Trump-Zölle verunsichern Investoren: Anleihenmarkt unter Druck - JPMorgan-Chef hält Fed-Eingreifen für möglich

Die Unsicherheit rund um Trumps Zollpolitik bringt nicht nur die Börsen ins Wanken - auch der Markt für US-Staatsanleihen gerät unter Druck. JPMorgan-CEO Jamie Dimon warnt nun vor systemischen Risiken und hält ein Eingreifen der Fed nicht für ausgeschlossen.
• Verkaufsdruck auf US-Staatsanleihen
• Kritische Stimmen aus der Finanzwelt
• Jamie Dimon hält Eingreifen durch die Fed für möglich
Das passiert am Anleihenmarkt
Die globale Unsicherheit rund um US-Präsident Donald Trumps Zollpolitik hat die Finanzmärkte erschüttert und besonders den Anleihemarkt unter Druck gesetzt. Statt wie üblich in Krisenzeiten in US-Staatsanleihen zu flüchten, verkauften Investoren sowohl Aktien als auch Anleihen - ein seltenes und beunruhigendes Signal, das bereits mit Ausnahmephasen wie der Pandemie oder der Finanzkrise 2008 verglichen wurde, wie CNN berichtet.
Der Verkaufsdruck auf US-Staatsanleihen trieb die Renditen der zehnjährigen Bonds innerhalb nur weniger Tage von unter vier auf über viereinhalb Prozent. Eine abrupte Marktreaktion, die selbst das Weiße Haus alarmierte: "Den Leuten wurde ein wenig mulmig", erklärte Trump deshalb gegenüber Reportern. "Der Anleihenmarkt ist sehr schwierig". Daraufhin vollzog der US-Präsident einen Kurswechsel, indem er viele seiner geplanten Zölle um 90 Tage verschob - mit Ausnahme Chinas.
"Der Anleihemarkt hat dem Präsidenten Angst gemacht", sagte Ed Yardeni, Präsident von Yardeni Research, gegenüber Matt Egan von CNN. "Die Anleihen-Befürworter schrien, sie seien unzufrieden mit dem, was vor sich ging, und es bestehe die Gefahr einer Rezession."
Doch auch andere Stimmen aus der Finanzwelt kritisierten das Vorgehen der US-Regierung. Bill Ackman veröffentlichte beispielsweise via X einen Post in dem er erklärte: "Unser Aktienmarkt ist down. Die Anleiherenditen steigen und der Dollar fällt. Dies sind keine Anzeichen für eine erfolgreiche Politik."
Our stock market is down. Bond yields are up and the dollar is declining. These are not the markers of successful policy.
I am receiving an increasing number of emails and texts from small business people I do business with or have invested in, expressing fear that they will…- Bill Ackman (@BillAckman) April 9, 2025WerbungWerbung
Jamie Dimon: Fed muss möglicherweise eingreifen
JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte The Tell zufolge ebenfalls kürzlich vor den Folgen der zunehmenden Volatilität am Markt für US-Staatsanleihen. Er sieht bei anhaltender Unsicherheit sogar ein mögliches Eingreifen der US-Notenbank Fed als notwendig - jedoch sei das auch problematisch.
In einer Telefonkonferenz zum ersten Quartal erklärte Dimon, dass die derzeit geltenden, seiner Ansicht nach "mangelhaften" Bankenregeln zur Instabilität beitragen. Bleiben regulatorische Erleichterungen aus, müsse die Fed womöglich erneut stützend eingreifen. "Das halte ich für eine schlechte politische Idee, denn jedes Mal, wenn es auf den Märkten zu Turbulenzen kommt, muss die Fed eingreifen und vermitteln", so Dimon.
Dimon setze sich bereits sich seit langem für eine Lockerung der Regulierung im Bankensektor ein und fordert unter anderem Änderungen bei der Behandlung von Staatsanleihen im Rahmen der sogenannten ergänzenden Verschuldungsquote. Auch Fed-Vorsitzender Jerome Powell erklärte kürzlich, dass Änderungen dazu beitragen könnten, die Funktionsweise des Marktes für Staatsanleihen zu verbessern.
Insgesamt belaste die anhaltende Unsicherheit rund um Zölle, Anleihemärkte und regulatorische Fragen nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die Verbraucherstimmung und die Unternehmensgewinne im ersten Quartal. Dimon mahnt daher zu durchdachten politischen Entscheidungen - nicht im Sinne der Banken, sondern zum Wohl der Märkte.
Internationale Investoren bereiten Sorgen
Und auch internationale Investoren rücken zunehmend in den Fokus der Debatte um den jüngsten Anstieg der US-Anleiherenditen.
Marktanalyst Ed Yardeni sieht einen möglichen Grund in der wachsenden Nervosität internationaler Investoren. "Anleiheninvestoren machen sich möglicherweise langsam Sorgen, dass Chinesen und andere Ausländer anfangen könnten, ihre US-Staatsanleihen zu verkaufen", schrieb er laut CNBC. Ein Rückzug ausländischer Käufer könnte jedoch nicht nur zu höheren Zinsen führen, sondern auch das Vertrauen in den US-Schuldenmarkt untergraben.
Gleichzeitig steht die Fed jedoch vor einem Dilemma: Sollte die globale Zollpolitik die Inflation weiter antreiben, könnte eine Leitzinssenkung schwieriger werden. Zwar beeinflusst die Zentralbank die kurzfristigen Zinsen direkt - doch am freien Markt könnten die langfristigen Zinsen weiter steigen, falls Händler befürchten, dass eine lockerere Geldpolitik die Inflation verschärft.
Wie sich der US-Anleihenmarkt in Zukunft weiter entwickelt, bleibt jedoch abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
Weitere News
Bildquellen: lev radin / Shutterstock.com, Jemal Countess/Getty Images for Time