Strategie

Die besten Fondsmanager der Welt

11.03.10 06:29 Uhr

Trotz Börsencrash schafften einige Fondsmanager im vergangenen Jahrzehnt Toprenditen. Die besten Fondsmanager und ihre Strategien.

Werte in diesem Artikel

von Andreas Hohenadl und Julia Groß, Euro am Sonntag

Aktienfonds mit internationalem Anlageschwerpunkt: minus 4,1 Prozent pro Jahr. Europa-Aktienfonds: minus vier Prozent. Aktienfonds Deutschland: zwei Prozent Miese. Wer sich in der Fondsstatistik des Branchenverbands BVI die durchschnittliche Wertentwicklung von Fonds über die vergangenen zehn Jahre ansieht, könnte leicht in Pessimismus verfallen.

Das vergangene Jahrzehnt hat mit seinen zwei gewaltigen Börseneinbrüchen viele langfristig ausgerichtete Investments schwer erwischt. Auch schaffte es die Mehrzahl der Fondsmanager nicht, den breiten Markt zu schlagen. Doch in diesem scheinbar verlorenen Jahrzehnt für Anleger war sehr wohl Geld zu verdienen. Und das nicht nur für Investoren, die durch geschicktes Markttiming die Wellen des Markts zu reiten vermochten. Tatsächlich konnte man sein Kapital über zehn Jahre auch gewinnbringend in einen Fonds stecken. Wenn man das richtige Portfolio erwischte, waren sehr gute bis herausragende Renditen drin.

Die Redaktion von €uro am Sonntag hat aus ihrer Fondsdatenbank, in der knapp 6000 Fonds vertreten sind, die Topperformer der vergangenen zehn Jahre ermittelt. Stichtag war der 26. Februar 2010. Aus der Vielzahl der Anlageklassen haben wir eine Auswahl der besonders beliebten getroffen und stellen die besten Fonds und deren geistige Väter vor. Eines wird bei unserem Ergebnis schnell klar: Auf die Qualität der jeweiligen Fondsmanager, auf ihre Unabhängigkeit, ihre eigene Meinung und ihre Erfahrung kommt es entscheidend an. Nur mit Planung und Geschick kann langfristig eine wirklich überdurchschnittliche Rendite erzielt werden.

Allen davongeeilt ist Peter Pühringer, Chef der Wiener ZZ Vermögensverwaltung. Mit einem Fonds, der in Schwellenländeranleihen investiert, gelang ihm eine Rendite von rund 965 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Mit seinem Erfolg widerlegt er eindrucksvoll die These, dass ­Aktien langfristig am meisten Gewinn abwerfen. „Dahinter steckt allerdings viel ­Arbeit“, sagt Pühringer, der eng mit Universitäten zusammenarbeitet, um Tools zur ­Risikosteuerung zu entwickeln. Natürlich hatte der Österreicher insofern Glück, dass der Aufstieg der Schwellenländer in das vergangene Jahrzehnt fiel.

Davon profitierte auf der Aktienseite Vincent Strauss, Fondsmanager des Comgest Magellan. Doch hinter dem Wertzuwachs von 168 Prozent steckt auch große Vorsicht und die Standhaftigkeit, nicht jede Wette einzugehen, die aussichtsreich erscheint. Insgesamt ist festzustellen, dass hauptsächlich jene Fonds langfristig aus der Masse herausragen, deren Lenker es schaffen, in Baisse-Phasen deutlich weniger zu verlieren als die breiten Märkte oder ihre Konkurrenz. Dafür müssen Anleger in Kauf nehmen, in Aufwärtsbewegungen nicht den letzten Prozentpunkt an Rendite zu bekommen, der möglich wäre.

Die Fähigkeit von Jens Ehrhardt, Gewinne abzusichern und rechtzeitig in die Defensive zu gehen, verschaffte auch dem UBAM – Dr. Ehrhardt German Equity im vergangenen Jahrzehnt ein Topergebnis von plus 50 Prozent. Damit setzte er sich an die Spitze der Deutschland-Aktienfonds mit einem Anlagevolumen von über 20 Millionen Euro. Auch im aktuellen Marktumfeld agiert das in Pullach bei München ansässige Fondsmanagerteam etwas defensiver.

