Ausblick US-Zinsentscheid

Fed erwägt Signal für flachen Zinspfad

14.12.15 16:53 Uhr

Fed erwägt Signal für flachen Zinspfad | finanzen.net

Wenn sich diese Woche der Offenmarktausschuss der US-Notenbank trifft, wird der Beschluss zur ersten Zinserhöhung nach der Finanzkrise seine leichteste Aufgabe sein.

Viel schwerer wird es ihm fallen, die richtigen Worte für den Zinspfad im Jahr 2016 und darüber hinaus zu finden.

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   Händler am Terminmarkt setzen die Wahrscheinlichkeit einer viertelprozentigen Zinsanhebung am Mittwoch mit 85 Prozent an. Derzeit steht der Leitzins nahe null. Aufgrund der Arbeitslosenquote, die in den USA zuletzt auf 5 Prozent fiel, haben die Fed-Chefin Janet Yellen und andere Notenbanker diese Erwartung selbst genährt.

   Die Zinssteigerung hat der Markt bereits weitgehend eingepreist. In welche Richtung sich die Kurse bewegen werden, hängt also eher davon ab, welchen Ausblick die Fed darüber hinaus gibt. "Wichtig ist für den Wirtschaftsausblick, welche Erwartungen es zur Entwicklung der Federal Funds Rate gibt", sagte Yellen vergangene Woche vor dem US-Kongress über den Leitzins. "Diese Erwartungen beeinflussen die Finanzmarktbedingungen und dadurch die Ausgaben- und Investitionsentscheidungen."

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   Einige Fed-Vertreter wollen signalisieren, dass sie langsam und vorsichtig vorgehen werden, wenn sie die Zinsen weiter anheben. Yellen betonte zuletzt immer wieder, dass die Wirtschaft in den kommenden Jahren noch nicht bereit sein werde für besonders hohe Zinsen.

   Die Notenbanker sind sich jedoch nicht einig, ob und wie man diese Information transportieren soll. Sie wollen sich nicht zu einem bestimmten Kurs verpflichten und lieber flexibel genug bleiben, um schnell reagieren zu können, wenn die wirtschaftlichen Bedingungen eine Änderung ihrer Pläne erfordern.

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   Das Sitzungsprotokoll der Fed vom Oktober zeigt, dass die meisten Notenbanker sich einig waren, dass eine schrittweise Anhebung der Zinsen am besten ist. Diese Mal könnte sich eine ähnliche Formulierung im Sitzungsprotokoll wiederfinden.

   Der Nachteil, von einer "schrittweisen" Zinsanhebung zu sprechen, ist die Ungenauigkeit des Ausdrucks. Yellen würde in der Pressekonferenz nach dem Ende der Sitzung mit hoher Wahrscheinlichkeit Fragen darüber beantworten müssen, was an den Märkten zu mehr Verwirrung führen würde.

   Ein Vorteil wäre hingegen, dass Yellen damit einige Kollegen überzeugen könnte, die derzeit noch vor einer Zinssteigerung zurückschrecken. Zu diesen Skeptikern gehören auch Fed-Gouverneurin Lael Brainard und Charles Evans, Chef der Chicago-Fed. Beide fordern, dass die Fed den Leitzins vorsichtig anhebt und dass die Öffentlichkeit dieses Vorgehen auch versteht. "Es ist unerlässlich, dass die Fed deutlich kommuniziert, dass sie in Zukunft den Zins langsam steigert, wenn wir den Satz zum ersten Mal anheben", sagte er diesen Monat.

   Auch die neuesten Prognosen zur Zinsentwicklung werden eine wichtige Rolle dabei spielen, wenn die Fed ihre Strategie kommuniziert. Die Prognosen werden nach dem Treffen bekanntgegeben und zeigen, wo jeder Fed-Banker den Leitzins in den kommenden Jahren erwartet. Yellens öffentliche Kommentare und das Sitzungsprotokoll vom Oktober deuten darauf hin, dass die Prognosen ein guter Richtwert für die Zinsentwicklung sind.

   Die mittlere Prognose von 17 Fed-Vertretern im September zeigte, dass sie im Dezember 2016 einen Leitzins von 1,375 Prozent erwarten. Für Ende 2017 rechnen sie mit einem Zins von 2,625 Prozent. Demnach würde die Fed den Leitzins nächstes Jahr viermal anheben und 2017 fünfmal.

   Die Terminmärkte deuten auf eine flachere Entwicklung hin. Händler rechnen für den Dezember 2016 mit einem Zins von 0,85 Prozent. Einige Fed-Vertreter könnten ihre Prognosen diesen Monat nach unten korrigieren - zuletzt hatten sie vor allem betont, dass die Zinsschritte besonders klein ausfallen sollten.

   Die US-Notenbanker müssen sich auch entscheiden, ob sie preisgeben, an welchen Kriterien sich ihre künftigen Zinsentscheidungen orientieren werden. Seit März sagt die Fed, dass sie die Zinsen anheben werde, wenn die Notenbanker zuversichtlich seien, dass die Inflation sich auf ihren Zielwert von 2 Prozent zubewegt, und wenn "weitere Verbesserungen" am Arbeitsmarkt zu beobachten seien. Sie werden jetzt überdenken müssen, ob diese Kriterien auch nach dem ersten Zinsschritt weiter gelten sollen.

   Die Fed könnte diese Formulierung auch streichen. Im Januar kündigte sie zum Beispiel an, vor einer weiteren Zinssteigerung geduldig zu sein und den Kurs zu ändern, wenn die Wirtschaft sich nicht erwartungsgemäß entwickelt. Sie äußerten sich damals nicht dazu, wie Inflation und Arbeitsmarkt ihre Entscheidung beeinflussen würden. "Wir wollen sicherstellen, dass wir die Fortschritte, die wir am Arbeitsmarkt gemacht haben, bewahren und nicht gefährden", sagte Yellen vergangene Woche in ihrem gewohnt vorsichtigen Ton.

     DJG/DJN/awi/apo Dow Jones Newswires

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