Nachhaltige Geldanlagen: Impact Investing - So funktioniert wirkungsorientiertes Investieren
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das immer mehr Menschen beschäftigt und so auch immer wichtiger für Anleger wird. So kommt es, dass auch nachhaltige Geldanlagen derzeit stark im Trend liegen. Eine Form davon ist das Impact Investing.
Werte in diesem Artikel
• Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen nimmt zu
• ESG-Kriterien spielen bei Impact Investing eine Rolle
• Impact Investing in Deutschland heute Milliardenmarkt mit Wachstumspotential
Von ESG-Anlagen oder dem ESG-Ansatz hat heutzutage vermutlich jeder, der sich etwas mit Geldanlagen beschäftigt, schon einmal gehört. Die drei ESG-Faktoren lassen sich von dem Akronym ableiten: E für Environment, S für Social und G für Governance - zu Deutsch Umwelt, Soziales und Führung. Bei solchen Anlagen geht es nicht nur um die Rendite, sondern auch um soziale und ökologische Aspekte und die Kontrollprozesse von Unternehmen. Das Impact Investing geht jedoch noch darüber hinaus.
Definition Impact Investing
Auch das Impact Investing ist eine Art der nachhaltigen Geldanlage. Wie der Begriff "Impact" schon sagt, geht es beim Impact Investing um die Wirkung eines Investments. So sollen bei dieser Art des Investierens nicht nur die sozialen und ökologischen Aspekte mit dem Bewusstsein der Anleger vereinbar sein - Investoren sollen konkret sehen, welche Wirkung die eigene Investition auf bestimmte Bereiche hat. Die Bundesinitiative Impact Investing (Biii) beschreibt das Impact Investing als "einen Investmentansatz, der über die reine Orientierung an Rendite und Risiko hinausgeht. Positive soziale und/oder ökologische Wirkungen sollen möglichst direkt, intendiert und nachweisbar sein. Es geht uns um eine messbare positive gesellschaftliche und/oder ökologische Wirkung." So gehe das Impact Investing nach dieser Definition auch über die bisherigen ESG- oder SRI-Ansätze hinaus. Dennoch sollen die Investments im besten Fall natürlich auch noch Renditen abwerfen.
In einer Studie zum Impact Investing-Markt 2020 in Deutschland der Bundesinitiative Impact Investing, die vom Centrum für soziale Investitionen und Innovationen der Universität Heidelberg durchgeführt und von der BMW Foundation Herbert Quandt, der Bertelsmann Stiftung und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen gefördert wurde, grenzt die Biii das Impact Investing im engen Verständnis vom Impact Investing im weiten Verständnis ab. So gebe es beim Impact Investing im engen Verständnis die Strategie Impact-First, die sich "vorrangig auf sozialen oder ökologischen Ertrag und erst an zweiter Stelle auf finanzielle Rendite" fokussiere und die Strategie Finance-First, die "auf finanzielle Rendite, die jedoch strategisch ausdrücklich mit sozialen oder ökologischen Ertragserwartungen kombiniert ist", abzielt. Beim Impact Investing im weiten Verständnis gebe es Socially Responsible Investments, die zwar finanzielle Rendite beabsichtigen, aber "positive soziale oder ökologische Externalitäten" generieren und das ESG Investing, das finanzielle Rendite generiert, "dabei jedoch soziale, ökologische oder Governance-Risiken bzw. entsprechende negative Externalitäten" vermeidet.
Ziele des Impact Investings
2015 verabschiedeten alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Sie soll laut UN "ein gemeinsames Konzept für Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten, jetzt und in Zukunft" bieten. Im Zentrum dieser Agenda stehen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die die Industrie- und Entwicklungsländer zum Handeln aufrufen. Zu diesen Zielen gehören zum Beispiel Themen wie die Bekämpfung der Armut und des Hungers auf der Welt, Gesundheit für alle, die Bekämpfung des Klimawandels, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, bezahlbare und saubere Energie, Bildung für alle, verantwortungsbewusster Konsum und Produktion und nachhaltige Städte und Gemeinden.
Diese Sustainable Development Goals werden für viele Impact Investing-Strategien als Vorlage genutzt - einzeln oder als Kombination aus mehreren verschiedenen Zielen. Sie spielen laut der Marktstudie der Bundesinitiative Impact Investing "als weltweiter Referenzrahmen für Impact Investoren eine immer wichtigere Rolle" und decken die ganze Bandbreite ab. Allein auf die Top drei Sustainable Development Goals - Gesundheit für alle, bezahlbare und saubere Energie und nachhaltige Städte und Gemeinden - entfällt laut der Studie der Biii ein Anlagevolumen von knapp einer Milliarde Euro.
Hier können Investoren ihr Geld anlegen
Das Angebot für Impact Investment ist laut der Commerzbank oft auf Großinvestoren zugeschnitten und findet nicht am regulierten Markt statt. Wie die Bundesinitiative Impact Investing in ihrer Studie zum deutschen Impact Investing-Markt ermittelt hat, entfällt vom Gesamtinvestitionsvolumen aller vier Anlagestrategien von 6,5 Milliarden Euro (weites Verständnis von Impact Investing) mehr als die Hälfte auf Stiftungen und Family Offices. Nach der engen Definition von Impact Investing (2,9 Milliarden Euro) entfällt mehr als ein Viertel des Gesamtvolumens auf Stiftungen und Family Offices. "Diese Summen werden zugleich von einem kleinen Kreis von wenigen (15 Organisationen) kapitalstarken Akteuren investiert", so die Biii. Banken und Asset Manager hätten in Sachen Impact Investing jedoch stark aufgeschlossen und hielten nun ebenfalls große Anteile.
