SJB FondsEcho

Aberdeen Latin American Equity Fund.

21.03.14 09:30 Uhr

Aberdeen Latin American Equity Fund. | finanzen.net

Prognose. Gesenkt.

Rückläufige Rohstoffpreise, der Abgabedruck auf Schwellenländerwährungen sowie die erschwerten Finanzierungsbedingungen im Umfeld des allmählichen Auslaufens der US-Niedrigzinspolitik haben auch in den lateinamerikanischen Volkswirtschaften ihre Spuren hinterlassen. So hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das erwartete Wirtschaftswachstum 2014 in Lateinamerika auf 3,1 Prozent gesenkt. Doch auch wenn sich nach vielen erfolgsverwöhnten Jahren das Wachstumstempo in Ländern wie Brasilien, Chile oder Peru zuletzt abgeschwächt hat, bleibt eine Reihe von langfristig positiven Einflussfaktoren auf die südamerikanische Ökonomie bestehen. Hierzu zählen die gute demographische Struktur mit einer jungen und weiter wachsenden Bevölkerung, die fortschreitende Urbanisierung sowie die anziehende Binnenkonjunktur. Das Entstehen einer neuen, an internationalen Trends orientierten Mittelschicht sorgt für eine gesteigerte Konsumneigung, die besonders in Sektoren wie der Telekommunikation, bei Finanzdienstleistungen sowie im Bereich zyklischer Konsumgüter starke Wachstumsraten bedingt. Positiv für die beteiligten Volkswirtschaften: Die Abhängigkeit von den Rohstoffexporten und der dortigen Preisentwicklung sinkt, eine stärkere Abkoppelung von den internationalen Finanzmärkten wird möglich. Zu den langfristig überdurchschnittlich erfolgreichen Südamerika-Fonds gehört der Aberdeen Global - Latin American Equity Fund A2 USD (WKN A0RE2B, ISIN LU0396314238). Der Fonds ist seit dem 23. Juli 2010 am Markt und kann mit einem FondsVolumen von umgerechnet 956,5 Millionen Euro aufwarten. Als FondsManager fungiert das Aberdeen Global Emerging Markets Equities Team unter Leitung von Devan Kaloo. Kaloo legt die regionalen Schwerpunkte auf Brasilien, Mexiko und Chile und hat ein sehr konzentriertes Portfolio von aktuell 36 Einzeltiteln zusammengestellt. Die Branchenschwerpunkte liegen bei Finanzdienstleistern, im Konsumsektor sowie bei Energieunternehmen. FondsWährung ist der US-Dollar, als Referenzindex wird der MSCI EM Latin America 10/40 Index Net TR USD verwendet. Seit Auflegung gelang es dem Fonds, seine Benchmark um 2,85 Prozentpunkte jährlich zu schlagen. Angesichts kräftig nachgebender Notierungen an den Emerging Markets fallen die jüngsten Renditezahlen negativ aus: Über das Gesamtjahr 2013 verzeichnete der Lateinamerika-Fonds ein Minus von -15,03 Prozent in FondsWährung, seit Jahresbeginn lag die Wertentwicklung bei -11,59 Prozent. Mit welcher Strategie will FondsManager Kaloo an die langfristige Erfolgshistorie anknüpfen?

FondsStrategie. Fundamentalanalyse. Präferiert.

Der Aberdeen Latin American Equity Fund verfolgt als Anlageziel das Erwirtschaften einer langfristigen Gesamtrendite durch Investition von mindestens zwei Dritteln des FondsVermögens in Aktien und aktienähnliche Wertpapiere von Unternehmen mit eingetragenem Sitz in Lateinamerika. Hinzu kommen Aktien von Unternehmen, die ihrer Geschäftstätigkeit hauptsächlich in Lateinamerika nachgehen sowie von Holdinggesellschaften, die dort den überwiegenden Teil ihres Vermögens besitzen. Bei seiner Aktienauswahl verfolgt das Global Emerging Markets Equities Team von Aberdeen Asset Management einen Bottom-up-Ansatz, der auf einer genauen Fundamentalanalyse beruht. Das FondsManagement unter David Kaloo trifft seine Investmententscheidungen unabhängig von der Benchmark und betreibt aktives Titelmanagement. Das FondsPortfolio ist konsequent auf einen langfristigen Anlagehorizont ausgerichtet und zeichnet sich durch seine geringe Umschlagshäufigkeit aus: Im Rahmen einer Buy- and Hold-Strategie beträgt die durchschnittliche Haltedauer der Aktien fünf Jahre. Der Wert eines Unternehmens wird in zwei Schritten bestimmt, bei denen zunächst die Qualität und anschließend das Preisniveau überprüft werden. Als Qualitätskriterien hochwertiger Wertpapiere dienen ein gutes Management, effiziente Geschäftsmodelle und eine gesunde Bilanz der jeweiligen Firmen. Die Attraktivität der Bewertung wird dann relativ zu zentralen finanzwirtschaftlichen Kennzahlen, dem jeweiligen Markt und den Geschäftsaussichten berechnet.

