First State Latin America Fund.
Rohstoffboom. Gedämpft.
2013 war kein gutes Jahr für Lateinamerikas Währungen und Aktienmärkte. Sinkende Rohstoffpreise belasteten die südamerikanischen Volkswirtschaften, der durch die nahende US-Zinswende ausgelöste Abgabedruck bei Schwellenländerwährungen wirkte sich gleichfalls negativ aus. Im Endeffekt verlor der brasilianische Real im vergangenen Jahr 17 Prozent gegenüber dem US-Dollar, zugleich zogen Investoren im großen Stil Kapital ab: Die Nettomittelabflüsse aus Brasilien summierten sich mit 12,3 Milliarden US-Dollar auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Auch in Chile stand der Peso unter kräftigem Abgabedruck und büßte im Jahresverlauf rund 11 Prozent seines Wertes ein. Am besten kam 2013 noch der mexikanische Peso weg, der sich zum US-Dollar lediglich um zwei Prozent abschwächte. Hier wirkte sich die investorenfreundliche Politik des neuen Präsidenten Enrique Pena Nieto positiv aus, der es schaffte, den Energiemarkt zu liberalisieren sowie das Steuer- und Bildungssystem zu reformieren. Im Rahmen des nachlassenden Rohstoffbooms haben Südamerikas Volkswirtschaften Probleme, ihr bisheriges Wachstumsniveau zu halten. Von Bloomberg befragte Analysten prognostizieren für die Länder der Region in 2014 zwar einen beschleunigten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von zuvor 2,38 Prozent auf nunmehr 2,88 Prozent, doch liegt diese Wachstumsrate weniger als halb so hoch wie die noch vor wenigen Jahren erreichten 6,4 Prozent (2010). Während die meisten Lateinamerika-Fonds dieser Entwicklung Tribut zollen mussten und über die letzten drei Jahre Wertverluste zwischen 15 und 25 Prozent eingefahren haben, sticht der First State Latin America Fund A EUR (WKN A0RGNV, ISIN GB00B64TSG63) aus dieser Gruppe hervor. Mit einem erstaunlich geringen Minus von lediglich -3,45 Prozent im jüngsten Dreijahreszeitraum kann der First-State-Fonds überzeugen, der von den beiden FondsManagern Tom Prew und Millar Mathieson im Team verwaltet wird. Der am 14. April 2009 aufgelegte Fonds verfügt über ein sehr konzentriertes Portfolio von 31 Einzeltiteln und verwendet den MSCI EM Latin America Index als Benchmark. Das Geheimnis des Erfolges liegt offensichtlich in der Möglichkeit, von diesem gewählten Referenzindex teils erheblich abzuweichen: Denn in der Länderallokation des Fonds liegt Chile noch vor Brasilien an erster Stelle, obwohl die "Schweiz Südamerikas" in der Indexgewichtung weit hinter dem Land am Zuckerhut rangiert. Die Folge: Der Kursrutsch brasilianischer Aktien in 2013 betraf den über ein Volumen von 102 Millionen Euro verfügenden Fonds nur unterdurchschnittlich, womit er sich an die Spitze seiner Vergleichgruppe setzen konnte. Mit welcher Anlagestrategie soll sich diese positive Entwicklung fortsetzen?
FondsStrategie. Chile. Überrepräsentiert.
Der First State Latin America Fund strebt die Erzielung eines langfristigen Kapitalzuwachses durch die Anlage in Aktien von Unternehmen an, die ihren Sitz in Lateinamerika haben oder dort dem Großteil ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen. Der Fonds erwirbt Titel jeglicher Marktkapitalisierung und legt den Schwerpunkt auf Wachstumswerte. Die Benchmark MSCI EM Latin America Index dient dabei lediglich als grobe Orientierung, die beiden FondsManager Prew und Mathieson können nach eigenem Ermessen darüber entscheiden, welche Titel sie in ihr Portfolio aufnehmen. Der große Freiheitsgrad der von den zwei Lateinamerika-Experten getätigten Investments zeigt sich besonders deutlich, wenn man die geographische Zusammensetzung des Fonds mit derjenigen des Referenzindex vergleicht: In der Länderallokation liegt Chile mit 48,1 Prozent auf dem ersten Platz, obwohl das Land im MSCI-Vergleichsindex lediglich über eine Gewichtung von 8,1 Prozent verfügt. Eine äußerst hohe und mutige Übergewichtung des Andenstaates, die sich in der Vergangenheit aber auszahlte! Auf Platz zwei der geographischen Aufteilung liegt Brasilien, wo 32,7 Prozent des FondsVermögens investiert sind - eine deutliche Unterrepräsentation gegenüber der in der Benchmark anzutreffenden Gewichtung von 54,8 Prozent. In Mexiko ist der Lateinamerika-Fonds mit 15,6 Prozent engagiert, eine kleinere Position in Peru (1,3 Prozent) rundet die geographische Struktur ab. Seine Investments in Kolumbien hat der First-State-Fonds aktuell auf 0,0 Prozent zurückgefahren, der Cashbestand liegt per Ende Januar 2014 bei 1,5 Prozent. Wie sieht die Branchengewichtung innerhalb des Portfolios aus?
