Benjamin Feingold-Kolumne

Amazon zeigt Schwächen

08.03.19 16:33 Uhr

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Amazon zeigt Schwächen | finanzen.net

Die jüngsten Unternehmensergebnisse von Amazon fielen enttäuschend aus und auch sonst hat Amazon-Chef Bezos derzeit einen schweren Stand. Doch der Amazon-Chef will einmal mehr das Unternehmen umbauen, was kurzfristig allerdings zu Turbulenzen führen dürfte.

Gute Manieren sind nicht gerade das Markenzeichen von US-Präsident Donald Trump. Im vergangenen Monat hat er sich in einem Tweet erfreut über die geplante Scheidung von Amazon-Chef Jeff Bezos und seiner Frau MacKenzie geäußert. Trump liegt mit Bezos schon länger in Clinch, äußert sich dessen Zeitung Washington Post doch regelmäßig kritisch zur Politik des US-Präsidenten. Zudem ist Amazon selbst Trump ein Dorn im Auge, weil der Internethändler das Geschäft vieler US-Einzelhändler zerstört hat. Vor dem Hintergrund dürfte die Fehde zwischen den zwei Männern anhalten.

Bezos besitzt rund 79 Mio. Amazon-Aktien und ist mit deren Börsenwert von 136 Mrd. Dollar der mit weitem Abstand reichste Mann der Welt. Bei einer Scheidung könnte er allerdings die Hälfte der Papiere an seine Noch-Ehefrau verlieren, worauf sie auf einen Schlag zur reichsten Frau der Welt aufsteigen würde. Die Scheidung des Paares könnte aber auch Auswirkungen auf den Aktienkurs von Amazon haben. Sollte Jeff Bezos beziehungsweise MacKenzie gezwungen sein, deswegen Papiere zu verkaufen, würde der Free Float, also die Zahl der umlaufenden Aktien steigen, woraufhin Fonds, in denen Amazon enthalten ist, Papiere kaufen müssten.

Amazon bleibt expansiv

Bezos hatte allerdings nicht nur mit der Ankündigung seiner Scheidung überrascht, sondern auch geschäftlich als er zuletzt enttäuschende Unternehmensergebnisse präsentieren musste. Dennoch will der weltgrößte Internethändler Amazon weiter auf Expansionskurs bleiben. Laut einem Bericht des Wall Street Journal will Amazon eine neue Kette von Lebensmittelläden eröffnen, die preiswerte Produkte anbieten. Das Geschäft ergänzt damit jenes der Tochter Whole Foods, dem größten US-Einzelhändler von Biolebensmitteln. Nach dem Bekanntwerden der Meldung haben die Aktien der US-Einzelhändler Walmart, Kroger und Target nachgegeben, befürchten doch Investoren, dass sich der Preisdruck in der Branche verstärkt.

Amazon-Chef Jeff Bezos hatte gleichzeitig mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, dass der Konzern entgegen der ursprünglichen Planung doch keine weitere Unternehmenszentrale in Long Island City, im New Yorker Stadtteils Queens bauen werde. Grund war der wachsende Widerstand lokaler Politiker, während viele Einwohner Sorge wegen eines kräftigen Anstiegs der Häuserpreise und der Mieten hatten. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung ist ein 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 60 und ein Börsenwert von satten 800 Mrd. Dollar schwer zu rechtfertigen. Zumal die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr laut Analystenschätzungen lediglich bei etwas über sechs Prozent liegen soll.

Preiswerte Absicherung

Die Aktie bleibt daher wie in den vergangenen Monaten anfällig und eine vorübergehende Absicherung erscheint sinnvoll, da auch die Absicherungskosten via Optionsscheinen derzeit moderat sind. Das gilt insbesondere im Vergleich zu anderen ebenfalls ambitioniert bewerteten Titeln aus dem US-Techsektor, etwa Netflix oder Tesla. Ähnlich fällt der Vergleich mit Titeln aus anderen Bereichen aus wie Rinol Hasaj, Derivateexperte der Deutschen Bank, errechnet hat: "Die Volatilität bei Amazon liegt im Sechs- bis Neunmonatsbereich bei rund 30 Prozent und ist damit derzeit mit FMC oder ThyssenKrupp aus dem DAX vergleichbar." Daher eignen sich Put-Optionsscheine auf Amazon wie etwa die WKN CQ5F8G (Citigroup) oder die WKN GM1KUF (Goldman Sachs) für eine kurzfristige Absicherungsstrategie bis zum Sommer. Die Papiere sind im aktuellen Volatilitätsumfeld nicht nur moderat bewertet, sondern profitieren sowohl von fallenden Aktienkursen als auch von einer zunehmenden Volatilität - eine Win-Win-Situation im Falle eines stärkeren Kurseinbruchs.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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