 3 sowie der BMW iX3 Gegenstand der Untersuchung.
Xpeng fährt der Konkurrenz davon
Im Durchschnitt erreichten die Funktionen für assistiertes Fahren bei den sechs Pkw 67,2 Prozent, wie die Zeitung schreibt. Im Gesamtranking belegte der Xpeng P7 den ersten Platz mit einer Bewertung von 83,7 Prozent, gefolgt vom BYD Han EV mit 80 Prozent. Auf den dritten Platz schaffte es kein chinesisches E-Auto, sondern der iX3 von BMW mit einem Score von 79 Prozent, der damit knapp hinter BYDs Modell liegt. Erst auf dem vierten Platz folgt dann mit 70,8 Prozent Teslas Model 3. Während der Hozon U Pro mit einer Bewertung von 67 Prozent nur einige Prozentpunkte unter dem Muskschen E-Auto liegt, fällt der NIO EC6 mit 21,8 Prozent klar auf den letzten Platz des Rankings. Nach Angaben des Blattes erklärten die Studienleiter aber, dass das Fahrzeug deutlich zuverlässiger funktioniert, wenn das kostenpflichtige Software-Upgrade NIO Pilot zum Preis von knapp 6.000 US-Dollar dazu gebucht wird. Nach Angaben des Unternehmens bietet der Premium-Dienst mehr als 20 Fahrassistenzfunktionen und wird auch zukünftig mittels Over-the-Air-Updates aktualisiert.
Deutlicher Nachholbedarf bei Erkennung von Fahrverhalten
Der Xpeng P7 konnte vor allem beim Einparken überzeugen und erreichte hier fast die volle Punktzahl, während hier die Modelle von BMW, Tesla, Hozon und NIO schwächer bewertet wurden. Darüber hinaus schnitten BMW, BYD, Hozon und NIO bei der Vermeidung von Hindernissen schlechter ab. Bei der Interaktion zwischen System und Fahrer haben aber alle Hersteller noch Nachholbedarf, wie die Zeitung weiter berichtet. Dieser Punkt beinhaltet etwa, ob die Software registriert, wenn ein Fahrer das Lenkrad loslässt oder nicht mehr auf die Straße schaut. Das Institut kam hier auf eine durchschnittliche Bewertung von 54,7 Prozent, wobei die Einzelbewertung nicht ersichtlich ist.
Gerade das mangelnde Erkennen des Fahrerverhaltens zeige dem Forschungsinstitut zufolge, dass es in dem Bereich noch viel Luft nach oben gebe. Zhou Boya, einer der Leiter des Forschungsinstituts, erklärte gegenüber "China Consumer News", dass assistiertes Fahren bei den derzeit erhältlichen Fahrzeugen weit davon entfernt sei, stabil zu funktionieren. So können die untersuchten Modelle die Erwartungen der Studienleiter nur erfüllen, wenn sie manuell bedient und unter kontrollierten Straßenbedingungen angewendet werden.
Tesla legt Rechtsstreit wegen Autopilot-Diebstahl bei
Dass Xpengs Fahrassistenzsystem im Vergleich vor Teslas Autopilot liegt, erinnert an den Rechtsstreit, dessen Gegenstand der Programmcode hinter den Softwarelösungen war. Wie die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtete, reichte der Musk-Konzern 2019 Klage ein, weil der ehemalige Mitarbeiter Cao Guangzhi den Code von Teslas Autopilot kopiert haben soll, um dann im Januar 2019 seine Anstellung bei Xpengs US-Tochter XMotors zu beginnen. Gegenüber der Agentur erklärte der Ex-Tesla-Mitarbeiter, weder Daten seines vorherige Arbeitgebers an XPeng geliefert zu haben, noch nach seinem Ausscheiden auf die Daten des Konzern zugegriffen zu haben. Im April 2021 wurde dann bekannt, dass Tesla die Klage gegen eine Geldzahlung Guangzhis beigelegt hat.
Redaktion finanzen.net
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