Von Privatisierung bis Nachhaltigkeit: E.ON - Eine Konzerngeschichte
• VEBA-VIAG-Fusion 2000
• E.ON verpasste zunächst Energiewende
• Klimaneutralität bis 2040 geplant
Die Wurzeln des E.ON-Konzerns
Die Wurzeln des heutigen Energiekonzerns E.ON reichen bis in das Jahr 1929 zurück, als die staatliche Elektrizitäts- und Bergwerk AG VEBA vom damaligen Freistaat Preußen ins Leben gerufen wurde. Bis zum Jahr 1965 war der Konzern in staatlicher Hand, bis die Bundesrepublik Deutschland die Aktie für die Öffentlichkeit an der Börse zum Handel freigab.
Damit wurde VEBA zunächst teilprivatisiert, bevor das Unternehmen in den Jahren 1983 und 1987 durch die schwarz-gelbe Regierung dieser Jahre vollkommen privatisiert wurde. Die letzten 25 Prozent der Anteile, welche die Regierung zu diesem Zeitpunkt noch hielt, wurden entsprechend auf nationaler sowie internationaler Ebene verkauft.
Die Entstehung des Energiekonzerns E.ON ist zudem noch auf die 1923 gegründete Aktiengesellschaft VIAG zurückzuführen, welche ebenfalls ein staatliches Unternehmen war. VIAG wurde erst einige Jahre später - 1986 und 1988 via Verkauf der Aktienanteile des Staates - privatisiert.
Nachdem die beiden Konzerne privatisiert wurden, richteten sich die Tätigkeiten der Unternehmen auf die jeweiligen Kerngeschäfte Telekommunikation und Energie, sowie Chemie, Verpackungen und Aluminium. Aus dem Telekommunikationssektor der VIAG AG spaltete sich der Anbieter für Telekommunikation VIAG Interkom ab - heute ist das Unternehmen als O2 bekannt.
Die Gründung von E.ON
Nach der Jahrtausendwende fusionierten die VIAG AG und die VEBA AG zur E.ON AG. Der hieraus entstandene Konzern spezialisierte sich nach der Zusammenkunft auf die Sektoren Energie, Immobilienmanagement, Telekommunikation und Spezialchemie, wobei der Chemiesektor von E.ON durch das Tochterunternehmen von VEBA, Degussa-Hüls, geleitet wurde. Bereits unmittelbar nach der VEBA-VIAG-Fusion galt E.ON als einer der weltweit größten Energiedienstleister.
Die übrigen Unternehmenssektoren Aluminium, Logistik, Verpackungen, Silizium-Wafer, Immobilien und Distribution wurden im Zuge der Fusion ausgegliedert und Firmen mit einem Gesamtumsatz von 28,2 Milliarden Euro verkauft.
Ein Jahr nach der Fusion, im April 2001, trimmte die Unternehmensführung von E.ON die Unternehmenssektoren erneut. Es wurde beschlossen einen reinen Energiekonzern mit Fokus auf Gas, Wasser und Strom zu führen, woraufhin alle anderen Unternehmenssektoren verkauft wurden. Noch im November desselben Jahres bestrebte E.ON, die Ruhrgas AG zu übernehmen. Dieses Vorhaben wurde allerdings vorerst durch das Kartellamt gestoppt, bis der Konzern eine Erlaubnis unter Auflagen durch das Wirtschaftsministerium erhielt. Diese Übernahme verschaffte E.ON insgesamt 60 Prozent der Marktanteile für Erdgas in Deutschland.
Drei Jahre später - 2004 - entstand die neue Tochter E.ON Ruhrgas AG, welche von nun an die Erdgasgeschäfte regelte.
In den folgenden Jahren verharrte der Konzern auf den etablierten Geschäftsfeldern und verpasste hierdurch den rechtzeitigen Umschwung in Richtung Nachhaltigkeit. Nachdem die Energiewende im Jahr 2011 durch den Super-GAU in Fukushima endgültig eröffnet wurde, stand das Unternehmen diesbezüglich unvorbereitet dar.
E.ON wurde entsprechend von anderen, innovativeren Unternehmen überholt und verpasste es, Marktanteile im Bereich der erneuerbaren Energien zu sichern. Aufgrund von schrumpfenden Marktanteilen war der Konzern letztendlich gezwungen Arbeitsplätze in größerem Stil abzubauen. Auch die E.ON Ruhrgas AG musste aufgelöst werden.
Insgesamt wurden weltweit circa 11.000 Arbeitsplätze gestrichen, um Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr einsparen zu können.
2014 verkündete E.ON dann offiziell, dass der Konzern danach strebe, nachhaltige Energie zu liefern und fossilen Energien den Rücken kehren werde.
Vier Jahre später - 2018 - kündigte E.ON die Übernahme von 76,8 Prozent der Unternehmensanteile von innogy, eine Tochtergesellschaft von RWE, an. Dieser Deal wurde im September 2019 offiziell durchgeführt. 2019 folgte die Übernahme von Wingas und die Beteiligung am Startup Nuventura, welches klimaneutrale Schaltanlagen entwickelt.
E.ON heute
Seit April 2021 wird E.ON durch den Vorstandsvorsitzenden Leonhard Birnbaum geführt, der bereits seit 2013 Mitglied des Vorstands war. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 72.000 Mitarbeiter, betreut etwa 51 Millionen Kunden und verfügt über ein 1,6 Millionen Kilometer langes Energienetz.
Wie E.ON auf der eigenen Website erklärt, sind die drei Prioritäten, auf die das Unternehmen setzt: Wachstum, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. So ist es zum Beispiel das Ziel des Unternehmens, bis 2040 klimaneutral zu werden. "E.ON startet jetzt eine umfassende Wachstums- und Investitionsoffensive für den Aufbau einer CO2-freien, digitalen Energiewelt. 2030 wird E.ON größer und grüner, digitaler und diverser sein," erklärt Birnbaum. Außerdem fördere das Unternehmen Integration und Vielfalt. "Wir streben an, den Anteil weiblicher Führungskräfte auf 32 Prozent zu erhöhen. Das entspricht dem Gesamtanteil weiblicher Mitarbeiter bei E.ON."
Redaktion finanzen.net
Bildquelle: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images, PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images, E.ON AG