Schwellenländer

Devisen im Ausverkauf

04.02.14 08:00 Uhr

Die Währungen der Emerging Markets sind eingebrochen. Der allgemeinen Kapitalflucht konnte sich kaum ein aufstrebendes Land entziehen.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Der Argentinische Peso machte den Anfang, andere Schwellenländerwährungen folgten und werteten in den vergangenen Tagen teils dramatisch ab, die Anleihekurse dieser Staaten sanken. Das versetzte die Kapitalmärkte rund um den Globus in Unruhe, die Aktienkurse sackten ab. Nur die Fed ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: Sie hat am vergangenen Mittwoch ihre Anleihekäufe weiter reduziert - und kein Wort über die Schwellenländer verloren.

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Die US-Notenbank dreht wegen der anziehenden Konjunktur im eigenen Land den Geldhahn langsam etwas zu. Investoren fürchten, dass damit der Kapitalstrom der vergangenen Jahre in die Emerging Markets versiegen könnte und bringen ihr Geld in Sicherheit. Die - durchaus großen - Unterschiede zwischen einzelnen Schwellenländern spielen da keine Rolle mehr. Das dürfte noch eine Weile so bleiben: Auch wenn sich die Lage an den Devisenmärkten Ende der Woche zunächst etwas beruhigt hat - in den kommenden Monaten ist immer mit größeren Schwankungen zu rechnen.

Dollarisierung in Argentinien
In Argentinien begann der Kursrutsch am 23. Januar, weil die Notenbank - die eigentlich eine langsame Abwertung verfolgt - vorübergehend ihre Stützungskäufe für die heimische Währung einstellte. Der Peso verlor gegen den Dollar in der Spitze über 15 Prozent - der höchste Tagesverlust seit der Staatspleite 2001. Voriges Jahr hat der Peso zum Dollar ein Viertel seines Werts eingebüßt. Die Inflation liegt bei fast 30  Prozent, die Bevölkerung setzt zunehmend auf Dollar. Umtausch oder Kapitalflucht sind aber wegen der Devisenkontrollen schwierig. Der Wechselkurs liegt bei acht Peso je Dollar - am Schwarzmarkt müssen 12,50 gezahlt werden. Bernhard Esser, Analyst von HSBC Trinkaus, spricht von einer Dollarisierung der Volkswirtschaft und stellt fest: "Die Zeichen stehen auf weitere Abwertung des Peso." Auf den anhaltenden Verfall zu setzen, ist für Privatanleger aber wegen des Mangels darauf ausgelegter Produkte schwierig.

Die von Argentinien aus um sich greifende Verunsicherung habe gezeigt, wie anfällig zahlreiche Finanzmärkte in den Schwellenländern seien, sagt Esser. Als relativ stabil gelten Länder wie Mexiko oder Peru - einem allgemeinen Abwärtstrend können aber auch sie sich kaum entziehen. Und besonders schnell ­betroffen sind jene Länder, die ein hohes Leistungsbilanzdefizit haben und auf Kapital von außen angewiesen sind. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat für sie den Begriff "Fragile Fünf" geprägt - gemeint sind: Brasilien, Südafrika, Indien, Indonesien, Türkei.

Massiver Eingriff in der Türkei
Die türkische Notenbank hat sich vor einer Woche in einer Krisensitzung mit einer drastischen Zinserhöhung gegen die Abwertung der Lira gestemmt - und den Leitzins von 4,5 auf zehn Prozent mehr als verdoppelt. Gegen den erklärten Willen von Premier Tayyip Erdoğan, der negative Folgen für die Konjunktur fürchtet. "Die Schwäche der Lira war nur durch einen Zinsschritt zu stoppen", sagt LBBW-Analyst Manfred Wolter. Ebenso wichtig sei aber das Signal an die Politik gewesen, sich nicht länger die Zinsentscheidungen vorschreiben zu lassen. Im Extremfall drohen der Notenbank nun Konsequenzen wie die Rücknahme der Entscheidungen. Das hält Wolter aber für wenig wahrscheinlich. Im Idealfall könnte die türkische Notenbank nach einer Phase der Beruhigung vielmehr wieder leichte Zinssenkungen vorbereiten, um einen Konjunktureinbruch zu verhindern.

Die LBBW sieht den Wechselkurs Ende 2014 bei 2,80 Lira, HSBC rechnet mit 2,69 Lira für einen Euro. Gegenüber aktuellen Kursen von über drei Lira eine kräftige Erholung.

An der Börse Stuttgart gehörten zuletzt Fremdwährungsanleihen in Türkischer Lira zu den Anlegerfavoriten. Ein Papier der deutschen Förderbank KfW etwa bringt bis April 2015 (ISIN: XS 061 516 123 8) eine Rendite von 10,8 Prozent. Zudem sind Wechselkursgewinne möglich. Ein Investment ist jedoch riskant - Anleger müssen gute Nerven haben.