Sicher mehr Rendite: Mit diesen Aktienfonds bleiben Anleger in rauen Zeiten cool!
Manche Fonds liefern nicht nur eine hohe Rendite, sondern begrenzen auch Verluste. Welche Produkte die Nerven der Anleger am meisten schonen.
Werte in diesem Artikel
von C. Platt
und A. Hohenadl, Euro am Sonntag
Die Welt der Fonds ist riesig: Mehr als 6.000 Produkte sind allein in Deutschland verfügbar. Etwa 3.200 davon sind Aktienfonds, die damit die bedeutendste Gattung darstellen. Je nach Zuschnitt investieren sie in unterschiedliche Regionen oder Branchen und verfolgen diverse Anlagestrategien.
€uro am Sonntag hat sich auf die Suche nach den besten Aktienfonds der Welt gemacht. Um diese aufzuspüren, hat die Redaktion jedoch einen anderen Weg eingeschlagen als üblich. Die Rendite, Grundlage der meisten Ranglisten, war dieses Mal nur zweitrangig. Stattdessen haben wir uns auf Produkte konzentriert, die mit ihrer Stabilität und Widerstandsfähigkeit brillieren.
Denn das Klima an den internationalen Aktienmärkten ist in den vergangenen Wochen rauer geworden. Angst vor stärkeren Zinserhöhungen, Ärger um den Brexit und Sorgen um einen Handelskrieg mit den USA verunsichern die Anleger weltweit. Den Börsen den Rücken zu kehren ist dennoch keine gute Idee, denn rentierliche Alternativen fehlen. Es lohnt sich jedoch ein Blick auf diejenigen Aktienfonds, die sich in den vergangenen Jahren als besonders resistent gegenüber Rückschlägen erwiesen haben.
Risiko im Zentrum der Auswertung
Um diese zu ermitteln, hat die Redaktion ausgewertet, wie hoch der maximal zu erduldende Verlust in Fondswährung in den vergangenen drei Jahren war. Diese Kennzahl, die auf Englisch "maximum drawdown" heißt, beschreibt das (theoretische) Worst-Case-Szenario in diesem Zeitraum: den größtmöglichen Abstand zwischen einem Einstieg während eines Hochs und einem Ausstieg an einem Tiefpunkt von März 2015 bis heute.
Wie lang die Phase war, in der der maximale Verlust angefallen ist, unterscheidet sich von Fonds zu Fonds. Theoretisch kann sie drei Jahre gedauert haben - wenn der höchste Kurs zu Beginn erreicht wurde und der niedrigste am Ende. Genauso gut kann sie aber auch kurz ausgefallen sein, wenn der Kurs drei Jahre lang fast kontinuierlich gestiegen ist und zwischenzeitlich nur ein mehrwöchiger Rücksetzer zu verkraften war.
Nachfolgend listet €uro am Sonntag für die fünf wichtigsten Aktienfondskategorien jeweils diejenigen fünf Produkte auf, die den niedrigsten maximalen Verlust im Analysezeitraum erlitten haben.
Zusätzlicher Renditefilter
Auch wenn die Risikokennzahl im Zentrum der Auswertung steht, hat die Redaktion zusätzlich einen Renditefilter eingebaut. Der soll verhindern, dass Fonds der Sprung in die Top 5 gelingt, die sich nur mäßig entwickelt haben. In allen Kategorien wurden Fonds aussortiert, deren Wertentwicklung auf Sicht von drei Jahren unterdurchschnittlich war.
Zusätzlich wurden Produkte eliminiert, die weniger als 20 Millionen Euro verwalten. Bei den Winzlingen ist die Gefahr groß, dass sie früher oder später geschlossen werden, weil sie sich für die Anbieter nicht lohnen.
Übrig bleiben erfolgreiche Fonds, die ihre Anleger seit März 2015 nur mit geringen zwischenzeitlichen Rückgängen belastet haben, die widerstandsfähigsten ihrer Art. Aus diesen stellt die Redaktion pro Kategorie jeweils ein besonders empfehlenswertes Produkt vor. Dieser Top-Fonds überzeugt nicht nur mit einem geringen maximalen Verlust, sondern auch mit einer hohen Rendite und einem bewährten Investmentkonzept.
Aktienfonds Deutschland
Klassiker überzeugen
Deutsche Aktien waren in den vergangenen Jahren eine zuverlässige Renditequelle. Dennoch mussten Anleger gewisse Verluste aushalten können. Diejenigen Fonds mit überdurchschnittlicher Rendite, denen der Werterhalt am besten gelang, verloren seit März 2015 zwischenzeitlich maximal 16,3 bis 21,6 Prozent. Bei den unbeständigsten Fonds summierten sich die temporären Verluste auf bis zu 37,7 Prozent.