FondsPortfolio. Konsumtitel. Favorisiert
. Das Portfolio des First State Latin America Fund wird von Firmen aus dem Bereich Basiskonsumgüter dominiert, die 31,8 Prozent des FondsVermögens ausmachen. Mit 19,9 Prozent Anteil an der Gesamtallokation sind Finanzwerte vertreten, die drittgrößte Branche innerhalb des Portfolios stellen Versorger mit 15,4 Prozent. Überdurchschnittlich stark engagiert ist der First-State-Fonds zudem bei Industriewerten (9,4 Prozent), während Titel aus dem Gesundheitswesen (5,9 Prozent) sowie Telekommunikationsunternehmen (5,5 Prozent) eine durchschnittliche Gewichtung erfahren. Abgerundet wird das Portfolio durch Rohstoffunternehmen (4,0 Prozent), IT-Titel (3,9 Prozent) sowie den Sektor der dauerhaften Verbrauchsgüter (2,7 Prozent). Die Cashquote des Fonds liegt per Ende Januar 2014 bei 1,5 Prozent. Bei den Top-10-Positionen des Lateinamerika-Fonds fällt auf, dass man Schwergewichte des brasilianischen Aktienmarktes wie den Ölförderer Petrobras oder den Eisenerzproduzenten Vale vergeblich sucht. Stattdessen warten die Top 10 des Portfolios mit wenig bekannten Titeln wie Porto Seguro, dem größten Autoversicherer Brasiliens, oder dem mexikanischen Nahrungsmittelhersteller Grupo Herdez auf. Dass der Fokus des First-State-Fonds auf wachstumsstarken Konsumtiteln liegt, belegen der chilenische Getränke- und Tabakproduzent CCU sowie die chilenische Beteiligungsgesellschaft Quinenco, die sich beide unter den zehn größten Einzelpositionen des Fonds befinden.
FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.
Der First State Latin America Fund wird in unserer unabhängigen SJB FondsAnalyse dem Dow Jones Latin America Stock Index als Benchmark gegenübergestellt. Die Korrelation zwischen Fonds und Vergleichsindex ist über drei Jahre mit 0,77 deutlich ausgeprägt, für ein Jahr legt sie nochmals leicht auf 0,79 zu. Damit verläuft die Kursentwicklung von First-State-Fonds und SJB-Referenzindex weitgehend parallel, wie auch der Blick auf die Kennzahl R² beweist. Diese liegt für drei Jahre bei 0,60, über ein Jahr fällt sie mit 0,63 etwas höher aus. Somit haben sich mittelfristig 40 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 37 Prozent. Hier zeigt sich, dass das FondsManagerduo Prew/Mathieson auf seiner Suche nach Wachstumswerten zuletzt etwas weniger Gebrauch von seiner Möglichkeit zu benchmarkunabhängigen Investments gemacht hat. Der Tracking Error bestätigt diese Diagnose: Über drei Jahre liegt die Spurabweichung bei 11,86 Prozent und geht auf Jahressicht auf 8,95 Prozent zurück. Welche Risikostruktur besitzt der Lateinamerika-Fonds unter diesen Voraussetzungen?
FondsRisiko. Volatilität. Gedämpft.