Vorsichtig geht derzeit auch Peter E. Huber, Manager des StarCapital Bondvalue UI (ISIN: DE0009781872) zu Werke. Mit seinem globalen Rentenfonds erzielte er über die vergangenen zehn Jahre eine Performance von rund 90 Prozent. Doch: „2010 wird kein Jahr der Anleihen“, sagt der Diplom-Kaufmann. Dennoch sieht er noch vereinzelt Kaufgelegenheiten: „Als Beispiel sei HeidelbergCement genannt, mit zehn Jahren Laufzeit und einer Rendite von acht Prozent. Solche Titel eignen sich aber nicht als Kerninvestment, sondern nur als Beimischung.“ Neben Fremdwährungsanleihen erwartet Huber zusätzliche Gewinne aus einer weiteren Spread-Einengung bei spekula­tiveren Unternehmensanleihen. Insgesamt rechnet er für 2010 mit einer Rendite von sechs bis acht Prozent beim Bondvalue UI.


Hier gehts zum aktuellen Heft

Nicht immer müssen die Entscheidun­gen eines einzelnen Managers das Geschick eines Fonds bestimmen. Dass auch viele Köche den Brei keineswegs verderben, beweist der Vitruvius European Equity. Die Londoner Belgrave Capital Management verfolgt bei diesem Fonds einen Multimanager­ansatz und wird von Hedgefondsgrößen wie Hugh Hendry oder Crispin Odey beraten. Anlegern, die vor zehn Jahren in diesen ­Europa-Aktienfonds investierten, mag das egal sein. Sie freuen sich über einen Wertzuwachs von 64 Prozent. Jens Ehrhardt: Gespür für die Nische

Seit mehr als 40 Jahren ist Jens Ehrhardt bereits im Kapitalanlagengeschäft. 1974 machte sich der gebürtige Hamburger selbstständig und gründete in der Nähe von München seine eigene Vermögensverwaltung. Heute ist die DJE Kapital AG einer der größten bankenunabhängigen Finanzdienstleister im deutschsprachigen Raum. Beim Fondsmanagement stehen für Ehrhardt fundamentale, monetäre und markttechnische Analysen im Vordergrund, bevor ge- oder verkauft wird. Erfolgsgarant beim UBAM – Dr. Ehrhardt German Equity, der in den vergangenen zehn Jahren ein Kursplus von 50,1 Prozent erzielte, ist ganz klar der Stock-Picking-Ansatz, also die selektive Auswahl von Einzeltiteln. Beim Deutschland-Aktienfonds orientiert sich Ehrhardt an keiner Benchmark und verfügt in seinem Unternehmen über ein eigenes Research-Team. Letztlich aber zählen seine Erfahrung und sein nüchterner Blick auf die Märkte. „Dr. Ehrhardt sieht die volkswirtschaftlichen Trends einfach sehr früh und sehr klar“, sagt Caroline Bachmat, die im Fondsmanagement von German Equity arbeitet. So geht das Team auch rechtzeitig in die Defensive, wenn Gefahr droht, und sichert Gewinne ab. „Insbesondere in schwierigen Marktphasen kann dadurch eine Outperformance gegenüber dem Index erzielt werden“, so Bachmat. Auch im derzeitigen Umfeld stünden die Zeichen auf Risikoreduzierung, da noch nicht abzusehen sei, ob sich ein sich selbst tragender Aufschwung entwickle. So bevorzugt Ehrhardt derzeit Einzeltitel aus defensiven Sektoren wie Versorger und Gesundheit.

