Schwarzes Gold: Big Oil holt zum Gegenschlag aus
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Mit der Belebung der Weltwirtschaft zieht seit Monaten auch der Ölpreis kräftig an und steht auf dem höchsten Niveau seit 2018. Öl-Firmen erzielen wieder kräftige Gewinne und investieren in saubere Energien. Auch Anleger können daran verdienen.
Mitte April vergangenen Jahres herrschte noch Chaos am Ölmarkt. Erstmals kostete US-Rohöl weniger als null Dollar. Der kurze Preissturz auf bis zu minus 40 Dollar pro Fass löste Schockwellen an den Finanzmärkten aus. Gut zwölf Monate später rückt das Fünfjahreshoch aus 2018 bei rund 85 Dollar wieder in Reichweite.
Dank der beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Unterstützungen von Notenbanken und Regierungen springt die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten kräftig an, die Weltkonjunktur brummt wieder. Daher hellen sich die Perspektiven weiter auf: Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) soll die Ölnachfrage bereits im kommenden Jahr wieder das Vorkrisenniveau erreichen.
Branche stellt sich um
Bemerkenswert ist aber auch ein Bericht der IEA, der bereits ein Ende des Ölzeitalters voraussagt. Damit der Energiesektor bis 2050 klimaneutral sein wird, seien drastische Maßnahmen notwendig. Um die enormen Herausforderungen dieser Transformation zu meistern, dürften ab sofort keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erweitert oder neu errichtet werden. Thomas Meyer zu Drewer, Leiter öffentlicher Vertrieb bei Lyxor ETF Deutschland, glaubt, dass die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien nicht mehr aufzuhalten ist: "Der größte Wandel in den vergangenen 30 Jahren stellt die Ölfirmen vor hohe Hürden, bietet zugleich aber enorme Chancen. Mit der kräftigen Erholung des Ölpreises erzielen die Konzerne Gewinne, die in saubere Energien investiert werden können und so den Transformationsprozess wesentlich beschleunigen."
Im vergangenen Jahr kamen etwa 90 Prozent aller neu aufgebauten Kapazitäten aus Erneuerbaren wie Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse. Allerdings liegt ihr Anteil an der gesamten Energieversorgung aktuell noch bei lediglich elf Prozent. Für 2030 peilt das Szenario der IEA gut ein Drittel an, 2050 dann zwei Drittel.
Total mit neuem Namen und neuer Ausrichtung
Druck kommt auch durch Investoren, die viel Geld ESG-konform in erneuerbare Energien anlegen wollen. Ein besonders gutes Beispiel ist TotalEnergies, bisher bekannt unter Total. Mit der Namensänderung untermauern die Franzosen ihre Strategie, durch gezielte Investitionen die Transformation hin zu einem breit aufgestellten Energieunternehmen zu meistern. Bereits vor Jahren kaufte man den Batteriespezialisten Saft Groupe und treibt nun die Installation von Ladepunkten voran, um beim Thema Elektromobilität vorne mitzuspielen.
In den kommenden zehn Jahren sollen sich die Investitionen in Windparks und Sonnenkraft auf rund 60 Mrd. Dollar belaufen. TotalEnergies will so bis 2030 die Leistung von derzeit sieben auf 100 Gigawatt steigen. Die Aktie ist weiterhin günstig bewertet und besticht vor allem mit einer stabilen Dividende trotz der Pandemie. "Die Aktie hat eine moderate Volatilitätsbewertung und liegt knapp oberhalb von 25 Prozent", erklärt Marcus Landau, Derivate-Sales bei der DZ Bank. "Daher sind Optionsscheine für mutige Anleger eine Alternative zu einem direkten Aktienkauf", ergänzt Landau. Das Papier mit der WKN DFM29E hat einen moderaten Hebel von knapp 5. Eine Alternative ist das Papier mit der WKN UE5Y54 (UBS), das ebenfalls einen moderaten Hebel von rund 5 besitzt.
BP und Repsol als Alternative
Einen Blick wert ist auch BP. Im ersten Quartal bereitete vor allem das Geschäft im Gashandel viel Freude und drückte die Nettoschulden schneller als erwartet unter die Marke von 35 Mrd. Dollar. Die beschleunigte Entschuldung, Aktienrückkäufe und die attraktive Dividendenrendite von 4,5 Prozent sprechen für die Briten. Gleichzeitig wird der Bereich erneuerbare Energien vorangetrieben: Im Jahr 2030 will man über gleichviel installierte erneuerbare Energiekapazität verfügen wie der Weltmarktführer bei Offshore-Windkraft, Orsted.
Gut fünf Prozent Verzinsung und eine im Branchenvergleich günstige Bewertung sprechen auch für die Aktie von Repsol. Der spanische Öl- und Gaskonzern treibt die Diversifizierung seiner Geschäftsfelder voran und investiert derzeit kräftig in Windparks sowie Photovoltaik-Projekte. Bis 2025 plant man rund 7500 MW an emissionsarmer Erzeugungskapazität aufzubauen, bis 2030 soll der Wert verdoppelt werden.
Der Wandel bei den Energie-Giganten von Big Oil zu Big Energy läuft und bietet Anlegern aktuell gute Einstiegsgelegenheiten. Sollten gleichzeitig die Investitionen in die Erschließung und Förderung neuer Ölquellen stagnieren oder mittelfristig fallen, dürfte auch das schwarze Gold unterstützt bleiben.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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