Bullen zurück am Markt

9.200 US-Dollar zurückerobert: Darum feiert der Bitcoin ein Comeback

27.04.18 08:25 Uhr

9.200 US-Dollar zurückerobert: Darum feiert der Bitcoin ein Comeback | finanzen.net

Nachdem die größte Kryptowährung Bitcoin in diesem Jahr eine Berg- und Talfahrt aufs Parkett gelegt hat, schien sie sich jüngst bei 8.000 Dollar eingependelt zu haben. Doch nun geht es wieder nach oben: Die Gründe.

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Von 1.200 auf 20.000 Dollar und zurück - Bitcoin-Anleger haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Insbesondere seit dem Jahresstart 2018 machte sich eine regelrechte Depression unter Krypto-Fans breit - Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Ripple & Co. brachen auf breiter Basis ein. Was folgte, war eine Achterbahnfahrt sondersgleichen, während sich zweistellige Kursgewinne und Kursverluste im Tagesrhythmus abwechselten. Doch möglicherweise sind nun die Bullen wieder am Ruder: Erstmals seit Monaten hat es die weltgrößte Kryptowährung Bitcoin wieder über die psychologisch wichtige Marke von 9.000 Dollar geschafft. Und Experten rechnen damit, dass der Aufwärtstrend durchaus weitergehen könnte.

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Technische Anpassungen

Während Anleger sich noch fragen, was das plötzliche Comeback ausgelöst hat, sind Analysten sich über die Gründe bereits einig: Das gesamte Kryptoumfeld, in dem Digitalwährungen gehandelt werden, hat sich aus dem Spannungsfeld der vergangenen Monate gekämpft, die Bedingungen für Kryptowährungen haben sich jüngst spürbar verbessert. Fran Strajnar, CEO von Brave New Coin, einem Daten- und Forschungsunternehmen, das sich auf den Markt für Blockchain- und Kryptografie-Assets konzentriert, macht insbesondere Verbesserungen am Lighning-Netzwerk für die jüngsten Entspannungstendenzen verantwortlich. Denn die massiv gestiegene Nachfrage nach den digitalen Token hatte zu einer spürbaren Belastung der Bitcoin-Datenbank gesorgt, die Dauer und die Kosten von Bitcoin-Transaktionen waren kaum mehr wettbewerbsfähig. Dieses Problem will die Community technisch lösen: Mithilfe des Lightning-Netzwerkes sollen Bitcoin-Transaktionen außerhalb der Blockchain gespeichert werden und somit die Datenbank entlasten. Setzt sich das System durch, dürfte auch die Spaltung innerhalb der Community, die zu diversen Hardforks und damit Abspaltungen vom Bitcoin gesorgt hatte, an Brisanz verlieren. Zeitgleich dürften Anleger wieder Vertrauen in die Technik fassen.

Institutionelle Anleger betreten den Markt

Zudem hatten in jüngster Zeit immer mehr institutionelle Anleger ihr Interesse am Kryptowährungsmarkt und der Blockchain-Technologie angemeldet. Für besondere Aufmerksamkeit innerhalb der Community sorgte die Nachricht, dass ausgerechnet Krypto-Skeptiker George Soros in den Handel mit digitalen Währungen einsteigen will. Zwar sei die Investorenlegende generell weniger von den digitalen Währungen an sich, sondern vielmehr von dem Potenzial, das sich hinter der Blockchain-Technologie verberge, überzeugt. Doch die Hoffnung auf frisches Kapital hat dem Bitcoin jüngst trotzdem Flügel verliehen.

Auch dass Venrock, eine Risikokapitalgesellschaft, die von der Familie Rockefeller unterstützt wird, den Einstieg ins Krypotwährungsgeschäft plant, hat die Hoffnungen innerhalb der Bitcoin-Community genährt. Die Gesellschaft arbeite mit CoinFund zusammen, um "eine Krypto-Ökonomie zu schaffen und neue Token-basierte Projekte zu entwickeln", so Venrock-Partner David Pakman kürzlich im Gespräch mit "Fortune".

