Die OPEC verliert die Kontrolle über den Ölpreis: Steht dem Markt ein 100-Dollar-Szenario bevor?
Nach einem Raketenangriff auf Saudi-Arabien sind die Ölpreise auf ein Dreijahreshoch geschnellt. Zum ersten Mal seit Jahren kostete ein Fass WTI mehr als 67 US-Dollar. Das könnte jedoch erst der Anfang einer steilen Aufwärtsbewegung sein.
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Am Ölmarkt herrscht Nervosität. Die Gesetze, die die Preispolitik der Ölpreise bislang lenkten, scheinen außer Kraft gesetzt zu sein, nichts mehr ist wirklich sicher. Als vor einigen Tagen mehrere Raketen auf die saudi-arabische Hauptstadt Riad abgeschossen wurden, schossen auch die Ölpreise in die Höhe. Und das obwohl Saudi Arabiens Luftwaffe die Raketen noch in der Luft abwehren und fatalere Auswirkungen somit abwenden konnte.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Doch die Sorgen am Ölmarkt sind groß: Was, wenn der weltgrößte Öl-Produzent Saudi Arabien bald weniger Öl produzieren kann und der Rohstoff weltweit zunehmend knapper wird? Denn der Konflikt schwelt weiterhin. Ein nächster Angriff: nicht auszuschließen. Mögliche Folgen für die saudi-arabische Ölproduktion: nicht absehbar. Hinzu kommt, dass die Macht des Ölpreiskartells OPEC zunehmend schwindet. Werden Ölpreise jenseits der 100-Dollar-Marke möglicherweise bald zum Dauerzustand?
OPEC im Clinch mit den USA - ein Dilemma
Ein Faktor, der die Preisschraube beim Öl immer weiter ankurbelt, sind die USA. Nicht nur, dass US-Präsident Donald Trump mit seinem Eingreifen im Syrien-Konflikt für Spannungen mit dem ebenfalls wichtigen Ölförderer Russland sorgt - der zudem ein Unterstützter der syrischen Regierung ist. Auch machen es die USA durch ihre Ölförderung mittels der Fracking-Methode dem Ölpreiskartell OPEC schwer, den Ölpreis zu kontrollieren. Die Förderung von Öl sinkt weltweit in allen relevanten Ölstaaten - außer in den USA. In Venezuela ist die Ölproduktion aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise beinahe zum Erliegen gekommen. Auch in Libyen und Angola geht es seit längerem nicht voran.
Die Organisation erdölexportierender Länder fährt ihre Produktionsmengen seit nunmehr einem Jahr mit der Absicht herunter, den Ölpreis hochzutreiben. Das aktuelle Szenario müsste der OPEC somit eigentlich in die Hände spielen - doch der Plan geht nicht ganz auf. Bislang hatte die OPEC geplant, die Drosselung nur bis Ende dieses Jahres aufrechtzuerhalten. Doch inzwischen wird darüber nachgedacht, diese Frist noch weiter auszudehnen. Ideengeber ist ausgerechnet Saudi Arabien selbst. Denn bislang machen die USA dem Ölpreiskartell einen Strich durch die Rechnung. Sobald die Ölpreise steigen, fahren die US-Bohrfirmen ihre Produktion hoch. Fallen die Preise, legen sie ihre Türme wieder still. Diese Flexibilität macht der OPEC zu schaffen. Zwar ist der weltweite Anteil der OPEC am Ölmarkt größer als der der USA, doch treibt das Kartell die Preise zu weit nach oben, droht ein plötzlicher Einbruch der Öl-Nachfrage, da die relevanten Abnehmer die Preise schlicht nicht mehr bezahlen können.
Öltanks leeren sich weltweit - Wer sind die Leidtragenden?
Dieser Preiskampf geht zu Lasten der weltweiten Ölvorräte. Im Februar schrumpften sie um 17,4 Millionen Barrel auf 2,9 Milliarden, verkündete die OPEC in ihrem Monatsbericht. In Summe sind dies 207 Millionen Barrel weniger gegenüber dem Vorjahr. Dass die USA der durch die OPEC initiierten Ölpreiserhöhung entgegentritt, wird sich jedoch kaum in fallenden Ölpreisen niederschlagen können. "Das Wachstum in den Vereinigten Staaten allein genügt nicht, um mich zu beruhigen, dass es auch in Zukunft eine ausreichende Produktion geben wird", sagte der Chef der internationalen Energieagentur Birol der "Welt". Die Nachfrage steige weltweit aktuell um 1,5 Millionen Fässer täglich. Besonderen Bedarf hätten die Chemiebranche und die Luftfahrtindustrie. Ein weiterer Anstieg der Ölpreise könnte sie besonders empfindlich treffen. Doch auch Autofahrer weltweit, die Benzin oder Diesel tanken, könnten die hohen Ölpreise allzu bald zu spüren bekommen.
Drohen bald dauerhaft dreistellige Ölpreise?
Seitdem die Ölpreise die 100-Dollar-Marke übersprungen haben, hat eine leichte Abkühlung eingesetzt. Aktuell pendeln die Preise für WTI und Brent um die 70 US-Dollar-Marke. Im Vergleich zum Vorjahr dennoch ein steiler Anstieg. Damals hatten sich die Preise noch um die 50-Dollar-Marke herumbewegt. Für ein weltweites Aufatmen dürfte es auf jeden Fall noch zu früh sein. Nach wie vor brodeln die weltweiten Konflikte, die sich unmittelbar auf den Ölpreis auswirken können, die Spannungen zwischen den USA und Russland sind noch lange nicht vom Tisch und auch die OPEC wird ihre Vormachtstellung beim Ölpreis nicht kampflos aufgeben - auch wenn sie auf vieles, was den Ölmarkt aktuell bewegt, nahezu keinen Einfluss mehr hat. All dies sorgt dafür, dass die Investoren am Ölmarkt weiterhin nervös bleiben dürften. Auch IEA-Chef Birol kann keine Entwarnung geben. Wenn sich die Lage weltweit nicht beruhige, würden die Preise weiterhin ansteigen, sagte er der "Welt".
Redaktion finanzen.net
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