Erfolgreiches Trendfolge-Modell schlägt den Markt
Mithilfe des Handelssystems ARTS ist Leo Willert auf der Suche nach Börsentrends. Das quantitative Modell hat bislang ausgezeichnete Arbeit geleistet: Dachfonds, die die Strategie anwenden, zählen zu den Top-Produkten.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Es ist ein Ort der Kontraste, an dem Fondsmanager Leo Willert arbeitet. Die Büros und Konferenzsäle der Wiener Vermögensverwaltung C-Quadrat, für die der 47-Jährige tätig ist, muten futuristisch an. Die Dominanz der Farbe Weiß, die häufige Verwendung von Glas bei Türen und Raumteilern und viel indirekte Beleuchtung geben den Räumlichkeiten einen Ausdruck schlichter moderner Eleganz.
Von außen bietet die Zentrale von C-Quadrat einen völlig anderen Anblick. Ein klassizistischer Stadtpalast vom Ende des 19. Jahrhunderts beherbergt den Unternehmenssitz. Der Eingangsbereich des Hauses am Wiener Stubenring ist mit Marmor und Stuck an der Decke ausgestattet. Nur der leuchtend blaue Teppich mit dem Firmenlogo lässt vermuten, dass die C-Quadrat-Büros im obersten Geschoss des Prachtbaus einem anderen Stil folgen.
Auch Willert ist ein Mann der Gegensätze. In seiner Freizeit frönt er einem aufregenden Hobby und sucht den Nervenkitzel bei Autorennen. Unter anderem fuhr er schon auf den Formel-1-Strecken im italienischen Monza und auf dem Hungaroring in Budapest. Bei seiner Arbeit geht es hingegen ruhig und emotionslos zu: Willert verlässt sich vollständig auf das von ihm entwickelte automatische Handelssystem ARTS.
Das Computermodell steuert die Portfoliozusammensetzung von inzwischen 13 Dachfonds. Das funktioniert so gut, dass die ARTS-Produkte mittlerweile über die Grenzen Österreichs bekannt und auch deutschen Anlegern ein Begriff sind.
Die Gesellschaft C-Quadrat, die 71 Fonds anbietet, verdankt den von Willert gesteuerten Vehikeln einen großen Teil ihres aktuellen Erfolgs: Innerhalb von gut vier Jahren wuchs das betreute Vermögen auf mehr als das Dreifache: Ende 2005 verwaltete die Gesellschaft 837 Millionen Euro, Ende März 2010 waren es knapp drei Milliarden. 1,3 Milliarden Euro steuerten die ARTS-Produkte bei.
Hinter dem Kürzel, das für Absolute Return Trading Solutions steht, verbirgt sich ein vollautomatisches Handelssystem, das auf Markttrends setzt. Betreut und gepflegt wird es vom Finanzdienstleister ARTS Asset Management. Das Unternehmen ist zwar eigenständig, doch C-Quadrat besitzt das exklusive Vertriebsrecht für die Dachfonds und hält einen Anteil von 45 Prozent an ARTS. Die übrigen 55 Prozent gehören überwiegend Unternehmensgründer Willert, zehn Prozent befinden sich in den Händen der anderen Gründer, Jürgen Kultscher und Markus Letschka.
Willert ist kein gelernter Investmentfachmann. Weder eine Bankausbildung noch ein Wirtschaftsstudium hat er absolviert. Der 47-Jährige studierte Sozialwissenschaften mit einer „stark quantitativen Orientierung“, wie er sagt. Kontakt zum Thema Börse hatte er anfangs nur privat: Trading war seine Leidenschaft. Dass er damit großen Erfolg hatte, blieb anderen nicht verborgen. Willert war Kunde bei einer C-Quadrat-Tochter. Seiner Bankberaterin fiel auf, dass Willert erfolgreich mit Fonds handelte, und wies ihren Mann, Vorstand bei C-Quadrat, auf den umtriebigen Privatanleger hin. Der nahm Kontakt zu dem außergewöhnlichen Kunden auf.
