Warum Geld sparen wenn man's ausgeben kann?
Die große Koalition hat die Krise abgehakt. Zumindest für Deutschland gelten die Beteuerungen vom Sparen, das Maßregeln anderer Nationen und das Drängen auf Reformen nicht mehr.
Hierzulande heißt es: Geld ausgeben macht Spaß – und den muss man beim Regieren ja auch mal haben dürfen.
Von Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln
Das stimmt. Niemand hat die Absicht, der großen Koalition den Spaß zu verderben. Das Problem ist nur, dass Deutschland sich in den vergangenen Jahren zum Maßstab, zum Vorbild in Europa stilisiert hat. Keinem Staat der Euro-Zone geht es besser, keiner hat mehr reformiert, gespart und deshalb gewonnen. Das war die Lesart, welche die Kanzlerin und ihr Finanzminister gerne verbreitet haben.
Was aber passiert, wenn das Vorbild nicht mehr zieht? Die große Koalition will viel Geld ausgeben, Renten erhöhen und einen Mindestlohn einführen. Sie gibt Geld aus, das über ein starkes Wirtschaftswachstum hereinkommen kann. Und sie schließt Steuererhöhungen aus. Das ist schön, birgt aber die große Gefahr, dass es doch anders kommt als gedacht. Dass das unerwartet fehlende Geld dann doch über höhere Lasten für die Bürger hereingeholt wird, sei es über Steuern, Gebühren, Maut oder mit anderen Ideen. Dabei ist die Frage ja gar nicht so sehr: Woher soll das Geld genommen werden. Die Frage ist: warum soll es überhaupt ausgegeben werden?
Manche anderen Länder der Eurozone wären froh, wenn sie überhaupt die notwendigen Ausgaben decken und Investitionen tätigen könnten. Sie müssen scharfe Einschnitte bei Investitionen und Ausgaben beschließen. Das ist politisch schwer durchzusetzen und sorgt für viel Frust in den Staaten. Der Blick nach Deutschland hat da immer geholfen: hatten nicht die deutschen auch gespart, gestrichen, gekürzt und stehen deshalb jetzt so gut da?
Von Deutschland lernen hieß Sparen lernen. Und reformieren. Den Gürtel enger schnallen.
Das ist jetzt vorbei. Deutschland geht großzügig ans Geldausgeben. Die Binnenkonjunktur mag das ankurbeln und damit auch die Ungleichgewichte in Europa verringern. Aber im globalen Zusammenhang wird dadurch zunächst einmal nur die Wettbewerbsfähigkeit geschwächt. Nicht sofort, aber schleichend, so ist zu vermuten. Es ist schade, dass um des lieben Friedens willen und um die Zustimmung der SPD-Mitglieder zu erkaufen der Pfad der wirtschaftspolitischen Tugend verlassen wird. Aber so mag jeder seinen Spaß haben.
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