Expertin zu Risiken im Nahen Osten: Der Ölpreis ist ein gebrochenes Barometer
Rohstoffexpertin Helima Croft sprach kürzlich im Interview über die angespannte Situation im Nahen Osten und die überraschende Reaktion der Ölpreise. Diese seien mittlerweile zu einem "gebrochenen Barometer" für die Spannungen geworden.
Werte in diesem Artikel
• Spannungen im Nahen Osten verschärfen sich
• Ölpreise seien mittlerweile kein guter Indikator mehr für die Risiken, so eine Rohstoffexpertin
• Militärischer Konflikt als Folge nicht unwahrscheinlich
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Spannungen verschärfen sich mehr und mehr
Bereits im vergangenen Jahr, als die USA das internationale Atomabkommen aus 2015 aufgekündigt und mit Sanktionen, auch gegen Drittländer, die Geschäfte mit dem Iran machten, gedroht hatte, haben sich die Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen verschärft. In diesem Jahr legte die Trump-Administration dann nach und weigerte sich, Ausnahmeregelungen für einige Länder zu verlängern, die iranisches Öl importieren, um auf diese Weise die Ölexporte des Irans zu drosseln.
Die Ölpreise zeigten sich davon zuletzt allerdings relativ unbeeindruckt.
Ölpreise kein Indikator mehr für Spannungen
Sie seien mittlerweile bei weitem nicht mehr der Indikator mehr Spannungen im Nahen Osten, der sie einmal waren. Sorgen um die globale Nachfrage sowie die wachsende Produktion in den USA hätten die Dynamik verändert, heißt es bei CNBC. Es habe sich inzwischen eine neue Preisdynamik entwickelt. Die Ölpreise lieferten nun keine zuverlässige Einschätzung der Risiken mehr. "Wir glauben, dass der Ölpreis zu einem gebrochenen Barometer für die Messung des steigenden Drucks in der Region geworden ist und jetzt viel eher ein hinterherhinkender Risikoindikator ist", erzählte Helima Croft, Head of Commodity Strategy bei RBC Capital Markets, im Interview in CNBCs "Power Lunch". Als der Iran kürzlich einen britischen Öltanker wegen angeblicher Verstöße beschlagnahmt und einen weiteren vorübergehend gestoppt hatte, hätten sich die Ölpreise nicht in der Geschwindigkeit bewegt, wie sie es zu früheren Zeiten getan hätten, so Croft. Es passierten derartige Ereignisse auf einem solch wichtigen Wasserweg, durch den etwa ein Fünftel des weltweiten Öls transportiert wird, und die Ölpreise bewegen sich kaum, zeigt sich die Rohstoffexpertin überrascht. "Was ich erstaunlich finde, ist, dass Öl zu einem gebrochenen Barometer für den Nahostkonflikt geworden ist. Vor einigen Jahren konnte man anhand des Ölpreises fast abschätzen, wie ernst eine Krise war", so Croft weiter. "Ich glaube nicht, dass Öl heute noch ein Frühindikator für die Stabilität im Nahen Osten ist."
Droht ein militärischer Konflikt?
Man sei nun in "einer Situation der Eskalation", warnt die Expertin. Sie befürchtet, dass der Iran nicht ablassen wird, bevor die USA ihrerseits zu Kompromissen bereit seien. Dennoch sei vielen das Risiko einer Eskalation nicht bewusst. "[…] Und ich denke, dass sich die Märkte derzeit mehr auf einen Handelskrieg als auf einen Krieg im Nahen Osten einstellen", so die RBC-Expertin. "[…] Und ich denke, der Markt glaubt, dass es keine Möglichkeit gibt, dass es zu einem Krieg kommen könnte, aber ich denke, es gibt eine". Es gebe mehrere "rote Linien", warnt Croft, die bei einem Überschreiten zu einem militärischen Konflikt führen könnten.
Redaktion finanzen.net
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