Auf die Geldpolitik ist Verlass
Weltweit schreitet die Konjunkturerholung immerhin in Trippelschritten voran.
In China konnte der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit 50,9 Punkten auf den höchsten Stand seit 11 Monaten ansteigen und befindet sich zum sechsten Mal in Folge über der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Ohnehin übertrafen die chinesischen Makrodaten zuletzt die Erwartungen der Analysten: Der ökonomische Überraschungsindex für China - er spiegelt positive sowie negative Abweichungen der realen von den erwarteten Wirtschaftdaten wider - zeigt sich deutlich positiv und dokumentiert insofern die Erholung der chinesischen Wirtschaft.
US-Konjunktur festigt sich weiter
Auch die US-Konjunktur bleibt auf Erholungskurs. Zwar hat die Unsicherheit über die Auswirkungen der Zwangskürzungen im US-Haushalt für einen Dämpfer in der grundsätzlich robusten US-Konjunkturstimmung gesorgt. Allerdings deutet der ISM Index für das Verarbeitende US-Gewerbe mit einem Wert von 51,3 immer noch auf ein zumindest moderateres Wachstum hin. Im Trend positiv entwickelt sich insbesondere der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der mit 54,2 weiterhin komfortabel im Expansion anzeigenden Bereich notiert.
Ungemach für die US-Konjunktur ist grundsätzlich nicht zu erwarten, da die US-Notenbank mit ihrer markanten geldpolitischen Offensive gegensteuert. Denn erneut haben sich Stimmen in der Fed deutlich für eine Fortführung des aktuellen Anleiheaufkaufprogramms ausgesprochen. U.a. über die geldpolitisch beflügelte Renaissance des US-Immobiliensektors mit seiner Stützungsfunktion für die amerikanische Gesamtwirtschaft sollen Bremseffekte durch die Zwangskürzungen im US-Budget kompensiert werden.
Die Bank of Japan gibt Vollgas
Rund um den Globus bleibt die geldpolitische Stütze für Konjunktur und Finanzmärkte nicht nur erhalten, sie wird sogar kräftig ausgeweitet. So hat der neue japanische Notenbank-Gouverneur Kuroda auf seiner ersten Sitzung das geldpolitische Gaspedal weit durchgedrückt. Das unbefristete Aufkaufprogramm für Wertpapiere wurde de facto vorgezogen. Monatlich werden nun umgerechnet ca. 70 Mrd. US-Dollar an Staatsanleihen auch mit langer Laufzeit bis zu 40 Jahren, um die Zinsen am lange Ende zu drücken, börsengehandelte Indexfonds sowie Immobilienpapiere aufgekauft. Im Rahmen unbegrenzter Anleihenkäufe wird sich das Volumen ab 2014 auf monatlich etwa 130 Mrd. US-Dollar erhöhen. Damit stellt die japanische Notenbank selbst die Fed weit in den Schatten.
Die japanische Notenbank wird die Ankündigung, der Deflation in Japan um jeden Preis ein Ende setzen zu wollen, schnellstmöglich in die Tat umsetzen. Denn um mit einer aktuellen Inflationsrate von -0,7 Prozent - das ist klar Deflation - auch nur annähernd an das Inflationsziel von zwei Prozent in 2015 heranzukommen, ist die Zeit denkbar knapp. Die extrem aggressive Ausweitung der expansiven Geldpolitik ist insofern auch dringend nötig, um den Finanzmärkten glaubhaft zu versichern, dass die von der japanischen Notenbank ins Auge gefasste Inflationspolitik ernst gemeint ist. Daneben betreibt die nicht mehr politisch unabhängig zu nennende Bank of Japan mit ihrer freizügigen Geldpolitik eine Abschwächung des japanischen Yens - entgegen offiziellen Bekundungen - und damit eine Stärkung der Exportwirtschaft.
An den Finanzmärkten hinterlassen die Maßnahmen zwischenzeitlich klare Spuren. Nach einer kurzen Verschnaufpause setzt der Yen auf handelsgewichteter Basis seinen Abwertungskurs fort und der japanische Aktienindex - gemessen am Nikkei 225 - hat seinen Aufwärtstrend nach einer kurzen Konsolidierungsphase wieder aufgenommen.
Geld ist genug da
Diese bis dato unvorstellbare Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte, die bis Ende 2014 - bezogen auf die drei großen Notenbanken der USA, Japan und Euroland - vom jetzigen Niveau um mehr als 50 Prozent zunimmt, bleibt ein anhaltender entscheidender Treiber für die weltweiten Aktienmärkte, die auch aus Gründen des Inflationsschutzes ein Auffangbecken dieser massiven Liquiditätsschwemme sind.
Sicherlich kommen diese Finanzmittel auch den Staatspapieren zugute. Denn für Banken, die sich günstig bei den Notenbanken in Japan und den USA zu quasi Null Prozent und in Euroland zu 0,75 Prozent Geld leihen können, lohnt sich die Anlage in Staatspapieren trotz historisch niedriger Renditen immer noch. In der Folge werden die Renditen von Staatsanleihen anhaltend gedrückt. Eine sogenannte „Triaden-Staatsanleihe“ - bezogen auf die 5-Jahres-Renditen von US-, japanischen und deutschen Staatsanleihen - befindet sich fast auf einem historischen Tiefstand.
Insofern nimmt für den privaten Anleger die Attraktivität von Staatstiteln - insbesondere nach Inflation - weiter ab. Als Alternative werden Aktien attraktiver.