Der First State Latin America Fund weist im letzten Dreijahreszeitraum eine moderate Volatilität von 15,42 Prozent auf, die deutlich unterhalb der Schwankungsneigung des Dow Jones Latin America Stock Index liegt: Die von der SJB ausgewählte Benchmark für südamerikanische Aktien hat mit 18,92 Prozent eine merklich höhere Schwankungsintensität zu verzeichnen. Verengt man den Zeithorizont auf ein Jahr, wandelt sich das Bild: Mit 17,05 Prozent liegt die "Vola" des aktiv gemanagten Aktienfonds jetzt leicht über den 16,87 Prozent, die der Vergleichsindex aufzuweisen hat. Insgesamt fällt der Risikovergleich von Fonds und Referenzindex klar zugunsten des First-State-Produktes aus: Hier schlagen die über drei Prozentpunkte geringeren Schwankungen auf längere Sicht stärker zu Buche. Die gedämpfte Schwankungsneigung des First-State-Fonds manifestiert sich auch in dem unter Marktniveau liegenden Beta des Fonds von 0,65 über drei Jahre. Die Risikokennziffer, die die Intensität der Kursbewegungen von Fonds und Index vergleicht, weist für ein Jahr einen Wert von 0,83 auf. Damit schwankt der Lateinamerika-Fonds auf kurze Sicht um 17 Prozent geringer als der Markt, längerfristig sogar um 35 Prozent. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte über die letzten drei Jahre demonstriert, dass der Fonds durchweg das erheblich bessere Risikoprofil besitzt: In allen untersuchten 36 Einzelzeiträumen lag die Risikokennziffer unter dem Marktrisikofixwert von 1,00 und nahm dabei Werte bis zutiefst 0,37 an. Selbst der im Maximum erreichte Beta-Wert von 0,98 unterbietet noch die Schwankungen des breiten Marktes. Insgesamt weist der Südamerika-Fonds damit ein sehr gut kontrolliertes FondsRisiko auf. Präsentieren sich die Renditekennzahlen ähnlich überzeugend?
FondsRendite. Alpha. Attraktiv.
Per 17. Februar 2014 hat der First State Latin America Fund über drei Jahre eine kumulierte Wertentwicklung von -3,45 Prozent in Euro erzielt, was einer Rendite von -1,16 Prozent p.a. entspricht. Damit gelingt es dem aus Tom Prew und Millar Mathieson bestehenden FondsManagerteam, sich deutlich von dem negativen Ergebnis der Benchmark abzusetzen: Der Dow Jones Latin America Stock Index verzeichnet ein weit höheres Minus von -35,39 Prozent, was einer jährlichen Performance von -13,54 Prozent auf Eurobasis entspricht. Der Renditevorsprung des First-State-Produktes erhält sich auch beim Wechsel auf die kurzfristige Betrachtung: Über ein Jahr hat der Lateinamerika-Fonds in Euro gerechnet -21,43 Prozent an Wert verloren, während der Dow-Jones-Vergleichsindex ein Minus von -26,42 Prozent hinnehmen musste. Damit fällt das Gesamturteil für den First State Latin America Fund mit Blick auf seine Performancedaten hervorragend aus: Besonders die immense Mehrrendite im längerfristigen Zeithorizont von über 30 Prozentpunkten überzeugt, aber auch das kurzfristige Renditeplus von knapp fünf Prozent kann sich sehen lassen. Der ausgeprägte Renditevorsprung des Fonds zum Referenzindex wird auch an der Kennziffer Alpha offenbar, die über drei Jahre bei 0,69 und damit klar im positiven Bereich liegt. Auf Jahressicht stellt sich die Renditekennzahl mit 0,23 ebenfalls attraktiv dar. Im rollierenden Zwölfmonatsvergleich über drei Jahre zeigt sich, dass der Lateinamerika-Fonds von First State mit absoluter Regelmäßigkeit ein positives Alpha zu generieren vermochte. In allen analysierten 36 Einjahreszeiträumen gelang es dem Fonds, eine Mehrrendite zum Vergleichsindex zu erwirtschaften. Mit einem Wert von 1,66 in der Spitze überzeugen die Alpha-Werte des Fonds auch in ihrer absoluten Ausprägung und verweisen auf einen nachhaltig erzielten, oft erheblichen Performancevorsprung zum breiten lateinamerikanischen Aktienmarkt. Hier zeigt sich der Erfolg aktiven Portfoliomanagements genau wie die Qualität der sehr individuellen Aktienauswahl des FondsManagerteams, das besonders in der Länderallokation eigene Wege geht. Beeindruckend auch die über drei Jahre erzielte Information Ratio von 1,21, die abschließend belegt, dass das vom Fonds eingegangene Risiko und die erzielte Mehrrendite in einem sehr guten Verhältnis zueinander stehen.