Auch von den Bankriesen Goldman Sachs und Barclays kamen jüngst Nachrichten, die auf den Einstieg etablierter Finanzhäuser in den Kryptowährungsmarkt hoffen lassen. Während die Goldmänner sich mit Justin Schmidt einen Krypto-Experten an Bord geholt haben, mit dessen Hilfe Goldman Sachs-Kunden beim Kryptohandel unterstützt werden sollen, plant die britische Barclays-Bank möglicherweise sogar einen eigenen Handelsbereich für Digitalwährungen. Zwar hatte das Finanzhaus konkrete Umsetzungspläne zunächst dementiert, ein Bank-Sprecher erklärte allerdings: "Wir beobachten ständig die Entwicklungen im digitalen Währungsraum und werden weiterhin mit unseren Kunden über ihre Bedürfnisse und Absichten in diesem Markt sprechen". Dies lässt Interpretationsspielraum.

Angesichts der Interessensbekundungen großer institutioneller Anleger hofft die Krypto-Community auf einen weiteren Schub für den Markt. Treten traditionelle Investoren in den Markt ein, dürfte sich dies positiv auf die Liquidität auswirken, das frische Geld wird die Preise wohl weiter stützen. Abgesehen davon, dass eine Anerkennung durch institutionelle Investoren Digitalwährungen einen Ritterschlag verpassen und sie aus ihrem Nischenstatus holen könnte.

Panik vorbei?

Der Kryptowährungsmarkt hat angesichts stark gestiegener Kurse im letzten Jahr zahlreiche unerfahrene Anleger gelockt. Starke Kursschwankungen - in diesem Markt eher die Regel als die Ausnahme - hatten zunehmend für Nervosität gesorgt, viele Investoren hatten ihr Geld panikartig abgezogen oder umgeschichtet. Doch inzwischen setzt wieder so etwas wie Realität ein - die Nachfrage nach den digitalen Token ist weiterhin hoch, doch die "Boominvestoren" sind zwischenzeitlich wohl nicht mehr so zahlreich im Markt.

Zeitgleich haben Digitalwährungen inzwischen wieder Kurse erreicht, die viele Anleger als Einstiegsniveau sehen, was den Aufwärtstrend zunächst ebenfalls stützen dürfte.

Regulierungssorgen weniger akut

Darüber hinaus haben sich Sorgen um Interventionen von Regierungen aktuell abgeschwächt. Zwar werden Regulierungsbehörden Bitcoin & Co. auch künftig wohl mit Argusaugen beobachten und möglicherweise auch enger an die Kandare nehmen. Doch zwischenzeitlich mehren sich die Stimmen derer, die vor einer Regulierung warnen. Jan-Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität in Frankfurt, erklärte kürzlich, eine Regulierung des Marktes sei "der größte Fehler" den der Staat überhaupt machen könne. Zwar sollten Anleger vor den Risiken gewarnt werden, staatliche Eingriffe würden Digitalwährungen aber nur helfen, an Boden zu gewinnen.

Auch Sheila Bair, die ehemalige Chefin des FDIC, des Einlagensicherungsfonds der Vereinigten Staaten, appellierte jüngst an Regulierer, auf "Transparenz, Aufklärung und Betrugsabwehr" setzen, und dafür sorgen, dass Kryptowährungen nicht für illegale Aktivitäten genutzt werden. Ein Verbot lehnt sie aber ab: Die Beurteilung, wieviel ein Bitcoin wert sei, solle man doch dem Markt selbst überlassen.

Wert liegt im Auge des Betrachters

Ob der Bitcoin 1.200 oder eher 20.000 US-Dollar wert ist, ist wohl Ansichtssache. Sheila Bair glaubt, einen inneren Wert habe der Bitcoin nicht - "das tun die grünen Scheine in deiner Tasche aber auch nicht", so die Ökonomin. Auch die Experten von Allianz Global Investors sprechen der Digitalwährung einen inneren Wert von "null" zu, während zwei Forscher im Rahmen einer Studie jetzt den "wirklich fairen Wert" von Bitcoin ermittelt haben wollen: Dieser liege bei 20 Dollar.

Die Bitcoin-Community sieht das offenbar etwas anders: Zum Wochenschluss kostet einer der digitalen Token 9.200 Dollar.

Redaktion finanzen.net

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