Auch die EZB ist zu allem bereit
Natürlich wird es die EZB offiziell immer dementieren: Aber alleine schon vor dem Hintergrund der liquiditätsgetriebenen Währungsabschwächung in Japan und den USA, wird sie den Euro-Wechselkurs im Blick behalten müssen. Immerhin hat der Euro seit seinem Tiefstand von 2012 zum Dollar gut 7 Prozent aufgewertet. Besonders prekär ist die Aufwertung gegenüber dem japanischen Yen seit Juli 2012 bis heute von knapp 32 Prozent. Und gerade im wichtigen Industriesektor sind japanische Produkte für die euroländische Exportwirtschaft eine scharfe Konkurrenz. Angesichts der weltweiten Konjunkturstabilisierung soll auch die euroländische Wirtschaft von einer Exportstärkung profitieren. Sie hat es bitter nötig.
Um die Zinsdifferenz zu den USA und Japan zu verringern - die dortigen Quasi-Nullzinsen stehen einem Zinsniveau in Euroland von 0,75 Prozent gegenüber - die zu zinsgetriebenen Investitionen von Geldvermögen in Euroland geradezu einlädt, wird die EZB eine Senkung der Notenbankzinsen ins Auge fassen.
Mit der ausdrücklichen Betonung vorhandener Abwärtsrisiken für die Euro-Wirtschaft, die die Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte gefährden könnte, und stabiler Inflationserwartungen, hat EZB-Chef Draghi für eine Zinssenkung ohnehin den Boden bereitet. Die EZB ist „bereit zu handeln“. Deutlicher kann man seine geldpolitischen Absichten wohl nicht signalisieren. Auch wenn eine Zinssenkung keinen positiven Niederschlag in der Kreditvergabe für Banken finden wird, exportseitig - im Währungsabwertungswettlauf - hat sie Relevanz.
Berichtsaison keine Gefahr für Aktienmärkte
Für die Aktienmärkte ist auch von der anstehenden Berichtsaison für das I. Quartal 2013 kein wesentliches Störfeuer zu erwarten. Denn die präsentierenden Unternehmen haben im Rahmen der letzten Quartalsberichterstattung zumindest stabile Ausblicke gegeben.
Grundsätzlich zeigen sich im Vorfeld der anstehenden Berichtsaison die operativen Gewinnentwicklungen an den globalen Aktienmärkten auf Basis der MSCI Aktienindices stabil, so dass das Umfeld für Aktien auch aus fundamentaler Sicht gut unterfüttert ist. Während US-Unternehmen ihren positiven Gewinntrend fortsetzen, zeigen Firmen aus den Schwellenländern sowie Deutschland zumindest eine stabile Entwicklung der Unternehmensgewinne. Nur Euroland bietet eine noch verhaltene Tendenz.
Und das passiert in der nächsten Woche
Auf politischer Ebene geht in Italien die Suche nach einer funktionsfähigen Regierung erfolglos weiter. Je länger die Koalitionsverhandlungen dauern, desto wahrscheinlicher werden Neuwahlen. Bis dahin bleibt Italien das größte politische Sorgenkind der Eurozone.
Auf Makro-Ebene werden die Zahlen zur Industrieproduktion in Euroland Aufschluss darüber geben, wie die Euro-Wirtschaft in das neue Jahr gestartet ist. Eine Stabilisierung der Produktionszahlen ist nach dem Aufwärtstrend der Frühindikatoren zumindest für die deutsche Wirtschaft zu erwarten.
In Amerika dürften sich unterdessen leichte Bremsspuren der Steuererhöhungen zu Jahresbeginn bemerkbar machen. Insbesondere die Einzelhandelsumsätze dürften im vergangenen Monat einen kleinen Dämpfer erhalten haben. Dem entsprechend verhaltener dürfte sich auch das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan zeigen. Trotzdem tut das der allmählichen US-Konjunkturerholung keinen Abbruch.
Auf Unternehmensebene richten sich die Blicke der Anleger auf den Start der US-Berichtsaison. Der weltgrößte Aluminiumproduzent Alcoa dürfte von den Stabilisierungstendenzen der Weltwirtschaft profitiert haben. Den US-Banken Wells Fargo und JP Morgan dürfte die Erholung am US-Immobilienmarkt zugute kommen.
Aus charttechnischer Sicht trifft die mögliche Erholung bei 8074 Punkten auf einen ersten, wenn auch schwachen Widerstand. Weitere Hürden warten darüber bei rund 8100 und am Allzeithoch bei 8151 Punkten. Darüber ist der Weg nach oben frei.
Sollte es allerdings zu einer Korrektur kommen, gibt die Kurslücke zwischen 7772 und 7709 Punkten Halt.
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Nach Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums begann Robert Halver seinen beruflichen Werdegang zunächst als Wertpapieranalyst bei der Sparkasse Essen. Anschließend arbeitete er als Analyst und Aktienstratege bei der Privatbank Delbrück & Co in Frankfurt.
2001 wechselte Robert Halver zur Schweizer Privatbank Vontobel. Sein Aufgabenschwerpunkt war die Formulierung der Anlagestrategie der Vontobel Gruppe in Deutschland.
Seit 2008 leitet Herr Halver die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG in Frankfurt. In dieser Funktion ist er auch für die Außendarstellung der Baader Bank tätig.
Robert Halver ist durch regelmäßige Medienauftritte, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen und als Kolumnist präsent.