Erste Folgen für Finanzwelt

Was die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro bedeutet

16.01.15 19:56 Uhr

Was die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro bedeutet | finanzen.net

Die Schweizerische Notenbank wagte einen mutigen Schritt: Unangekündigt koppelte sie den Schweizer Franken vom Euro ab und riskierte damit auch eine panische Reaktion am heimischen Markt. Gründe der Schweizer und Folgen für die Finanzwelt.

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Am Donnerstag fiel der Kurs des Euro gegenüber dem Schweizer Franken abrupt um nahezu 30 Prozent - die Schweizerische Notenbank, kurz SNB, hatte sich dafür entschieden, die Bindung des Schweizer Franken zum Euro zu beenden und den bisherigen Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken zum Euro aufzuheben. Nicht nur der Blick auf das Währungspaar ließ nichts Gutes erahnen, auch der SMI schloss sich mit einem Abschlag von zeitweise rund 10 Prozent der aufsteigenden Panik am Parkett an - während der DAX lediglich kurzfristig in die Tiefe rutschte und sich schnell wieder erholte. Unter die Räder geriet ebenfalls der Euro, da die Schweizer nach Expertenmeinung nicht mehr an dessen Wichtigkeit glauben würden und mit der Abkopplung nun die Reißleine zögen. Der Euro sackte zum Dollar auf den Stand von 2003 ab und notierte bei 1,1568 Dollar. An den Finanzmärkten hatte praktisch kein Beobachter mit der abrupten Aufhebung des Kurszieles gerechnet, welches seit 2011 bestand. Schließlich hatte die SNB bis zuletzt zugesichert, den Mindestkurs unter allen Umständen mit unbegrenzten Devisenkäufen verteidigen zu wollen.

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Gründe der Ablösung des Schweizer Franken der SNB

Ein wichtiger Grund für die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro waren Angaben der SNB zufolge Erwartungen einer noch lockereren Geldpolitik in der Eurozone. Die Schweizerische Nationalbank geht wohl davon aus, dass die Europäische Zentralbank, kurz EZB, am 22. Januar Anleihenkäufe im großen Stil verkünden wird. Die Folgen wollten die Schweizer offenbar nicht mittragen. Seit Monaten befindet sich der Euro im Sinkflug - von der EZB gewollt. Die SNB musste deswegen den Franken mit stetigen Devisenkäufen schwächen, um den festen Wechselkurs zum Euro zu halten. Der Druck wurde immer stärker, weil die Schweizer davon ausgehen mussten, dass die EZB mit Staatsanleihekäufen den Kurs des Euro noch weiter drücken würden. Der Trend in Eurozone geht zur wirtschaftlichen Stagnation, das Gespenst Deflation geistert ebenfalls durch den Markt.
Zugleich zeigte sich die SNB zuversichtlich, dass die eigene Zinspolitik den Auftrieb des Franken bremsen kann, wobei der zusätzlich erweiterte Negativzins stark wirken solle. Neben der Aufgabe des Mindestkurses hatte die SNB am Donnerstag den Zins für Bankeinlagen weiter ins Negative gesenkt. Hingegen scheint sich Deutschland nun nicht mehr gegen EZB-Anleihenkäufe zur Wehr zu setzen, welche die Eurozonen-Wirtschaft ankurbeln sollen. Ob die damit beabsichtigte Ausweitung der Geldmenge die Probleme in der Eurozone lösen, bleibt indes abzuwarten.

Erste Folgen für die Finanzwelt

Während die Franken-Maßnahme der stark exportorientierten Schweizer Wirtschaft schaden wird, da der Schweizer Franken im Wert steigt und damit die Einnahmen aus dem Handel mit den wichtigsten Partnern fallen werden, müssen auch Schweiz-Besucher tiefer in die Tasche greifen, da Produkte aus der Schweiz sowie der dortige Ski-Urlaub teurer werden. Nach ersten Schätzungen der Großbank UBS könnten die negativen Folgen für die Exportwirtschaft rund fünf Milliarden Franken oder 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen. Private als auch unternehmerische Kreditnehmer, die sich im bis dato nahezu stabilen Schweizer Franken verschuldet haben, stehen vor Problemen, wenn der Franken weiter steigt und die Rückzahlung der Darlehen damit erschwert würde. Importierte Waren werden für die Schweizer unterdessen erschwinglicher. Die Ersparnisse der Anleger, die ihr Geld in Schweizer Franken angelegt haben, wachsen indes kräftig, auch Steuerflucht-Konten erfahren damit eine starke Aufwertung.
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Erste Finanzhäuser meldeten unterdessen schon einen Tag nach der Franken-Freigabe massive Einbußen, vor allem Devisenhändler. Darunter gar eine Pleite: Der neuseeländische Währungshändler Global Brokers stellte kurz nach Bekanntgabe der SNB seine Geschäfte ein. Die Verluste hätten das Kapital der Firma aufgefressen, womit es nicht mehr den Anforderungen der Finanzaufsicht genüge, so das Unternehmen. Auch der größte US-Anbieter von Devisenhandel für Kleinanleger, FXCM, bezifferte die Verluste seiner Kunden auf 225 Millionen US-Dollar. Dessen Aktie verlor am Donnerstag bereits rund 15 Prozent und am Freitag stand vorbörslich ein weiteres massives Minus von zwischenzeitlich rund 85 Prozent an der Kurstafel, was einem Aktienwert von nur noch 1,49 Dollar entspricht, die Aktie wurde vom Handel ausgesetzt, Gerüchte um eine mögliche Insolvenz machen die Runde am Parkett. Bei der Deutschen Bank beliefen sich die Verluste am Donnerstag angeblich auf rund 150 Millionen US-Dollar. Der Branchenprimus ist eines der bedeutendsten Institute im Währungshandel. Auch andere Devisenhändler vermeldeten Verluste von Kunden in Höhe von mehreren zehn Millionen Dollar. Experten erwarten, dass das Ausmaß erst nach und nach öffentlich wird und weitere Pleiten folgen könnten.

Melanie Flößer/Redaktion finanzen.net

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