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Reich mit der Yale-Formel: Wie die Superhirne anlegen

31.03.18 16:20 Uhr

Reich mit der Yale-Formel: Wie die Superhirne anlegen | finanzen.net

Renommierte US-Universitäten verwalten ein milliardenschweres Vermögen und erzielen dabei Spitzenrenditen. Was sich Privatanleger von Yale, Harvard und Co abschauen können.

von A. Hohenadl und C. Platt, Euro am Sonntag

Die Auswahl ist streng und unerbittlich: Jedes Jahr bewerben sich rund 30.000 Menschen für ein Studium in Yale. Letztlich schaffen nicht mal 2.000 den Sprung auf die amerikanische Elite-Universität. Bei sechs Prozent liegt aktuell die Zulassungsquote. Wem es gelingt, einen der begehrten Studienplätze zu ergattern, der legt damit den Grundstein für ein hohes Einstiegsgehalt, für eine steile Karriere und für Spitzenjobs auf der ganzen Welt. Allein fünf US-Präsidenten hat die Kaderschmiede in New Haven, Connecticut, hervorgebracht, daneben einige Dutzend Nobelpreisträger.



Sich für einen Studienplatz in Yale zu engagieren, ist zweifellos ein gutes Investment in die eigene Zukunft. Wer es geschafft hat, den erwarten Top-Professoren und bestens ausgestattete Bibliotheken. All das kostet eine Stange Geld. Finanziert werden die Ausgaben zum einen über Studiengebühren, die in Yale regulär bei mehr als 50.000 Dollar pro Jahr und Student liegen. Zu den anderen wichtigen Finanzierungsquellen zählen Stiftungsfonds. Sie haben in den USA eine lange Tradition.

Denn viele Hochschulen dort sind in privater Hand und müssen ihre Mittel selbst eintreiben. Das ist der große Unterschied zu Deutschland: Hierzulande sind die Universitäten fast ausschließlich staatlich organisiert und somit öffentlich gefördert.


In Yale geht die Gründung des Stiftungsfonds auf das Jahr 1718 zurück. Bis heute ist das darin verwaltete Vermögen auf mehr als 27 Milliarden Dollar angewachsen. Das ist eine Größenordnung, die in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung von Ländern wie El Salvador, Uganda oder Estland entspricht.

Getoppt wird das Stiftungsfondsvermögen von Yale nur noch vom Konkurrenten Harvard. Im Topf dieser Elite- Uni befinden sich derzeit rund 37 Milliarden Dollar. Insgesamt wird in Stiftungen von US-Universitäten und -Colleges aktuell eine Summe von mehr als 566 Milliarden Dollar verwaltet. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der National Association of College and University Business Officers (NACUBO). Ein gewaltiger Geldbetrag - größer als das jährliche Bruttoinlandsprodukt von Ländern wie Schweden.

Von einer auf 27 Milliarden Dollar

Was nun den Stiftungsfonds von Yale - neben seiner schieren Größe - so besonders macht, ist sein Anlageerfolg. In den vergangenen Jahrzehnten wurde er zum Vorbild für Hunderte von anderen Stiftungen, die sein Investitionsmodell imitieren. Und obwohl Privatanleger die Strategien des Fonds nur in beschränktem Maß selbst umsetzen können, sind gewisse Prinzipien auch für ihre Geldanlage äußerst wertvoll.

Untrennbar mit dem Erfolg der Yale- Stiftung verbunden ist der Name David Swensen. Er, der in Yale seinen Doktor gemacht hatte, übernahm 1985 die Führung des Fonds. Seitdem ist es ihm gelungen, das Stiftungsvermögen von rund einer Milliarde auf mehr als 27 Milliarden Dollar zu vermehren. Allein in den vergangenen 20 Jahren schaffte Swensen eine jährliche Durchschnittsrendite von 12,1 Prozent und platziert sich damit im Spitzenfeld institutioneller Investoren weltweit.

Das alles wäre nicht möglich gewesen, hätte Swensen nicht den Mut zu Veränderungen gehabt. Denn als er bei seinem Amtsantritt einen Blick auf die Anlageverteilung des Fonds warf, stellte er fest: Die Hälfte des Stiftungsvermögens steckte in US-Aktien, 40 Prozent in Anleihen und Bargeld. Nur ganze zehn Prozent waren in alternativen Anlagen investiert. Als solche galten damals bereits Aktien aus anderen Ländern.

Für Swensen war klar: Eine diversifizierte Anlage sieht anders aus. Dabei hatte man ihm als Student regelmäßig von der Notwendigkeit einer breiten Streuung erzählt. Nach diesem Prinzip wollte er künftig das Stiftungsvermögen aufstellen. Das tat er in den folgenden Jahren. So sind Aktien und Anleihen zwar heute noch Teil des Portfolios. Doch sie nehmen darin gerade noch ein gutes Viertel ein. Der Rest steckt in Hedgefonds, Wagniskapital, Private Equity, Immobilien sowie Wald- und Rohstoffinvestments.