An der Spitze der Rangliste steht der Berenberg Aktien Strategie Deutschland, der unter neuer Leitung von Starmanager Henning Gebhardt auf einen Mix aus Standard- und Nebenwerten setzt. Auch der Fidelity Germany investiert in wachstumsstarke Konzerne unterschiedlicher Größe. Mit Absicherungen arbeiten der GS & P Deutschland aktiv und der DWS TRC Deutschland: Sie reduzieren die Aktienquote, wenn ihre Risikokontrollsysteme Warnsignale senden.
Besonders empfehlenswert ist indes der Acatis Aktien Deutschland ELM. Der Fonds unter der Leitung von Frank Lübberstedt überzeugt auf kurze, mittlere und lange Sicht mit einer hohen Rendite bei vergleichsweise geringen Schwankungen. Lübberstedt verfolgt einen Value-Ansatz, sucht also nach Titeln, die er für an der Börse deutlich unterbewertet hält. Der Fonds ist ein echtes All-Cap-Produkt und enthält jeweils rund ein Drittel große, mittlere und kleine Unternehmen. Traditionell liegt sein Schwerpunkt auf inhabergeführten Firmen des deutschen Mittelstands.
Die stabilsten Fonds für deutsche Aktien (pdf)
Aktienfonds Europa
Volatilität im Blick
Bei Fonds für europäische Aktien mussten Anleger mit
den wertbeständigsten Produkten weniger hohe maximale Verluste hinnehmen als bei den besten Deutschland-Fonds. Die fünf Spitzenprodukte verloren in den vergangenen drei Jahren zwischenzeitlich bis zu 16,1 Prozent. Zum Vergleich: Der instabilste Fonds in dieser Gruppe gab temporär um fast 47 Prozent nach.
Den niedrigsten maximalen Verlust der erfolgreichen Fonds erzielte der Vontobel European Equity. Er nimmt unter den Top 5 insofern eine Sonderstellung ein, als er der einzige Fonds ist, der nicht ausdrücklich eine Beschränkung der Volatilität anstrebt. Investiert wird in Unternehmen mit hohem Gewinnwachstum und hoher Profitabilität. Der aktuell große Anteil an Aktien aus dem Sektor Basiskonsumgüter sorgt für Stabilität.
Die anderen vier Produkte in der Rangliste haben das explizite Ziel, die Schwankungen zu reduzieren. Den ungewöhnlichsten Weg geht dazu der HSBC Sector Rotation. Er investiert nicht in Einzelwerte, sondern in ganze Branchen des europäischen Aktienmarkts.
Ein Computermodell bestimmt, in welchen Sektoren Aufwärtstrends zu erkennen sind - diese gelangen über Derivate in das Portfolio. Werden keine positiven Trends erkannt, hält der Fonds teils hohe Barbestände.
Auf Einzelwerte, die nur wenig schwanken, setzen der Amundi ETF MSCI Europe Minimum Volatility Factor und der Invesco Europa Core Aktien. Das Amundi-Produkt folgt einem Index, der europäische Aktien mit einer historisch niedrigen Volatilität enthält. Der Invesco-Fonds kombiniert den Fokus auf schwankungsarme Titel mit einer Analyse der Attraktivität der Unternehmen. Auf diese Weise werden Aktien ermittelt, die wenig volatil und aussichtsreich zugleich sind.
Weil dieses quantitative Modell in der Vergangenheit hervorragend funktioniert hat, empfiehlt €uro am Sonntag den Invesco-Fonds für die Anlageregion Europa.
Die stabilsten Fonds für europäsche Aktien (pdf)
Aktienfonds USA
ETFs im Spitzenfeld
Der US-Markt präsentierte sich in den vergangenen drei Jahren außergewöhnlich robust. Der breite Aktienindex S & P 500 erlitt in dieser Zeit einen maximalen Kursverlust von gut 14 Prozent. Diese Zahl wird von einigen Fonds noch locker unterboten, die im schlimmsten Fall nur knapp neun bis elf Prozent nachgaben - auf US-Dollar-Basis. Für Euroanleger fielen die Verluste wegen ungünstiger Währungseffekte um vier bis fünf Prozentpunkte höher aus.
Den geringsten Rückschlag steckte der Walser Portfolio Aktien USA ein. Er investiert in Aktien mit historisch geringer Volatilität und gleichzeitig möglichst niedriger Korrelation untereinander. Ebenfalls auf schwankungsarme Aktien setzt der iShares-ETF auf Rang 2. Dahinter folgen zwei ETFs, die Indizes mit dividendenstarken Werten abbilden. Verlässliche Dividendenzahler sind besonders in turbulenten Börsenzeiten gefragt, wenn Anleger nach Sicherheit suchen.
