Neue Eskalation

Trump veranlasst Rückzug des US-Pensionsfonds aus China - Folgt nun der Finanzkrieg?

15.05.20 23:05 Uhr

Trump veranlasst Rückzug des US-Pensionsfonds aus China - Folgt nun der Finanzkrieg? | finanzen.net

Es knirscht erneut zwischen den USA und China. Nachdem im Januar ein Teilabkommen im langjährigen US-Handelsstreit erreicht werden konnte, sorgt die globale Corona-Pandemie wieder für Spannungen zwischen den beiden Streitnationen. Nun zieht Präsident Trump erste Konsequenzen.

• US-chinesischer Handelsstreit geht in eine neue Runde
• Corona-Pandemie vergrößert Kluft zwischen den USA und der Volksrepublik
• Folgt der Finanzkonflikt auf den Handelszwist?

Die Lage zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der chinesischen Volksrepublik ist wieder mehr als angespannt. Der Teilerfolg des erreichten Phase-Eins-Abkommens, welches im Januar 2020 unterzeichnet wurde, scheint im Zuge der Corona-Pandemie wieder zu verpuffen. Dabei spielt insbesondere die sich verschärfende Rhetorik seitens des US-Präsidenten Donald Trump eine bedeutende Rolle.

Trump sieht in China den Schuldigen für die Corona-Pandemie

Dieser hat in der Vergangenheit mehrfach den Verdacht geäußert, das Coronavirus wäre nicht auf natürliche Weise, wie etwa durch den Verzehr von Wildtierfleisch, auf den Menschen übertragen worden, sondern der Ursprung läge in einem Forschungslabor in Wuhan. Durch einen "schrecklichen Fehler" sei das Virus dann mutmaßlich in Umlauf geraten und hätte so die globale Pandemie zur Folge gehabt: "Wahrscheinlich war es Inkompetenz, jemand war dumm", so Trump.

Darüber hinaus warf der US-Präsident der Volksrepublik Unfähigkeit im Umgang mit der Krise und deren Eindämmung vor, die dazu geführt hätte, dass sich die hoch ansteckende Lungenkrankheit über die ganze Welt hat ausbreiten können: "Es hätte direkt an der Quelle gestoppt werden können. Es wäre einfach gewesen". Ein Berater Trumps, Peter Navarro, hatte in diesem Zusammenhang gegenüber Fox News auch von der Möglichkeit gesprochen, das China den USA für das Versagen in der Corona-Krise Schadensersatz zahlen könne: "Ich bin der festen Überzeugung - und ich denke, das amerikanische Volk ist der festen Überzeugung -, dass China diesem Land Billionen Dollar an Schaden zugefügt hat und dass es irgendeine Form von Entschädigungszahlungen geben sollte".

Handelsstreit zwischen den USA und China neu angefacht

Und auch in Sachen Handelsabkommen kam es jüngst wieder zu Spannungen zwischen den beiden Nationen. So stellte der US-Präsident erst kürzlich in Frage, dass China das vereinbarte Teilabkommen einhalten könne, er werde dies beobachten: "China weiß, dass sie einen Deal haben und hoffentlich werden sie sich an den Deal halten. Wir werden sehen. Entweder sie halten sich daran oder nicht. Wir werden es herausfinden". Darüber hinaus machte Trump deutlich, dass er an einer Nachverhandlung des Handelsdeals "nicht interessiert" sei: "Wir haben einen Vertrag unterzeichnet. Ich hatte aber auch gehört, dass China die Gespräche wieder aufnehmen möchten, um bessere Bedingungen auszuhandeln."

Trump nimmt US-Investitionen in China ins Visier

In einer weiteren Eskalation des Verhältnisses der beiden Nationen ging der US-Präsident jüngst noch einen Schritt, der den US-Pensionsfonds für Beamtete und das Militär betrifft. Dabei handelt es sich um einen internationalen Fonds, der 40 Milliarden US-Dollar umfasst und der noch in diesem Jahr einem Index folgen sollte, der auch chinesische Unternehmen mit einschließt.

Hier hatte die Trump-Regierung Druck auf den für die Umsetzung des Internationalen Investitionsplans verantwortlichen unabhängigen Ausschuss ausgeübt, um diesen dazu zu bewegen, einem anderen Index zu folgen, der keine chinesische Beteiligung vorsieht. Begründet wurde diese Forderung mit der Rolle, die China bezüglich des Ursprungs und der Verbreitung des Coronavirus gespielt haben könnte. So sprach der US-Wirtschaftsberater Larry Kudlow in einem Brief an den Ausschuss von einem erhöhten Risiko, "dass chinesische Unternehmen von Sanktionen oder Boykotten betroffen werden könnten, was ihrem Geschäft und ihrer Profitabilität abkömmlich wäre" und daher gegen eine Beteiligung des Fonds spräche.

Milliardenschwerer US-Pensionsfonds investiert nun nicht mehr in China

Nachdem sich der Ausschuss zunächst gegen eine Einmischung seitens der US-Regierung ausgesprochen hatte, entschied er in einer vorgezogenen Sitzung am Mittwoch, dem Aufruf der Trump-Administration nun doch Folge zu leisten. Als Begründung nannte der Ausschuss ein durch die Corona-Pandemie "bedeutend verändertes wirtschaftliches Umfeld", wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Die Investition in den Index MSCI All Country World ex-U.S.A. Investable Market Index sei nun auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

China sieht US-Anleger als Geschädigte

Eine Reaktion aus der chinesischen Volksrepublik ließ nicht lange auf sich warten. So warnte Peking davor, die Handelsspannungen der beiden Nationen könnten in eine "finanzielle Auseinandersetzung" münden. Ein Sprecher des chinesischen Außenminiesteriums, Zhao Lijian, wies außerdem darauf hin, dieser Schritt würde ausschließlich US-Investoren schaden: "Chinas Kapitalmärkte werden immer mehr von Anlegern weltweit bevorzugt. Themen der nationalen Sicherheit zu nutzen, um US-Anleger davon abzuhalten, auf dem chinesischen Markt zu agieren, wird nur dazu führen, dass diese eine Chance verpassen", zitiert ihn die Financial Times. Und auch der China-Experte der UBS sprach gegenüber der FT in diesem Zusammenhang von einem "glaubwürdigen Risiko" und warnte davor, dass die Entscheidung auch auf die breitere Investmentgemeinde übergreifen könnte. "Das ist kein positives Signal", so Thomas Fang.

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die langjährige Auseinandersetzung zwischen den USA und China sich eben nicht nur auf den Austausch von Waren, sondern auch immer mehr auf finanzielle Investitionen auswirkt. Wie es Eswar Prasad von der Cornell Universität gegenüber der Financial Times zusammenfasst: "Die Trump-Administration zielt es offensichtlich darauf ab, eine finanzielle Entkopplung von China zu initiieren."

Nun bleibt abzuwarten, wie sich der Konflikt weiterhin entwickelt.

Redaktion finanzen.net

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