FondsPortfolio. Brasilien. Bevorzugt.

Bei der Länderallokation des Aberdeen Latin American Equity Fund liegt Brasilien mit einem Anteil von 66,8 Prozent des FondsVolumens weit vorn. Auf dem zweiten Platz der Länderaufteilung befindet sich Mexiko mit 17,9 Prozent, in Chile sind 7,2 Prozent der Gelder des Lateinamerika-Fonds angelegt, Argentinien kann aktuell mit 3,1 Prozent des FondsVermögens aufwarten, nur unwesentlich geringer sind die FondsBestände in Kolumbien (3,0 Prozent). Aktienbestände in Peru (1,1 Prozent) runden die geographische Aufteilung des Portfolios ab. Die Liquidität des Aberdeen-Fonds liegt per Ende Januar 2014 bei 0,9 Prozent. Bei der Branchengewichtung liegen Finanzdienstleister mit 28,3 Prozent des FondsVermögens an erster Stelle. Der Sektor der allgemeinen Konsumgüter nimmt 22,9 Prozent des FondsPortfolios ein. Auf dem dritten Platz der Branchenallokation sind Energietitel zu finden, die 14,0 Prozent des FondsVolumens ausmachen. Größere Einzelbestände hält der Lateinamerika-Fonds auch bei Werkstoffproduzenten (10,7 Prozent) sowie Firmen aus dem Bereich konjunkturabhängiger Konsumgüter (10,5 Prozent). Die Sektorengewichtung des Portfolios wird durch Industrietitel (10,1 Prozent) sowie Aktien aus dem Gesundheitswesen (1,6 Prozent) abgerundet. Hinzu kommen 1,0 Prozent Wertpapiere aus sonstigen Bereichen. Zu den größten Einzelpositionen zählen der brasilianische Eisenerzproduzent Vale, der Ölförderer Petrobras sowie brasilianische Banken (Banco Bradesco, Banco Itau). Aus dem Konsumsektor komplettieren Titel wie der mexikanische Getränkekonzern FEMSA, Brasiliens Bierbrauer Ambev sowie die Warenhauskette Lojas Renner die Top 10 des Fonds.

FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.

Im Zuge unserer unabhängigen SJB FondsAnalyse haben wir den Aberdeen Latin American Equity Fund dem Dow Jones Latin America Stock Index als Benchmark gegenübergestellt. Die Korrelation ist über drei Jahre mit 0,87 stark ausgeprägt, über ein Jahr geht sie leicht auf 0,79 zurück. Insgesamt liegt die Parallelität der Kursbewegungen von Fonds und Index damit auf einem hohen Niveau, wie auch der Blick auf die Kennzahl R² beweist. Für drei Jahre beträgt sie 0,76, über ein Jahr nimmt die Kennziffer einen Wert von 0,63 an. Damit haben sich mittelfristig 24 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 37 Prozent. Hier zeigt sich, dass das FondsManagement unter seinem Leiter Devan Kaloo die Möglichkeit zu aktivem Portfoliomanagement zuletzt etwas stärker nutzte und eine individuelle Länder- und Titelgewichtung vornahm. Der Tracking Error liegt über drei Jahre bei 9,25 Prozent, auf Jahressicht nimmt die Spurabweichung auf 8,88 Prozent ab. Damit geht der Fonds ein nur moderates aktives Risiko ein. Wie ist es um die Volatilitätswerte des Aberdeen-Produktes bestellt?

FondsRisiko. Volatilität. Gesteigert.

