Euro am Sonntag-Meinung

Fondsmanager richtig auswählen

07.10.18 12:00 Uhr

Fondsmanager richtig auswählen | finanzen.net

In der Welt der Dachfonds überlagere die Auswahl von Fondsmanagern alles andere, ist Gastautor Christophe Jaubert überzeugt. Von der Art, wie er selbst seine Entscheidungen trifft, können auch Privatanleger lernen.

von Christophe Jaubert, Gastautor für €uro am Sonntag

Wenn es um die Auswahl von Fondsmanagern geht, gibt es einige sehr einfache Regeln - gegen die jedoch ständig verstoßen wird. Niemand kauft eine Aktie zu hohen Preisen und verkauft sie zu niedrigen Preisen, aber dies geschieht regelmäßig mit Fonds.



Fonds werden aufgrund ihrer historischen Performance attraktiv. Was normalerweise folgt, ist die Rückkehr zum Mittelwert, und es wird dann in der Abwärtsbewegung verkauft. Daher erfordert die Auswahl der Fondsmanager eine tief gehende Beurteilung der qualitativen Faktoren und der individuellen Manager, um diese inhärenten Verhaltensmuster zu überwinden.

Also, Sie machen endlich eine Vorauswahl - aber was sind die entscheidenden Bewertungskriterien, um die wahren Talente hinter den neuesten Schlagzeilen zu identifizieren (weil die bei- den nicht unbedingt aufeinander abgestimmt sind)? Hier sind ein paar Regeln, die wir bei Mediolanum beachten.


1. Glück zählt nicht: Napoleon hat bekanntlich gesagt, dass der beste General ein glücklicher General sei - aber das gilt nicht für die Bewertung von Investmentmanagern. Der erste Schritt: die Erfolgsbilanz des Managers überprüfen, um jedes Glückselement - gut oder schlecht - herauszufiltern. Dies erfordert eine quantitative Analyse, um das Glück zu eliminieren, zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Sektor aktiv gewesen zu sein. Die wahre Stärke eines Managers sollte von den Zufällen getrennt werden, und diese Muster müssen aus dessen Erfolgsbilanz entfernt werden.

2. Identifizieren Sie die Schlüsselperson: Sobald Sie sich überzeugt haben, dass der Erfolg unabhängig von vorübergehenden Faktoren auftaucht, müssen Sie als Nächstes bestimmen, ob eine erfolgreiche frühere Leistung in einer anderen Umgebung wiederholt werden kann. Hier ist Erfahrung entscheidend. Die quantitative Analyse muss durch eine starke qualitative Sichtweise und einen persönlichen Austausch unterstützt werden, wenn Sie versuchen, eine feste Beurteilung von dem betreffenden Manager zu entwickeln und zu erkennen, was diese Person und seine Strategie auszeichnet. Es hilft, eine ausreichende (Fonds-)Größe zu haben, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, aber oft ist der Entscheider abgeschirmt, und statt dem Investmentmanager erhält man den Produktspezialisten.


Es gibt Gründe, warum das so ist. Top-Investmentmanager kommen nicht unbedingt persönlich gut rüber, sie ­können zerstreut und flapsig sein und schlecht kommunizieren. Sales Manager hingegen sind äußerst geschliffen und vorzeigbar. Denken Sie auch daran, dass Sie kein gutes Englisch brauchen, um in China ein Stockpicker zu sein. Wir mögen es, dass unsere Manager die Kontrolle über ihr Schicksal und ihre Entwicklung haben: Das bedeutet, dass sie an der Einführung von Produkten, der Beschaffung von neuen Anlagegeldern sowie der Schließung des Fonds beteiligt sind und nicht nur auf das Marketingteam reagieren. Wir bevorzugen es auch, dass sie persönlich investiert, ­idealerweise auf eigene Rechnung unterwegs und zweifellos stärker beteiligt sind, als das eine übliche Gehalts- und Bonusstruktur beinhaltet.

