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Krieg um Ölpreise: Warum die OPEC am Ende am längeren Hebel sitzen könnte

23.06.20 22:13 Uhr

Krieg um Ölpreise: Warum die OPEC am Ende am längeren Hebel sitzen könnte | finanzen.net

Der Preisverfall am Ölmarkt hat Ölkonzerne und -anleger in diesem Jahr besonders empfindlich getroffen. Die großen Ölförderländer haben die Preise durch eine Drosselung der Ölproduktion gestützt. Doch der Markt bleibt in der Krise, einer Krise, in der es einen überraschenden Gewinner geben könnte.

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Rohstoffe

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• OPEC und Partner haben Ölförderung gedrosselt
• Möglicherweise profitiert die OPEC nach dem Ende der Corona-Krise
• Investitionen werden weiter sinken

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Dass die OPEC und ihre Kooperationspartner wie Russland sich kürzlich auf eine Verlängerung der aktuellen Drosselung der Ölproduktion verständigten, war am Markt erwartet worden. Die Einigung war notwendig geworden, denn die Corona-Krise hat die Ölnachfrage massiv gedämpft und für einen Preisverfall auf dem Rohölmarkt gesorgt. Besonders deutlich wurde dies im April, als der Preis für einen Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsah, erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 im negativen Bereich lag - zwischenzeitlich bei -54,88 US-Dollar je Barrel (159 Liter) mit einem Abschlag von 302 Prozent. Käufer erhielten bei Abnahme also sogar Geld.

Auch wenn dies ein spezielles Phänomen war, da der Terminkontrakt auf US-Öl an eben jedem Tag ablief, zeigte sich der Preisverfall am gesamten Ölmarkt: Der Preis für leichtes US-Öl ist innerhalb eines Jahres um ein Drittel eingebrochen, bei Brent sieht die Lage auf Jahressicht etwas besser aus.

Geht die OPEC als Gewinner aus der Krise hervor?

Doch wenn der Ölmarkt die Coronavirus-Krise schlussendlich hinter sich gelassen hat, könnte es einen überraschenden Gewinner geben: Die OPEC. Und das, obwohl die Organisation und ihre Partner aktuell Marktanteile aufgeben, um die Rohölpreise zu stützen. Denn das Ölkartell könnte Analysten zufolge sein angeschlagenes Ansehen aufpolieren. "Unter dem Gesichtspunkt des Ölmarktanteils wird die OPEC in den kommenden Jahren ein klarer Gewinner sein", zitiert Bloomberg Michele Della Vigna, Leiter der Forschung der Energiewirtschaft bei Goldman Sachs. "Unterinvestitionen in den Rest der Branche werden sich zu ihren Gunsten auswirken", so der Experte weiter.

Die OPEC-Gruppe könnte nach dem Ende der Krise Marktanteile zurückgewinnen, da der Branchenabschwung die Konkurrenz - insbesondere bei US-Öl - trifft und durch den Rückgang der Investitionen eine Angebotslücke entstehen könnte.

Auch Analysten sehen Chancen für den Ölmarkt

Auch andere Experten zeigen sich zunehmend optimistischer für den Ölmarkt. Goldman Sachs prognostiziert, dass der "Call on Opec" zwischen 2019 und 2025 um rund 17% steigen und 34 Millionen Barrel am Tag erreichen wird. Auch Rystad Energy, ein in Oslo ansässiger Berater, und die Citigroup haben sich Bloomberg zufolge von Pessimisten in Optimisten verwandelt und ihre ursprünglichen Prognosen für Nachfragerückgänge in Wachstumsschätzungen umgeändert. Zur Begründung heißt es etwa von Seiten der Citigroup: "Die große Bedrohung durch das Produktionswachstum in den USA von 1 Million Barrel pro Tag und Jahr bis ins Unendliche - oder zumindest bis 2025 - ist nicht mehr so vorhanden wie früher".

Alles in allem werde die OPEC möglicherweise von dem Rückgang der Produktion und den fehlenden langfristigen Investitionen in US-Ölprojekte profitieren, so der Tenor bei Bloomberg. Investitionsverzögerungen haben infolge des Abschwungs den Weg für einen Versorgungsengpass in den kommenden Jahren geebnet, sagte Per Magnus Nysveen, Leiter Analyse bei Rystad. In diesem Umfeld seien OPEC-Staaten wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate - mit viel geringeren Produktionskosten und massiven Kohlenwasserstoffressourcen - möglicherweise am besten in der Lage, Marktanteile zu gewinnen.

Redaktion finanzen.net

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