SJB Fazit. First State Latin America Fund.
Mit seiner mutigen, aber zugleich äußerst erfolgreichen Entscheidung, den relativ kleinen südamerikanischen Aktienmarkt Chile deutlich überzugewichten, hat sich der First State Latin America Fund an die Spitze seiner Vergleichsgruppe gesetzt. Sowohl kurz- wie mittelfristig verzeichnet das Investmentprodukt eine klar bessere Wertentwicklung als die Benchmark - und das bei einer meist günstigeren Volatilitätsstruktur. Wenn sich die bislang zaghaften Stabilisierungstendenzen bei Währungen und Wirtschaft Lateinamerikas verstärken, dürfte der Fonds zu den großen Gewinnern gehören. Antizykliker bauen bereits jetzt erste Positionen auf.
Erläuterungen
Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Das Alpha beziffert jenen Teil der FondsRendite, der auf aktive Titelauswahl zurückzuführen ist. Je höher das Alpha, umso besser hat sich der Fonds im Verhältnis zum Markt entwickelt. Beispiel: Ein Alpha von 5,0 zeigt an, dass der Fonds im Vergleich zu seiner Benchmark in den gewählten Betrachtungszeiträumen einen durchschnittlichen Mehrertrag von 5,0 Prozent erzielt hat. Ein positives Alpha deutet darauf hin, dass durch aktives Portfoliomanagement eine Mehrrendite für den Investor erwirtschaftet wurde. Insofern ist die Kennziffer ein Leistungsindikator für erfolgreiches FondsManagement. Gerade im Wettbewerb mit passiven ETFs ist das Alpha das Aushängeschild für Fonds.
Beta
Gilt als Risikomaß. Das Beta ist ein Indikator dafür, wie stark die Erträge eines Fonds tendenziell auf Wertschwankungen am Markt reagieren. Die Kennzahl bemisst die relative Volatilität eines Investmentfonds in Bezug auf den Gesamtmarkt. Anders ausgedrückt: Beta ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Benchmark. Deshalb wird bei der Investmentanalyse einem Index als Repräsentant des Marktes der feste Wert Beta = 1 zugesprochen. Hat ein Fonds ein Beta von 1, ist sein Risiko identisch mit demjenigen des Index. Ein Beta > 1 bedeutet, das FondsRisiko ist überproportional, seine Wertschwankungen sind ausgeprägter. Ein unter 1 liegendes Beta lässt auf geringere Kursschwankungen eines Fonds schließen, er ist risikoärmer. Ein Beispiel: Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht sie 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein hohes Beta bedeutet potentiell höhere Erträge, aber auch ein gesteigertes Risiko. Ein niedriges Beta zeigt an, dass der Fonds potentiell geringere Erträge erzielt, dabei aber auch ein niedrigeres Risiko eingeht. Ein negatives Beta bedeutet, dass sich der Fonds gegenläufig zur Marktentwicklung verhält.
Dividendenrendite
Die Dividendenrendite ist eine klassische Kennzahl zur Bewertung einer Aktie und misst die Dividende einer Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung. Sie wird in Prozent angegeben. Je höher der Wert, desto mehr Anteil an der Unternehmensleistung erhalten Aktionäre in Form der Dividende. Diese Erträge sind unabhängig von der Kursentwicklung an der Börse. Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV werden hier die Erträge als Maßstab für die Rendite genommen, die tatsächlich den Anteilseignern zugute kommen. Hohe Dividendenrenditen können die starke Ertragskraft eines Unternehmens anzeigen, umgekehrt aber auch problematisch sein, da die ausgeschütteten Beträge nicht für Investitionen zur Verfügung stehen.
Information Ratio
Die Information Ratio ist eine Kennziffer zur Beurteilung der Managementqualität eines Fonds. Sie wird errechnet, indem man die Überrendite (aktive Rendite) durch das aktive Risiko teilt. Insofern ist sie das Barometer für den risikobereinigten Ertrag. Die aktive Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen, das aktive Risiko anhand des Tracking Errors. Die Kennzahl liefert eine Aussage, ob das eingegangene Risiko durch die erzielte Mehrrendite gerechtfertigt ist. Ist die Information Ratio positiv, ist dies der Fall. Je höher der Wert, desto besser ist das Management von Rendite und Risiko des untersuchten Fonds.
