Manchmal ist die Realität einfach zu schnell
Letzten Freitag schrieb ich Ihnen über Blackberry, Technologieunternehmen und – Microsoft. Ich legte dar, dass ich bei Technologieunternehmen zunächst einmal skeptisch bin.
Werte in diesem Artikel
Blackberry haben wir nicht gemacht. Zu Recht. Apple und Google haben wir nicht gemacht. Darüber kann man diskutieren.
Technologienunternehmen setzen oft alles auf eine Karte und leben von der „Story“. Und die kann schon zu Ende sein, während Sie noch an das Unternehmen glauben. Weil Technologieunternehmen von der Story leben, schütten sie auch ungerne Dividenden aus, das heißt, sie geben ungern Geld an ihre Anleger zurück. Lieber investiert man in die nächste Story. Diese Wachstumsfokussierung kann zu falschen Verhalten des Managements führen und wie bei Blackberry sogar zu Betrug.
Wenn schon Technologie, schrieb ich, dann Titel wie Microsoft (WKN: 870747). Das Unternehmen wird derzeit vor allem kritisiert. Es hat etliche Misserfolge vorzuweisen und man hat den Eindruck, dass es bei mobilen Anwendungen irgendwie den Anschluss verpasst hat. Aber der Marktanteil von Microsoft bei Desktops ist immer noch stabil um 85 Prozent. Ein unglaubliches Franchise.
Microsoft hat also ein starkes, wenn auch nicht wachsendes Basisgeschäft. Das Unternehmen ist eine Cashmaschine, die jeden Monat einen operativen Cashflow von 2,5 Milliarden Dollar produziert. Der Jahresgewinn nach Abschreibungen liegt bei 20 Milliarden. In der Bilanz liegen 80 Milliarden Dollar an Cash – bei 12 Milliarden Dollar Schulden.
Ja, Microsoft sollte mehr ausschütten, argumentierte ich letzte Woche. Das Unternehmen könnte dann sein Tagesgeschäft immer noch locker betreiben. Und die Aktie würde einen Sprung nach oben machen. Wann das passierte, war mir (fast) egal, denn das Unternehmen ist niedrig bewertet und etwas Dividende – mehr als beim Festgeld – gibt es aus.
Und dann war die Realität zu schön, um wahr zu sein. Nach 20 Jahren als CEO kündigte Steve Ballmer am Tag des Erscheinens meiner Kolumne seinen Rücktritt an. Die Aktie schoss um acht Prozent nach oben. Nein, ich hatte keine Insiderinformationen! Versprochen!
Das meiste der Gewinne hat Microsoft mittlerweile wieder abgegeben, aber meine grundsätzliche Argumentation steht. Bei Microsoft überwiegen die Chancen die Risiken. Im Übrigen hat das Unternehmen durchaus einige Stärken aufzuweisen, wie Forbes-Autor Greg Satell schreibt:
1. Windows 8 ist keine klassische Deksktop-Software mehr, sondern wurde zunächst als mobile Software konzipiert. Im ersten Monaten wurden 40 Millionen, im ersten Halbjahr 100 Millionen Lizenzen verkauft. 2. Die Geschäftskunden stehen loyal zu Microsoft. Wenn man einmal eine Software installiert hat, wechselt man ungern. Im letzten Quartal wuchs die Geschäftskundensparte um 14 Prozent. 3. Ja, Microsoft hat einige schlechte Produkte herausgebracht. Aber Windows 8 zieht an, Azure scheint eine gute Cloudsoftware zu sein und das Magazin Business Insider schrieb über Excel, dass es die beste Software sei, die je konzipiert worden wäre. Im Übrigen hat auch Apple manchmal danebengegriffen, so wie bei Ping oder iAds. 4. Ja, Microsoft hat nur einen Marktanteil von 4,6 Prozent bei mobilen Anwendungen, während Android 51 Prozent hat. Aber das ist immerhin ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wenn Microsoft das Tempo aufrechterhalten kann, wird man auch hier zum respektablen Player. Der Hauptanteil von Microsofts Researchbudget geht in Cloudanwendungen.
Wir halten Microsoft im Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM)und im PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G).
Value Investoren haben es lieber langweilig und setzen oft auf die Aktien, die andere vielleicht im Moment nicht so wollen. Natürlich müssen Qualität und Innerer Wert stimmen.
Ich schreibe Ihnen heute aus Jackson Hole, Wyoming. Ich habe die drei Wochen in den Sommerferien, in denen meine Kinder bei der Mutter sind, genutzt, um zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder etwas länger in den USA zu sein. Zu Jackson Hole kann ich Ihnen auch eine Geschichte erzählen. Die Gegend liegt in der Nähe des Yellowstone-Parks und gehört zu den heißesten Immobilienregionen der USA. 1994 erwarb ich ein wunderschönes Baugrundstück von 2 Hektar für 60.000 Dollar. 1996 musste ich das Grundstück verkaufen, weil ich finanziell nicht besonders gut da stand und endlich meine Dissertation abschließen wollte. Leider. Heute liegen diese Grundstücke bei 175.000 Dollar. Klingt gut. Ist auch ordentlich. Wenn Sie aber nachrechnen, kommt da eine jährliche Rendite vor Grundsteuern von 6,5 Prozent und nach Grundsteuern von 6 Prozent heraus. Ist o.k. Geht aber besser.
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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