Neuer Ausverkauf bei den Schwellenländer-Währungen?
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Es ist noch gar nicht so lange her, da haben viele Notenbanken weltweit die geldpolitischen Zügel angezogen.
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Besonders in den Schwellenländern schien die Inflation zum Hauptproblem zu werden. Wachstumssorgen hatte in Brasilien, China, der Türkei und anderen Ländern eigentlich kaum jemand. Sogar die Europäische Zentralbank erhöhte den Leitzins in zwei Schritten auf aktuell 1,50 Prozent, um die Geldpolitik wieder zu „normalisieren“. Die US-Notenbank Fed und die Bank of England haben ihre Sondermaßnahmen zumindest wieder zurückgefahren. Doch seit einigen Monaten lautet das Motto: „Zurück in die Zukunft“. Wie während der Finanzkrise 2008 wird von den Notenbankern wieder tief in die „Werkzeugbox“ gegriffen, um eine Liquiditätskrise bei den Banken zu verhindern. Die Fed machte den Anfang und in dieser Woche folgten die EZB sowie die Bank of England.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Zinssenkungen in den Schwellenländern
Einige Schwellenländer, wie die Türkei und Brasilien, haben bereits zu Zinssenkungen gegriffen, die meisten anderen haben ihren Zinserhöhungszyklus zumindest gestoppt. Auch in den Emerging Markets kühlt sich das Wachstum ab und die Inflationssorgen sind insbesondere wegen der gesunkenen Rohstoffpreise in den Hintergrund getreten. Aber vor allen Dingen spielt die Unsicherheit in Bezug auf die weitere Entwicklung der Eurokrise eine große Rolle. Sollte sich diese noch mehr zu einer Bankenkrise ausweiten, dann wären davon auch die Schwellenländer stark betroffen, und zwar möglicherweise mehr als dies 2008 der Fall war. Denn: Europa ist viel wichtiger für deren Finanzierung als die USA und Japan. Mit 3.400 Mrd. USD stehen die Entwicklungsländer bei europäischen Banken in der Kreide, während es bei US-amerikanischen Instituten „nur“ 727 Mrd. USD und bei japanischen 299 Mrd. USD sind.
Europas Krise lässt niemanden kalt
Es ist wahrscheinlich, dass die europäischen Banken in nächster Zeit zumindest größere Zurückhaltung bei der Vergabe neuer Kredite üben. Das würde auch das Wachstum in den Schwellenländern weiter bremsen. Zudem ziehen private Investoren aufgrund der gestiegenen Risikoaversion zunehmend Gelder aus den Emerging Markets ab. Neun Wochen in Folge verzeichneten die auf Entwicklungsländer fokussierten Aktienfonds Mittelabflüsse, insgesamt 21 Mrd. USD. Das – und die Aussicht auf sinkende Zinsen und Renditen – führten zu teils heftigen Abwertungsdruck auf die Schwellenländer-Währungen.
Wie geht es nun weiter?
Möglicherweise kehrt sich die Entwicklung am Devisenmarkt kurzfristig um. Die energischer werdenden Reaktionen der Notenbanken auf die Eurokrise sowie die anscheinend wachsende Entschlossenheit der europäischen Politiker könnten den Risikoappetit der Anleger wieder etwas steigen lassen. Viele Schwellenländer-Währungen waren aus charttechnischer Sicht stark überverkauft, haben aber in den letzten Tagen bereits wieder etwas zugelegt. Eine Wende ist dies allerdings noch längst nicht, denn die Eurokrise wird sich trotz allem fortsetzen und die Banken werden weiter in Schwierigkeiten stecken. Auch die Anleger werden weiterhin zu große Risiken meiden. Währungen, wie z.B. die Türkische Lira, der Südafrikanische Rand, der Brasilianische Real und andere, werden in den nächsten Monaten weiterhin unter Verkaufsdruck stehen. Und: Der US-Dollar dürfte wie Ende 2008 die Safe-Haven-Währung Nummer eins bleiben. Sie sollten sich darauf einstellen und nicht zu früh wieder auf risikoreiche Anlagen und Währungen setzen!
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.