Benjamin Feingold-Kolumne

Commerzbank und Deutsche Bank - was sollte man mit den Aktien tun?

16.04.19 11:34 Uhr

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Die Aktien der beiden großen deutschen Banken gehören seit Jahren zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Zuletzt befeuerten Fusionspläne die Kurse - wie nachhaltig ist diese Entwicklung?

Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die gute: Das Tradingdepot von Feingold Research liegt 2019 mit 15 Prozent im Plus und lässt damit im zehnten Jahr zum achten Mal den DAX hinter sich. Nun die schlechte Nachricht: Auch wir haben es in den letzten Jahren immer mal wieder mit Produkten auf Commerzbank und Deutsche Bank versucht, doch zum Erfolg unseres exklusiven Depots - für alle Interessierten geht es auf feingold-research.com zum Exklusivbereich - trugen beide Aktien nichts bei. Jüngst waren es da schon eher Verdoppler in Wirecard-Trades und der Einstieg bei TUI und CTS Eventim, die happy machten. Könnte sich das Ganze jetzt ändern, mit der möglichen Fusion der Großbanken? Einen Anker gibt es womöglich.

Über die Deutsche Bank zu urteilen ist in diesen Zeiten erst einmal recht einfach. Wenn man es sich einfach macht. Denn die Bank hat kaum einen Skandal ausgelassen, leistet sich noch immer einen Chefaufseher der Marke "untragbar". Nun erwägt die Bank eine Fusion mit dem Konkurrenten Commerzbank. Schuld an dieser misslichen Lage und dem möglichen Zusammenschluss zweier Sorgenkinder haben aber nicht nur die Institute selbst. Die Politik ist mit vorne dabei.

Dafür muss man zehn Jahre zurückschauen. Die Immobilienkrise hatte die Welt hart getroffen, in den USA war mit Lehman ein großes Institut pleite gegangen, andere Banken wurden gerade so gerettet. Die amerikanische Aufsicht agierte erst mit harter Hand, schon wenige Jahre später griff man seinem Bankensektor aber stark unter die Arme. Man etablierte international führende Institute. Ehe die Europäer ausgeschlafen hatten und sich primär um Regulierung kümmerten, zogen Morgan Stanley, JP Morgan oder auch Goldman Sachs nicht nur vorbei. Sie pulverisierten europäische Banken, massiv gestützt von den amerikanischen Behörden. Auch der unterschiedliche Zinsmarkt half, doch primär stützte die Politik auf der einen Seite und hinderte auf der anderen. Lediglich BNP Paribas aus Frankreich konnte einigermaßen mithalten.

Gern gehandelt - aber nur kurzfristig

So sind die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank in diesen Tagen am Münchner Börsenplatz gettex zwar unter den meist gehandelten Aktien, doch Freude kommt nur wenig auf. Auch der Druck auf Christian Sewing wächst immer weiter: Nach anhaltend schwachen Zahlen befürchten Investoren immer mehr, dass es der Vorstandschef der Deutschen Bank es nicht schaffen wird, eine Kehrtwende des Konzerns hin zu Umsatzwachstum einzuleiten. 2018 lag die Eigenkapitalrendite damit bei mickrigen 0,4 Prozent - früher hätte man dazu "Peanuts" gesagt. "Das Kernproblem der Deutschen Bank ist die schwache Profitabilität", schreiben die Analysten der UBS oder auch Mati Greenspan vom Aktienbroker eToro.

Kein Support von allen Seiten

Der Wettbewerber Commerzbank hat trotz eines Gewinnsprungs für 2018 die Erwartungen für das laufende Jahr gedämpft. "Die Richtung stimmt. Aber das Umfeld mit Negativzinsen und Preisdruck setzt der Profitabilität von Banken in Deutschland enge Grenzen", sagte Vorstandschef Martin Zielke. Für 2018 sollen Anleger eine Dividende von 0,20 Euro bekommen, das wäre die zweite Ausschüttung seit der 2008er-Krise. Mit dieser Mini-Dividende ließe sich bei strukturierten Produkten eigentlich wenig holen, "doch die noch immer recht hohe Volatilität erlaubt beispielsweise mit Aktienanleihen ordentliche Renditen", erklärt Sebastian Bleser, Derivateexperte der Hypovereinsbank Onemarkets. So zeigt das Produkt VF2RHB für Zinsjäger zehn Prozent Rendite pro Jahr, die WKN HX6RKH sieht ebenso aus. Seitwärtspapiere sind das höchste der Gefühle, was man mittelfristig anpacken sollte. Mit der Ausnahme eines Szenarios. Doch schauen wir erst auf die Coba.

Neue Ziele bei der Commerzbank

Dass die Commerzbank keine großen Kurssprünge machte im letzten halben Jahr lag primär, daran, dass man "Gegenwind vor allem im Firmenkundengeschäft, dessen Erträge im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro gesunken sind, bekam", erklärt Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Brokerhaus ActivTrades. "Hingegen hat das Privatkundengeschäft seit der Ausrufung der Strategie im Herbst 2016 ein Mio. neue Kunden gewonnen, bis 2020 soll eine weitere Million hinzukommen", ergänzt de Casa. Zielke stellt für 2020 Konzernerträge von 9,2 Mrd. Euro in Aussicht, was einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von drei Prozent entspricht. Das ursprüngliche Ziel von 9,8 Mrd. Euro hat der Firmenlenker im November gekippt.

Mit Deutsche Bank und Commerzbank würden also zwei fusionieren, die auf der Krankenstation der Finanzbranche liegen. Für die Intensivstation ist man zu stark, für eine Erholungskur noch zu schwach. Die Politik in Deutschland hatte bisher kein Interesse daran, sich als Pfleger hervorzutun. Im Gegenteil. Deshalb sind alle Kommentare und guten Wünsche ein wenig vergiftet.

Für die Aktionäre und die Leser unseres Börsennewsletters ist dies kein Umfeld, in dem man beide Aktien long gehen muss. Mit einer Ausnahme: Sollte die EZB die europäischen Banken deutlich von Negativzinsen entlasten, das Zinsumfeld aber so bleiben, so könnte die Profitabilität von Banken generell besser werden. Dies ist aber noch keine ausgemachte Sache.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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