Der Aberdeen Latin American Equity Fund weist über drei Jahre eine annualisierte Volatilität von 20,47 Prozent auf, die noch oberhalb der jährlichen Schwankungen von 17,67 Prozent liegt, die der Dow Jones Latin America Stock Index zu verzeichnen hat. Auch beim Wechsel auf die kurzfristige Betrachtung bleibt dieser Volatilitätsvorsprung des aktiv gemanagten Fonds gegenüber dem Referenzindex erhalten: Hier fällt die Schwankungsneigung des Lateinamerika-Fonds mit 17,09 Prozent rund 1,5 Prozentpunkte höher als die "Vola" der Benchmark aus. Der Dow Jones-Vergleichsindex für den breiten lateinamerikanischen Aktienmarkt bringt es in diesem Zeitraum auf eine Volatilität von 15,63 Prozent. Damit besitzt der Aberdeen-Fonds prinzipiell leicht erhöhte Kursschwankungen gegenüber der SJB-Benchmark. Die moderat gesteigerte Schwankungsintensität des Lateinamerika-Fonds führt konsequenterweise zu einem über Marktniveau liegenden Beta. Für drei Jahre liegt der Beta-Wert bei 1,04, über ein Jahr fällt die Risikokennziffer etwas niedriger als der Marktrisikofixwert von 1,00 aus und nimmt einen Wert von 0,94 an. FondsManager Kaloo und seinem Team gelingt es zumindest kurzfristig, mit ihrer langfristig orientierten Stockpicking-Strategie die Schwankungsintensität des Portfolios geringer als die des Referenzindex zu gestalten. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte illustriert, dass diese Perioden jedoch in der Minderheit sind. In 20 der letzten 32 betrachteten Einzelzeiträume wurde ein Wert von über 1,00 markiert, die Beta-Werte erreichten dabei 1,24 im Hoch. Umgekehrt konnte in zwölf der untersuchten Perioden ein unter Marktniveau liegendes Beta von zutiefst 0,88 verzeichnet werden. Die Risikostruktur des Lateinamerika-Fonds von Aberdeen ist damit gemischt; es wechseln sich Zeiträume gedämpfter und gesteigerter Wertschwankungen ab. Welche Renditeergebnisse konnten so erzielt werden?

FondsRendite. Alpha. Überzeugend.

Per 11. März 2013 hat der Aberdeen Latin American Equity Fund über drei Jahre eine kumulierte Wertentwicklung von -19,78 Prozent in Euro aufzuweisen. Trotz der negativen Vorzeichen ein sehr gutes Ergebnis, wie der Vergleich mit der Benchmark Dow Latin America Stock Index offenbart. Denn der lateinamerikanische Referenzindex hat im selben Zeitraum eine Performance von -34,65 Prozent auf Eurobasis zu verzeichnen. Auf Jahresrenditen umgerechnet, steht einer Performance von -7,08 Prozent p.a. auf Seiten des Fonds ein fast doppelt so hohes Minus von -13,21 Prozent p.a. beim Index gegenüber. Während der längerfristige Renditevergleich klar zugunsten des aktiv gemanagten FondsProduktes ausfällt, ergibt sich im letzten Einjahreszeitraum ein etwa ausgeglichenes Ergebnis: Die Rendite des Aberdeen-Fonds liegt hier mit -32,15 Prozent leicht unter der des Dow Jones-Referenzindex, der mit einer Wertentwicklung von -31,16 Prozent aufwarten kann. Der langfristig beeindruckende Performancevorsprung des Aberdeen Latin American Equity Fund schlägt sich auch in den Alpha-Werten des FondsProduktes nieder. Über drei Jahre liegt das Alpha mit 0,65 klar im grünen Bereich, für den Einjahreszeitraum fällt die Renditekennzahl mit -0,26 leicht negativ aus. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Alpha-Werte zeigt, dass FondsManager Kaloo mit großer Regelmäßigkeit eine Outperformance zum Referenzindex erzielen konnte. In 29 der 32 untersuchten Zeitspannen wurde eine ausgeprägte Mehrrendite erreicht, wobei die Renditekennziffer positive Werte bis 1,64 in der Spitze annahm. Lediglich in drei Einzelzeiträumen war ein negatives Alpha von zutiefst -0,26 zu verzeichnen. Sowohl die Nachhaltigkeit, mit der fast durchgängig ein Renditevorsprung zum breiten Markt erzielt wurde, als auch die Stärke von dessen Ausprägung machen den Lateinamerika-Fonds von Aberdeen zum klaren Sieger im Performancevergleich. Die Information Ratio von 0,76 über drei Jahre bestätigt abschließend das überzeugende Rendite-Risiko-Profil des Fonds.