Empfohlener Fonds: UBAM-Dr. Ehrhardt German Equity A

Eduoard Carmignac: Der mutige Franzose befolgt keine Regeln

Der Erfolg steht ihm gut: Bei der Verleihung des Goldenen Bullen für den „Fondsmanager des Jahres“ war Edouard Carmignac der Einzige, der für die ­Fotografen Späßchen und Grimassen machte. Er hat gut lachen, sein Mischfonds Patrimoine und der globale Aktienfonds Investissement wurden als jeweils beste Fonds über fünf, zehn und 20 Jahre in ihrer jeweiligen Anlageklasse ausgezeichnet. Dabei folgen Carmignac und sein Team keinen festen Regeln, höchstens auf die Suche nach langfristigen Anlagethemen lassen sich die französischen Star­investoren festlegen. Ihr Erfolgsgeheimnis besteht sicher zu einem guten Teil in der konsequenten Portfolioabsicherung, für die Frédéric Leroux zuständig ist. Außerdem besitzt das Team den Mut, riskante Wetten einzugehen – aber auch die Entschlossenheit, rechtzeitig und konsequent wieder auszusteigen. Beim Aktienfonds Investissement stecken aktuell gut 20 Prozent des Portfolios in Schwellenländeraktien, bei der Branchenaufteilung sind Finanz- und Energiewerte übergewichtet. Über die vergangenen zehn Jahre erzielte der globale Aktienfonds eine Performance von 100 Prozent. Sogar rund 16 Prozentpunkte mehr waren für Anleger drin, die seit einem Jahrzehnt im Carmi­g­nac Patrimoine investiert sind. Dabei fahren sie mit dem Mischfonds deutlich defensiver: Mit sieben Prozent ist die Volatilität über zehn Jahre weniger als halb so hoch wie beim Investissement.

Empfohlener Fonds: carmignac patrimoine

Vincent Strauss: Moderner Welumsegler

Seit rund 16 Jahren trifft Vincent Strauss die An­lageentscheidungen beim Comgest Magellan. Er ist damit einer der erfahrensten Schwellenländer­investoren und einer, der sehr langen Atem beweist. Wenn sich der Fondsmanager einmal für eine Aktie entschieden hat, bleibt diese meist fünf, oft sogar zehn Jahre in seinem Portfolio. Mit diesem unaufgeregten und auf Beständigkeit ausgelegten Anlagestil hat Strauss, der seit März 1999 von Co-Manager Wojciech Stanislawski unterstützt wird, den Magellan zu einem Klassiker unter den Schwellenländeraktienfonds gemacht und ihm zu rund 2,7 Milliarden Euro Anlagevolumen verholfen. Doch der Franzose zeichnet sich nicht nur durch Konstanz aus, er ist auch sehr wählerisch: Von der riesigen Menge an Unternehmen in den Emerging Markets kommen für seinen Fonds gerade einmal 150 in Betracht. Davon schaffen es dann 35 bis 45 in sein Portfolio. „Wir wählen nur Unternehmen aus, deren Gewinne mit hoher Vorhersehbarkeit konstant wachsen“, sagt der studierte Volkswirt. Derzeit befinden sich zum Beispiel die Telekomriesen MTN Group aus Südafrika sowie China Mobile an Toppositionen im Portfolio. Ebenso dort vertreten: der Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor und der weltgrößte Fleischverarbeiter, die brasilianische JBS.

Grundsätzlich schätzt Strauss Firmen aus der Mobilfunkbranche und dem Sektor Nahrungs- und Genussmittel. Dagegen findet er wenig Gefallen an Banken und zyklischen Rohstoffwerten. Mit dieser Anlagepolitik lässt der Fondsmanager zwangsläufig Chancen verstreichen. 2009 starteten vor allem zyklische Branchen, aber auch Finanzwerte durch. Doch im Gegenzug zeigt der Magellan in den meisten Baisse-Phasen eine wesentlich bessere Performance als der ­Gesamtmarkt oder die Wettbewerber. Insgesamt schaffte der Fonds, der nach dem portugiesischen Weltumsegler Ferdinand Magellan benannt ist, in den vergangenen zehn Jahren einen Wertzuwachs von 168,1 Prozent. Seine jährliche Gesamtrendite seit Auflegung im April 1988 beträgt über neun Prozent. „Mit dem besten Schwellenländerindex waren in diesem Zeitraum höchstens vier Prozent pro Jahr möglich“, sagt Jan-Peter Dolff, Geschäftsführer von Comgest Deutschland.

Natürlich ist sich Strauss bewusst, dass viel Geld in die Emerging Markets fließt und dass die Gefahr von Überhitzung droht. In einem solchen Umfeld von Kursexzessen werde sein Fonds wohl den breiten Marktindizes hinterherhinken, räumte er kürzlich ein. Doch dies werde an seiner Anlagepolitik nichts ändern, da seine Kunden von ihm nicht erwarten, dass er plötzlich opportunistisch agiere. Beim nächsten Börseneinbruch werden die Magellan-Anleger es ihm danken.

