TRATON-Aktie unter Druck: Marge erhöht - Ausblick vorsichtig
Die zuletzt gestiegene Profitabilität dürfte leiden, wie die im MDAX notierten Münchner am Montag mitteilten. In den Kernmärkten sei insgesamt mit einer nachlassenden Nachfrage nach Lkw zu rechnen. Der Ausblick steht zudem unter dem Vorbehalt künftiger geopolitischer Entwicklungen, vor allem in den USA. Die zuletzt stark gelaufene Volkswagen (VW) vz) TRATON-Aktie verlor am Morgen deutlich.
Das Papier sackte nach Handelsstart zeitweise um fast acht Prozent ab. Gegen Mittag lag der Kurs noch mit 5 Prozent im Minus bei 36,30 Euro. Damit steht aber im laufenden Jahr noch immer ein Kursplus von fast 30 Prozent zu Buche. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi schrieb, der Ausblick des Managements könne sich als vorsichtig herausstellen. Die Markterwartungen befänden sich am oberen Ende der Spannen. Im vierten Quartal habe TRATON überraschend gut abgeschnitten und sich als robust erwiesen.
Der Umsatz soll im neuen Jahr mit minus 5 bis plus 5 Prozent um den Vorjahreswert schwanken, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Allerdings dürfte die um Sondereffekte bereinigte operative Marge auf 7,5 bis 8,5 Prozent zurückgehen. Als Grund nannte Finanzchef Michael Jackstein in einer Konferenz mit Analysten, dass TRATON dieses Jahr nicht mit dem Rückenwind eines großen Auftragsbestandes in das neue Jahr gehe, wie das Anfang 2024 gewesen sei. Zudem würden die Anlaufkosten für das neue Scania-Werk in China zu Buche schlagen.
"Kurzlebige Zölle können wir mit verschiedenen Maßnahmen abfedern", sagte Jackstein zur Situation in Nordamerika. Über die Auswirkungen langfristiger Zölle wollte er nicht spekulieren. Im vergangenen Jahr habe die TRATON-Gruppe rund 70.000 Fahrzeuge in den USA verkauft, rund 65 Prozent davon kamen aus mexikanischer Produktion.
US-Präsident Donald Trump droht seit langem mit höheren Zöllen für Einfuhren aus Mexiko und Kanada und setzte diese jüngst auch in Kraft. Dann gewährte er aber einen Aufschub bis zunächst April für Fahrzeuge, die den Anforderungen des Freihandelsabkommens USMCA entsprechen. Dafür sind mindestens 75 Prozent Wertschöpfungsanteil in Nordamerika nötig. Wie es im April weitergeht, ist offen.
Auch in Europa bleibt die Lage schwierig. Zwar gebe es im Auftragseingang des vierten Quartals Zeichen der Besserung, von einer Trendwende zum Besseren könne man aber noch nicht sprechen, sagte Vorstandschef Christian Levin. Für die zweite Jahreshälfte zeigte er sich zuversichtlicher als für die erste. Im vierten Quartal lagen die Bestellungen insgesamt mit 73.806 Fahrzeugen rund zwei Prozent unter dem Vorjahreswert.
Im Gesamtjahr übertraf TRATON mit einem guten Schlussquartal die eigene Margenprognose. Vom Umsatz blieben 2024 im Tagesgeschäft vor Sonderposten 9,2 Prozent als operatives Ergebnis hängen; die Marge stieg damit überraschend kräftig um 0,6 Prozentpunkte.
Der Umsatz des Konzerns legte um ein Prozent auf 47,5 Milliarden Euro zu. Je Aktie machte TRATON 5,61 Euro Gewinn, ein Jahr zuvor waren es 4,90 Euro gewesen. Die Dividende soll von 1,50 Euro auf 1,70 Euro angehoben werden.
TRATON steigert Marge bei Scania auf 14,1 Prozent
Scania hat in der Nutzfahrzeugholding TRATON auch 2024 die mit Abstand höchste Rendite erzielt: Die traditionell margenstarke Marke steigerte die operative Marge auf 14,1 von 12,7 Prozent, wie aus der Mitteilung des Münchener Mutterkonzerns hervorgeht. Grund für das erneut gute Abschneiden sind höhere Verkäufe und geringere Produktkosten. Der Aufragseingang sank allerdings leicht um 4 Prozent auf 81.000 Fahrzeuge.
Eine bessere Profitabilität erzielte TRATON auch im Nordamerika-Geschäft um die frühere Marke Navistar: Die operative Rendite verbesserte sich 2024 auf 7,1 von 6,6 Prozent. Während der Absatz noch leicht um 2 Prozent und der Umsatz marginal um 1 Prozent kletterten, sackte der Ordereingang aber um 7 Prozent spürbar ab. Noch schlechter sieht es bei MAN Truck & Bus aus: Die operative Rendite sank wegen der Kaufzurückhaltung vieler Kunden in Europa auf 7,2 von 7,3 Prozent. Die Neuaufträge der Münchener brachen um 11 Prozent auf 77.100 Einheiten ein.
Anleger treten nach Ausblick von Traton auf die Bremse
Nach Rekordständen der TRATON-Aktie in der vergangenen Woche haben sich Anleger am Montag nach eher vorsichtigen Prognosen des Nutzfahrzeugherstellers für Gewinnmitnahmen entschieden. Am Vormittag sackten die im MDAX enthaltenen Papiere ab. So geht es im XETRA-Handel für die TRATON-Papiere zeitweise um 4,97 Prozent abwärts auf 36,30 Euro. In ihrem Sog verlor auch der DAX-Wert Daimler Truck knapp zwei Prozent.
Die VW (Volkswagen (VW) vz)-Nutzfahrzeugholding rechnet im neuen Jahr wegen einer schwächeren Weltwirtschaft mit trüberen Geschäften. Vor allem die zuletzt gestiegene Profitabilität dürfte dem Unternehmen zufolge darunter leiden. In den Kernmärkten sei insgesamt mit einer nachlassenden Nachfrage nach Lkw zu rechnen.
Am Donnerstag und Freitag hatte die Aktie mit jeweils 38,45 Euro den höchsten Kurs seit dem Börsengang Mitte 2019 erreicht. Vor allem die jüngste Rally beeindruckt: Seit Mitte Januar, also in nur acht Wochen, stiegen die Aktien in der Spitze um fast die Hälfte. Der Börsenwert der Holding mit den Marken MAN, Scania, International (ehemals Navistar) und der südamerikanischen VW Truck & Bus beträgt mittlerweile gut 18 Milliarden Euro.
Experten attestierten Traton fast unisono starke Geschäfte und Finanzzahlen im vergangenen Jahr. Bei den Prognosen für 2025 zeigten sie sich jedoch zurückhaltender. So spiegele die voraussichtlich sinkende Profitabilität eine zuletzt schwache Entwicklung in Europa wider, schrieb Analyst Holger Schmidt von der DZ Bank, vor allem bei der Marke MAN. Investitionen in China belasteten zudem die Marke Scania.
Traton hat für 2025 für Absatz und Umsatz jeweils Zielkorridore für das prozentuale Wachstum ausgegeben sowie eine Spanne für die operative Marge. Unterstelle man hier die jeweiligen Mittelwerte, so läge das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern am Ende um fast acht Prozent unter der Markterwartung, kalkulierte Fabio Hölscher von Warburg Research.
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) / DOW JONES
Bildquelle: TRATON GROUP