SJB Fazit. Aberdeen Latin American Equity Fund.

Nach dem mittlerweile rund anderthalb Jahre währenden Kursrutsch lateinamerikanischer Schwellenländeraktien und deren Währungen ist nun ein attraktives Bewertungsniveau vieler Titel erreicht. Langfristig orientierte antizyklische Anleger, die ein Aufstocken ihrer Südamerika-Positionen erwägen, sollten den Aberdeen Latin American Equity Fund ins Visier nehmen, der seit Auflage eine Outperformance zur Benchmark bietet. Die Qualität des nach einem strengen Bottom-up-Ansatz zusammengestellten FondsPortfolios mit seiner geringen Umschlagshäufigkeit überzeugt!

Erläuterungen

Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Das Alpha beziffert jenen Teil der FondsRendite, der auf aktive Titelauswahl zurückzuführen ist. Je höher das Alpha, umso besser hat sich der Fonds im Verhältnis zum Markt entwickelt. Beispiel: Ein Alpha von 5,0 zeigt an, dass der Fonds im Vergleich zu seiner Benchmark in den gewählten Betrachtungszeiträumen einen durchschnittlichen Mehrertrag von 5,0 Prozent erzielt hat. Ein positives Alpha deutet darauf hin, dass durch aktives Portfoliomanagement eine Mehrrendite für den Investor erwirtschaftet wurde. Insofern ist die Kennziffer ein Leistungsindikator für erfolgreiches FondsManagement. Gerade im Wettbewerb mit passiven ETFs ist das Alpha das Aushängeschild für Fonds.

Beta
Gilt als Risikomaß. Das Beta ist ein Indikator dafür, wie stark die Erträge eines Fonds tendenziell auf Wertschwankungen am Markt reagieren. Die Kennzahl bemisst die relative Volatilität eines Investmentfonds in Bezug auf den Gesamtmarkt. Anders ausgedrückt: Beta ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Benchmark. Deshalb wird bei der Investmentanalyse einem Index als Repräsentant des Marktes der feste Wert Beta = 1 zugesprochen. Hat ein Fonds ein Beta von 1, ist sein Risiko identisch mit demjenigen des Index. Ein Beta > 1 bedeutet, das FondsRisiko ist überproportional, seine Wertschwankungen sind ausgeprägter. Ein unter 1 liegendes Beta lässt auf geringere Kursschwankungen eines Fonds schließen, er ist risikoärmer. Ein Beispiel: Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht sie 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein hohes Beta bedeutet potentiell höhere Erträge, aber auch ein gesteigertes Risiko. Ein niedriges Beta zeigt an, dass der Fonds potentiell geringere Erträge erzielt, dabei aber auch ein niedrigeres Risiko eingeht. Ein negatives Beta bedeutet, dass sich der Fonds gegenläufig zur Marktentwicklung verhält.

Dividendenrendite
Die Dividendenrendite ist eine klassische Kennzahl zur Bewertung einer Aktie und misst die Dividende einer Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung. Sie wird in Prozent angegeben. Je höher der Wert, desto mehr Anteil an der Unternehmensleistung erhalten Aktionäre in Form der Dividende. Diese Erträge sind unabhängig von der Kursentwicklung an der Börse. Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV werden hier die Erträge als Maßstab für die Rendite genommen, die tatsächlich den Anteilseignern zugute kommen. Hohe Dividendenrenditen können die starke Ertragskraft eines Unternehmens anzeigen, umgekehrt aber auch problematisch sein, da die ausgeschütteten Beträge nicht für Investitionen zur Verfügung stehen.

Information Ratio
Die Information Ratio ist eine Kennziffer zur Beurteilung der Managementqualität eines Fonds. Sie wird errechnet, indem man die Überrendite (aktive Rendite) durch das aktive Risiko teilt. Insofern ist sie das Barometer für den risikobereinigten Ertrag. Die aktive Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen, das aktive Risiko anhand des Tracking Errors. Die Kennzahl liefert eine Aussage, ob das eingegangene Risiko durch die erzielte Mehrrendite gerechtfertigt ist. Ist die Information Ratio positiv, ist dies der Fall. Je höher der Wert, desto besser ist das Management von Rendite und Risiko des untersuchten Fonds.