3. Hüten Sie sich vor Ihren eigenen Denkmustern: Bewertungsentscheidungen sollten so frei von persönlichen Vorurteilen wie möglich sein. Eine gute Performance bedeutet zwangsläufig, dass dem Einzelnen mehr Talent zugeschrieben wird, als es möglicherweise gerechtfertigt ist (und umgekehrt).

Alarmsignal, wenn der Fonds sein Investitionsziel ändert

4. Schauen Sie über die Person hinaus: Der persönliche Eindruck, idealerweise durch eine Reihe von persönlichen Treffen gewonnen, hilft Ihnen auch dabei, unter anderem auf die allgemeine Stabilität des Unternehmens und Veränderungen auf Unternehmensebene ein­zugehen, die möglicherweise negative Auswirkungen auf die gesamte Performance haben.

5. Hüten Sie sich davor, den Anlagehorizont zu ändern: Ein gutes, praktisches Wissen eines Teams wird Sie warnen, wenn ein Manager aus seinem natürlichen Investitionsumfeld aussteigt und in unbekanntem Terrain tätig wird. Selbst wenn dieser Ausbruch anfänglich erfolgreich ist, ist das dennoch ein Alarmsignal. Fragen Sie den Manager, warum er nicht an dem festhält, was er weiß, an seinen bewährten Alpha-Return-Quellen.

6. Diagnose von Performance-Unterschieden: Je besser Sie Ihren Manager kennen, desto weniger sollten Sie von seiner Performance überrascht sein. Wenn Sie eine Abweichung von einem festgelegten Muster bemerken, müssen Sie fragen, warum das so ist. Dies ist eine qualitative Bewertung, die versucht zu erklären, was sich geändert hat und/oder ob die Abweichung dem Mark- to-Market-Verlust oder -Gewinn zugeschrieben werden kann. Wenn Sie Vertrauen in einen Manager haben, kann eine Underperformance darauf hinweisen, dass der Manager den Ereignissen voraus ist und eine günstige Gelegenheit bietet, billig zu kaufen. Im Gegensatz dazu kann eine Overperformance bedeuten, dass das Risiko erhöht wurde.

Gute Fondsmanager denken auch mal um die Ecke

7. Machen Sie Ihre Hausaufgaben: Es gibt wenige Möglichkeiten, Dinge in diesem Geschäft anders zu machen. Das Beobachten der "4 Ps" - Parents, People, Philosophy, Process - ist etwas, das jedem, der Fondsmanager auswählt, auf einer bestimmten Ebene zur Verfügung steht. Jeder benutzt die gleichen Datenbanken und ähnliche Auswahlkriterien - aber nicht jeder macht seine eigenen Hausaufgaben.

Die Wahrheit über eine effektive Fondsmanagerauswahl ist, dass wesentliche Aspekte dabei wenig glamourös, ja sogar langweilig sind. Investment-Unternehmen - und die Menschen, deren Lebensunterhalt von Mandaten abhängt - haben jeden Anreiz, kreativ mit den Fakten umzugehen. Darauf zu achten, bedeutet zu prüfen, ob die Botschaft des Unternehmens konsistent ist.

Fazit: Da der Markt derzeit stark von quantitativen Investmenttechniken abhängig ist, stellen sich diejenigen, die sich der qualitativen Variante zuwenden, teilweise gegen den Trend. Aber wenn Sie diese Regeln beachten, kann die Belohnung darin bestehen, einen echten, selbstbewussten Investmentmanager zu finden: einen, der in der Lage ist, auch um die Ecke zu denken und aufschlussreiche Verbindungen zwischen aktuellen Nachrichten und Anlagetrends herzustellen.

Kurzvita

Christophe Jaubert
Leiter Investment Performance, Mediolanum Asset Management
Jaubert verfügt über mehr als 24 Jahre Erfahrung im Investment Management bei führenden Vermögensverwaltern. Er verwaltet die Multi-Manager-Port­folios von Mediolanum, die Aktien-, Renten- und alternative Strategien umfassen. Mediolanum Asset ­Management (MAML) ist die irische Vermögensverwaltungsgesellschaft der Mediolanum Banking Group.



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Bildquellen: Mediolanum Asset Management, Picsfive / Shutterstock.com