US-Dollar: Wende bei der Leitwährung
Die US-Währung ist gegenüber dem Euro auf ein Zweijahrestief gefallen. Geduldige Anleger setzen auf die Fortsetzung der Schwäche. Von Julia Groß, Euro am Sonntag
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D er Unterschied könnte kaum größer sein: Im März, während des ersten Lockdowns, flüchteten Anleger in den als sicher geltenden Dollar, als ob es kein Morgen gäbe. Der Wechselkurs zum Euro schoss kurzfristig von weniger als 88 Cent pro Dollar auf bis zu 94 Cent hoch. Jetzt, wo zahlreiche Länder in Europa und rund um die Welt erneut strengere Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie erlassen haben, dümpelt der Dollar bei gerade einmal 83 Cent, Tendenz: fallend.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Der Dollar-Index, der den Kurs des Greenback zu den wichtigsten Währungen widerspiegelt, fiel zu Beginn der Woche auf den tiefsten Stand seit 2018. Und zahlreiche Analysten sind sich sicher, dass der Tiefpunkt damit noch nicht erreicht ist. Ende 2021 sehen sie den Dollar demnach zwischen 0,87 Euro und 0,78 Euro - oder spiegelbildlich den Euro bei 1,15 bis 1,28 Dollar.
Die Experten begründen die Dollarschwäche vor allem mit der amerikanischen Geldpolitik. Betrachtet man die Staatsanleihen der Industrieländer, boten US-Titel seit Jahren attraktivere inflationsbereinigte Renditen. Als die US-Notenbank Fed dann ab 2015 drei Jahre lang die Zinsen anhob, kam ein beachtlicher Zinsvorteil hinzu.
Unterschiede ausgeglichen
Doch dieser Vorteil ist mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Pandemiefolgen dahingeschmolzen. Die Fed hat US-Unternehmen mit einer sehr lockeren Geldpolitik unter die Arme gegriffen, und das Ende dieser Strategie liegt noch in weiter Ferne. Das liegt auch am Ausgang der Präsidentschaftswahl: Bleibt es bei der Mehrheit der Republikaner im Senat, rechnen Experten beispielsweise nicht damit, dass Joe Biden ein riesiges Konjunkturpaket durchdrücken kann. Ersatzweise würde die Fed etwa ihre Anleihekäufe ausdehnen, um das Wachstum anzukurbeln. Von Zinserhöhungen ist die Notenbank dagegen weit entfernt. Die Inflation ist niedrig, in Europa noch mehr als in den USA. Das macht, in Relation betrachtet, Anlagen in anderen Währungen attraktiver.
"Der Dollar ist seit 2015 gemessen an der Kaufkraftparität teuer im Vergleich zum Euro", sagt Ulrich Leuchtmann, Leiter Devisen-Research bei der Commerzbank. "Diese ungewöhnlich lange Phase einer deutlichen Unterbewertung war gerechtfertigt, solange sich Fed- und EZB-Geldpolitik qualitativ unterschieden. Mit der neuen Strategie ist dieser Unterschied futsch."
Allein bei einer zu schnellen Aufwertung des Euro zum Dollar würde die EZB wohl eingreifen und, wie bereits im September vorgeführt, eine Zinssenkung androhen. Einer gemächlichen Aufwärtsbewegung des Euro zum Dollar steht jedoch nichts entgegen.
Aufgestiegen: Der ETC
von Wisdomtree setzt mit
Hebel 5 auf eine Abwertung
des Dollar gegenüber dem
Euro. In den vergangenen
zwölf Monaten konnte er
bereits ein Plus von 20 Prozent erzielen.
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