Korrelation
Die Korrelation ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Die Korrelationskennziffer gibt Richtung und Stärke des Zusammenhangs an und liegt dabei in einer Bandbreite zwischen 1,0 für Investitionen, deren Wertentwicklung absolut gleich verläuft, und -1,0 für Investments, deren Wertentwicklung sich genau entgegengesetzt darstellt. Bei einer Korrelation von 0,0 besteht keinerlei Übereinstimmung. Die Kennzahl macht eine Aussage zur strukturellen Abhängigkeit der Wertentwicklung eines Fonds von seinem Vergleichsindex. Weisen Fonds und Index eine hohe Korrelation auf, werden sie auf dieselben Marktrisiken und -entwicklungen ähnlich reagieren. Die Korrelation sollte im Zusammenhang mit dem Beta-Faktor betrachtet werden und gibt dessen Güte an. Je höher die Korrelationskennziffer an 1 oder -1 heranreicht, desto größer ist die Aussagekraft des Beta-Faktors.

Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Die Aussagekraft der Bücher kann je nach Branche variieren und ist bei Industriefirmen beispielsweise höher als im IT-Sektor. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Division des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Wenn der Aktienkurs dem Buchwert entspricht, wird die Aktie zu ihrem "fairen Wert" gehandelt.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, indem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und das Begleichen von Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel an. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV wird an der Börse als Einstiegssignal in die Aktie interpretiert. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufwärtspotenzial. Liegt das KGV eines Titels hingegen über dem Marktdurchschnitt, kann dies als Ausstiegssignal gewertet werden. Die Aktie gilt als überbewertet, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt, ist hoch. Im Falle korrigierter Gewinnerwartungen kann das KGV zu Fehlinterpretationen führen, da optisch niedrige Kennzahlen die Ertragssituation des Unternehmens nicht mehr richtig wiedergeben.


Die Kennzahl R² baut auf der Korrelation auf. Sie drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Ein R² von 0,7 bedeutet, dass 70,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist bzw. 30,0 Prozent auf die aktive Auswahl von Aktien zurückgeführt werden können. Je deutlicher die Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr dieses auf aktivem FondsManagement basiert. R² hilft also, den Grad sowie die Qualität der FondsManageraktivität einzuordnen.

Sharpe Ratio
Die Sharpe Ratio ist ein Maß für das Gesamtrisiko eines Fonds, da sie die Rendite ins Verhältnis zum absoluten Risiko des Fonds setzt. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die Überschussrendite eines Fonds pro Risikoeinheit. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Liegt die Sharpe Ratio eines Fonds bei 0,40 und damit im positiven Bereich, ist dies ein Indiz dafür, dass die FondsInvestition rentabler ist als die Platzierung des Kapitals am Geldmarkt. Ein negativer Wert bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt. Zu beachten bei der Interpretation dieser Kennzahl ist, dass sich die Definition eines "risikolosen" Zinses im Zuge der Finanzkrise massiv gewandelt hat. Streng genommen sind risikolose Investments gar nicht mehr existent.

Tracking Error
Der Tracking Error ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Zur Berechnung wird die Standardabweichung der Differenzrendite zwischen dem Fonds und seiner Benchmark ermittelt. Insofern wird der Tracking Error auch als Indikator für aktives Risiko verstanden und dient neben Alpha als Grundlage für die Berechnung der Information Ratio. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.

Value-at-risk (VAR)
Der Begriff bezeichnet ein Risikomaß für die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Verlusten einer bestimmten Risikoposition (z. B. eines Portfolios von Wertpapieren) in einem gegebenen Zeithorizont. Ein VAR von 10 Mio. Euro bei einer Haltedauer von 1 Tag und einer als Konfidenzniveau bezeichneten Eintrittssicherheit von 97,5 Prozent bedeutet, dass der potenzielle Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nächsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5 Prozent den Betrag von 10 Mio. Euro nicht überschreiten wird. VAR wurde von J.P. Morgan entwickelt und ist heute ein Standardrisikomaß im Finanzsektor.

Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.

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