Korrelation
Die Korrelation ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Die Korrelationskennziffer gibt Richtung und Stärke des Zusammenhangs an und liegt dabei in einer Bandbreite zwischen 1,0 für Investitionen, deren Wertentwicklung absolut gleich verläuft, und -1,0 für Investments, deren Wertentwicklung sich genau entgegengesetzt darstellt. Bei einer Korrelation von 0,0 besteht keinerlei Übereinstimmung. Die Kennzahl macht eine Aussage zur strukturellen Abhängigkeit der Wertentwicklung eines Fonds von seinem Vergleichsindex. Weisen Fonds und Index eine hohe Korrelation auf, werden sie auf dieselben Marktrisiken und -entwicklungen ähnlich reagieren. Die Korrelation sollte im Zusammenhang mit dem Beta-Faktor betrachtet werden und gibt dessen Güte an. Je höher die Korrelationskennziffer an 1 oder -1 heranreicht, desto größer ist die Aussagekraft des Beta-Faktors.
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Die Aussagekraft der Bücher kann je nach Branche variieren und ist bei Industriefirmen beispielsweise höher als im IT-Sektor. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Division des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Wenn der Aktienkurs dem Buchwert entspricht, wird die Aktie zu ihrem "fairen Wert" gehandelt.
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, indem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und das Begleichen von Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel an. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV wird an der Börse als Einstiegssignal in die Aktie interpretiert. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufwärtspotenzial. Liegt das KGV eines Titels hingegen über dem Marktdurchschnitt, kann dies als Ausstiegssignal gewertet werden. Die Aktie gilt als überbewertet, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt, ist hoch. Im Falle korrigierter Gewinnerwartungen kann das KGV zu Fehlinterpretationen führen, da optisch niedrige Kennzahlen die Ertragssituation des Unternehmens nicht mehr richtig wiedergeben.
R²
Die Kennzahl R² baut auf der Korrelation auf. Sie drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Ein R² von 0,7 bedeutet, dass 70,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist bzw. 30,0 Prozent auf die aktive Auswahl von Aktien zurückgeführt werden können. Je deutlicher die Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr dieses auf aktivem FondsManagement basiert. R² hilft also, den Grad sowie die Qualität der FondsManageraktivität einzuordnen.
Sharpe Ratio
Die Sharpe Ratio ist ein Maß für das Gesamtrisiko eines Fonds, da sie die Rendite ins Verhältnis zum absoluten Risiko des Fonds setzt. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die Überschussrendite eines Fonds pro Risikoeinheit. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Liegt die Sharpe Ratio eines Fonds bei 0,40 und damit im positiven Bereich, ist dies ein Indiz dafür, dass die FondsInvestition rentabler ist als die Platzierung des Kapitals am Geldmarkt. Ein negativer Wert bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt. Zu beachten bei der Interpretation dieser Kennzahl ist, dass sich die Definition eines "risikolosen" Zinses im Zuge der Finanzkrise massiv gewandelt hat. Streng genommen sind risikolose Investments gar nicht mehr existent.
Tracking Error
Der Tracking Error ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Zur Berechnung wird die Standardabweichung der Differenzrendite zwischen dem Fonds und seiner Benchmark ermittelt. Insofern wird der Tracking Error auch als Indikator für aktives Risiko verstanden und dient neben Alpha als Grundlage für die Berechnung der Information Ratio. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.
Value-at-risk (VAR)
Der Begriff bezeichnet ein Risikomaß für die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Verlusten einer bestimmten Risikoposition (z. B. eines Portfolios von Wertpapieren) in einem gegebenen Zeithorizont. Ein VAR von 10 Mio. Euro bei einer Haltedauer von 1 Tag und einer als Konfidenzniveau bezeichneten Eintrittssicherheit von 97,5 Prozent bedeutet, dass der potenzielle Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nächsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5 Prozent den Betrag von 10 Mio. Euro nicht überschreiten wird. VAR wurde von J.P. Morgan entwickelt und ist heute ein Standardrisikomaß im Finanzsektor.
Autor: SJB FondsSkyline OHG 1989 für Unternehmer und Führungskräfte
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die wöchentlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.
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