Die beste Dreijahresrendite bei geringem Rückschlagrisiko erzielte allerdings ein Fonds, der auf unterbewertete Aktien setzt: Der Vontobel US Equity investiert in Unternehmen, die ihre Gewinne nachhaltig stärker als der Markt steigern können und deren Aktien günstig zu haben sind. Weniger berechenbare und zyklische Unternehmen, die einem raschen Wandel unterliegen, werden dagegen gemieden. In Summe führt das dazu, dass der Fonds in fallenden Märkten meist weniger verliert als der breite Durchschnitt.
Die stabilsten Fonds für US-Aktien (pdf)
Aktienfonds Welt
Die Kraft starker Marken
Die vergleichsweise ruhigen drei Börsenjahre in den USA sorgten auch weltweit für geringe Volatilität. Wenig verwunderlich, denn amerikanische Aktien nehmen im globalen Industrieländerindex MSCI World einen dominanten Anteil von rund 60 Prozent ein. Wer etwa per ETF auf dieses Börsenbarometer setzte, musste in den vergangenen drei Jahren einen maximalen Verlust von knapp 19 Prozent verkraften - auf US-Dollar-Basis wohlgemerkt. In Euro gerechnet, gab der Index zwischenzeitlich um knapp 23 Prozent nach.
Wesentlich geringer fiel der maximale Verlust aus, wenn man mithilfe des ETF iShares MSCI World Minimum Volatility nur in die schwankungsärmsten Titel des Index investiert hat. In diesem Fall wären nur gut acht Prozent Minus zu verschmerzen gewesen. Für Euroanleger vergrößerte sich der maximale Verlust aufgrund ungünstiger Wechselkurseffekte auf gut 14 Prozent. So oder so - ein deutlicher Unterschied.
Die beste Kombination aus niedrigem Maximalverlust und guter Rendite lieferte nach Ansicht der Redaktion der Morgan Stanley Global Brands. Der Fonds setzt weltweit auf Unternehmen mit herausragender Marktstellung, die sich auf die Bekanntheit ihrer Marken gründet. Zu den Spitzenpositionen zählen etwa der Konsumgüterriese Unilever oder der Zigarettenhersteller British American Tobacco. Das Portfolio dominieren also Werte, die weniger konjunkturabhängig sind und Stresszeiten an der Börse besser überstehen als der Durchschnitt.
Die stabilsten Fonds für weltweite Aktien (pdf)
Aktienfonds Schwellenländer
Höheres Risiko
Schwellenländer-Investments waren schon immer mit mehr Risiko behaftet. Denn häufig hinkt die politische Entwicklung in diesen Staaten dem Wachstum hinterher, was zu Instabilität führen kann. Auch beim Blick auf die vergangenen drei Jahre offenbart sich die höhere Schwankungsbreite der Emerging-Markets-Aktien. Selbst wer in einen Fonds aus unserer Tabelle investiert hat, musste einen zwischenzeitlichen Maximalverlust von 20 bis 25 Prozent verkraften.
Geringer war der Einschlag nur beim Magna New Frontiers. Das ist insofern erstaunlich, als der Fonds auf Aktien aus sogenannten Frontier-Märkten setzt. Diese rangieren in der Entwicklung noch unterhalb der Schwellenländer. Und gemeinhin werden mit ihnen auch höhere Risiken verbunden. Dass dem nicht zwingend so ist, beweist das Magna- Portfolio. Fondsmanager Stefan Böttcher argumentiert, dass in den großen Schwellenländern die Zu- und Abflüsse der internationalen Investoren die Märkte bewegen, während in Ländern wie Vietnam oder Georgien überwiegend heimische Anleger aktiv seien. Deshalb könnten sich solche Märkte dem Gleichstrom der weltweiten Börsen entziehen.
Natürlich lag es aber auch am Geschick Böttchers, dass sich der Fonds in den vergangenen drei Jahren so exzellent entwickelte. Um nun den Zustrom neuen Anlagekapitals zu begrenzen, hat die Gesellschaft kürzlich einen Soft-Close verhängt. Das heißt: Neue Anleger müssen zwingend den vollen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent bezahlen.
Wer diese Einschränkung nicht hinnehmen will und auch sonst lieber von den Treibern in den klassischen Schwellenländern profitieren möchte, sollte zum ETF iShares EM Consumer Growth greifen. Der setzt auf Unternehmen, die vom steigenden Konsum in den Schwellenländern profitieren und mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze in den Emerging Markets erwirtschaften oder dort sehr stark wachsen. Aktuell sind Titel aus China und den USA im Portfolio hoch gewichtet.
Die stabilsten Fonds für Schwellenländer-Aktien (pdf)
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