Von Dr. Doom zu Dr. Boom: Nouriel Roubini überrascht mit optimistischem Wirtschaftsausblick

Ökonom Nouriel Roubini, einst als "Dr. Doom" für seine düsteren Prognosen bekannt, überrascht mit einem optimistischen Wirtschaftsausblick.
• Nouriel Roubini mit optimistischem Wirtschaftsausblick
• Dr. Doom wird zu Dr. Boom
• Dennoch Kritik an Trumps Handelspolitik
Nouriel Roubini, der sich mit seinen pessimistischen Wirtschaftsprognosen vor der Finanzkrise 2008 einen Namen - nämlich den als Dr. Doom - gemacht hat, schlug jüngst im Gespräch mit Simon Nixon, Herausgeber von Wealth of Nations, auf dem 10. Delphi Economic Forum in Griechenland einen deutlich optimistischeren Ton an, wie greekreporter.com berichtet. "Ich bin vom Doom zum Boom geworden", so Roubini.
Technologische Revolution
Seine optimistischere Sicht auf die US- aber auch die gesamte Weltwirtschaft begründete Roubini mit einer seiner Meinung nach bevorstehenden technologischen Revolution mit Schwerpunkt in den USA, die nicht nur die Produktivität auf ein neues Niveau heben, sondern auch die negativen Auswirkungen von Zöllen & Co. neutralisieren werde. "Zum ersten Mal in der Geschichte treten wir in eine Phase exponentieller Innovation ein. Technologie wird protektionistische Maßnahmen ausgleichen. Selbst inmitten eines Handelskriegs wird die US-Wirtschaft weiter wachsen - und dieses Wachstum wird auf den Rest der Welt übergreifen. Sogar Griechenland kann davon profitieren", zitiert ihn greekreporter.com.
Als einen wichtigen Faktor für das globale Wachstum erachtet er dabei das allgegenwärtige Thema künstliche Intelligenz. "Künstliche Intelligenz wird ein Dutzend wichtiger Sektoren transformieren und das Wirtschaftswachstum ankurbeln", so Roubini, der glaubt, dass das US-Wachstum bis Ende dieses Jahrzehnts 4 Prozent und bis Ende des nächsten Jahrzehnts sogar 6 Prozent erreichen könnte. "Große Unternehmen machen sich keine Sorgen um Zölle. Für sie zählen Investitionen in Technologie und KI. Wenn sie jetzt nicht handeln, werden ihre Konkurrenten sie abhängen", erklärt er. "Angesichts der Dynamik, die Innovationen mit sich bringen, spielt es keine Rolle mehr, ob Mickey Mouse Präsident ist - die Wirtschaft wird weiter wachsen", so Roubini.
US-Zölle im Fokus
Dafür, dass US-Präsident Donald Trump seine kürzlich angekündigten Zölle auf 75 Länder für 90 Tage aussetzt, sieht Roubini laut greekreporter.com vier Hauptgründe: Marktdisziplin, die US-Notenbank, die Wirtschaftsberater des US-Präsidenten und seine schwache Mehrheit im Kongress. "Die Anleiherenditen stiegen, und der Dollar fiel ungeordnet", so Roubini. "Diese Volatilität würde nicht nur die Märkte verunsichern - sie könnte die Wirtschaft zum Absturz bringen. Trump konnte diesem Druck nicht standhalten. Letztendlich waren es Investoren, Anleihenwächter und Marktkräfte, die ihn zum Umdenken zwangen." Im Hinblick darauf fand Roubini auch lobende Worte für Jerome Powell, den Vorsitzenden der US-Notenbank: "Powell hat in diesem Spiel nicht mit der Wimper gezuckt. Er hat gezeigt, dass er in diesem Zusammenhang mehr Macht hat als Trump". Der Ökonom glaubt, dass die USA innerhalb der 90 Tage, für die die Zölle ausgesetzt wurden, Handelsabkommen mit mehreren wichtigen Partnern erzielen könnten - China allerdings ausgenommen.
So könnte Trump laut Roubini zum Beispiel anbieten, die Zölle für Europa auf 10 Prozent zu begrenzen im Gegenzug für höhere Verteidigungsausgaben und ein stärkeres Engagement beim Import von amerikanischem Flüssigerdgas. "Ein 10-prozentiger Zoll auf europäische Waren ist nicht ideal, aber er wird Europas Wirtschaft nicht ruinieren", gibt greekreporter.com Roubini wieder. "Er ist beherrschbar. Tatsächlich könnte dieses Szenario das allgemeine Risiko einer globalen Rezession verringern."
Die Lage zwischen den USA und China betrachtet Roubini jedoch kritischer. "Er glaubt, China wolle die USA untergraben - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch. Ich befürchte, dass selbst bei Gesprächsversuchen keine echte Einigung wahrscheinlich ist. Eine Eskalation erscheint wahrscheinlicher", so Roubini über Trump und dessen Verhältnis zu China.
Doch auch wenn sich Roubini optimistisch zeigt, kritisiert er Trumps Handelspolitik. "Ja, was Trump tut, ist verrückt und unfair", so der Ökonom. Doch seiner Meinung nach müsse auch China "sein Wirtschaftsmodell reformieren. Nicht mehr nur die USA fordern Veränderungen - der Rest der Welt erwartet sie auch."
Redaktion finanzen.net
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