Der Yale-Manager setzt in großem Umfang auf Anlagen, die nicht jederzeit verkäuflich sind, sogenannte illiquide Assets. Denn im Schnitt werfen sie höhere Renditen ab. Zugute kommt Swensen dabei, dass er Geld sehr langfristig anlegen kann. Dank seiner guten Verbindungen in die akademische Szene besitzt er auch die nötigen Informationen, um früh in aussichtsreiche Firmen einzusteigen. So investierte er bereits in den 1990er-Jahren in Unternehmen wie Google oder Amazon. Später beteiligte er sich in einem frühen Stadium an Facebook und LinkedIn.

Investieren per Netzwerk

Ein Großteil von Swensens Arbeit besteht allerdings darin, talentierte externe Manager zu finden, die zum Beispiel eine Hedgefonds-Strategie erfolgreich umsetzen. Dabei gibt er auch Leuten eine Chance, die noch keine Wertentwicklungshistorie vorweisen können, wie er bei einem Vortrag in Frankfurt verriet. Meist kommen die jungen Talente aus dem universitären Umfeld von Yale oder einer anderen Elite-Uni. Auch hier spielt also das Netzwerk von Swensen eine wichtige Rolle. Deshalb ist es keine Koketterie, wenn er sagt, dass Privatanleger nicht die Möglichkeiten hätten, über die er verfüge.

Die große Rolle, die externe Manager bei der Geldanlage von Yale spielen, bringt der Universität immer wieder Kritik ein. Denn Hedgefonds zählen nicht gerade zu den günstigsten Anlagevehikeln. Doch Swensen betont, dass sich der finanzielle Aufwand in einer höheren Rendite niederschlage. Zudem habe man mit einem Großteil der Fonds bessere Konditionen vereinbart.

Dass der Yale-Manager mit dem Delegieren von Anlageprozessen offenbar etwas richtig macht, beweist der Sinneswandel beim Konkurrenten Harvard: Die Uni in Cambridge, Massachusetts, verwaltet das weltweit größte Stiftungsvermögen. Doch mit der Wertentwicklung der Investments war man zuletzt überhaupt nicht zufrieden. 8,1 Prozent Rendite erzielte der Stiftungsfonds im vergangenen Geschäftsjahr bis Ende Juni 2017. Der Durchschnitt der Vergleichsgruppe lag nach NACUBO-Daten bei 12,2 Prozent. Die Elite-Unis Princeton und Stanford schafften gar ein Plus von 12,5 beziehungsweise 13,1 Prozent.

Im Jahresbericht schrieb deshalb der Chef des Harvard-Stiftungsfonds, Nirmal Narvekar: "Unsere Leistung ist enttäuschend und nicht so, wie sie sein sollte." Die Folge: Narvekar, seit Ende 2016 im Amt, gliedert das Management des Fonds jetzt zunehmend aus. Bisher war Harvard bekannt dafür, sein Geld rund zur Hälfte intern zu verwalten.

Yale-Investor Swensen kann sich also bestätigt fühlen. Sein Anlagemodell ist zur Blaupause für viele Stiftungsfonds geworden. Doch auch private Anleger können davon profitieren - wenn auch nicht direkt. Denn so erfolgreich ein Stiftungsfonds wie der von Yale auch sein mag, es gibt keine Möglichkeit, in ihn zu investieren. Seine Arbeit dient einzig und allein dem Zweck, das Vermögen der Hochschule zu vermehren.

Der Weg zum stabilen Depot

Immerhin gibt es einige Tricks, die sich Anleger von den Profis abschauen können. Der wichtigste lautet sicherlich: Achte auf eine breite Streuung! Swensen behauptet, dass die Verteilung des Anlagevermögens für mehr als 100 Prozent der Performance eines Portfolios verantwortlich sei. Denn, so seine Argumentation: Die Auswahl von Einzeltiteln und die Versuche, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt bei einem Investment zu erwischen, seien aufgrund der damit verbundenen Kosten eine Belastung für die Rendite.

Das Vermögen zu diversifizieren ist auch für private Anleger sinnvoll. Wer nicht alles auf eine Karte setzt, zapft verschiedene Renditequellen an und sorgt dafür, dass das Wohl und Wehe der Geldanlage nicht an wenigen Investments hängt. Sowohl die Rendite als auch das Risiko in Form von Volatilität werden geglättet und das Depot entwickelt sich stabiler. Besonders wirksam ist die Streuung, wenn Investments ausgewählt werden, die nicht oder nur gering miteinander korrelieren.

Die Diversifikation umfasst nicht nur verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien, sondern auch verschiedene Regionen. Hier sollte man darauf achten, dass der Home Bias - die Neigung, in heimische Wertpapiere zu investieren - nicht zu stark wird. Deutsche Aktien gehören zwar ins Depot deutscher Anleger, doch sobald ihr Anteil in Relation zu ausländischen Titeln unverhältnismäßig hoch wird, sind Umschichtungen sinnvoll.

