Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/USD bald bei 1,20 USD?

21.05.12 09:24 Uhr

EUR/USD bald bei 1,20 USD? | finanzen.net

Lange schien sich der Euro gegen die Krise stemmen zu können, in dieser Woche ging es dann aber richtig nach unten.

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Der mögliche Staatsbankrott Griechenlands und die nun mindestens bis zu den nächsten Wahlen anhaltende Unsicherheit ließ die europäische Einheitswährung abstürzen. EUR/USD fiel auf den tiefsten Stand seit dem Tief Mitte Januar. Vor allem der US-Dollar konnte auf breiter Basis zulegen und war allenthalben als Krisenwährung gefragt.

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Der US-Dollar als Fluchtwährung

Es war aber nicht nur die Eurokrise, die den Märkten Sorgen machte, auch die Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der Weltkonjunktur geht um. Einige schwächere Konjunkturdaten aus den USA und aus China waren dafür die Auslöser. Daher standen auch die Währungen der Emerging Markets, wie der Südafrikanische Rand, der Mexikanische Peso, der Russische Rubel, der Ungarische Forint und andere unter Verkaufsdruck. Der Australische, der Neuseeländische und der Kanadische Dollar gaben als Rohstoffwährungen, die von einer starken Weltwirtschaft abhängig sind, ebenfalls kräftig nach.

Wachstumsängste übertrieben

Doch die Wachstumssorgen sind meiner Ansicht nach übertrieben. Die Eurokrise ist sicherlich eine Gefahr für die Weltkonjunktur, denn sie könnte das Vertrauen von Unternehmen, Verbrauchern und Anlegern weltweit nachhaltig stören. Aber die Weltwirtschaft an sich steht nicht so schlecht da. In der letzten Woche lassen sich genauso viele über den Erwartungen liegende Konjunkturdaten nennen wie Enttäuschungen. So lag das deutsche BIP im ersten Quartal deutlich über den Erwartungen und auch die US-Industrieproduktion überraschte positiv. Das vom ifo-Institut ermittelte Weltwirtschaftsklima machte sogar einen Sprung nach oben. Tatsächlich sieht es gut aus für eine Beschleunigung der Weltkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte. Für die positiven Zahlen sind die Märkte aber derzeit nicht aufnahmefähig.

Der Euro an wichtigen Unterstützungen

Zum Wochenschluss hin konnte sich der Euro etwas erholen. Möglicherweise wird darüber spekuliert, dass die G8 bei ihrem Treffen am Wochenende Maßnahmen gegen die Ausweitung der Eurokrise beschließen. Charttechnisch haben zudem die Wechselkurse gegenüber dem Yen (EUR/JPY) bei 100,00 JPY gegenüber dem Pfund (EUR/GBP) bei 0,8000 GBP und gegenüber dem US-Dollar (EUR/USD) bei 1,2650 USD wichtige Unterstützungen erreicht. Es kann nun kurzfristig eine Gegenbewegung geben, die z.B. EUR/USD bis zur Marke von 1,2850 USD zurückführen können. Der Abwärtsdruck beim Euro wird aber anhalten – Europas Politikern ist ein schwächerer Euro ohnehin nicht unrecht – und EUR/USD wird zumindest nochmals ausgiebig die Unterstützung bei 1,2650 USD testen. Ein weiteres Abwärtsdriften ist ebenfalls möglich. Einen Ausverkauf halte ich aber für unwahrscheinlich, zumal der Markt bereits stark in Euro-Short-Positionen engagiert ist.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.