Willert nutzte damals bereits einen Vorläufer seines Handelssystems ARTS. „Ganz einfach gehalten und auf eigenen Excel-Makros basierend“, sagt er. C-Quadrat ließ sich das System erklären und bot ihm schließlich eine Stelle als Fondsmanager an – für ein Vehikel, das kurz vor der Auflösung stand: den DAC-Global-Universal, gerade einmal 1,4 Millionen Euro schwer – „zum Ausprobieren“, erzählt Willert.
Dass der Fonds inzwischen zu einem 435-Millionen-Euro-Flaggschiff avanciert ist, hätte sich wohl nicht einmal Willert träumen lassen. Heute trägt das Produkt den Namen C-Quadrat ARTS Total Return – AMI und führt souverän die Kategorie der flexiblen Dachfonds auf Sicht von fünf Jahren an. 63 Prozent im Plus liegt der Fonds seit Juli 2005.
Die herausragende Wertentwicklung kam vor allem dadurch zustande, dass der Fonds im Horrorjahr 2008 mit einem blauen Auge davonkam: Er verlor erträgliche 7,5 Prozent – ausgezeichnet im Vergleich zum Weltaktienindex MSCI World, der um 38 Prozent nachgab.
Weil Willert sich schon während seines Studiums auf quantitative Forschung konzentrierte, verwundert es nicht, dass er ein Handelssystem entwickelte, das Anlageentscheidungen vollkommen automatisch trifft und auf mathematischen Regeln beruht. Persönliche Vorlieben eines Menschen spielen keine Rolle.
Das wirkt im ersten Moment ziemlich kühl und distanziert. Doch der Erfolg gibt Willert recht: In den vier Kategorien, in die €uro am Sonntag Dachfonds einteilt, finden sich die Fonds mit der ARTS-Strategie über drei und fünf Jahre auf den vordersten Plätzen. Das sind zum einen die Vehikel von C-Quadrat selbst, zum anderen die RAM-Fonds, die von der Versicherungsgruppe Deutscher Ring aufgelegt wurden.
Willerts System basiert auf der Idee, sich Aufwärtstrends anzuschließen und bei Abwärtstrends das Engagement am Markt zu begrenzen. Dabei verhält sich das ARTS-Modell durchaus nicht perfekt. „Wir steigen aus einem fallenden Markt stets ein wenig zu spät aus und in einen steigenden Markt zu spät ein“, sagt Willert. Das ist logisch, denn ein Trendfolgesystem springt erst dann auf einen Trend auf, wenn er sich gebildet hat. Anleger dürften aber gern bereit sein, dieses Manko zu akzeptieren, wenn am Ende herausragende Gewinne erwirtschaftet werden.
Größter Fonds der ARTS-Familie ist der C-Quadrat ARTS Total Return Global – AMI, ein klassisches vermögensverwaltendes Vehikel. Sein Anlageprozess durchläuft zwei Stufen. Im ersten Schritt bestimmt das System die Aktienquote. Ein Investitionsgrad von null bis 100 ist beim C-Quadrat ARTS Total Return Global möglich. Dass diese Spannweite auch ausgenutzt wird, zeigt die Historie des Fonds: Während er 2009 vom Aufschwung der Märkte dank einer Aktienquote von durchschnittlich 80 Prozent profitierte, konnte er 2008 dem Kursrutsch größtenteils entgehen, indem er nur zu etwa 20 Prozent in Aktienfonds engagiert war.
Wie hoch die Quote ist, entscheidet das System anhand des Weltaktienindex MSCI World. „Der Computer betrachtet verschiedene Zeiträume und analysiert anhand der Performance, in welcher Verfassung sich der Markt befindet“, erklärt der Manager. Insgesamt 70 Märkte werden beobachtet: alle 56 Länder und 14 Branchen des MSCI World.
Nachdem das System im zweiten Schritt die Länder und Branchen ermittelt hat, die die stärksten Aufwärtstrends aufweisen, sucht es nach passenden Zielfonds. Auch hier gilt: Produkte, die die Bewegung am stärksten mitmachen, werden bevorzugt. Am Ende landen mal 15, mal 20, mal auch deutlich mehr Vehikel im Portfolio. „Das hängt von der Aktienquote und von den Märkten ab, die als aussichtsreichste ausgemacht wurden“, erklärt Willert.