Aufgrund der steigenden Nachfrage von Privatanlegern arbeiten Herausgeber jedoch auch daran, Finanzprodukte für kleinere Anlagesummen und mit einem transparenten Risiko auf den Markt zu bringen. Wie die Commerzbank auf ihrer Webseite zum Thema Impact Investing schreibt, bietet sich so die Möglichkeit für Anleger, ihr Geld in Fonds mit wirkungsorientiertem Ansatz, Mikrofinanzfonds, Social Impact Fonds, Green Bonds oder eine Unternehmensbeteiligung zu investieren.
Während Unternehmensbeteiligungen, Fonds mit wirkungsorientiertem Ansatz oder nach ESG-Kriterien und Green Bonds heutzutage wahrscheinlich jedem ein Begriff sein dürften, sind Social Impact Fonds und Mikrofinanzfonds womöglich weniger bekannt. Die Commerzbank beschreibt Social Impact Fonds als Vermittlungen zwischen Startups und Investoren, bei denen Einlagesummen in sechsstelliger Höhe die Regel seien. Mikrofinanzfonds geben ihr Kapital dagegen an sogenannte Mikrofinanzinstitute in Schwellen- oder Entwicklungsländern, die das Geld dann wiederum in Form von Krediten an Selbstständige oder kleine und mittlere Unternehmen geben. Laut Commerzbank sei die soziale Wirkung jedoch teilweise umstritten, "da solche Mikrokredite oft mit Zinsen im zweistelligen Bereich versehen werden, um den Anlegern eine Rendite zu sichern" und auch das Risiko sei für Investoren kaum überschaubar.
Der Impact Investing-Markt wächst schnell
Wie die Bundesinitiative Impact Investing auf ihrer Webseite schreibt, befindet sich der deutsche Markt für Impact Investing noch in der Pionierphase. Zwar gebe es bereits einige spezialisierte Investmentfonds, Berater, Intermediäre und Netzwerke, doch das Thema habe die breite Masse noch nicht erreicht. Das Interesse seitens der Investoren, der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft an Impact Investing nehme in Deutschland allerdings seit Jahren deutlich zu. Somit berge der Impact Investing-Bereich laut Biii ein großes Potential. Das Thema müsse in Deutschland daher noch stärker in den Fokus gerückt werden.
Die Marktstudie der Bundesinitiative Impact Investing von vergangenem Jahr ergab, "dass es sich bei Impact Investing in Deutschland heute um einen ausdifferenzierten Milliardenmarkt mit großem Wachstumspotential und hoher Dynamik handelt." Für die Studie wurden Daten herangezogen, die durch eine Online-Befragung als auch "im Rahmen von Stakeholder Dialogen mit Investoren, Intermediären und Investees erhoben wurden", erklärt die Biii. Zudem seien Erkenntnisse aus einer vergleichenden Recherche bestehender Analysen, auch aus anderen europäischen Ländern mit eingeflossen. Da Teile der Marktstudie bereits unter dem Eindruck der COVID-19-Krise erarbeitet wurden, spiegelt die Studie den Stand des Impact Investing Marktes vor der COVID-19-Krise wider, lässt aber einen ersten Ausblick auf deren Auswirkungen auf den Impact Investing-Markt zu, so die Bundesinitiative Impact Investing.
Der Impact Investing-Markt konnte in den vergangenen fünf Jahren schnell wachsen. Laut der Marktstudie der Biii identifizierte der Marktreport 2016 der Bertelsmann Stiftung für Ende 2015 beim Impact Investing in Deutschland ein Marktvolumen von 69 Millionen Euro, während 2020 beim Impact Investing in einem weiten Verständnis ein Marktvolumen von ca. 6,5 Milliarden Euro und im engen Verständnis ein Marktvolumen von etwa 2,9 Milliarden Euro erreicht worden sei.
Vor- und Nachteile für Anleger
Anlegern bietet das Impact Investing also eine Möglichkeit, ihr Geld anzulegen und somit den Wert zu erhalten oder besser natürlich noch eine Rendite zu erzielen, während gleichzeitig eine soziale und ökologische Wirkung erzielt wird. So können Anleger etwas für soziale Gerechtigkeit und die Umwelt tun, indem sie ihr Geld zum Beispiel in ein Unternehmen oder einen Fonds investieren, der dieselben Ziele wie sie verfolgt.
Allerdings gibt es aktuell auch eine ganze Reihe von Herausforderungen für den Impact Investing-Markt. So nennt die Bundesinitiative Impact Investing: "Zu wenig geeignete Anlageprodukte in unterschiedlichen Asset- und Risikoklassen, mangelnde Unterstützung durch die Politik zum Beispiel durch die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen, sowie fehlende Anreizmechanismen für mehr impactorientierte Unternehmensgründungen und -finanzierungen, die im größeren Rahmen das Potenzial von Impact Investing demonstrieren könnten." Daneben gebe es vor allem in den Bereichen Wirkungsmessung, Markttransparenz und Wissen und Expertise der Marktteilnehmer noch Verbesserungspotenzial.
Redaktion finanzen.net
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