Vermögensverwalter-Kolumne

Raus aus der "Entschuldungsfalle"

15.04.14 09:37 Uhr

Raus aus der "Entschuldungsfalle" | finanzen.net

Die "Entschuldungsfalle" ist zugeschnappt: Die Bundesbürger leihen dem deutschen Staat fast zinslos Geld.

von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein

Dank der Inflationsrate, die in den vergangenen drei Jahren meist über dem Zins lag, kann der Staat auf Kosten vor allem der Durchschnittssparer seine Schulden abbauen. Und die Banken fördern diese Entwicklung zusätzlich, indem sie kaum noch risikobehaftete Wertpapiere anbieten.

Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich mich täglich mit den Finanzmärkten beschäftigen darf. Wenn man so in den Details vergraben ist, tut es gut, wenn man mit Kunden über deren längerfristigen finanziellen Pläne sprechen kann. Da geht es dann um strategische Entscheidungen: Wie viel gibt man in welche Anlageform und welche Auswirkungen hat dies auf das Gesamtvermögen?

Zu hoher Rentenanteil

Der viel zu hohe Anteil an Zinsanlagen ist im Moment das große Problem. Wer Festgeld parkt, wer Bundesobligation und Pfandbriefe kauft, der gleicht die Inflation nicht mehr aus. Das Umdenken setzt nur sehr zögerlich ein, denn wir Deutschen lieben die Bankeinlage, das Zinspapier und die Garantieversicherung.

Der Sparbrief mit einer Laufzeit von vier Jahren bei meiner Bank um die Ecke bringt aber nur 0,8 Prozent pro Jahr fest. Möchte ich vorzeitig über das Kapital verfügen, stellt mir die Bank Strafzinsen in Höhe von einem Prozent in Rechnung. Flexibler ist die Anlage in börsengehandelte Zinspapiere. Doch der Staat zahlt gerade einmal 0,63 Prozent für die Bundesobligation im Jahr.

Eine Industrieanleihe von Siemens bringt bei vier Jahren Laufzeit immerhin ein Prozent pro Jahr, Continental muss für seine Schuldverschreibung bis Juli 2018 gar 2,66 Prozent im Jahr bezahlen. Aber Conti bietet dem Sparer nicht die Bonität einer Siemens, der Bundesrepublik oder die Sicherheit einer Bankeinlage. Wer nicht bereit ist ins Risiko zu gehen, der finanziert also die Entschuldung der Staaten mit. Denn auch die Banken legen einen Großteil ihrer Kundeneinlagen bei der EZB oder in Bundesanleihen an.

Zwei-Klassen-Gesellschaft am Bankschalter

Die Vermögenden sind dagegen weniger an der Entschuldung über den Zins beteiligt. Nach einer Studie des Deutschen Aktieninstitutes besitzen 36 Prozent der Haushalte, die über Nettoeinkommen von über 4000 Euro im Monat verfügen, Aktien, Aktienfonds oder Mischfonds. Bei den Einkommen unter 2.000 Euro sinkt die Aktionärsquote auf nur noch sieben Prozent. Die Geringerverdienenden legen lieber verzinst an.

Zwei Faktoren fördern diese Zwei-Klassen-Gesellschaft: Zum Einen verbinden leider viele Anleger das Aktieninvestment mit Verlusterfahrungen. Zum Anderen bieten auch die Banken nicht mehr aktiv Wertpapiere an. Es rechnet sich für sie bei kleinen Anlagebeträgen schlicht nicht mehr. Zu hoch ist der Aufwand für die Beratungsprotokolle, die Haftung und die Folgegespräche. Wenn ich vor der Aufgabe stünde, für meine Kinder auf 20 bis 30 Jahre Geld sicher anzulegen, die Aktie wäre für mich die einzige Option. Selbst Immobilieninvestments unterliegen höheren Risiken aufgrund der demographischen Entwicklung und der sich wandelnden Ansprüche an eine Immobilie. Aktien in Summe haben dagegen alle Krisen überstanden.

Aktien mit eingebautem Inflationsschutz

Firmen unterliegen einem beständigen Wandel und passen sich permanent an. So reagieren Unternehmen auf Inflation z.B. durch Preiserhöhungen, weshalb Aktien eine Art eingebauten Inflationsschutz haben. In Krisenzeiten sind es die Unternehmen, die für den nächsten Aufschwung sorgen müssen, oftmals mit staatlicher Unterstützung (Stichwort: Abwrackprämie). Für viele Unternehmer ist die beste Anlageform ein Investment in die eigene Firma. In den USA ist jedem Anleger klar, dass man Reichtum am ehesten durch Unternehmertum erreicht.

Langfristig ist die Aktie risikoärmer als jede andere Anlageform. Hier findet man Weltunternehmen mit starker Marktstellung, die drei bis vier Prozent Dividende pro Jahr zahlen und trotzdem noch Chancen auf Kurssteigerungen bieten. Wenn diese Unternehmen dann noch eine anlegerfreundliche Dividendenpolitik verfolgen, dann kann man in diese Aktien investieren. Am bequemsten geht das über Investmentfonds. Wer ein ausreichend großes Vermögen besitzt, kann auch ein Depot mit einzelnen Aktien bestücken. Die Kaufkraft bleibt so langfristig erhalten. Und der Entschuldungsfalle ist man ein Stück weit entkommen.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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