Ein Ausstieg aus Ländern oder Sektoren erfolgt in drei Fällen. „Wenn sich ein starker Trend in einem Bereich zeigt, der bislang nicht berücksichtigt ist, beenden wir unser Engagement in dem schwächsten Segment“, beschreibt der Fondsmanager die erste Möglichkeit. Fall 2: Die Stop-Loss-Grenze eines Investments wird erreicht. Auf der Basis der historischen Volatilität berechnet das System, wo diese liegt. Märkte, die für gewöhnlich stark schwanken, dürfen etwas stärker verlieren, ehe die Position veräußert wird. „Die Grenze zu eng zu ziehen wäre unsinnig, weil das System sonst zu schnell aussteigen würde“, sagt er.
Die dritte Variante des Ausstiegs: Die Aktienquote verringert sich. In diesem Fall müssen Investments verkauft werden. Auch hier gilt: Von allen Positionen wird diejenige mit dem schwächsten Trend entfernt.
Alle flexiblen ARTS-Dachfonds arbeiten im Wesentlichen nach dem gleichen Prinzip. Beim C-Quadrat ARTS Best Momentum und beim C-Quadrat ARTS Bond wird hingegen die Investitionsquote nicht angepasst. Der Anleihedachfonds verzichtet sogar auf eine Analyse verschiedener Segmente und konzentriert sich auf die Zielfondsauswahl.
Auch wenn sich die Produkte im Detail unterscheiden, die Strategie ist stets die gleiche: starke Trends aufzuspüren und daraus Kapital zu schlagen. Hier folgen alle Dachfonds demselben Muster – Gegensätze wie in Willerts Büro sucht man vergeblich. Doch das ist gut so, denn dieses Muster verheißt Erfolg.
Investor-Info
C-Quadrat ARTS Best Momentum
Der Aggressive
Der offensivste Dachfonds der ARTS-Familie ist stets voll in den Aktienmarkt investiert. Eine Steuerung der Aktienquote findet nicht statt. Er engagiert sich in denjenigen Segmenten, die die stärksten Aufwärtstrends zeigen. Bei der Auswahl der Zielfonds geht der C-Quadrat ARTS Best Momentum aggressiver vor als die übrigen Dachfonds. Er akzeptiert zum Beispiel höhere Marktrisiken. Zudem kann er sich sehr fokussiert aufstellen: Ein einzelner Sektor darf bis zu 40 Prozent des Portfolios ausmachen
C-Quadr. ARTS Total Return Global
Der Flexible
Möglichst beweglich auf alle Marktentwicklungen reagieren zu können, das ist das Prinzip des C-Quadrat ARTS Total Return Global – AMI. Die Aktienquote des Dachfonds darf von null bis 100 Prozent reichen. Der übrige Teil des Fondsvermögens wird in Anleihefonds oder am Geldmarkt angelegt. Aktuell registriert das Handelssystem wenig positive Trends und ist daher nur zu 15 Prozent in Aktienfonds investiert. Chancen erkennt es derzeit bei globalen Nebenwerten und in Asien
C-Quadr. ARTS Total Ret. Balanced
Der Gemäßigte
Auch beim C-Quadrat ARTS Total Return Balanced wird die Verfassung der Märkte analysiert und die Aktienquote angepasst. Aktieninvestments dürfen jedoch maximal die Hälfte des Portfolios ausmachen. In schlechten Börsenzeiten kann das gesamte Vermögen in Anleihe- oder Geldmarktvehikeln stecken. Derzeit beträgt die Aktienquote nur acht Prozent. Ein Fonds für Anleger, die nur zurückhaltend in Aktien investieren wollen.
C-Quadrat ARTS Total Return Bond
Der Konservative
Der C-Quadrat ARTS Total Return Bond ist auf Anleihefonds beschränkt. Eine Steuerung der Investitionsquote findet ebensowenig statt wie eine Sektorauswahl. Lediglich auf der Ebene der Zielfonds werden Entscheidungen getroffen. Es gelangen diejenigen Vehikel ins Portfolio, die die stärksten Trends aufweisen. Aktueller Fokus: globale Hochzinsanleihen. Bester ARTS-Fonds 2009, erzielte aber 2005 bis 2008 leichte Verluste.