Empfohlener Fonds: Comgest Magellan

Mattia Nocera: Der Mann mit den Topberatern

Dass nicht immer nur ein kluger Kopf hinter einem Topfonds stecken muss, sondern dass es auch mehrere sein können, beweist die Londoner Belgrave Capital Management (BCA). Denn für die Fondspalette der von ihr gegründeten Luxemburger Fondsgesellschaft Vitruvius verfolgt sie einen Multimanageransatz. Im Fall des ­Europa-Aktienfonds Vitruvius European Equity heißt das: Belgrave unter seinem Chefanlagestrategen Mattia Nocera holt sich für Investment­entscheidungen das Fachwissen der unabhängigen Berater Crispin Odey, Stuart Mitchell und Hugh Hendry, deren Anlagestile recht unterschiedlich sind. Damit schaffte der Fonds in den letzten zehn Jahren rund 64 Prozent Wertzuwachs, während der MSCI ­Europe etwa 30 Prozent nachgab. Für dieses Jahr erwartet Nocera volatile Märkte. Seine Berater verfolgen ins­gesamt eine defensivere Anlage­strategie als 2009. Dennoch sehen sie Chancen, da europäische Aktien ­immer noch günstig bewertet seien.

Empfohlener Fonds: Vitruvius - European Equity

Peter Pühringe:r Starke Rendite mit Schwellenländeranleihen

Mit seinem Rentenfonds ZZ2, der sich auf Hoch­zinsanleihen aus Schwellenländern konzentriert, gelang Peter Pühringer in den vergangenen zehn Jahren eine Rendite von 965,6 Prozent. Wie hat der Gründer der Wiener ZZ Vermögensverwaltung das geschafft? „Dazu brauchen Sie einen langfristigen Ansatz und eine wissensbasierte Investmentphilosophie. Dann müssen Sie eigene Strategien definieren, und nicht zuletzt kommt es auf die Risikokontrolle und das Kostenmanagement an“, so Pühringer. Zur langfristigen Ausrichtung gehört auch, dass er möglichst keine Anleger mit „zittrigen Händen“ im Investorenkreis haben will. Deshalb erhebt er für seine Fonds einen ungewöhnlich hohen Ausgabeaufschlag von zehn Prozent. Dieses Geld steckt Pühringer ausschließlich in die Kapitalmarktforschung und in die Entwicklung eigener Risikomodelle. Seine Unternehmensgruppe managt zehn Fonds, von denen vier Publikumsfonds sind. Mit dem ZZ2 – die Buchstaben stehen als Abkürzung für Zinszyklus – setzt er auf drei Komponenten: Kuponanleihen, Zerobonds und Optionsscheine. Dabei geht es ihm vor allem darum, das Emittentenrisiko zu minimieren: „Wenn man in solche Märkte geht, darf man zu den exorbitanten Währungsrisiken nicht noch das Emittentenrisiko nehmen.“ Pühringers bevorzugte Märkte sind Russ­land, Indonesien, Südafrika, Brasilien und die Türkei. In den vergangenen 15 Jahren habe man eine wunderbare Marktphase erwischt, sagt der Fondsmanager. Denn es gelang ihm, die Chancen der Krisen in Asien, Russland, Südamerika und Südafrika zu nutzen und von der wirtschaftlichen Neuorientierung dieser Regionen zu profitieren. „1992 hatten nur zwei Prozent der Emerging Markets Investment-Grade, heute sind es 60 Prozent“, erklärt Pühringer. Bei seinen Rentenfonds geht es immer darum, wie sich Währungsrisiken überkompensieren lassen. Sein Ansatz: Er achtet genau auf Wirtschaftszyklen und Zinstrends. Insbesondere hat er sich auf Zinssenkungszyklen spezialisiert. In ­diesen Phasen kann er erhebliche Kursgewinne ­erzielen. Auch die nächsten zehn Jahre werden bei Schwellenländerbonds laut Pühringer „noch sehr ­interessant“, zumal er versuchen will, in den prob­lematischen Zinsanstiegsphasen durch Optimierung der Assets (massive Durations- und Exposurereduktion sowie Cashaufbau) die Erfolgsgeschichte der ZZ-Fonds fortzuschreiben.

Empfohlener Fonds: http://www.finanzen.net" target="_blank">ZZ2