Yale-Mann Swensen geht sogar so weit, dass er privaten Anlegern vom Kauf einzelner Titel abrät. Um sich mit einzelnen Unternehmen zu beschäftigen, fehle ihnen die Zeit. Mit Fonds, die in viele Werte zugleich investieren, befolgen Anleger diese Forderung des Managers und sorgen gleichzeitig für eine breite Streuung.

Die zweite Lehre, die sich aus Swensens Wirken ziehen lässt: Seien Sie offen! Der Fondsmanager erweiterte das Portfolio der Yale-Stiftung um zahlreiche unterschiedliche Investments, die über die klassische Vermögensallokation hinausgingen. Viele davon sind für Privatanleger nicht umsetzbar, doch das zugrundeliegende Prinzip ist auch für sie gültig: Anleger sollten über den Tellerrand hinausschauen und offen für Neues sein. Wichtig jedoch: Der Mut, etwas Neues auszuprobieren, darf nicht dazu verleiten, unverständliche oder fragwürdige Produkte zu kaufen.

Die dritte Lehre aus der Arbeit der Uni-Stiftungsfonds: Bleiben Sie diszipliniert! Legen Sie fest, wie Ihr Vermögen aufgeteilt sein soll, und bleiben Sie dieser Vorgabe treu. Unter anderem macht das ein regelmäßiges Rebalancing nötig, bei dem Sie Ihre Anlageklassen zum Beispiel einmal im Jahr wieder ins ursprüngliche Verhältnis bringen. Dadurch realisieren Sie Gewinne aus gut gelaufenen Investments und legen diese antizyklisch in schlecht gelaufene an.

Zur Disziplin beim Geldanlegen zählt auch, sich durch Rückschläge nicht verunsichern zu lassen. Wer immer sofort aussteigt, sobald die Kurse sinken, wird am Aktienmarkt langfristig keinen Erfolg haben. Swensen rät privaten Anlegern dringend davon ab, zu versuchen, durch Ein- und Aussteigen günstige Zeitfenster fürs Investieren zu erwischen (Market-Timing). Dabeibleiben, lautet stattdessen seine Devise.

Auf Indexfonds setzen

Und schließlich rät Swensen dazu, auf ETFs statt auf aktiv gemanagte Fonds zu setzen. Entscheidender Vorteil der passiven Indexfonds: Sie sind in der Verwaltung wesentlich preiswerter als ihre aktiven Pendants. Die Rendite der Anleger wird bei ihnen nur um wenige Zehntelprozentpunkte pro Jahr geschmälert, während es bei aktiven Fonds oft 1,5 bis zwei Prozent sind.

Die Strategien, die Yale & Co verfolgen, können private Anleger nicht eins zu eins nachvollziehen. Doch sie können sich ihnen annähern. Multi-Asset- Fonds versuchen, durch eine breite Mischung verschiedener Anlageklassen ein stabiles und rentierliches Portfolio zu erstellen (siehe Investor-Info unten). Anleger, die ihr eigenes "Yale-Portfolio" zusammenbauen möchten, können dies mithilfe kostengünstiger ETFs tun. Auf der folgenden Seite stellt €uro am Sonntag Produkte vor, die geeignet sind, die Anlagesegmente des Uni-Stiftungsfonds nachzuempfinden.

Investor-Info

Acatis Fair Value Modulor
Vielfältige Investments

Der Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds startete vor elf Jahren unter einem anderen Namen. Als Acatis Modulor College Fonds war sein Ziel, die Strategie der US-Stiftungsfonds nachzuahmen. Schwung aufgenommen hat er aber erst mit der Namensumstellung vor fünf Jahren. Seither zählt der flexible Mischfonds, der mittlerweile ausschließlich in nachhaltig agierende Unternehmen investiert, zu den besten seiner Art. Das Thema Multi Asset wird großgeschrieben: Neben Aktien und Anleihen finden sich im Portfolio auch Investments in Rohstoffe, Private Equity und Immobilien.

FvS Multiple Opportunities
Mix mit Absicherung

Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities ist einer der erfolgreichsten und größten Mischfonds hierzulande. Das Portfolio setzt sich aus Aktien, Anleihen und einer zehnprozentigen Gold-Position zusammen. Letztere dient als Versicherung gegen Extremrisiken. Damit hat der Fonds eine klassischere Vermögensallokation als das Acatis-Produkt. Zurzeit hält der Fonds relativ viel Bargeld und sichert einen Teil seines Aktienengagements ab - ein Schutz vor Rücksetzern an der Börse.

ComStage Vermögensstrategie
Passive Streuung

Wer einen Multi-Asset-Fonds sucht, der ohne die Selektion einzelner Titel durch einen Manager auskommt, wird beim ComStage Vermögensstrategie ETF fündig. Der Dachfonds enthält zehn hauseigene ETFs, die die Anlageklassen Aktien (60 Prozent), Anleihen (30 Prozent) und Rohstoffe (zehn Prozent) abdecken. Einmal jährlich wird diese Gewichtung wiederhergestellt.








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